"Shanghai'd in Shanghai" oder "In China wasch´ ich Waschmaschinen"

Reisezeit: September 2011 - März 2012  |  von Fanny Schmidt

28.11.2011 Von Parasiten und ominösen Fusseln

Nachtrag zu Ni hau und nicht Miau

Nachtrag zu Ni hau und nicht Miau

V - Die Besucher

V - Die Besucher

Zwei chicken betreiben Völkerverständigung - Wendy und icke

Zwei chicken betreiben Völkerverständigung - Wendy und icke

Xujiahui und Wendy

Xujiahui ist ein weiterer Bezirk in Shanghai. Südwestlich des Gebietes der French Concession gelegen. Benannt nach einer Familie Xu, der auch der bekannte chinesische Christ - Xu Guangqi) angehört.
In Xujiahui lässt es sich hervorragend Einkaufen gehen (hab ich schon gemacht) oder wahlweise Kultur betreiben - Kathedrale, Longhua Temple, botanischer Garten etc. - (hab ich noch nicht gemacht, kommt vielleicht noch. Weiß ich aber nicht genau.)

Wendy fragt, warum ich lache nachdem sie mir verraten hat, dass ihr Freund für Tesa arbeitet.

Wendy - das ist meine Lehrerin. Und meine Lieblingschinesin. Eine von den Guten. Ziemlich helle und offen. Wenn sie etwas nicht weiß oder kennt, beugt sie sich über den Tellerrand und checkt es aus. Damit ist sie vielen ihrer Kollegen weit voraus. Sie rückt mein Weltbild oft in letzter Sekunde wieder zurecht und ich kann mit ihr über alles sprechen. Sie alles fragen. Und umgekehrt. Sogar Herr D. Lama darf ins Spiel kommen. Zwar im Flüsterton aber er darf. VÖLKERVERSTÄNDIGUNG bei Kentucky. Tiefgreifende Kommunikation zwischen verschiedenen Kulturkreisen mit dem Ziel, Vorurteile und Grenzen abzubauen. Voooll cool. Klingt komisch, ist aber so.

Wendy bringt mir die "Entensprache", wie sie Mario immer nennt, bei. Wenn sie nicht ´mal grad wieder meine gebrochene Zunge entknoten muss.
Zweimal pro Woche, Mittwoch und Sonntag treffen wir uns in Xujiahui (das spricht sich in etwa Tschütjiahui..wen´s interessiert) bei KFC in der Grand Gateway Shoppingmall. Immer zwei Stunden.

Zuhause geht´s nicht. Meins ist zu weit, ihres zu klein. Sie wohnt da mit Bruder und Schwester und seit kurzem noch mit einer Bekannten, die von ner weit-wecken Provinz nach Shanghai geflüchtet ist. Um hier ihr neues, zweites Baby zur Welt zu bringen, dass die linientreuen Menschen ihres Heimatortes ihr gerne zwangs- abtreiben möchten. Wohl ihr Beitrag zur staatlichen Familienplanung. Ich finde das doof und frage mich, was man ihnen dafür verspricht. Hoffentlich kein I-Phone.

"Du musst die Aussprache üben Fanny. Üben, üben. üben." Sonst bestellst Du Zucker statt Suppe in heiß und im Liegen."
"TANG - Jahaaa schon klar. Mach ich. Und isch möschte diesen Täppisch ja auch nischt kauuufen". Sag Du mal dafür "Fächer" oder "Räucherstäbchen". Na los. Hah siehste. Klappe also".

Warum ich lache kann ich ihr aber wirklich nicht sagen. Außerdem weiß ich nicht was "Po-Maden" also nicht von Pomade sondern eher "Darmparasit" auf Chinesisch heißt. (Mario rät, das Wort Arsch lieber nicht zu benutzen. Es könnte mir schaden, wenn falsche Personen meinen Text lesen. Keine Kraftausdrücke also. Das ist jammerschade.)
Daran muss ich nämlich (soho wer nämlich mit H schreibt ist dämlich, hab ich mir mal gemerkt) denken, als ich Tesa höre. Sie kann nicht wissen, dass ich grad heute Morgen von Frau Roche das neue Buch ausgelesen habe. Und da macht sie den Tesa-Test. Bei sich und ihrem Kind. Um festzustellen, ob sie Darmparasiten haben. Die kommen oft bei Kindern vor. Und nachts, da krabbeln sie hinten raus und vermehren sich an der Oberfläche. Man klebt also einen kleinen Streifen kurz drauf und zack...ja oder nein. Frau Roche eher nicht. Die hat dann den Tester im Gästeclo an die Wand gedrückt und die kleinen Mistviecher voll zerquetscht. Daran muss ich denken. Und stelle gedanklich ´ne Verbindung zu den Linientreuen...diesen Abtreibungspopo-Schergen...her. Ob man die auch mit Tesafilm festkleben und in irgendwelchen Gästetoiletten an der Wand zerdrücken sollte?

