Marokko - ein Märchen aus 1001 Nacht

Reisezeit: November 2019  |  von Beate Böttner

Tag 9 - raus aus der Anlage, rein nach Marrakesch

Ausschlafen angesagt

Die erste Nacht im All-inklusive Ressort Aqua Mirage haben wir gut verbracht, obwohl die lautstarke Animation bis zu uns drang. Andrea war kurz nach 21:00 Uhr im Bett, ich - für meine Verhältnisse muss ich „bereits“ einfügen - um 22:30 Uhr und so konnten wir so richtig ausschlafen. Ich war allerdings um 05:30 Uhr schon mal wach, sah aus dem Fenster und bei ganz klarer Sicht zeigte sich mir der Orion so herrlich, dass ich erstmal den Fotoapparat zückte und eine Weile fotografierte.

Koutoubia–Moschee

Koutoubia–Moschee

Als Andrea vom erfrischenden morgendlichen Bad im Pool zurückkam, weckte sie mich. Da war es dann kurz nach 09:00 Uhr. Bis 10:30 Uhr gab es Frühstück. Und das schafften wir dann auch. Die Angebote an den verschiedenen Frühstücksbüfetts waren unglaublich in jeder Hinsicht! Eine Straße mit diversen Eierspeisen - kalt, warm, Omelette hier, Omelette so, Omelette da, ein Buffet mit Joghurt, Obst, Müsli, eine Straße mit Käse, Wurst, Butter… und so weiter und so fort. Die Menschenmassen waren auch gewöhnungsbedürftig. Wir trafen Ulrike und Susanne und haben zusammen gefrühstückt. Wir zogen uns mit ihnen in den Raum zurück, wo erst Menschen ab 16 Jahren ihr Essen einnehmen dürfen. Damit hatten wir wenigstens etwas Ruhe. Pünktlich um 10:30 Uhr räumte das Personal alles ganz schnell ab. Wir nahmen unsere Reste und setzen uns draußen in die Sonne. Kein Wunder, dass die so in Eile waren, denn ab 12:00 Uhr gibt es für die Alles–Inklusive Gäste ja bereits wieder das Mittagessen.

Marrakesch zog früher Kiffer ohne Ende an. Der Name des Cafés spricht Bände

Marrakesch zog früher Kiffer ohne Ende an. Der Name des Cafés spricht Bände

Bloß raus hier!

Nun überlegten wir unser Tagesprogramm. Wir entschieden uns, heute nach Marrakesch zu fahren und dafür den öffentlichen Bus zu nehmen.
Um 12:00 Uhr trafen wir uns an der Rezeption, zugegebenermaßen war ich erst kurz nach zwölf da, und dann gingen wir die etwa 300 m vor zur Straße. Und weil wir Glück hatten, stand auch schon der Bus Nummer 35 da, der uns dann mit vielen Einheimischen in die Stadt nahm. Wir löhnten unsere 75 Dirham, was etwa 0,70 € entspricht und kamen alsbald an der Koutoubia-Moschee an.

Marrakesch

Von dort nahmen wir unseren Weg in die Medina. Ziemlich schnell bogen Andrea und ich in einem kleinen Laden ab, der draußen Ausflugstipps angeboten hat. Wir verbrachten dort etwa eine halbe Stunde und ließen uns alles erklären. Nun haben wir die Qual der Wahl und können uns überlegen, ob wir den einen oder anderen Tages- oder sogar Mehrtagesausflug unternehmen. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis her kam uns das viel mehr gelegen, als das, was uns in unserem Hotel angeboten wurde.

Ab ins Getümmel

Ab ins Getümmel

Mystisches Licht

Mystisches Licht

Wir überquerten den Gauklerplatz, auf dem früher die Hinrichtungen vorgenommen wurden, und tauchten ein ins Gewühl der unendlichen Gassen. Wir bestaunten die Kräuterstände, an denen es so herrlich nach Minze und allen möglichen Kräutern roch. Ein Granatapfelsaft, diesmal mit Ingwer, fand auch den Weg in meinen Magen und war wieder sehr lecker. Auch an dem Stand mit diversen Nüssen, Mandeln - süß, Natur oder auch gesalzen, konnten wir nicht vorbeigehen. Zunächst durften wir alles kosten. Und dann nahmen wir einen Mix aus allen mit. Und obendrauf ließen wir uns noch 100 g schon geknackte Walnüsse geben. Wie lecker die doch schmecken, wenn man sie nicht selber knacken muss.

Kräuter – dieser Duft !

Kräuter – dieser Duft !

Nüsse ohne Ende

Nüsse ohne Ende

Datteln und Feigen

Datteln und Feigen

Gegen 14:00 Uhr fanden wir ein kleines Restaurant mit einer Terrasse, von der aus wir einen herrlichen Blick über die Altstadt bis hin zu den Bergen, aber auch über den Gauklerplatz hatten. Wir studierten die Karte, bekamen einen Zettel und einen Stift gereicht. Auf diesen sollten wir schreiben, wofür wir uns entschieden hatten. Und auf eben diese: Zettel erhielten wir zum Schluss auch unsere Rechnung. So was hatten wir auch noch nicht erlebt. Wir nahmen eine marokkanische Suppe, Tee und den leckeren Kaffee mit Milch, das Ganze für 5,80€.

