Marokko - ein Märchen aus 1001 Nacht

Reisezeit: November 2019  |  von Beate Böttner

Tag 7–Argan, Essaouira und 1001 und eine Nacht

Mal wieder ganz füh

Heute hieß es um 06:00 Uhr aufstehen, also für mich um 06:30 Uhr. Andrea hatte sich wieder durch den Imam, der zum Gebet rief, vor dem Klingeln des Weckers aus dem Schlaf holen lassen.
Wir gingen frühstücken und ich war wenige Minuten nach 07:30 Uhr im Bus. Und schon ging die Fahrt los. Einen Tagesausflug nach Essaouira hatten wir uns zu unserer Grundreise hinzugebucht, denn dieser Ort hatte es uns schon nach entsprechender Lektüre der Reiseführer angetan.

Morgengrauen

Morgengrauen

Unsere Fahrt ging in den Sonnenaufgang hinein, vorbei an endlos unbebauten Landschaften. Neben uns erhoben sich majestätisch Gebirgszüge. Merdan sprach von einer Steinwüste, die wir durchfahren werden bis zu unserer Pause nach ca. 2 Stunden. Bis dahin hatte ich also Gelegenheit, ein wenig zu schlafen. Doch auch die Steinwüste hatte für mich ihren Reiz. Etliche Häuser schienen im Bau befindlich. Manche dieser Orte wirkten wie komplette Investruinen und doch waren Menschen hier zu sehen.
Dann und wann wurden Ziegen getrieben.

Rast auf dem Weg nach Essaouira

Rast auf dem Weg nach Essaouira

Steinwüste

Steinwüste

Arganbäume

Dann kamen wir an den ersten Arganbäumen vorbei.

Der Arganbaum soll schon seit 80 Millionen Jahren in Marokko wachsen und gehört damit zu den ältesten Baumsorten der Welt. Die dornigen Bäume werden bis zu 12 m hoch und haben bis zu 30 m tiefe Wurzeln.
Heute sind sie nur noch im Südwesten Marokkos heimisch. Man hat Versuche unternommen, diese Bäume woanders anzupflanzen, so in Israel, Australien und Neuseeland. Die Bäume wachsen dort zwar, tragen jedoch keine Früchte. Es wurde dann festgestellt, dass ein bestimmtes Bakterium, das in Symbiose mit der Wurzel des Baumes lebt, dafür sorgt, dass die Bäume Früchte tragen und das gibt es eben nur hier. Lediglich vom Hörensagen weiß Merdan, dass es Israel inzwischen gelungen sein könnte, die Bäume zum Früchte tragen gebracht zu haben.

Da der Bestand der Bäume sehr stark zurückgegangen ist, hat die UNESCO deshalb 1998 ein mehr als 8.000 Quadratkilometer grosses Gebiet zum Biosphärenreservat erklärt, mit dem Ziel, das Aussterben der Arganie zu verhindern und den Baum sowie dessen Früchte nachhaltig zu nutzen.

Frauenkooperativen

1999 wurde die „Union des Coopératives des Femmes de l’Arganeraie“ gegründet – als erster Verbund lokaler Kooperativen. Die Arbeit in den Kooperativen hilft den Frauen, ihre wirtschaftliche und soziale Situation zu verbessern. Wir besuchten kurz eine davon – die Frauenkooperative Marjana, die als einzige die Früchte der umliegenden Bäume ernten darf. Die Bäume hier gehören dem Staat. „Marjana“ ist eine eigene Marke, hier kauft auch der König die Produkte, um sie als Gastgeschenke zu nutzen. Sie sind daher auch nicht eben billig.

Wir erfuhren schon unterwegs von Merdan, dass die ausgetrockneten Früchte traditionell per Hand vom Boden aufgelesen werden, da sie wegen der vielen Dornen und der dichten Zweige nicht vom Baum heruntergeschlagen werden können. Allenfalls werden in Plantagen vibrierende Rüttelmaschinen eingesetzt. Dann fallen die Früchte auf ein Netz und werden von dort per Hand eingesammelt.

Er erzählte uns auch, dass die Beeren hart sind und eine dicke und bittere Schale haben. Werden sie reif, sind sie gelblich bis orange oder rötlich. Der glatte, hellbräunliche und mandelgroße, sehr harte Kern besteht aus einem einzelnen oder aus bis zu vier zusammengewachsenen Samen. Diese enthalten jeweils einen weißlichen Samenkern in Form eines Plättchens, der etwa so groß wie ein großer Sonnenblumenkern ist. Aus diesen „Samenplättchen“ wird dann das Öl gewonnen.

Lalla Marjana

In der Kooperative wird uns gezeigt, wie die Früchte des Arganbaumes im wahrsten Sinne des Wortes geknackt werden. Frauen sitzen auf dem Boden, haben einen großen Stein vor sich, einen kleinen in der Hand und klopfen damit die harte Schale der Arganfrucht auf. Und das ist keine Show! Das wird tatsächlich nach wie vor auf diese traditionelle Weise gemacht. Die jahrhundertealten Kenntnisse und Praktiken zur Nutzung des Baumes und seiner Früchte wurden im November 2014 sogar als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt.

