Marokko - ein Märchen aus 1001 Nacht

Reisezeit: November 2019  |  von Beate Böttner

Tag 2 - Von Marrakesch nach Fès

Der frühe Morgen

Um 06:00 Uhr klingelte Andreas Wecker. Ich hab ihn nicht gehört. Bin dann aber dennoch kurz nach ihr erwacht. Duschen, anziehen, ein wenig Farbe ins Gesicht, Rucksack schließen und um 06:55 Uhr saß ich am Frühstückstisch. Die meisten waren bereits gesättigt und zogen mit ihrem Gepäck Richtung Bus. Was wollten die da schon? Der Bus fährt doch erst um 07:30 Uhr? Egal, ich nehme in Ruhe das Frühstück ein, trinke meinen Kaffee und gehe um 07:20 Uhr wieder hoch aufs Zimmer, trinke einen zweiten Kaffee und bin letztlich Punkt 07:30 Uhr am Bus. Klar bin ich die Letzte, aber pünktlich. Und gleich geht die Fahrt in den Sonnenaufgang hinein los, durch Marrakesch. Vorbei am Royal Theater, am Bahnhof und vielen Menschen, die die traditionelle Kleidung jellaba tragen, eine art längerer Mantel mit Kapuze.

Das Königliche Theater im Morgengrauen

Das Königliche Theater im Morgengrauen

07:36 Uhr - in den Straßen von Marrakesch-

07:36 Uhr - in den Straßen von Marrakesch-

08:05 Uhr - Sonnenaufgang über den Hohen Atlas

08:05 Uhr - Sonnenaufgang über den Hohen Atlas

...bei El Kelaâ des Sraghna

...bei El Kelaâ des Sraghna

Kleine Hügelkette in der Gegend um El Kelaâ des Sraghna

Kleine Hügelkette in der Gegend um El Kelaâ des Sraghna

Pause während der 500 km langen Busfahrt

Pause während der 500 km langen Busfahrt

Mann in typischer jellaba

Mann in typischer jellaba

Unterwegs

Unterwegs

Beni-Mellal

Kurz vor 11:00 Uhr erreichen wir Beni Mellal, eine moderne Stadt am Fuße des Mittleren Atlas. Zunächst haben wir eine halbe Stunde Zeit, uns die Beine in einem schönen Garten zu vertreten, ehe es weiter geht zum Mittagessen. Hier bekamen wir Salat (mit Essigwasser gewaschen, daher –hoffentlich– ungestraft zu essen) und Kefta (kleine Fleischbällchen in einer Soße aus Tomaten, Zwiebeln, Kümmel und Safran) in der typischen Tajine mit Reis gereicht. Natürlich hat auch Kesra (ein flaches Brot) nicht auf dem Tisch gefehlt. Gern nahm ich als Nachtisch einen „noss noss“ zu mir, eine sehr. Mischung aus halb Kaffee und halb Milch. Nach einer Stunde setzten wir unsere Fahrt fort.

Die Gegend um Beni Mellal ist sehr fruchtbar. Schon lange bevor der Islam hier ankam, wurde die Stadt von Berbern und Juden bewohnt. Im 13. Jahrhundert verlief hier die Grenze zwischen den Königreichen Marrakesh und Fès. Die weithin sichtbare Kasbah ( sprich: Kasbach = Festung) wurde 1680 erbaut. Hier befindet sich zugleich eine der wichtigsten Wasserquellen in Afrika. Das Wasser zweier Flüsse wird in dem riesigen Stausee Bin–El–Ouidane–Stausee gestaut, der zugleich der größte See Marokkos ist. Der Stausee dient zu allererst der Energiegewinnung. Über ein riesiges Rohr wird das Wasser dann zu den Bewässerungsanlagen an den Feldern geleitet. Darin liegt ein riesiger Vorteil für Marokko, das dadurch sehr fruchtbar ist. So kann der Boden um Marrakesch, Meknès und Fès dreimal im Jahr bestellt werden. Allerdings hat es hier schon so lange nicht ausreichend geregnet, dass der Stausee so wenig Wasser hat, wie Merdan es noch nie gesehen hat. Marokko hat insgesamt 37 Stauseen.

Hauptsächlich werden in dieser Gegend Hartweizen, Oliven und Orangen angebaut. Dabei ist die beste Erntezeit der Orangen der Dezember..