Blick über den Gauklerplatz

Blick über den Gauklerplatz

Unsere Bestellung, unsere Rechnung

Unsere Bestellung, unsere Rechnung

Blick vom Terrassencafé über die Medina Richtung Berge

Blick vom Terrassencafé über die Medina Richtung Berge

Wie gut es uns doch geht

Wie gut es uns doch geht

Um 15:00 Uhr brachen wir zu unserem weiteren Stadtbummel auf. Ich erstand unterwegs eine jeballa für mich. Die wird mir im Winter zu Hause auf dem Balkon gute Dienste leisten. Ich bekam sie letztlich für die Hälfte des zunächst vom Verkäufer aufgerufenen „guten“ Preises. Da er ziemlich schnell auf meinen als „höchsten Preis“ genannten Vorschlag einging (und der lag bei 50% des von ihm als gut bezeichneten Preis), nehme ich an, ich habe ungefähr das Doppelte von dem bezahlt, was Marokkaner dafür ausgeben müssten.

Meine warme jeballa

Meine warme jeballa

Noch ein frisch gepresster Granatapfelsaft sollte es sein, diesmal von einem Stand, wo er noch mit einer Handpresse hergestellt wurde. Andrea durfte selbst Hand an die Presse legen. Es war ordentlich mühsam und aus vielen Kernen floss gar kein Saft heraus. So übernahm der junge Mann die Arbeit wieder und schnell hatte ich meinen Saft.
Wir beobachteten auch noch die Müllentsorgung. Ein kleines Auto kam, schon beladen mit irgendwelchen Schalen, und unser junger Mann kippte seine Granatapfelreste mit hinzu. Dann setzte sich das Maultier in Bewegung und zog den Müll davon.

Biomüllabfuhr

Biomüllabfuhr

Wir wollten noch unbedingt zu der Apotheke „Rosa Huile“, wo wir neulich mit der Gruppe schon waren, um dort einzukaufen. Doch wie konnte der Weg durch das Labyrinth der Gassen gefunden werden? Kein Problem! Der Verkäufer rief von dem gegenüberliegenden Geschäftes einen jungen Mann. Der sollte uns hinführen. Das tat er auch. Schnellen Schrittes eilte er voraus, wir artig hinterher. Etwa 5 Minuten später hatten wir unser Ziel erreicht. Ohne ihn hätten wir vermutlich eine Stunde gebraucht. Er wollte nicht mal ein Trinkgeld für seine Dienste. Wir trafen auf einen Angestellten und sagten, dass wir etwas kaufen wollten. Er ging mit uns ganz nach oben in einen extra Raum. Da ich mir bei unserem ersten Besuch in dieser Apotheke sämtliche Anwendungen und Preise aufgeschrieben hatte, hatten wir uns schnell entschieden, welche Produkte wir mit nach Hause nehmen wollen. Es sind zwei ordentlich große Tüten geworden. Wir nahmen uns noch Zeit für einen leckeren Pfefferminztee und dann ging es weiter durch die Altstadt.

Das schnuppert

Das schnuppert

Friseur, in dem nur Männer Bärte rasieren und Haar schneiden – an Männern

Friseur, in dem nur Männer Bärte rasieren und Haar schneiden – an Männern

Wo sind wir?

Aber irgendwann mussten wir wohl durch ein Tor gegangen sein und waren außerhalb der Medina. Hier sahen wir nur wenige Touristen, mehr Einheimische. Einige Kilometerchen weiter nahmen wir ein nächstes Tor und waren vermutlich wieder in der Altstadt. Wer weiß das schon so genau? Wir kauften uns ein Stück Kuchen, doch in den Geschäften wo es Kuchen gibt, gibt es leider keinen Kaffee oder Tee. Also packen wir den Kuchen ein und suchten uns ein Café. Das fanden wir bald an einer Straßenecke, stiegen die engen Treppen hinauf auf die Terrasse und genossen auch von dort einen Blick auf das Leben auf der Straße und die untergehende Sonne. Es war mittlerweile nach 18:00 Uhr und ein leichtes Hungergefühl machte sich bei uns beiden breit. So entschieden wir uns für einen vegetarischen Couscous. Wir haben uns eine Portion geteilt und das war völlig ausreichend. Erst um 19:30 Uhr setzten wir nach dem Essen, zwei Kännchen Tee und zwei Kaffee und um 11 € ärmer unseren Weg fort.

Jenseits der Mauer

Jenseits der Mauer

Hier fühlten wir uns nicht so wohl– also schnell durchs nöchste Tor zurück

Hier fühlten wir uns nicht so wohl– also schnell durchs nöchste Tor zurück

Lecker

Lecker

Hilfe!!!

