"Shanghai'd in Shanghai" oder "In China wasch´ ich Waschmaschinen"

Reisezeit: September 2011 - März 2012  |  von Fanny Schmidt

21.12.2011 Eine Portion Penis, bitte

..jahaaaa genau DAS

..jahaaaa genau DAS

3 Engel für MA(ri)O

3 Engel für MA(ri)O

Tina kommt aus der Wellness-Oase

Tina kommt aus der Wellness-Oase

Was isn das?

Was isn das?

Baozi - gefüllte Teigtaschen - Nationalspeise - super lecker und billig

Baozi - gefüllte Teigtaschen - Nationalspeise - super lecker und billig

Blick aus der Cloud no. 9 Bar (Jin Mao Tower 87. Stock)

Blick aus der Cloud no. 9 Bar (Jin Mao Tower 87. Stock)

im Jin Mao Tower (ein Muss, nicht ganz günstig aber aber sooo gut)

im Jin Mao Tower (ein Muss, nicht ganz günstig aber aber sooo gut)

remember Gottlieb Wendehals

remember Gottlieb Wendehals

mit Handschuhen

mit Handschuhen

Entenbrust

Entenbrust

es gibt Fleisch Babes

es gibt Fleisch Babes

Blick aus dem Latina auf den Pearltower (geil wa?)

Blick aus dem Latina auf den Pearltower (geil wa?)

Gaby tanzt mit den Brasilianos

Gaby tanzt mit den Brasilianos

Hot-Pot am ersten Abend (habe mir den kleinen Finger versenkt egal hab ja noch einen)

Hot-Pot am ersten Abend (habe mir den kleinen Finger versenkt egal hab ja noch einen)

nochn Blick ausm Latina

nochn Blick ausm Latina

isch glaauuubbe isch ab nen Peniiisss verschluuuckkttt

isch glaauuubbe isch ab nen Peniiisss verschluuuckkttt

Ladies-Night oh it is Läääddiiesss night woohooo
CLUB 88 - French Concession

Ladies-Night oh it is Läääddiiesss night woohooo
CLUB 88 - French Concession

aber frisch issess

aber frisch issess

Gaby beim Fleischer

Gaby beim Fleischer

Ende einer durchrockten Nacht

Ende einer durchrockten Nacht

beim Japaner (Teppanyaki) - Wer kann, macht das - Ein kulinarischer Traum mit viel Fllaaaiissschh yum yum

beim Japaner (Teppanyaki) - Wer kann, macht das - Ein kulinarischer Traum mit viel Fllaaaiissschh yum yum

Teeeee gibt es hier Teeeheee???

Teeeee gibt es hier Teeeheee???

Ich liebe ja Essen. Gerne richtig gutes und gerne auch mal ´was neues. Blutwurstbrei mit Kartoffelmus? Yummi. Sülze, Zunge oder auch allerlei Meeresgetier? Naaa klar total gerne. Essen hält Leib und Seele zusammen und hier hinten in China kreisen die Gedanken ständig darum. Bei mir zurzeit aber mehr um so einfache Dinge wie Graubrot und Käse und Schokolade. Lebensmittel mit denen man aufwächst, die man kennt und nach denen es früher oder später wieder gelüstet. Essen, bei dem das Wasser im Munde zusammenläuft wenn man nur dran denkt und man halb wahnsinnig wird, weil man es nicht bekommt.