Blick auf die Festung von Beni Mellal

Blick auf die Festung von Beni Mellal

Pause im Garten

Pause im Garten

Pause im Garten

Pause im Garten

Die Früchte dieser Mimose werden gern geerntet und für Rosenkränze genutzt.

Die Früchte dieser Mimose werden gern geerntet und für Rosenkränze genutzt.

Hier nahmen wir unser Mittagessen ein

Hier nahmen wir unser Mittagessen ein

noss noss- ein leckeres Kaffee-Getränk

noss noss- ein leckeres Kaffee-Getränk

Weiter Richtung Fès

Abweichend von der ursprünglich geplanten Reiseroute fahren wir nicht in das 1.700 m hoch gelegene Ifrane, da die Straße dorthin sich gerade im Bau befindet. So wird uns unsere Fahrt lediglich auf etwa 1.100 m Höhe führen. Die Landwirtschaft wird weniger, hier überwiegt nun Viehwirtschaft.
Marokko hat 27 Millionen Schafe, es gibt ein 4 Tage dauerndes Hammelfest, je nach Höhenlage gibt es Unterschiede in Wolle und Fleisch. 30% des Leders in Europa kommt aus Marokko. Insbesondere für Autos und Möbel. Eine große Fabrik ist in Tanger. Manche sagen, Marokko sei in seiner Entwicklung 70 oder gar 80 Jahre hinter Deutschland zurück, doch Frauen durften hier schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Führerschein machen.

Unterwegs haben wir unzählige Störche gesehen, teilweise mehrere Hundert an einer Stelle. Das sind die, die aus Europa hierher kommen und hier überwintern. Um 14:55 Uhr durchfahren wir Khenifra, gegründet von den Franzosen, daher gibt es auf so vielen Häusern „Spitzdächer“, die überhaupt nicht marokkanischem Baustil entsprechen.

Wir fuhren vorbei an Olivenhainen, Weinfeldern, vielen Agaven und Kaktusfeigen am Straßenrand. Und obwohl es unterwegs zeitweise regnete, sind kontrastreiche Fotos in der Bergwelt gelungen.

Ein staatliches Krankenhaus

Ein staatliches Krankenhaus

Wieder mal Kamele am Straßenrand

Wieder mal Kamele am Straßenrand

Die Landschaft verschwindet in Wolken

Die Landschaft verschwindet in Wolken

Ob das mal gut geht?

Ob das mal gut geht?

Die älteste Königstadt: Fès

Fès gilt als geistige und religiöse Hauptstadtbank Landes und wurde von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Die Stadt besteht aus dem historischen Zentrum Fès el– Bali, der Meriniden–Königsstadt Fès el–Jedid und den ordernden Vierteln, die zu Zeiten de französischen Protektorats entstanden.
Gegen 17:45 Uhr sind wir in Fès angekommen. Wir bezogen unser Zimmer und fanden uns um 19:00 Uhr zum Abendessen ein. Wieder sehr reichlich und wohlschmeckend. Heute Abend gönnten wir uns marokkanischen Rotwein zum Essen.

