Work and Travel in Australien

Reisezeit: August 2005 - August 2006  |  von Melanie Krauss

Cape York - I made it to the top!

Zugegeben, es mag verwunderlich klingen, warum es reizvoll ist, 2000 km in 6 Tagen zurueckzulegen, davon das meiste auf unbefestigten Strassen, Dirtroads, und dabei die meiste Zeit eine karge Landschaft um sich zu haben. Dennoch, ich habe es gewagt - und bereue es nicht.

Die Cape York-Halbinsel (engl. Cape York Peninsula) ist eine Halbinsel im Norden von Queensland. Die Halbinsel hat eine Fläche von rund 137.000 km2 (zum Vergleich: etwa so gross wie Baden-Wuertemberg, Bayern und NRW zusammen), hat jedoch nur ca. 16 000 Einwohner!
Ihre Nordspitze, Cape York, bildet den nördlichsten Punkt des australischen Festlandes. An der Spitze treffen der Pazifik und der Golf von Carpentaria (Indischer Ozean) zusammen.

Mit einem normalen Fahrzeug ist die Strecke unmoeglich zu schaffen, da die "Strassen" dort oben extrem schlecht sind und man nur mit einem Four Wheel Drive eine echte Chance hat, da man teilweise auch Flussbette durchqueren muss. Zivilisation bedeutet in dieser Gegend meist lediglich ein Roadhouse, wo die Trucker der Road Trains halt machen und ein paar Haeuser. Es wird empfohlen, mit mindestens zwei Fahrzeugen zu fahren (fuer den Fall, dass eins eine Panne hat), zudem sollte man auf Autopannen gefasst sein (aufgrund der miserablen Pisten) und ein Satelitentelefon bei sich fuehren. Das ist auch der Grund, warum viele Reisende diese Strecke nicht wagen und man zumeist nur Australier dort sieht. Es gibt eine Reihe von Anbietern, die Touren dort hoch anbieten, die meist sehr teuer sind.
Wir finden jedoch eine guenstige Tour - dafuer verzichten wir in den 6 Tagen auf jeglichen Luxus und schlafen unter freiem Himmel. Das war jedoch auch der Aspekt, der am reizvollsten war.

Wir treffen uns morgens um 6 zur Abfahrt. Wir sind knapp 20 Leute, eine bunt gemischte Gruppe: Australier und andere Reisende. Die juengste ist 20, die aeltesten im fortgeschrittenen Rentenalter.
Unser Guide und Fahrer, Kurt, ist ein Aussie wie aus dem Bilderbuch, der IMMER barfuss umherlaeuft, selbst auf gluehend heissem Untergrund. Im breiten Aussieslang erklaert er uns am Anfang die Regeln "We work together as a group, no individuals". Kombiniert mit "jeden Morgen um 6 Uhr aufstehen, Schlafsack zusammenrollen, puenktlich zum Fruehstueck und zur Abfahrt zu erscheinen" ("be there or miss it"), habe ich kurzzeitig das Gefuehl, in einem Militaercamp gelandet zu sein. Alles halb so schlimm, wir haben einen Riesenspass!

Geschlafen wird in sogenannten Swags, schlafsackaehnliche, wasserfeste Huellen, die eine Matte integriert haben, in die man dann den eigenen Schlafsack legt. Die Campingsplaetze sind sehr einfach (einer war z.B. lediglich eine Rinderfarm...uebrigens die noerdlichste in ganz Australien). Aber immerhin geniessen wir den einzigen Luxus der Reise - die allabendliche Dusche (auch, wenn ich hier, mit Ruecksicht auf die Leser nicht weiter auf den hygienischen Zustand mancher Duschen eingehen moechte...).

Gekocht wird meist am Lagerfeuer (und ich habe gelernt, dass Toast hier wirklich nicht lange braucht, nachdem ich einige verkohlte Scheiben vom Rost genommen habe). Abends so gegen 22.30 Uhr wird der Generator ausgeschaltet - und dann ist Ruhe. Eine Taschenlampe war hier bei manch naechtlichem Toilettengang sehr hilfreich.

Die Strassen sind teilweise so holprig, dass wir nicht schneller als 30 kmh fahren koennen. Aber man lernt, auch waehrend der Fahrt zu schlafen, selbst wenn der Kopf unsanft hin und her geschuettelt wird. Einige werden unsanft geweckt, als der Kopf gegen das Fenster knallte .

Fast unertraeglich ist die Hitze im Outback, wenn die Sonne hinter den Wolken hervorkommt. Und dann der viele Staub, vor allem, wenn einem eine Road Train, riesige Trucks mit mehreren Anhaengern, entgegenkommen und unseren Bus in eine Staubwolke einhuellen.
Jedoch zeigt uns Kurt auch schoene Fluesse und Wasserfaelle, wo wir baden koennen. Gut, zu wissen, wo dies moeglich ist, denn hier oben gibt's Krokodile .

Geschafft!