Liege im Bett. Mit ner ordentlichen Erkältung nach einer Woche RocknRoll mit meinen Freundinnen Gaby und Tina. Bis zum Wochenende muss die wieder weg sein, dann geht's mit dem Flieger nach Peking - Endlich ´mal die große Mauer angucken.
Eigentlich wollte ich den Trip vorbereiten schweife aber ab und schreibe nun über das Ernährungsverhalten hier vor Ort. Bin abgelenkt durch den Christstollen den meine Mam eingepackt hat. Der liegt hier neben mir. Zusammen mit ner Tasse heißen Jasmintee bringt er mich um den Verstand und macht mich leicht gefühlsduselig. Nie war er so lecker wie jetzt (Danke Mama schmeckt nach Zuhause und ich vermisse euch grad sehr) - Am liebsten würde ich mich damit einreiben. Neil Daimond dudelt seine Schnulzen (ja man Klappe, hab ich mir selber angemacht und sule mich in meinem Leid) und irgendwie bin ich heute nicht zu gebrauchen. Weihnachten naht, Rudi Rednose und George Michael mit ihren jährlichen Nervsongs gehen mir aufn Zwirn und ich weiß nicht wo ich Gänseschmalz für den Rotkohl herkriegen soll. Böse böse Welt.

Fanny hat Hunger. Auf das Besondere. Dann isse meist unausstehlich. Es gibt hier nahezu alles aber nicht das, was ich Geduldsengel JETZT und SOFORT will. Zum Beispiel eine Salami. Wie schön das in den mitgebrachten, bunten Friseurzeitungen tausend Rezepte gelistet sind. Ich kann mir leider bloß die Bilder von den Köstlichkeiten ansehen und mal drüberlecken. Schmeckt aber nach Druck und der Parfümprobe, die auf der nächsten Seite klebt. Werde irre und mir fallen diese Papieranziehpuppen ein. Kennt die noch jemand von früher? Die, deren separate Kleider man durch das Falten von Falzstreifen an ihnen befestigen konnte? Denke ernsthaft darüber nach, alles auszuschneiden und abwechselnd Wurst, Käse und Trüffeltorte umzustylen. Aber dann kommt mir Oma in den Sinn, die sagt, dass man mit Essen nicht spielt. Hat ja Recht. Ich glaube ich habe Fieber. Und blätter mal grad nach, was ich so tun kann dagegen.

Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) sagt, man soll kein Hühnerfleisch und auch nichts Saures zu sich nehmen. Prima, alles falsch gemacht was nur falsch zu machen geht. Habe mir ne Hühnersuppe gekocht, nebenbei noch saure Apfelringe (die von Trolli aus Deutschland zwei Stück sind nur noch da und die verstecke ich) genascht und nehme jeden Morgen eine Vitamin-C Pille. Alles verboten. Gut dagegen wären aufgekochtes Bier und Ingwer. Gilt auch Glühwein?

Bei meiner Recherche stoße ich wieder auf Peking. Will ein gutes Restaurant finden, wo wir mit den Freunden die am Sonntag kommen, die berühmte Pekingente essen werden. Und finde was? Einen Laden, in dem ausschließlich Penis- und Hodengerichte serviert werden. "Goulizhuang" heißt der Schuppen der mir gleichzeitig erklärt, dass Hunde die einzigen Tiere sind, die einen Knochen in ihrem "Pullermann" haben (huch) und hey..also Enten..Eeeeenten??? Enten haben auch einen? Das glaub ich nicht. Ich muss weiterlesen, ist ja hochspannend. Überlege, ob ich einfach mal fünf Plätze reserviere. So einen zweiten Weihnachtsfeiertag hat man ja selten und bemerken wird es bestimmt keiner so schnell. Hihi Ei der Daus muss jetzt schon grinsen wenn sich alle beim Verlassen des Ladens plötzlich mit einer tiefen Stimme und rasendem Puls wiederfinden werden. Die Köstlichkeiten aus der Speisekarte versprechen eine bessere Wirkung als Viagra. Frauen sollten allerdings keine Hoden essen da ihnen sonst ein Bart wachsen kann und Kinder unter 16 am besten gar nichts davon da ihre Entwicklung gestört werden könnte. Supi, der Sohn von den Freunden ist 17 und ich habe da schon eine Idee hehe..

