Philippinen

Reisezeit: April / Mai 2012  |  von Georg Hoffmeier

Palawan: Iwahig Prison & Penal Farm

Die grobe Schotterpiste, welche vom Eingang bis zum Gefäng-nisdorf führt, setzt dem Motorrad zu.

Die grobe Schotterpiste, welche vom Eingang bis zum Gefäng-nisdorf führt, setzt dem Motorrad zu.

Kaum 20 km von Puerto Princesa befindet sich das Mustergefängnis des Landes. In der Iwahig Prison and Penal Farm weicht das Konzept des Strafvollzuges von dem in anderen Gefängnissen deutlich ab. Hier verbüßen die Gefangenen die Haft nicht in kleinen, stickigen Zellen, wo sie zum Nichtstun verdammt sind, sondern leben mit ihren Familien in eigenen Hütten. Durch das Leben und Arbeiten in der Dorfgemeinschaft des Gefängnisses sollen sie ihre sozialen Fähigkeiten erweitern und lernen ihren Lebensunterhalt auf legalem Wege zu sichern. Und tatsächlich hat das Gefängnis von Iwahig die höchste Resozialisierungsrate der Haftanstalten im Lande aufzuweisen.

Beinahe wäre ich am Eingang des Gefängnisses vorbeigefahren. Der ist nämlich kein streng bewachtes Tor mit Wachtürmen und dicken Mauern. Ein Schild heißt die Besucher willkommen. Dahinter wird man von zwei uniformierten Damen in einer Bambushütte erwartet. Mit einem freundlichen Lächeln werde ich gebeten mich in einem Buch zu registrieren. Zum eigentlichen Gefängnis gelange ich über eine, etwa 2 km lange, Schotterpiste.

Herzlich Willkommen im Gefängnis begrüßt ein freundliches Schild am Eingang.

Herzlich Willkommen im Gefängnis begrüßt ein freundliches Schild am Eingang.

Bei diesen freundlichen Beamtinnen registriere ich mich.

Bei diesen freundlichen Beamtinnen registriere ich mich.

Um nicht gleich dabehalten zu werden, sollten die roten Schilder beachtet werden.

Um nicht gleich dabehalten zu werden, sollten die roten Schilder beachtet werden.

Hier säumen die ersten Behausungen der Gefangenen den Weg. Die Insassen winken freundlich. Aus nachvollziehbaren Gründen sollen von den Gefangenen keine Fotos gemacht werden. Nicht viele wollen als Iwahig-Insassen auf facebook gepostet werden.

Hier säumen die ersten Behausungen der Gefangenen den Weg. Die Insassen winken freundlich. Aus nachvollziehbaren Gründen sollen von den Gefangenen keine Fotos gemacht werden. Nicht viele wollen als Iwahig-Insassen auf facebook gepostet werden.

In mitten des weitläufigen Gefängnisgeländes befindet sich das Gefängnisdorf. Der Tennisplatz steht im krassen Widerspruch zu den verfallenden Gebäuden auf diesem Platz. In der Halle rechts ist der Souvenirshop des Lagers untergebracht.

In mitten des weitläufigen Gefängnisgeländes befindet sich das Gefängnisdorf. Der Tennisplatz steht im krassen Widerspruch zu den verfallenden Gebäuden auf diesem Platz. In der Halle rechts ist der Souvenirshop des Lagers untergebracht.

Auch hier wird die Kirche im Dorf gelassen - hier am Dorfplatz.

Auch hier wird die Kirche im Dorf gelassen - hier am Dorfplatz.

Die offene Kirche ohne Seitenwände.

Die offene Kirche ohne Seitenwände.

Das eigentliche Gefängnis ist nicht ein umzäunter und mit Mauern bewährter Zentralbau. Stattdessen finde ich ein Dorf, dass um einen zentralen Platz gruppiert ist, vor. Die Freifläche in der Mitte der Häuseransammlung ist vermutlich ein Appellplatz. Doch jetzt ist dieser Ort menschenleer. Nur ein dunkelhäutiger Mann auf einem Fahrrad kommt mir entgegen und winkt mir freundlich.
An einer Seite des Platzes steht die Gefängniskirche - ein nüchterner Bau, vermutlich aus den Sechzigern oder Siebzigern des vorherigen Jahrhunderts. Das Dach des Gebäudes wird lediglich von Stützen getragen. Bis auf die Altarseite ist der Gebetsraum an den Seiten mir offen. Das spart wohl eine Klimaanlage. Gegenüber der Kirche sehe ich zu meiner Überraschung zwei, wenn auch etwas heruntergekommene Tennisplätze. Dies und die schönen, großen Fächerpalmen nehmen diesem Ort die Tristesse, welche bei einem Gefängnis zu erwarten wäre.

Neben den Tennisplätzen steht das wohl größte Gebäude. Es ist eine lange Halle, die zum größten Teil aus Brettern zusammengezimmert ist. Am Eingang lese ich auf einem Schild "Post Office". Tatsächlich handelt es sich aber dabei um den Souvenir-Shop des Gefängnisses. Ich gehe die Treppe hinauf und trete in die Halle. Hier steht die Hitze. Ich bin sehr froh darüber, dass es einen Kühlschrank mit kalter Cola gibt. Die beiden Flaschen, die mir eine der Gefangenen verkauft, sind innerhalb von einer Minute leer.

Im Augenblick scheine ich wohl der einzige Besucher des Shops zu sein. Auf langen Tischen sind hier die Kunsterzeugnisse der Gefängnisinsassen ausgestellt. An den Wänden hängen die kunstvollen Malereien der Insassen.

Der Souvenirshop.

Der Souvenirshop.

Ein träumender Insasse.

Ein träumender Insasse.

Gefangenenkunst.

Gefangenenkunst.

Ich kann hier keinen Wärter ausfindig machen. Die Leute sind hier sehr offen, ja fast neugierig. Sie fragen mich das Übliche, woher ich komme und wie ich Palawan finde. Einer von ihnen erzählt mir, dass er schon bei großen Hollywood Filmen als Statist mitgemacht hat. Er listet mir zahlreiche Produktionen auf, von denen ich nur die wenigsten kenne. Er nimmt mich so in Beschlag, dass ich kaum dazu komme mir die Souvenirs genauer anzusehen. Ich kaufe zwei Schachteln Zigaretten und gebe ihm eine davon.

Er drängt mich dazu, zu einem anderen Gebäude mit zu kommen. Hinter dem Souvenir-Shop gelangen wir zu einem, mit Stacheldrahtmauer umzäunten Langhaus. Uninformierte Aufseher mit Gewehren bewachen den Eingang. Mein Begleiter grüßt freundlich, ja sogar etwas unterwürfig die Uniformierten und verschwindet hinter dem Eingang. Ich gebe einen der Wachposten die zweite Schachtel, und bitte ihn die Zigaretten einem der Gefangenen zu schenken. Der Wachmann wirft die Schachtel einem kleinen, zerlumpten, schmutzigen Mann zu, der die Zigaretten auffängt und vor Freude tanzt.

© Georg Hoffmeier, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
ein Reisebericht über Manila, Cebu und Boracay
Details:
Aufbruch: April 2012
Dauer: circa 4 Wochen
Heimkehr: Mai 2012
Reiseziele: Philippinen
Der Autor
 
Georg Hoffmeier berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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