Andrea und ich haben es versucht. Während Andrea den Kern freilegte, habe ich nur blaue Finger bekommen....

Auch hier hatten wir die Möglichkeit, die Produkte käuflich zu erwerben. Den sehr intensiven Honig, Amlou und das Öl konnten wir zuvor kosten. Mein Rucksack wird um 350g schwerer sein. Amlou kommt mit nach Deutschland.

Aua

Aua

Essaouira

Dann fuhren wir weiter nach Essaouria, einer Hafenstadt, dem Ort, dem die Portugiesen im 15. Jahrhundert den Namen Mogador – „Stadt des gut geschützten Hafens“ gegeben hatten, weil der Ort von Meeresseite her gut geschützt ist.

Uns empfing eine Stadt mit weißen Häusern direkt am Atlantik. Die Wellen tosten. Die Surfer hatten ihren Spaß. Und wir auch.

Fisch

Die hier verwendeten Fischerboote sind aus Holz, das blau angestrichen ist. Diese Bauweise geht auf eine mehr als 3.000 Jahre alte Tradition zurück. Die Phönizier haben die Bauart mitgebracht. Wir sahen zu, wie ein Boot zu Wasser gelassen wurde. Etwa 15 Männer hielten es auf der kleinen Vorrichtung auf Rädern. Doch vor einem Tor rutschte das Boot von ihr runter. Mit vereinten Kräften gelang es den Männern schließlich, das Boot wieder in die Spur zu bringen. Der Weg hinunter zum Wasser war noch einmal beschwerlich, denn die kleine Straße führt recht steil nach unten und die Männer brachten all ihre Kraft auf, damit das Boot ihnen nicht wegsauste. Überall waren Fischer, die ihre Netze flickten oder auch ihren Fang bearbeiteten, indem sie die Fische ausnahmen. Die Reste warfen sie den Möwen hin. Die stürzten sich sogleich mit einer Macht darauf, dass wir einen Schritt zur Seite springen mussten, um nicht umgeworfen zuwerfen. Es werden hier sehr viele verschiedene Fische geangelt, am meisten jedoch Sardinen. Diese werden dann nach Casablanca gebracht, wo sie überwiegend für den Export weiter verarbeitet werden.

Alle Mann ran

Alle Mann ran

Altstadt

In der Altstadt nahmen wir unser heutiges Mittagessen ein. Wie sollte es in einer Fischereistadt anders sein – wir labten uns an leckerem Fisch. Anschließend bekamen wir 1,5 Stunden Zeit, Essaouira zu erkunden. Ulrike wollte einen silbernen Armreif für sich und ihre Nichte mit nach Hause nehmen. Merdan hatte empfohlen, Silberschmuck nicht auf einem souk zu kaufen. Er würde Imam bitten, sie zu einem entsprechenden Geschäft zu führen. Andrea und ich sowie ein paar andere aus unserer Gruppe schlossen sich an. Und eine weitere Erinnerung an dieses Land ziert nun meinen Hals.

Mittagessen

Mittagessen

Ob sich da was für mich findet?

Ob sich da was für mich findet?

Ja– da am Hals

Ja– da am Hals

Andrea und ich zogen dann allein weiter durch die Altstadt. Merdan hatte auf der Hinfahrt erzählt, dass inzwischen sehr viele Familien Ferienzimmer hier anbieten, wo für wenig Geld ganze Familien eine gute Unterkunft finden. Essaouira ist bei vielen Marokkanern beliebt für einen Kurzausflug. Andrea fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, dass wir eine Nacht aus unserer tollen Club–Anlage „ausbrechen“ und hier verbringen. So schauten wir auf unserem Rundgang in diesem und jenem Hotel vorbei, ließen uns die Zimmerpreise nennen und sind nun entschlossen, es zu tun. Wir werden den Wetterbericht „befragen“, denn schöner ist es am Meer ja schon, wenn die Sonne scheint.
Die engen Gassen mit den unzähligen Geschäften sind natürlich auch in Essaouira vorhanden. Bunt, quirlig....schön. Wir suchten einen Weg aus dem Gewirr zum Meer. Das war gar nicht so einfach. Einige Male endete unser Weg durch ausgesprochen flache Torbögen an Wohnungseingangstüren – auch diese bunt, fast immer mit Fliesen umgeben. Also wieder zurück. Letztlich haben wir es geschafft und fanden uns an einer Festungsanlage, von wo aus wir einige Zeit der tosenden Brandung zusahen. Und schon waren die eineinhalb Stunden fast um und wir traten den Rückweg zum Bus an.