Am Morgen des 4. Tages ist es endlich soweit - wir sind angekommen und laufen das letzte Stueck auf einem Track, ganz oben bis an die Spitze, wo sich der Indische und Pazifische Ozean treffen. Ausser unserer Gruppe ist niemand hier, wahrscheinlich, weil wir - wie immer...- um 6 Uhr aufgestanden sind und somit die ersten sind. Definitiv, ein Erlebnis. Man fuehlt sich hier klein, und am anderen Ende der Welt. Wir haben es geschafft - was bleibt, ist der muehselige Weg zurueck. Gegen Ende macht sich in der ganzen Gruppe Erschoepfung breit. Die rumpeligen Strassen, die dem Koerper alles abverlangen, die Hitze, der Staub... und nicht zueletzt die Tatsache, dass man 6 Tage nonstop mit Leuten zusammen war, die man vorher nicht kannte. Man merkt, dass solangsam jeder wieder seinen Freiraum und Privatsphaere sucht.
Aber - die erste Dusche, als ich wieder in Cairns bin, fuehlt sich grossartig an - und noch viel besser ist es, wieder in saubere Klamotten zu schluepfen. Ich schaetze meine Matratze...vermisse jedoch die Sterne.

Unvergessliche Highlights:

- Meine Fuesse: Nach 2 Tagen habe ich aufgegeben, jeglichen Schmutz zu entfernen. Der Staub hat sich ueberall festgesetzt und es wird wohl noch 2 Wochen dauern, bis meine Fuesse ihre urspruengliche Farbe wieder angenommen haben.

- Jeden Morgen von einem lauten Vogelgeschrei geweckt zu werden, das es unmoeglich machte, laenger als 6 Uhr zu schlafen.

- Der verdammte Hahn auf einem der Campingplaetze, der morgens um 3 Uhr anfing zu kraehen - im Abstand von etwa 2 Minuten!

- Die Aboriginal-Doerfer oben im Norden. Wir haben beides erlebt: Aboriginals, die uns freundlich zuwinkten, aber auch eine Nacht, wo wir alles im Bus einschliessen mussten, da einem dort sogar der Rucksack unter dem Kopf geklaut wird.

- Spaghetti Bolognese als Abendessen (wir hatten das Glueck, einen Italiener im Bus zu haben )

- Das Krokodil, das im See wohnte, neben dem wir campten... Es war aber brav und blieb im Nassen...

- In einer Vollmondnacht im Freien zu schlafen.

- Die riesigen Burger in den Roadhouses auf dem Weg, die man unmoeglich unter Beibehaltung der Tischmanieren verspeisen konnte.

Und waere das alles nicht aufregend genug gewesen, musste ich noch einen drauf setzen: Ich schaffe es, 2 Jahre nicht krank zu sein und mir dann genau in dem Moment, wo jegliche Zivilisation samt Apotheken oder Aerzten weit entfernt ist, eine hartnaeckige Hals- und Ohreninfektion einzufangen (was mir zeitweilig den Spitznamen "The Crow", die Kraehe, einbrachte, da ich statt zu reden nur noch kraechzte).
Naja, ganz so schlimm war es nicht, aber ich habe definitiv die Vorteile der Zivilisation schaetzen gelernt - was am Anfang ein harmloses Kratzen im Hals war, hat sich oben in der Wildnis zu einer Infektion entwickelt, die ich jetzt erstmal mit Antibiotikum behandeln muss. Aber ansonsten springe ich schon wieder munter umher und plane die naechsten Schritte.

Unser Bus beim Durchqueren eines Flussbettes (waehrend der Regenzeit verwandelt sich das hier in einen reissenden Strom).

Unser Bus beim Durchqueren eines Flussbettes (waehrend der Regenzeit verwandelt sich das hier in einen reissenden Strom).

Eine Abkuehlung war bei der Hitze eine wahre Wohltat!

Eine Abkuehlung war bei der Hitze eine wahre Wohltat!

Melanie morgens um 6 Uhr im Swag...

Melanie morgens um 6 Uhr im Swag...

So sahen die Strassen meist aus. Nichts, wohin man blickt...

So sahen die Strassen meist aus. Nichts, wohin man blickt...

Road Train (man geht besser aus dem Weg, wenn einem so ein Ungetuem entgegen kommt)

Road Train (man geht besser aus dem Weg, wenn einem so ein Ungetuem entgegen kommt)

Endlich - geschafft: Wir sind da, am noerdlichsten Ende von Australien!

Endlich - geschafft: Wir sind da, am noerdlichsten Ende von Australien!

(ohne Worte)

(ohne Worte)

© Melanie Krauss, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
"Der Sinn des Reisens besteht darin, die Meinung mit der Wirklichkeit auszugleichen, und anstatt zu denken, wie die Dinge sein könnten, sie zu sehen, wie sie sind." (Samuel Johnson)
Details:
Aufbruch: 15.08.2005
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: August 2006
Reiseziele: Thailand
Australien
Town Of 1770
Der Autor
 
Melanie Krauss berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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