Corona-Spaziergänge vor Ort

Reisezeit: Mai 2020 - Juni 2021  |  von Herbert S.

Aachen - Spaziergang durch Laurensberg

Wir starten einen Rundweg durch den Ortsteil Laurensberg, der uns zu den 'restlichen' denkmalgeschützten Häusern und Höfen führt, an dem Bahnübergang zwischen Richterich und Laurensberg. .

Laurentiusstr. 2 - „Wehrturm Hirsch“ auch „Türmchen“ genannt

Laurentiusstr. 2 - „Wehrturm Hirsch“ auch „Türmchen“ genannt

Der Turm war Bestandteil des Überwachungs- und Meldesystems des Aachener Reiches. Ursprünglich zweigeschossig wurde er im 19. Jh. aufgestockt. Der Wehrturm besteht aus Bruchstein, im Kern ist es der ehemalige Wachturm Hirsch oder Türmchen. Die niedrigeren Flügel an beiden Seiten wurden 1684 mit Bruch- und Blausteinwerk erbaut.

Nur wenige Hausnummern weiter finden wir mit Haus 'Linde' eine weiß geschlämmte vierflügelige Hofanlage in Bruch- und Backsteinbau mit Blausteinwänden. Der Turmhelm wurde 1892 hinzugefügt.
Heute beherbergt die Anlage eine ganze Reihe von Firmen sowie einige Wohneinheiten.

Laurentiusstr. 16-20 - „Haus Linde“

Laurentiusstr. 16-20 - „Haus Linde“

Wir biegen einen kleinen Verbindungsweg 'An der Rast' nach links ab, um in der Mittelstrasse das „Gut Büschchen“ anzuschauen. .

Mittelstr. 30 - Gut Büschen

Mittelstr. 30 - Gut Büschen

Gut Büschen ist ein vierflügeliger Bruchsteinhof, der im 17. Jh. erbaut und im 18. (Wirtschaftsgebäude) und 19. Jh. (Wohnhaus) jeweils umfangreich runderneuert und erweitert wurde. Das weit überstehendes Dach auf Holzkonsolen aufgelegt macht für den hiesigen Raum einen etwas exotsichen Eindruck.

Dann geht es den steilen Fitzeberg hinauf zur Pfarrkirche St. Laurentius.

Pfarrkirche St. Laurentius - Ersterwähnung um 870

Pfarrkirche St. Laurentius - Ersterwähnung um 870

1482 erfolgte ein Neubau im neugotischen Stil. Aus dieser Zeit stammt auch der noch erhaltene Turm. 1912/13 wurde erneut ein Neubau durch Dombaumeister Joseph Buchkremer errichtet.

Laurentiusstr. 79 - Pfarrhaus

Laurentiusstr. 79 - Pfarrhaus

Geht man die Laurentiustr. bis zur Kreuzung Rathausstr., so findet man mit dem Haus Barrière ein altes Zollhaus.
Das weiß geschlämmte zweigeschossige Gebäude aus Bruchstein, Mergel und Backstein besitzt eine Fassade im „Aachen-Lütticher-Stil“ mit kaiserlichem-doppelköpfigem Adler der von den Thurn und Taxis betriebenen Kaiserlichen Reichspost über der Eingangstür.

Rathausstr. 63 - Haus Barrière - 1775-1785

Rathausstr. 63 - Haus Barrière - 1775-1785

Das ehemalige Zollhaus Barrire, heute Wohnhaus, wurde 1780 bezogen, nachdem die Abtei Rolduc 1776 eine Straße vom Kloster nach Maastricht gebaut hatte, um darauf Kohle zu transportieren. Die Fassaden des zweigeschossigen Baus in fünf zu drei Achsen bestehen aus Handquadern und wurden geschlämmt. Die Öffnungen der Tür und der hochrechteckigen Fenster sind mit Blausteingewänden mit Keilstein gerahmt. Grün-weiße Schlagläden geben dem Haus sein altgewohntes Aussehen. Das für die Bauzeit typische Mansardedach deckt das Gebäude, über dessen Portal eine Reliefplatte mit dem bekrönten doppelköpfigen Adler angebracht wurde. Der ehemalige Schlagbaum vor dem Haus soll durch eine Kette von innen zu betätigen gewesen sein.