Eile geboten

Andrea trieb etwas zur Eile, denn es bleiben uns nur noch 10 Minuten. Solch „Antreiben“ setzt in meinem Körper immer eine gewisse Lähmung in Gang. Ich denke, wir fanden einen Mittelweg. Andrea immer etwas voraus, ich in meinem Tempo hinterher. Es kam, wie es fast immer kommt, wenn ich pünktlich bin. Die Abfahrt verspätete sich. Und warum? Weil Imam irgendwo seinen Rucksack hatte stehen lassen und ihn nun holen wollte. 10 Minuten später fuhren wir los. Imam hat deinen Rucksack übrigens erst an unserer Raststätte von einem anderen Busfahrer bekommen.

Hier kamen wir nicht mehr weiter

Hier kamen wir nicht mehr weiter

Geht es hier lang?

Geht es hier lang?

Oder hier zum Meer?

Oder hier zum Meer?

Blick auf den Atlantik

Blick auf den Atlantik

Ziemlich windig ist es hier

Ziemlich windig ist es hier

Essaouira

Essaouira

Surfer haben ihren Spaß

Surfer haben ihren Spaß

Zurück ins Hotel

Um 15:10 Uhr also startete unser Bus. Es gab wie immer eine 20 minütige Pause unterwegs, die wir mit Kaffee oder Tee im sonnigen Garten verbrachten.

Auf der weiteren Fahrt zurück nach Marrakesh erhoben sich wieder die Gebirgsketten, diesmal schon von der allmählich untergehenden Sonne in schönes Licht getaucht. Auf manchen Bergen haben wir gemeint, Schnee entdeckten haben. Aber den gibt es in dieses Höhenlagen dann wohl doch noch nicht.

Doch damit war unser Tag heute noch lange nicht zu Ende.

Im Hotel angekommen, ging Andrea ein wenig zu Abend essen. Ich war noch irgendwie satt.

Rückfahrt

Rückfahrt

Orientalischer Abend

Um 20:45 Uhr war ein weiterer Treffpunkt am Bus. Für diejenigen unserer Gruppe, die sich für einen fantasievollen Abend vor der Kulisse aus 1001 und eine Nacht, mit Reitershow und allem drum und dran entschieden hatten, war der Abend noch lange nicht zu Ende.
Um 21:30 Uhr hatten wir das Ziel „Chez Ali“ erreicht. Hier erwartete uns die besagte Kulisse, die auch schon öfter für den Film genutzt wurde.
Traditionelle Musik und Gesänge in ebensolcher Bekleidung verschiedener Stämme geleiteten uns auf unserem Weg zu unserem kulinarischen Platz. Wir hatten eine Stunde Zeit, Nüsse und Obst zu essen, Wein zu trinken (ein Getränk war im Eintrittspreis enthalten) und dabei verschiedenen Stämmen noch einmal genauer zuzusehen und zuzuhören, denn sie kamen der Reihe nach in jedes der vielen „Restaurants“ und führten sich und ihre Kunst vor. Natürlich wollten sie alle auch ein entsprechendes Trinkgeld in Empfang nehmen.

Traditionelle Kleidung und Kultur

Traditionelle Kleidung und Kultur

Stärkung vor de Show

Stärkung vor de Show

1001 und eine Nacht

Kurz vor 22:30 Uhr hieß es dann, von indoor nach Outdoor zu wechseln, denn die eigentliche Show fand draußen statt. Man konnte in der Arena noch auf Kamelen reiten oder mit einer Kutsche fahren.
Eine ganze Stunde sahen wir den Reiterkunststücken und allem anderen zu. Eine Bauchtänzerin trat auch auf, doch Merdan hatte schon gesagt, dass Bauchtanz nicht zur hiesigen Kultur passt.

Ganz besonders imposant fanden wir es, als hinter dem Palast der Mond aufging. Da war dann „1001 und eine Nacht“ perfekt, so rein vom Bild her.

Beschwingt und fröhlich stiegen wir gegen 23:45 Uhr in unseren Bus und ließen uns ins Hotel fahren.

Ein erlebnisreicher, schöner Tag ging zu Ende.

Der Mond ist aufgegangen

Der Mond ist aufgegangen

Reiter zeigen ihr Können

Reiter zeigen ihr Können

Kulisse aus 1001 und einer Nacht

Kulisse aus 1001 und einer Nacht

Es war ein schöner Abend

Es war ein schöner Abend

© Beate Böttner, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Landschaftliche Schönheit und orientalisches Flair -7 Tage Rundreise mit Besuch von 5 der bedeutendsten UNESCO-Weltkulturerbestätten. In Casablanca und den vier Königsstädten kann noch heute der Glanz längst vergangener Zeiten bewundert werden. Wir werden erhabene Sultanspaläste entdecken und in eine Welt aus 1001 Nacht eintauchen. Anschließend erholen wir uns eine Woche in Marrakesch.
Details:
Aufbruch: 10.11.2019
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 24.11.2019
Reiseziele: Marokko
Der Autor
 
Beate Böttner berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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