"Faaannnyyy concentration pleeeaaassee - Ni xiang he shenme?"
"What? Wo bu zhi dao - Ich weiß nicht. Eigentlich bin ich gar nicht hungrig"

Ich schweife schon wieder ab und denke an Oppa aus der Englischen Runde. Den vom Lu Xun Park. Hätte ich doch mehr Zeit opfern und ihm als Übungsproband zur Verfügung stehen sollen? Aber das wäre doch so, als wenn ich mit meinen paar Wortbrocken in Neuschwanstein auf ne chinesische Reisegruppe warten würde und völlig zusammenhanglos Nihau fan-qie gun dan bu ke-qi sagen würde was in etwa >Guten Tag Tomate verpfeif Dich gerne geschehen< heißt. Das geht doch nicht. Da muss man doch mal Verständnis haben und die Leute in Ruhe lassen.
Auf gun-dan bin ich aber schon ein bisschen stolz. Es war schwer zu merken und man braucht das böse Wort doch manchmal. In allen Sprachen. Hab mir ne übelst coole Eselbrücke gebaut. Ich merk mir einfach Günter und Kai als Paar - also Günkai und dann doch lieber "dann" anstatt Kai weil ich herausgefunden habe, das Günkai falsch ist und es richtig gun-dan heisst. Ha. Bin ein Fuchs.

Hätte der Stefan Nachnameweissichnicht (er heißt gar nicht so und ich nenne ihn aus Doppelschutzgründen lieber mal noch Gotthard - so hieß mein Großvater im Übrigen ...wie kann man den Gotthard heißen als Atheist??) vorgestern gun-dan gewusst, hätte er seine Räuber - die, die ihm vor dem 5-Sterne-Hotel nen Messer in den Rücken hielten und die Kohle wollten - anschreien und in die Flucht treiben können. Hätte hätte liegt im Bette. Und nun reist er wieder ab und kann nie wieder meine tolle Eselbrücke anwenden. Es sei denn, er lässt sich noch mal überfallen. Zu Sprachübungszwecken natürlich nur. Ich frage mal nach. Bei Gotthard. (Es tut mir leid, dass Du so einen unfreundlichen Empfang hier hattest, Überfälle auf Ausländer gehören nicht zur Tagesordnung...wirklich nicht.)

Wendy wieder: "Faaannnyyy ni juede niurou jiaozi zenmeyang?"
Was ich von Rindfleisch-Knödelchen halte?
Na die sind voll lecker und außerdem ist Rindfleisch gut für Haut, Haar und Blut.

Bluuuttt. Wieder abgeschweift. Dabei soll man zuhören, wenn jemand ´was erzählt. Ich predige es ja selbst ständig.
Nach Auslesen von Roche´s Buch will ich aufstehen und sehe diesen Blutfleck an der Wand. Und da kommt mir die nächtliche, erfolgreiche Mückenjagd wieder in den Sinn und ich freu mich wie Bolle (Wer ist eigentlich Bolle??) Das muss man sich mal vorstellen. Mücken totschlagen Ende November. Im 26!! Stock. Ich sprühe mir nach dem Duschen den Rest Sonnencreme auf meinen Luxusbody und gehe anschließend sofort zu Coco. Die soll mir gleich die Zehennägel lackieren (Lovely Nails im Thumb-Plaza, Fang Dian Road - EMPFEHLENSWERT!!!) Es ist wieder Sommer heute. Ich schmeiße meine neuen Stiefelchen in die Ecke (French Concession, Hand-made shoes, Middle Fuxin Road Nähe Baoqing - EMPFEHLENSWERT!!!), zeige Fuß und singe auf dem Weg zu Miss Channel ein Lobeslied auf die globale Erderwärmung. China liegt beim Kohlendioxid-Ausstoß ganz vorne. Danke Danke Danke.

PS: Die Mücke tut mir nicht leid. Sie wäre auf kurz oder lang sowieso an der Höhenkrankheit gestorben.