Direkt gegenüber führt eine lange Einfahrt zum Gut Berger Hochkirchen. Die vierflügelige Hofanlage wurde mehrfach erweitert und ergänzt: (16 Jh. (Ostflügel) ;18. Jh.) Wohnhaus und Treppenturm (17./18. Jh.) sowie Wirtschaftsgebäude (18./19. Jh.),

Rathausstr. 45 - Gut Berger Hochkirchen

Rathausstr. 45 - Gut Berger Hochkirchen

weiß geschlämmte Bruch- und Backsteingebäude mit Blausteinwänden

weiß geschlämmte Bruch- und Backsteingebäude mit Blausteinwänden

Die vierflügelige Hofanlage des 16. bis 19. Jahrhunderts besteht aus einem Wohnhaus des 17. bis 18. und Wirtschaftsgebäuden des 18. bis 19. Jahrhunderts. Der Bau wurde in Bruch- und Backstein errichtet, geschlämmt und mit Blausteingewänden versehen. Das Wohnhaus befindet sich teilweise in der südlichen Hälfte des Ostflügels. Dieser Teil gehört noch zur älteren Anlage des 16. Jahrhunderts. Sie ist zweigeschossig, aus Werkstein, mit schmalen, großenteils vermauerten Quersprossenfenstern und gotischem Dachgesims. An der Hofseite tritt vor diesen Trakt ein Treppenturm des 17. bis 18. Jahrhunderts mit quadratischem Grundriß. Das obere Drittel des Schaftes wurde in Ziegeln erneuert und mit einer niedrigen Schieferhaube mit schließender Laterne bekrönt. An diesen Flügel schließt nach Westen der aus dem 18. Jahrhundert stammende ebenfalls zweigeschossige Wohnhausteil in sechs zu zwei Achsen mit Walmdach an. Nach Norden hin schließt sich ein Wirtschaftsgebäude mit Toreinfahrt aus Werkstein an.

Das ehemalige Rathaus von Laurensberg ist das „Haus Weyenberg“ , das etwas bergab in der Rathausstr. 43 liegt.
Es handelt sich um ein schmales giebelständiges Backsteingebäude mit Blausteinwänden und Satteldach. - Neubau im 18. Jh. und Umbau im 19. Jh.;

Eine Katharina Wayenberg hat bereits 1319 gelebt. Haus Weyenberg ist erstmalig 1524 erwähnt, als Johann von Hoenkirch (Hohenkirchen), Amtmann zu Randerrath gegen Bartholomäus Mutzhagen, den Provisor des Spitals zu Aachen wegen der Bezahlung eines Erbzinses von dem Weyenbergs-Hofe bei Aachen am Reichskammergericht klagt. Um 1775 ist Marcellus Blees aus Aachen als Besitzer des Weyenbergs genannt. Das bestehende Gebäude wurde im 18. Jahrhundert erbaut und im 19. Jahrhundert umgebaut. Das schmale, giebelständige Backsteinhaus ist weiß geschlämmt. Das zweigeschossige Wohnhaus ist in zwei zu fünf Fensterachsen mit hohen Blausteingewänden gegliedert. Eine Achse wurde später angefügt. Rückwärtig befindet sich ein achteckiger Pavillon. Das Haus wird von einem Satteldach überdeckt. Ein Teil vor dem ehemals zugehörigen Park und die Torpfosten sind erhalten geblieben.

Unterhalb der Eisenbahnunterführung ist auch das 'neue Rathaus' als Bezirksamt der Stadtveraltung Aachen interessant.

Rathausstr. 12 - Bezirksamt Laurensberg

Rathausstr. 12 - Bezirksamt Laurensberg

Der Industriebau der ehemaligen chemischen Werke (siehe auch Kap. Tuchindustrie) beherbergt heute einige Firmen, einen Weinhandel sowie ein Restaurant.

Rathausstr. 10 - ehem. chemischen Werke

Rathausstr. 10 - ehem. chemischen Werke

Gegenüber geht es in ein Neubaugebiet 'Wildbcher Mühle', in dem noch ein weiteres Relikt aus der Tuchindustrie steht.

Haus Fußgänger - Wildbacher Mühle

Haus Fußgänger - Wildbacher Mühle

Wenn man über einen etwas versteckt liegenden Pfad den Wildbach überquert, gelangt man zur Teichstr. (Überquerund der Schurzelter Str. - vgl. Kap Tuchindustrei).
Wenn man die Schlottfelder Str. erreicht hat, biegt man links ab und findet noch ein weiteres Gut - „Gut Schlottfeld“ - mit Herrenhaus, das heute einem Tennisclub als Heimat dient.

„Gut Schlottfeld“  Herrenhaus der vierflügeligen weiß geschlämmten Backsteinhofanlage - 1785

„Gut Schlottfeld“ Herrenhaus der vierflügeligen weiß geschlämmten Backsteinhofanlage - 1785

Der Rückweg führt über die Roemonder Strasse - begleitet von einigen interessanten denkmalgeschützten Häusern (Nr. 286, 298 und 386 - hinter der Bahnunterführung)

© Herbert S., 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Vielreisende sitzen wir 'fest'! Für die Monate März und April sind die Menschen wegen des Kontaktverbots darauf angewiesen, sich zu Zweit (oder mit der Familie) zu bewegen. Wir nutzen die Zeit - wie so oft fährt man in die Ferne und schaut sich das Nahe kaum an! Jetzt haben wir Zeit. Wir beginnen mit der unmittelbaren Umgebung unseres Hauses, ziehen allmählich größer Kreise und schließen schließlich meinen ehemaligen Dienstort mit ein.
Details:
Aufbruch: Mai 2020
Dauer: 13 Monate
Heimkehr: Juni 2021
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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