Ich lese weiter. Die Speisekarte bietet Gericht mit den Namen "Suche nach dem Schatz im Wüstensand" und "Henrys Peitsche" an. Ich krach gleich aus dem Bett, wer will denn da ernsthaft bleiben? Roh oder gebraten, am Stück oder in Scheibchen, Eichel oder Wurzel: Das Penis-Gelage soll ein vergnügliches Wellnessprogramm für die Libido sein. Ja nee isss klar.
Muss anmerken: Penisgelage finde ich gelungen formuliert - Sind doch hauptsächlich männliche Geschäftspartner in solchen Runden zu finden Fast so schön wie "Herrensalat" (Pilly, wenn Du das liest musste lachen, ich wette)

Na gut, Faxen beiseite. Haben ja schon viel probiert, aber das muss es wirklich nicht sein. Den Spruch, dass die Chinesen alles essen, was vier Beine hat (außer Tische) und alles was fliegen kann (außer Flugzeuge) kann ich bestätigen. Und bis zu einem bestimmten Punkt auch damit leben. Uncool wird es, wenn bedrohte Tierarten aufgefressen werden oder wenn man miterleben muss, wie die Viecher geschlachtet werden. Gegen Hundegerichte ist nichts einzuwenden (der Normalsterbliche braucht auch keine Angst zu haben, eines untergejubelt zu bekommen, dass Fleisch gilt als Delikatesse und ist sauteuer) jedoch die Art des Tötens ist fürchterlich (sie werden aufgehängt und durchgeprügelt damit das Adrenalin das durch den Körper strömt das Fleisch schön zart macht) und schon sind wir wieder zurück beim Thema "Respekt vor dem Leben"....leider sehr eingeschränkt im gelben Ländle.

Kleiner Auszug aus dem Gespräch zwischen einer Einheimischen und einer Langnase über Essen:

Einheimische (E): Magst Du Fleisch?

Langnase (L): Ja klar.
E: Hast Du schon Frosch und Schlange probiert, es gibt ein paar Restaurants die das vorzüglich zubereiten, da könnten wir hingehen.
L: Probiert ja, danke fuer die Einladung aber ich mags nicht so gerne. Kannst Du mir sagen ob diese Tiere (im Supermarkt angeboten) vor Ort oder daheim geschlachtet werden?
E: Meist zuhause dann sind sie länger frisch.
L: Und wie?
(...es folgt eine ausführliche blutige haaaarrrscharfe Beschreibung)
E: Dann magst Du wohl auch kein Hundefleisch?
L: Nein und erst recht nicht die Art der Tötung. Du?
E: Nein.
L: Weil sie so niedlich sind stimmts?
E: Nein, weil mich als Kind einer gebissen hat und ich seitdem Angst habe.
E weiter: Hast Du davon gehört das wir auch Affenhirn essen?
L: Ja aber ich hoffte das wäre nur so ein Ammenmärchen das es auf utube zu sehen gibt. Magst Du das? (Die Affen werden in Tischmitte lebend am Kopf fixiert, die Schädeldecke geöffnet und das Hirn noch warm herausgelöffelt)
E: Nein oh Gott, die sind so niedlich.
L: Ich habe vor 3 Wochen einen Schweinetransporter gesehen...das war grausam. (Danach Gelächter und Verwunderung über die Information das in anderen Ländern die Rüsseltierchen mit Klimaanlage und Futter zur letzten Ruhestätte gefahren werden)
E: Warum?
L: Aus Respekt vor dem Lebewesen an sich.
E: Aber warum? The result is the same... They die.
L: Hmm. Sehen wir uns Sonntag wieder?

Noch schnell was zur Esskultur - Es ist alles am Tisch erlaubt. Schmatzen, Rülpsen, Reste aus den Zähnen prokeln, Rauchen, Lachen, Singen und Schlürfen. Schlürfen bringt erst das richtige Aroma der Speise zu Tage. Quasi wie bei nem Wein der erst atmen muss. Kommt etwas Luft an die Suppe, zeigt sie sich von ihrer wahren Seite.