Nun kam es wie es kommen musste – wir fanden nicht mehr heraus aus dem Wirrwarr der Altstadt. Was blieb uns anderes übrig: wir fragten jemanden nach dem Weg zum Gauklerplatz. Der junge Mann, ein Student, nahm sich unser an und begleitete uns tatsächlich bis zum Platz. Das hatten wir schon im Reiseführer gelesen: man solle es nicht ablehnen, wenn einer einem den Weg zeigen wollte, denn allein hätte man kaum eine Chance, wieder herauszufinden. So war das also. Wir gaben ihm ein kleines Trinkgeld, er freute sich und wir freuten uns auch.

Entfliehen

Nun führte uns unser Weg direkt zu Jaouad, mit dem wir zu Beginn unserer heutigen Tour über mögliche Ausflüge gesprochen hatten. Er hatte uns gesagt, er sei bis 21:00 Uhr vor Ort. Um 20:55 Uhr trafen wir bei ihm ein. Doch er hatte noch andere Kunden. Als er mit diesen fertig war und er uns sah, freute er sich, dass wir tatsächlich noch einmal wieder gekommen waren. Inzwischen wussten wir, was wir unternehmen wollten und so buchten wir unsere Ausflüge. Andrea war so lieb und ließ sich darauf ein, morgen mit mir zu den Ouzoud– Wasserfällen zu fahren. Am Mittwoch wird sie ins Ourika-Tal aufbrechen und ich zu einer Tour über den hohen Atlas bis nach Merzouga, wo ich unterwegs eine Nacht in einem Hotel und eine Nacht in einem Zelt in der Wüste schlafen werde. Am Freitag komme ich zurück. Auch mit den Preisen, die Jaouad uns angeboten hat, sind wir sehr zufrieden. Sie sind doch deutlich geringer, als wenn wir hier in unserem Aqua Mirage diese Ausflüge gebucht hätten. Meine Tour kostet beispielsweise im Normalfall 125 €. Ich habe sie für 90 € bekommen. Da mein Bargeld weder in Euro noch in Dirham reichte, um den morgigen Ausflug und meine Tour zu bezahlen, gab sich Jaouad zufrieden mit dem, was ich noch hatte. Da habe ich dann noch mal fünf Euro gespart. Andrea und ich wir sind sehr froh, dass wir dieser All inclusive Anlage entfliehen können.

Wie kommen wir zurück in unsere Club–Anlage?

Nun war es mittlerweile kurz vor 22:00 Uhr. Wir wollten zu unserem einheimischen Bus Nummer 35 laufen, verdrücken uns allerdings noch ein wenig auf dem Gauklerplatz, wo wieder viel los war. Als wir an der Bushaltestelle ankamen, stand dort kein Mensch mehr. Wir waren unsicher ob wir die richtige Haltestelle angelaufen waren. Also fragten wir Wartende an einer anderen Haltestelle. Von diesen bekamen wir die Auskunft, der Bus Nummer 35 würde um diese Zeit nicht mehr fahren.

Hier ist immer was los – auf dem Gauklerplatz

Hier ist immer was los – auf dem Gauklerplatz

Flaschenangeln auf dem Gauklerplatz

Flaschenangeln auf dem Gauklerplatz

Auch verkauft wird am späten Abend noch auf dem Gauklerplatz

Auch verkauft wird am späten Abend noch auf dem Gauklerplatz

Alles gut gegangen

Hatten wir nicht irgendetwas von 23:00 Uhr als dem letzten Bus gelesen? Na egal, irgendwie mussten wir ja nach Hause kommen. Die Haltestelle unseres Shuttle Bus hatten wir auch nicht mehr im Kopf. Wir fragten zwei andere Shuttle Busfahrer, doch sie wussten es auch nicht und verwiesen uns letztlich auf ein Grand Taxi und zeigten uns den Weg dorthin. Wir haben es problemlos gefunden, fragten nach dem Preis, bekamen noch den Tagespreis und nicht den Nachttarif genannt. Da wir ohnehin keine andere Chance hatten, stiegen wir ein und waren eine Viertelstunde später im Aqua Mirage.
Jetzt werden schnell noch Sachen gepackt für den morgigen Ausflug und dann geht es schnell ins Bett.

Koutoubia–Moschee bei Nacht

Koutoubia–Moschee bei Nacht

Wieder im Aqua Mirage – wie schön so ein Pool doch sein kann, wenn schon alles schläft

Wieder im Aqua Mirage – wie schön so ein Pool doch sein kann, wenn schon alles schläft

© Beate Böttner, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Landschaftliche Schönheit und orientalisches Flair -7 Tage Rundreise mit Besuch von 5 der bedeutendsten UNESCO-Weltkulturerbestätten. In Casablanca und den vier Königsstädten kann noch heute der Glanz längst vergangener Zeiten bewundert werden. Wir werden erhabene Sultanspaläste entdecken und in eine Welt aus 1001 Nacht eintauchen. Anschließend erholen wir uns eine Woche in Marrakesch.
Details:
Aufbruch: 10.11.2019
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 24.11.2019
Reiseziele: Marokko
Der Autor
 
Beate Böttner berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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