Um 20:15 Uhr brachen wir dann auf zu unserm Spaziergang „Fès bei Nacht“ in der Medina. Zunächst hielten wir am Königspalast. Hinter den goldenen Toren verbirgt sich auf 38 ha eine ganze Stadt, in der die Dienstangestellten des Königs leben. Es gibt dort Schulen, Krankenhäuser und alles, was zum Leben so nötig ist. Dabei leben die Dienstangestellten des Königs hier mietfrei. nur der König und seine Wächter und Bediensteten haben Zugang zum Palastinneren und zu den schönen Gärten. Dann fuhren wir weiter mit dem Bus bis zur Medina. In der Medina selbst fahren keine Fahrzeuge. Es gibt nur Fußgänger und ggfs.. Maultierkarren. Für diese sollte immer Platz gemacht werden. Das geschieht, in dem laut „ ballak“ gerufen wird. Es handelte sich um einen wirklich kurzen Spaziergang von etwa 20 Minuten. So, wie Merdan „Fès bei Nacht“ angekündigt hatte, waren wir davon eher enttäuscht. Als alle wieder in den Bus einsteigen sollten, entschieden Andrea und ich, noch ein wenig auf eigene Faust durch die Medina zu ziehen. Natürlich sagten wir Merdan Bescheid, der es mit „Das sind die deutschen Frauen“ lachend kommentierte. Selbstverständlich gab er uns einige Bedenken mit auf den Weg. Wir sollten nur nicht in die Nebengassen gehen. Dort seien oft drogenabhängige Männer und die könnten gefährlich werden. Wir versprachen, auf uns aufzupassen. Ich wies auf meinen Talisman vom Fetischmarkt in Lomé hin, der mich bislang überall sicher durch die Lande brachte. Merdan lachte. Und so zogen wir los - natürlich doch etwas abseits der in der Gruppe gegangenen Wege und mit kleineren Abstechern auch in die Seitengassen. Überall Geschäfte mit Gewürzen, Schmuck, Keramik, Leder, Gemüse, Fleisch, Obst....und sehr netten Menschen. Andrea kaufte dann auch gleich noch etwas Fenchel. Der junge Mann zeigte uns begeistert, dass das Geschäft, das sein Vater an ihn übergeben hat, im Lonely Planet Reiseführer erwähnt und abgebildet ist. Ein anderer Mann bat uns in sein Geschäft und hieß und Willkommen. Er freute sich über ein Foto von und mit ihm und betitelte mich als seine Frau. Ich fragte ihn, wie viele Frauen er denn noch hätte. „Gar keine“, lautete seine lachend vorgetragene Antwort. Als es recht plötzlich wieder zu regnen anfing, traten wir durch weitere Nebengassen den Rückweg zum Blauen Tor an, an dem wir uns eines der „petit taxi » ( das sind in Fès rote Autos, die nur innerhalb der Stadt fahren dürfen) nahmen. Wenn wir die Fahrweise auch für gewöhnungsbedürftig befanden, so lieferte uns der Fahrer für 5 EUR wohlbehalten an unserem Hotel Tghat ab. Hier pellten wir uns schnell aus den nassen Sachen, zogen Trockene an, nahmen unseren restlichen Wein und gingen in den W-lan Bereich des Hotels, um zu schreiben und Fotos zu posten. Doch das will heute nur schwer gelingen. Daher verschiebe ich es nun lieber auf morgen, denn die Mitternacht ist gerade vorüber. Und der Wecker klingelt zwar später als heute, aber dennoch schon um 06:30 Uhr.

Unser heutiges Zimmer im Hotel Tghat

Unser heutiges Zimmer im Hotel Tghat

Schmeckt

Schmeckt

Oben arabische Schrift von rechts nach links geschrieben, unten Berberschrift von links nach rechts geschrieben

Oben arabische Schrift von rechts nach links geschrieben, unten Berberschrift von links nach rechts geschrieben

In der Medina von Fès

In der Medina von Fès

Wenn Minarette keine Muster aufweisen,handelt es sich um eine Freitagsmoschee.
Minarette die mit Kacheln verziert sind, gehören zu Hochschulen.

Wenn Minarette keine Muster aufweisen,handelt es sich um eine Freitagsmoschee.
Minarette die mit Kacheln verziert sind, gehören zu Hochschulen.

Die Medina auf eigene Faust erkunden.

Die Medina auf eigene Faust erkunden.

Und rein in die kleinen Nebengassen.

Und rein in die kleinen Nebengassen.

Ein kleines Café

Ein kleines Café

Wie das duftet - da macht sich umgehend Appetit breit

Wie das duftet - da macht sich umgehend Appetit breit

100 g grebelter Fenchel für 1,50 €

100 g grebelter Fenchel für 1,50 €

Wieder eine kleine Nebengasse

Wieder eine kleine Nebengasse

Das Blaue Tor

Das Blaue Tor

Vor den Toren des Königspalastes

Vor den Toren des Königspalastes

© Beate Böttner, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Landschaftliche Schönheit und orientalisches Flair -7 Tage Rundreise mit Besuch von 5 der bedeutendsten UNESCO-Weltkulturerbestätten. In Casablanca und den vier Königsstädten kann noch heute der Glanz längst vergangener Zeiten bewundert werden. Wir werden erhabene Sultanspaläste entdecken und in eine Welt aus 1001 Nacht eintauchen. Anschließend erholen wir uns eine Woche in Marrakesch.
Details:
Aufbruch: 10.11.2019
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 24.11.2019
Reiseziele: Marokko
Der Autor
 
Beate Böttner berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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