"Shanghai'd in Shanghai" oder "In China wasch´ ich Waschmaschinen"

Reisezeit: September 2011 - März 2012  |  von Fanny Schmidt

18.10.2011 Lu Xun & Miss Stummelschwanzkatze

Lu Xun - berühmter, chinesischer Verkehrsminister

Lu Xun - berühmter, chinesischer Verkehrsminister

Hongkou

"Hello-Kitty Katzen haben keinen Mund weil sie mit dem Herzen sprechen".

Hab´ ich aus´m Balkanforum. Hat jemand namens GRASDACKEL geschrieben. Ja nee iss klar. Hatte der Dackel wohl zu viel Pullover geraucht oder wie?

Ich muss an dieses Zitat denken, als ich vor der Gedenktafel von Herrn Xun, aufgestellt im gleichnamigen Park, stehe. In Hongkou, dem sehr grünen Stadtbezirk Shanghais - noch verschont von Touristenströmen und echt besuchenswert.

Lu der Linientreue sagte: >There is twilight in the east. What is in need are the "people", who are naturally the "sons of mankind"<

Ich finde den Satz toll. Ehrlich. Stehe auf Literatur und schöne Worte - habe deshalb meinen Tagesausflug in diese Gegend gelegt um mehr über den großen Schriftsteller zu erfahren und mit viel Glück (hatte ich) die eine oder andere deutsche Übersetzung seiner Werke zu erstehen ...schweife aber trotzdem ab und muss grinsen. Ja klar da ist ´ne Dämmerung im Osten. Und ER scheint geahnt zu haben, dass die Söhne der Menschheit Jahre später noch mal Hilfe brauchen...

Ankunft. Nach Stunden in der Metro (ein Kapitel für sich, wird nachgereicht, muss das anhaltende Trauma erst bekämpfen). Von der "Shanghai-Science & Technology Museum"-Station (da wohnen wir, dass ist auf der Pudongseite Nähe Regierungsviertel) mit der 2 bis Century, weiter mit der 4 bis Baoshan und noch mal weiter bis zum Hongkou Stadium. Mit der 3. Wen´s interessiert. Schnarch.

Der Park ist schnell geortet (in dem Stadion fanden im Übrigen in 2007 Eröffnungs- und Endspiel der Frauenfußball-Weltmeisterschaft statt - Ich scheiss´ heute einmal bisl klug daher damit mein Reisebericht auch einer bleibt)

Reiseführer sagt NAAIINNN. Nee Quatsch. Reiseführer sagt man wird Spaß haben. Joho glob ick. Kaum drin sehe ich sie schon. Karoke singen, Walzer und Merengue üben, Rückwärtslaufen, Bäume ausklopfen und bittteee nicht...the "English Corner". Da treffen se sich. Und plaudern. Immer auf der Suche nach "Opfern". Viele in Hello-Kitty-Stummelschwanzkatzenfreizeitanzügen.

Wenn sie doch nur, wie GRASDACKEL behauptet, mit dem Herzen sprechen würden. Neeee Keule, die haben nen Mund und flinke Beine. Ich setze meine Scheuklappen auf, versuche schnellen Schrittes zum Museum zu gelangen um Ruhe zu finden aber habe keine Chance. Tap tap tap...hatte Oppa eben nicht noch ne Gehhilfe?? Vor dem Eingang ein Riesenschild mit der Anzeige das hier Mister Xun´s Leben ausgestellt wird. Gut, ich bin informiert und will ´rein. Großvater kommt angehumpelt (ich setze mein freundliches Gesicht auf und gebe mich kurz geschlagen wohl hoffend, nach einigen Minuten meine Freiheit wiederzuerlangen). "Hello Miss you are beautiful." "Ja wees ick kann ick jetzt rein?" "Do you speak English?" "Manno yes aber ick will lieber Chinesisch üben sonst meckert Wendy wieder." "This is a museum". "Naaainnnn echt jetzt? Ich nahm an es handelt sich um die Kitty-Hauptzentrale, wollte mir nur schnell nen neuen Schlafanzug schneidern lassen". "Where are you from?" "Nööörgel aus Deutschland. Nee keene Kinder, sitze im Büro und was ich verdiene werde ich nicht verraten. Jahhaaa WMF ist cool, Schweizer Taschenmesser auch und Ballack sowieso. Kann ich jetzt bitte gehen?" "You are beautiful" "Sagten sie schon, sie sehen aber auch nicht schlecht aus. Abgesehen von der Busfahrerhose die sie tragen, aber das könnten wir hinbekommen indem wir einfach zwei Taschen hinten drauf nähen lassen - Kommen sie doch einfach mit rein, da sitzen einhundert Schneider die helfen ihnen bestimmt"

