Rundreise durch China im Zug mit Kind

Reisezeit: September 2019  |  von Katharina E.

Zhangjiajie

Fahrt nach Zhangjiajie

Den nächsten Tag ging es mit dem Zug von Xi’an über Changsha mit einem dreistündigen Aufenthalt nach Zhangjiajie. Eigentlich hatten wir ursprünglich geplant, in Changsha eine Nacht zu bleiben. Aber nachdem wir uns ein bisschen dazu belesen hatten, wäre dies mit der knappen Zeit auf dieser Reise etwas vergeudet gewesen. Somit haben wir uns entschieden, den Tag komplett für die Reise ins gut 1000 km entfernte Zhangjiajie zu nutzen. Am späten Vormittag ging es mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Changsha. Dort mussten wir den Bahnhof wechseln, um mit dem T-Zug weiter nach Zhangjiajie zu fahren. Diese Zeit nutzten wir, um den auf unserer Reise einzigen großen Supermarkt einer internationalen Kette ausfindig zu machen und etwas Verpflegung und Windeln für unsere Tochter zu kaufen. Wie schon gesagt, sind Windeln sehr sehr teuer in China, aber was muss, das muss. Auch in diesem Supermarkt war das Angebot an Snacks für Kleinkinder (Gläschen, Quetschies und Co.) so gut wie nicht vorhanden und die Quetschies, die wir fanden, kosteten umgerechnet 3-4 EUR das Stück.

Der Aufenthalt in Changsha selbst war für uns nicht sehr positiv geprägt. Am anderen Bahnhof angekommen, der überfüllt war von unzähligen Menschen, bemerkten wir, dass uns ein Zugticket (von Zhangjiajie nach Changsha für die Rückreise) abhanden gekommen war. Jetzt würde ich gern einen exakten Rückblick der Situation und dem Gefühl wiedergeben, was ich in diesem Moment hatte. Ich versuche es: Wir standen auf dem Bahnhofsvorplatz. Unsere Tochter lag in ihrem Wagen. Jede freie Stelle war überfüllt mit laufenden oder wartenden Menschen. Es war heiß und die Luft feucht. Wir bemerkten den Ticketverlust. In mir stieg etwas Panik vor dem Stress auf, das Ticket erneut zu besorgen. Auch nervten mich in dem Moment die Chinesen, die wieder einmal unsere Tochter sehen und fotografieren wollten. Aber es galt Nerven zu bewahren. Ich habe mich dann kurzerhand entschlossen, Stefan mit Gepäck und unserer Tochter an der Stelle zu lassen und in die Tickethalle zu gehen. Das war natürlich ein anderes Gefühl als in Peking. Die Halle war genauso überfüllt, ich erspähte nur mit Mühe den „internationalen“ Schalter. Nach einer gefühlten Ewigkeit und etwas chinesischem Drängeln, versuchte ich den Verlust des Tickets zu erklären. Nach ewigem Hin und Her wurde mir erklärt, dass ich dies am Abfahrtsbahnhof klären muss, dann könnte ich mir dort ein Ersatzticket ausstellen lassen (zunächst gegen weitere Bezahlung) und dann müsste ich mit einer Verlusterklärung darlegen, dass ich das Ticket wirklich verloren habe, es mir nicht geklaut wurde und ich es nicht noch heimlich irgendwo aufbewahrte. Damit könnte ich dann am Zielbahnhof die Erstattung des verlorenen Tickets erbitten. Ok, wieviel hat das Ticket gekostet? Irgendwas zwischen 10 und 20 EUR. Wir entschieden uns, über das in Deutschland genutzte Internetportal das Ticket noch einmal zu kaufen und dies dann in Zhangjiajie vor Ort am Ticketschalter ausstellen zu lassen. Das war der für uns einfachere Weg. Doch ein weiteres Abenteuer folgte an diesem Tag noch. Die Fahrt von Changsha nach Zhangjiajie. Zwei Stunden vor Abfahrt begaben wir uns in die Bahnhofshalle, d.h. wir quetschten uns rein und das Gedrängel ging los. Ich hatte unsere Tochter auf dem Arm, den Reiserucksack auf dem Rücken und den Tagesrucksack in der Hand und Stefan ebenfalls mit Reiserucksack und dem Buggy mit der Kraxe darin. Das Gedrängel und Geschubse war so groß, man beachte wieder „Jeder ist sich selbst der Nächste“, egal, ob man viel zu tragen hat und auch ein kleines Kind dabei, dass Stefan den Buggy nutzte, um sich damit Platz zu verschaffen. Als wir es irgendwann geschafft hatten, wurden wir direkt nach der Kontrolle abgefangen und gefragt, wo wir hinwollten. Wir ahnten schon das Schlimmste, aber die netten Herren vom Sicherheitspersonal wollten uns tatsächlich nur behilflich sein und uns den Weg zur Wartehalle zeigen. Die Zugfahrt war, wie angekündigt, im T-Zug und dauerte knapp 4 Stunden.

