Hawaii - Big Island, Ostern 2007

Reisezeit: April 2007  |  von Mirko Donie

Mit dem Straßenkreuzer auf den Mauna Kea

Und auf den Tag hatte ich mich schon von Anfang an gefreut, statt zum Strand ging es nämlich auf den höchsten Berg der Erde. Nein, nicht auf den Mount Everest, sondern auf den Mauna Kea, einen 9300m hohen erloschenen Vulkan. Der ist nur deshalb fälschlicherweise nicht als der höchste Berg der Erde bekannt, weil er bei -5000 unter dem Meer anfängt und nur 4300m rausragt. Trotzdem ist er einer der berühmtesten Berge der Welt, weil er der ultimative Sterngucker-Berg ist. Oben auf dem Gipfel stehen nämlich die größten, teuersten und besten Teleskope der Welt. Bis zu 14m Spiegeldurchmesser (Hubble bringt es bloß mal auf 2.5 m). Die Luft ist dort oben über den Wolken extrem klar, extrem dünn und extrem turbulenzenfrei. Und deshalb pilgern alle Astronomen der Welt da hoch. So eine Stunde Sterngucken ist ja auch ein Schnäppchen und kostet grade mal 60.000$.

Leider ist die Anfahrt kein Schnäppchen und für Mietwagen verboten und für Autos ohne Vierradantrieb eh nicht möglich. Zumindest wenn man leichtgläubig ist. War ich aber nicht und habe mich deshalb genauestes erkundigt. man durfte auf eigene Gefahr mit dem Mietwagen fahren, halt nur ohne Versicherungsschutz. Und man durfte sogar die Schotterstrecke bis zum Gipfel hoch... vorausgesetzt man schafft es und kann genug Vermögen für die Rettungsaktion nachweisen. Kritisch ist allerdings auch der Höhenunterschied. Von 0 auf 4300 m in 2 Stunden, das hat uns allen 4 trotz Akklimatisierungsstops ziemlich zu schaffen gemacht. Aber vom Anfang an: morgens haben wir uns erst mal langarmige Wassershirts gekauft, damit die wenigstens die Unterarme an den Folgetagen nicht weiter verbrennen konnten. Und tatsächlich haben wir auch keinen Sonnenbrand mehr bekommen. Am Nachmittag gings dann los. Zuerst in Etappen ganz hoch, den Sonnenuntergang bewundern, dann auf 3000m Höhe in die Ranger-Station und dort Sterngucken durch aufgebaute (normale) Teleskope. Und in der Nacht wieder ganz runter. Die Strecke führt über die berüchtigte Saddle-Road, eine Schlagloch-gespickte alte Militärstraße, vor der die Leihwagen-Vermieter eine Heidenangst haben und die man deshalb nicht befahren darf. War aber ganz harmlos, wenn man schon mal in den Bergen gefahren ist und weiß, dass man nicht 50km lang auf der Bremse stehen darf, sondern die Motorbremse benutzt. Von so was hat der normale Ami natürlich keine Ahnung, deshalb ist das Verbot auch durchaus sinnvoll. Da hoch durchfährt man dann alle Klimazonen, bis man schließlich auf gut 2000m Höhe wie ein Flugzeug durch die dicken Wolken stößt, die tagein, tagaus sich an den Bergen ballen.

Da drüber fängt dann die Mondlandschaft aus Lava, Felsen und Staub an. Ab und zu unterbrochen von einem alten Vulkankegel, der baumbestanden aus der Einöde rausragt. So einen haben wir zur Akklimatisierung erwandert, bevor es dann die letzten 200 Höhenmeter in nur 14 Meilen fast senkrecht hoch ging. Unsere 320 PS haben mächtig gegen Steigung und dünne Luft zu kämpfen gehabt, mehr als hochkriechen ging nicht mehr, aber immerhin war noch alles Asphalt. An der Rangerstation haben wir uns dann über den Rest der Straße erkundigt und die fürsorgliche Rangerin hat nach einem Blick auf unseren Straßenkreuzer drei Kreuze geschlagen und uns nahegelegt alles zu machen, aber nicht hochzufahren. Letzte Woche seien wieder 4 Touristen tödlich verunglückt, weil über die Böschung in die Tiefe, trotz Jeep (erzählt sie jedem, dachte ich... stimmte aber wie ich am nächsten Tag von unserem Wirt erfahren habe). Und mit 2-Radantrieb und gar mit dem Schlitten sollen wir auf gar keinen Fall hochfahren. Ich habe sie dann beruhigt und gesagt ich würde in den Alpen wohnen und wir hätten dort nur Schotterstraßen und ich wäre das gewohnt. Und da es nicht verboten war hochzufahren, hat sie uns dann auch gelassen. Hoch ging es ganz gut, aber ohne Traktionskontrolle hätte ich den Straßenkreuzer wahrscheinlich nicht hoch bekommen. Es war aberwitzig steil und außer uns waren nur noch die Astronomen in Jeeps unterwegs. Kirsten at mich dann ein paar mal gefragt, ob ich mir sicher sei, dass wir da wieder runterkämen... Jaja, klar doch, kein Problem (schwitz schwitz schwitz). Oben angekommen, hat nicht nur der Motor kaum mehr Luft bekommen, sondern wir auch. Wir waren beim Skifahren auch schon über 4000m Meereshöhe, aber nicht von 0 m aus. Vom Gefühl war das ungefähr so, als hätte man eine Flasche Wein geleert und wäre gerade nach 2 Wochen Bettruhe zum ersten mal auf den Beinen. Leider hatte die Besucherbereich des einzig zugänglichen Teleskops schon zu, was also bis Sonnenuntergang machen? Zum Aussteigen war es viel zu kalt (ca Null Grad und eine steife Brise), also haben wir ScottishPicknick gemacht (unser Abendessen im Auto statt draußen verzehrt).