Wohin mit den Abfällen und Kleckerresten? Hach, gar kein Problem wenn sie auf dem Boden landen. Nach Ende einer chinesischen Essensrunde sieht das Separee in dem man sitzt sowieso aus, als wenn es neu renoviert werden müsste.
Der anschließende Gang auf die Toilette ist auch ein Erlebnis für sich. Mir braucht keiner mehr kommen von wegen dass die Löcher im Boden ja viel hygienischer wären. Nein nein nein. Denn meistens hatte man vor sich einen Besucher, der lieber hätte Zielwasser trinken sollen und damit meine ich nicht nur die Ausscheidungen des kleinen Geschäftes....

Für Interessierte der Ablauf eines Besuches in der letzten Woche:

Ich trete ein indem ich mit dem Fuß die Tür aufstoße, schaue mich kurz um nur um festzustellen, dass es keinen Haken (oder nur so einen den man nicht benutzen möchte) gibt, an dem ich meine Schlenkertasche (die mein halbes Leben beherbergt und ca. 3 Kilo wiegt) aufhängen kann. Das muss ich aber da gerade jetzt im Winter vor dem eigentlichen Loslassen noch tausend Sachen hoch und runterzukrempeln sind. Damit alles schön sauber bleibt versteht sich. So, Tasche also um den Hals. Hinhocken und Aufpassen, dass der Beutel geschlossen ist und auch alle anderen Dinge (Mantelgürtel etc.) nicht zu tief hängen und Gefahr laufen, mit dem Drumherum in Berührung zu kommen, angenässt werden oder im schlimmsten Fall in das Loch fallen. (Stammt daher der Begriff "angepisst sein"??) Konzentrieren. Ja wie denn? Meine Oberschenkel brennen schon und die Beine rutschen im Zeitlupentempo rechts und links auseinander. Von dem Gemansche das schon vorher da war. Weiss nicht, wohin mit meinen Armen und bin noch nicht fertig da mir fällt ein, ich brauche Papier. Verdammich. Girls?? Giiiirrrlllssss...(Gaby und Tina stehen draußen und wollen als nächstes rein) Kann mir mal eine von euch nen Tempo reichen? Tempo ist da. Ich hocke immer noch. Die Oberschenkel sind schon nicht mehr zu spüren. Zwei kleine Ecken des Taschentuchs werden abgerissen. Das darf NIEMALS vergessen werden, ein Eckchen ist für die Clospülung das andere für die Tür beim Herausgehen. OK fertig. Abtupfen, wieder Anrödeln, gekonnte Drehung um die halbe Achse, Spülen, wieder drehen - Raus.
Schweißausbrüche. Die girls: Warste inner Sauna? Ich: Ja klar. Freut euch, da drinnen, ihr glaubt es kaum, ist ein wunderschöner Spa-Bereich. Es werden frische Früchte gereicht und drei Chinesen spielen aufm Contrabass. Was dachtet ihr denn warum ich so lange brauche?? Tssst.

PS: Ganz Pfiffige raten bei Vergessen von Taschentuch oder Papier die kleine, aber hilfreiche 1-Fen-Note zu benutzen. Da sage noch mal einer, Geld würde nicht stinken.

Noch´n PS: Lasst Euch am Wochenend den Weihnachtsbraten schmecken. Ich bin gaarrr nicht neidisch. Ach was. Man kan auch ohne Backofen auskommen. (Knurr)

Tee-Zeremonie vor Kauf in "Wu Yi Tea-Ciy"

Tee-Zeremonie vor Kauf in "Wu Yi Tea-Ciy"

Geflügelsalat

Geflügelsalat

Nähe Penglai-Lu

Nähe Penglai-Lu

© Fanny Schmidt, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Denn das Leben ist wie eine große Autobahn, Lass uns nicht lange überlegen, sondern los fahr'n. Wohin is egal und wo lang werd'n wir sehn, es wird immer weiter gehn...(Ohrbooten) Dieses Mal: Experiment China - Ein halbes Jahr Shanghai
Details:
Aufbruch: September 2011
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: März 2012
Reiseziele: China
Der Autor
 
Fanny Schmidt berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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