T-Zug von Changsha nach Zhangjiajie

T-Zug von Changsha nach Zhangjiajie

Der Zug fuhr in Changsha erst los. Somit konnten wir zumindest in Ruhe unser Gepäck verstauen. Definitiv zu empfehlen war hier der zuvor gebuchte Sitzplatz. Diesen Zug kann man nämlich auch ohne Sitzplatz buchen. Weitere Vorzüge gibt es leider nicht. Der gepolsterte Sitzplatz ist das Beste und Gold wert, denn 4 Stunden stehen möchte man nicht! Der Zug füllte sich, sodass am Ende alle Sitzplätze belegt und auch die Stehplätze vergeben waren. Das Interieur des Zuges war spannend. Ich weiß nicht, mit welcher Zeit und welchem Land ich es vergleichen könnte, aber sagen wir es so, es war ordentlich abgenutzt und zerschlissen. Die Sitze waren ausgesessen und die Scheiben so schmutzig, dass man kaum durchsehen konnte. Wir saßen in der vorletzten Reihe in unserem Wagen und hinter uns war ein provisorischer brauner Vorhang gespannt. Dahinter befand sich, wie wir später beobachteten, der Aufenthaltsbereich des Zugpersonals, das dort aß, lautstark quatschte und rauchte. Das war wenig angenehm und dann kam der Nippes-Verkäufer. Es gab unter anderem ein Geschicklichkeitsspiel für die Hände und einen Taschenhalter. Diese Dinge wurden auf unserem Schoß verteilt und irgendwann wieder eingesammelt. Man glaubt es kaum, aber die Chinesen kaufen das. Bei uns trug es lediglich zur Belustigung bei. Sonst haben wir uns die Fahrt mit Filmen vertrieben, unsere Tochter hat imaginäres Eis verkauft und Gummitierchen unserer Sitznachbarn gegessen. In Zhangjiajie sind wir recht spät angekommen und wurden von einem netten Herren unserer Unterkunft abgeholt. Diese befand sich aber auch in Laufnähe zum Bahnhof, hätte man im Hellen auch ohne Chauffeur schaffen können. Nach diesem Tag, trotz des vielen Sitzens, sind wir einfach nur noch übermüdet und fertig ins Bett gefallen. Da hat es uns auch nicht mehr gestört, dass in unmittelbarer Nähe in Zhangjiajie der städtische Flughafen war und gefühlt im Minutentakt die Flugzeuge gestartet und gelandet sind. Aus der 13. Etage unseres Appartements hatten wir auch eine hervorragende Aussicht auf eben diesen und auf eine Seilbahn, die uns am nächsten Tag auf den Tianmenshan bringen sollte.

© Katharina E., 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
3-wöchige Zugrundreise mit unserer kleinen (fast 2-jährigen) Tochter durch China, Stationen dabei waren: Peking (mit Chinesischer Mauer)-Xi’an-Zhangjiajie (mit Wulingyuan Nationalpark)-Guilin (mit Longsheng (Longji) Reisterrassen)-Hangzhou-Huangshan-Shanghai
Details:
Aufbruch: 06.09.2019
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 28.09.2019
Reiseziele: China
Der Autor
 
Katharina E. berichtet seit 24 Monaten auf umdiewelt.
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