Naja den letzteren Teil habe ich nur gedacht und noch eine Weile das Opfer gemacht bevor mich der gute Mann (er war echt lieb) entlassen hat. Lächelnd. Und ich als "Weltretterin" größenwahnsinnig nun endlich zu Lu konnte. (Der Leser möge nicht schlecht denken, auch Prinzessinnen brauchen mal nen bisschen Freiraum, an manchen Tagen versteckt dieser sich sehr gut in Shanghai).

Lu Xun Museum

Lu Xun Museum

Miss Stummelschwanzkatze

Miss Stummelschwanzkatze

"English Corner" oder "schlafender Grasdackel dem die Rollen vom Rollator geklaut wurden"

"English Corner" oder "schlafender Grasdackel dem die Rollen vom Rollator geklaut wurden"

Duolun Lu

Duolun Lu

Duolun Lu

Es ist ein schöner Tag - Museum, Park und Mausoleum lohnen sich unbedingt. Ich habe noch Zeit und ziehe weiter Richtung Duolun Lu. Lu heißt Strasse und ich grübel schon wieder herum...Heißt Xun also mit Nachnamen Strasse??? Und XUN bedeutet u.a, "jemanden belehren". Also War Lu Xun Straßenbelehrer? Verkehrsminister? Oh männnn...ich werde es nicht erfahren.

Also Duolun Lu. Bedeutender Ort, wichtiges Zentrum und Heimatstreet für berühmte Literaten und Kuomingtanggeneräle. Macht Spaß da entlang zu bummeln. Autos sind nicht erlaubt, somit gibt's Platz und Stille für alle. Schöne Häuser, kleine Shops mit Büchern, Antiquitäten und das obercoole "Old-Film-Café". Mein Ziel. Da muss ich hin. Nachdem ich dem Kellner dann erfolgreich meinen Latte-Kaffe vorgetanzt habe (ich bin recht gut geworden in Pantomime, kann jetzt sogar Shampoo und Mehl - das muss mir erst mal jemand nachmachen) und meinen deutschen Sitznachbarn (Hartschalenkoffertouris) über die Straße geholfen habe...kann ich eeennndlich Sitzen. Und gucken. Und Postkarten schreiben. Haalleeeluuujaaaa
(Dein Glaube war stark, doch du brauchtest einen Beweis. Du sahst sie auf dem Dach baden)
Hähhhh?? Da badet keener uffm Dach. Also Cohen´s englische Version ist cooler, ich brauchte aber grad mal nen Song wo Halleluja drin vorkommt um den Bericht zu beenden.

ENDE

PS: I love my Shanghai. Und heute Abend mache ich Paprikarahmschnitzel mit Kartoffeln. Basta.

Honkou / Duolun Lu - Kein Stuhlgang

Honkou / Duolun Lu - Kein Stuhlgang

© Fanny Schmidt, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Denn das Leben ist wie eine große Autobahn, Lass uns nicht lange überlegen, sondern los fahr'n. Wohin is egal und wo lang werd'n wir sehn, es wird immer weiter gehn...(Ohrbooten) Dieses Mal: Experiment China - Ein halbes Jahr Shanghai
Details:
Aufbruch: September 2011
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: März 2012
Reiseziele: China
Der Autor
 
Fanny Schmidt berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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