Dort draußen sah es wirklich wie auf dem Mond aus, deshalb hat die Apollo 11 Besatzung auch dort oben die Mondlandung trainiert. Der Boden war ca 20cm hoch komplett staubbedeckt. Da es dort oben fast nie regnet, aber der Temperaturunterschied zwischen Sonnenschein und Nacht extrem groß ist, erodiert die Lava zu Staub.

Nach dem Abendessen hat uns die Sonne dann endlich den Gefallen getan unterzugehen. Über den Wolken war das ein einmaliges Schauspiel, der Himmel und die Wolken unter uns haben wie Feuer gebrannt.

Eigentlich wollte ich noch ein bisschen oben bleiben und zuschauen, wie sich die riesigen Teleskopkuppeln öffnen, aber Calvin hat starke Kopfschmerzen bekommen und ich hatte eh die Hosen wegen der Runterfahrt voll. Zumal es soweit südlich innerhalb von Minuten stockdunkel wird. Außer uns waren nur noch 3 Jeeps mit anderen Touristen da und ich wollte ganz gewiss nicht der letzte sein. Also rein ins Auto, Mützen, Handschuhe, Pullis, Jacken usw aus und nix wie runter. Mehr als Schritttempo habe ich mir aber nicht zugetraut, doch oh wunder, das Auto lag auf der Straße wie eine 1. Im Laufe der Strecke bin ich dann mutiger geworden, ich konnte die Bremsen ja auch schlecht kochen lassen und hab auf flacheren Stücken die Motorbremse die Arbeit tun lassen. Tja, und bald waren wir wieder heil an der Rangerstation. Die netter Rangerin hat mich händeringend gebeten, doch bitte bitte niemanden zu erzählen, dass ich da mit 2-Radantrieb hoch und wieder runtergekommen bin. Weiß auch nicht, ob ich es nochmal machen würde Dann haben wir uns noch einen fantastischen Sternhimmel angeschaut, Saturn und Orionnebel durch die Teleskope bewundert, heißen Tee und Kakao getrunken und das Abenteuer ausklingen lassen. Dann gings ab durch die Wolkendecke nach unten und was empfing uns da? Tatsächlich, ein kurzer Regenschauer... tststs. Wieder kein regenfreier Urlaub. Kaum war die Erde nass, hats auch schon aufgehört zu regnen, die Wolken brachen auf und die Sterne kamen auch auf unserer Ranch wieder heraus. Überhaupt die Wolken. Nach denen konnte man die Uhr stellen. Um 6 Uhr morgens leicht bewölkt, von 7-9 wolkenlose, ab 9 zunehmende Wolkenballung an den Berghängen, um 13 Uhr dicke schwarze Wolken an den Hängen und überall sonst Sonne. um 15 Uhr bis auf den äußersten Küstenstreifen leicht bewölkt. Um 17 Uhr auflösende Wolken, um 18:40 traumhafter Sonnenuntergang, um 20 Uhr wieder komplett leicht bewölkt. Jeden Tag das gleiche. Apropos Sonnenuntergänge. Um die immer zu sehen, haben wir einen streng reglementierten Tagesablauf eingeführt. Punkt 15:30 Uhr eine Riesenportion Eis, dann ab in den Pool, duschen, anziehen und ab ins Restaurant, 18:30 raus aus dem Restaurant, über die Strasse an die Küste und Foto-Shooting. Alternativ haben wir uns auch 2x leckeres Thai-Food geholt und hoch oben auf unserer Ranch gegessen, übrigens das beste Thai-Food das wir je gegessen haben. Die Kinder wollten so ein Zeugs natürlich nicht, und waren von Nudeln mit Butter und Parmesan hingerissen.

© Mirko Donie, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unser "Trip of the Lifetime": Lava (flüssig, fest und in allen Formen), Regenwald, Traumstrände, Fische und Riesenschildkröten in Massen und... tja... Angstschweiß auf dem höchsten Berg der Welt.
Details:
Aufbruch: 03.04.2007
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 17.04.2007
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Mirko Donie berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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