Hawaii - Big Island, Ostern 2007

Reisezeit: April 2007  |  von Mirko Donie

Nachtwanderung zur fliessenden Lava

Um 17 Uhr waren wir dann am Ausgangspunkt der Tour unten am Meer und haben uns informiert, ob man flüssige Lava sehen könne. Ja, aber nach 4 Meilen pfadlosem Marsch über Lavawüste. Hin und zurück macht das ungefähr... 8? Also knapp 14 Kilometer, davon die erste Hälfte in der Dämmerung und die zweite Hälfte in stockdunkler Nacht. Der kundige (?) Ranger klärte uns aber darüber auf, dass man nach der Hälfte des Weges einen entfernten, aber recht schönen Blick auf die Lava hätte. Dem Hinweis gingen wir dann im wahrsten Sinne des Wortes nach, zuerst noch auf einem Stück Straße bis zu der Stelle, wo die Lava den Asphalt überrollt hat.

Zur Sicherheit haben die Ranger noch ein Nicht-Parken Schild aufgestellt wegen dem oben erwähnten aus-dem-Auto-fallen (kleiner Scherz).

Doch oh weh... nach einer Stunde flottem Fußmarsch, 3 verstauchten Knöcheln pro Person und einigen Schürfwunden durch die messerscharfen Lavakanten waren wir an der besagten Stelle. Vor uns schwarze Lavawüste, hinter uns, links von uns und rechts von uns auch. Toller Tipp. Also weiter, dann eben die ganze Strecke, schließlich sind wir ja profi-expeditionsmäßig ausgerüstet. Feste Wanderschuhe, Erste-Hilfe Päckchen und das wichtigste: 4 LED-Taschenlampen, zwei mit Batterie, zwei zum cranken (gibts dafür auch ein deutsches Wort? Aufladen durch Hebeldrehen?). Zum Glück ist mit uns noch eine andere Gruppe unterwegs und bei der war ein Eingeborener (mehr ein Einheimischer,... was auch immer, es ändert nichts an der vorliegenden Tatsachenschilderung) und zu unserer aller Überraschung sagte der uns, das wir direkt bis an die fließende Lava rankönnen und dieselbe nicht nur aus ein paar hundert Metern Entfernung bewundern könnten... Das hat bei den Kindern zusätzliche Kräfte freigemacht, so dass wir die 4 Meilen / 7 km in 2 Stunden hingeflogen sind.

Und dann wurde es mit einem mal wärmer und wärmer und plötzlich waren vor uns lauter gelb und rot leuchtende Risse im Boden. Da floss die Lava unterirdisch zum Meer, so ca 2000 Grad heiß. Und gerade als wir uns ein wenig ausruhten ist keine 3 Meter vor uns ein Lavabrocken langsam in die Höhe gehoben worden und die Lava ist drunter hervorgequollen. Von der Konsistenz ungefähr so wie Honig. Dann ist sie in einem zähen Strom geflossen und hat den Lavabrocken nach und nach aufgelöst, bis nix mehr von ihm übrig war. Währenddessen hat es die ganze Zeit leise geklingelt und geklirrt (ungefähr so wie wenn das Christkind kommt), weil die oberste Lavaschicht beim Erkalten fest wurde und sich gleich drauf zusammengezogen hat und wieder gesprungen ist. Und so ging es die ganze Zeit weiter. War ein Lavastrom versiegt, hat sich 5m weiter der nächste plötzlich aufgetan.

Das war wirklich das unglaublichste Schauspiel das wir je gesehen haben. Tja, aber ewig bleiben konnten wir nicht, denn irgendwie zurück mussten wir ja auch noch. Unterwegs haben wir dann sogar noch eine ganze Reihe anderer Wanderer überholt, die gedacht haben, sie könnten zu mehreren mit einer einzigen trüben Funzel wandern. Und die Kinder waren so aufgedreht, dass wir fast genauso schnell wie auf dem Hinweg waren. Unterwegs haben wir dann noch einen kleinen Skorpion und einen Riesenkäfer fotografieren können.

© Mirko Donie, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unser "Trip of the Lifetime": Lava (flüssig, fest und in allen Formen), Regenwald, Traumstrände, Fische und Riesenschildkröten in Massen und... tja... Angstschweiß auf dem höchsten Berg der Welt.
Details:
Aufbruch: 03.04.2007
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 17.04.2007
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Mirko Donie berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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