Noch´n PS: Der nächste Weltfriedenspreis geht an alle Maniküre/Pediküre-Menschen. Sie machen die Welt schön und sind resistent gegen Hornhaut jedweder Art. Vera, auch an dich!

Zum Abschluss noch die Kleiderfusseltheorie

Und was ich mir zu Mundschutztragen und Schlafen in der Metro ausgedacht habe. Ja, die Metro ist zu meinem persönlichen Alptraum geworden, muss das wirklich bald aufarbeiten und Werner, dann folgt der Bericht darüber...Versprochen. Zeige- und Mittelfinger angeleckt und in die Höhe gezeigt.

Ich bin ja der Meinung, dass die klügeren Chinesen die mit dem Mundschutz sind. Das sieht zwar affig aus und die Touristen denken bestimmt, die sind ganz krank oder wollen nicht ganz krank werden. Oder sie sind auf dem Weg zum Michael-Jackson-Karaoke Wettbewerb - Ich denke aber sie haben erfasst, was ich auch lääännngggsst vermute...nämlich das der Staat in den U-Bahnstationen Schlafluft aus den als Videokamera getarnten Düsen strömen lässt. Um für unterirdische Ruhe zu sorgen. Anders ist es nicht zu erklären, dass alle ohne Maske immer sofort einschlafen, sobald sie sich einen Sitzplatz erkloppt haben oder leicht angedämmert Gemüse auf ihren Daddelgeräten abschießen. So wird's sein. Geht gar nicht anders.

Und ich weiß jetzt auch, warum der gemeine Chinese gerne bunte Plastikklamotten trägt. Nicht nur aus Angst vor dem ominösen Fussel (dieses fiese kleine Biest das ich täglich in meiner bösen Kaltwaschwaschmaschine finde und das sich in Polyacryltextilien nicht festklammern kann) sondern in erster Instanz aus tiefstem Umweltbewusstsein. Jawoll. Kleidung aus LIDL- und ALDI-Flaschen. Nach China geschifft, kleingehechselt und zu Polyesterfasern verwurschtelt.
Fliegende Haare, Käsemauken Schwitzeshirts die nicht auch einen minikleinen Luftwechsel am Körper dulden für den Weltfrieden. Kein Massensterben von Polyestertieren mehr, kein Leid und kein Elend. Hurraaaa.

Freunde, ich rufe Euch auf. Reihen wir uns ein und stinken gemeinsam gegen eine weitere Zerstörung der Erde an. Bedenkt: Eure Flaschen sind die Fleecepullis der nächsten Generation.

Naak naaak naaaaakkkk - Fanny Quixote wars

PS: Mario´s Therapeut hat ihm zwischenzeitlich Sinophobie bescheinigt, ich befürchte eine Ansteckung wehre mich aber noch erfolgreich.

Hello here is shoe-shop, your boots are ready (District no. 1363 Middle Fuxin Road Xuhui area Shanghai - near Baoying RD, Email: yy.handmade@163.com)

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Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh´und seehheet trallaallaaa hoppsassa

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Polyestertierchen bei der Arbeit

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Ick strick jetzt ma n Ökopulli fürn Weltfrieden und mach mir nen gesundes Müsli. Mit Fleisch. "Was kümmert mich die Nachwelt? Hat sich die Nachwelt je um mich gekümmert?"

Ick strick jetzt ma n Ökopulli fürn Weltfrieden und mach mir nen gesundes Müsli. Mit Fleisch. "Was kümmert mich die Nachwelt? Hat sich die Nachwelt je um mich gekümmert?"

Sex sells

Sex sells

good times

good times

Auf der Nanjing Lu nachts um halb weiß ich nicht mehr...

Auf der Nanjing Lu nachts um halb weiß ich nicht mehr...

Mario und "Gotthard"

Mario und "Gotthard"

Pearltower mit Frau

Pearltower mit Frau

...auf dem Weg in die Sinophobie

...auf dem Weg in die Sinophobie

© Fanny Schmidt, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Denn das Leben ist wie eine große Autobahn, Lass uns nicht lange überlegen, sondern los fahr'n. Wohin is egal und wo lang werd'n wir sehn, es wird immer weiter gehn...(Ohrbooten) Dieses Mal: Experiment China - Ein halbes Jahr Shanghai
Details:
Aufbruch: September 2011
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: März 2012
Reiseziele: China
Der Autor
 
Fanny Schmidt berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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