Mit dem Rucksack durch Jamaika

Reisezeit: Februar 2005  |  von Matthias Wieland

Runaway Bay

07.02. und 08.02.2005: Runaway Bay

Der erste jamaikanische Morgen. Wir wurden von lautem Hundegebell und einem schreienden Hahn unsanft geweckt. Erstmal eine kalte Dusche. Plötzlich hörten wir Musik. Als ich auf den Balkon trat, stellte sich auch gleich heraus woher diese kam. Unten im Nachbarhaus hatte soeben ein um die 40 Jahre alter Rastamann sein Haus verlassen, stand hinter seinem Gartentor und sang. Dort stand er etwa zehn Minuten, bis er sein Gartentor öffnete und singend losmarschierte.
Anfangs dachten wir noch dieser Kerl wäre etwas verrückt, doch diese Fröhlichkeit ist auf ganz Jamaica verbreitet.
Nach etwa 2 Stunden kam er zurück (er sang immer noch) und stellte einige Reifen (er war anscheinend Reifenhändler) vor sein Haus. So beginnt der jamaikanische Arbeitstag; zweiter Kulturschock.
Wir packten unsere Rucksäcke ein, verließen das Guesthouse und gingen Richtung Dorfmitte. Dort kauften wir eine Telefonkarte für Marts Handy (von Jamaica aus kann man mit solchen aufladbaren Karten für rund 20 €Cent pro Minute nach Deutschland telefonieren) und kehrten in ein kleines Selbstbedienungsrestaurant ein, wo wir zum ersten mal jamaikanisches Frühstuck probierten: Ackee and Saltfish und Blue Mountain Coffee. Wahnsinn!
Danach, am Busbahnhof, wir wollten weiter Richtung Osten, waren schon wieder jede Menge Taxifahrer um uns herum und wollten uns mitnehmen. In solchen Situationen immer vor der Reise nach dem Preis fragen, dass wussten wir. Also stiegen wir (ich schon mal versehentlich auf der Fahrerseite, weil: ungewohnter Linksverkehr) für 900 J$ (etwa 14 €) in einen Kombi. Dieser war natürlich für 6 Leute, einschließlich Fahrer, viel zu klein. Aber die 30 km bis Runaway Bay würde das schon gehen.

Somit verließen wir Falmouth und fuhren, mit einem kleinen Zwischenstop am Christoph Kolumbus Freilichtmuseum, Richtung Osten.
Der Taxifahrer brachte uns auf unseren Wunsch zu einem günstigen Guesthouse am Ende der Ortschaft: Tamarind Tree Resort. Dort mieteten wir wieder zwei Zimmer an, für je 45 US$ pro Nacht.
Hier wurden wir zum ersten und einzigen Mal auf Jamaica übers Ohr gehauen: Der Taxifahrer wollte statt 900 J$ dann doch 1900J$ und behauptete, wir hätten ihn falsch verstanden. Das war uns dann für den restlichen Urlaub eine Lehre.
Wir beschlossen gleich einige Tage hier zu bleiben, da das Guesthouse sauber und günstig war und direkt am Strand lag, was wir natürlich gleich ausnutzten. Nachdem wir uns heimisch niedergelassen hatten, packten wir unsere Badesachen und gingen zum Strand.
Dieses war einer der schönsten Sandstrände auf der Insel wie sich später herausstellte. Wenig Leute und überhaupt keine Touristen. Ein paar Einheimische spielten neben einem kleinen, leicht verfallenem Haus Domino und ein Straßenverkäufer verkaufte sein Obst.
Kaum hatten wir es uns am Strand gemütlich gemacht, tauchte auch schon der erste Souvenirverkäufer auf, was uns an diesem Strand etwas wunderte. Er hat wahrscheinlich nur auf uns gewartet . Doch er wollte uns nicht unbedingt etwas aufzwingen, sondern setzte sich und unterhielt sich mit uns. Später kam ein weiterer Jamaikaner, er war um die 50, mit einer schwarzen Einkaufstüte in der Hand und setzte sich neben mich. Anfangs verstand ich nicht ganz was er wollte, doch dann griff er in seine Tüte und holte eine
Frucht heraus: Ackee. Er wollte mir für 500 J$ die ganze Tüte verkaufen. Als ich ablehnte bot er an für uns alle Essen zu kochen. Wir gaben ihm 1000 J$ und fort war er. Wir hörten nichts mehr von ihm.

Als es dämmerte beschlossen wir zurück zum Guesthouse zu gehen. Wir mussten wieder an der Hütte vorbei wo am Nachmittag die Leute Domino gespielt hatten. Es war die Hütte des Jamaikaners der mit unserem Tausender davon ist. Er stand vor seinem halbverfallenem Haus an einer Feuerstelle, darauf ein Topf, und schnitt Saltfish hinein. Er hatte uns tatsächlich was zum Abendessen gekocht; dritter Kulturschock.
Inzwischen wunderte uns gar nichts mehr.
Das Essen war so viel, dass es für alle sechs Leute reichte und die Hunde auch noch genug abbekamen.
Am nächsten Morgen gab es Frühstück in unserem Hotel. Und was: Ackee and Saltfish und Blue Mountain Coffee. Auf Jamaica scheint es nichts anderes zu geben. Wir gingen wieder zum Strand. Die Sehenswürdigkeiten würden ja nicht davonlaufen und außerdem steckte noch ein Rest vom Jetlag in unseren Knochen. Auf dem Weg dorthin kam uns ein junger Rasta, etwa in unserem Alter, auf dem Fahrrad entgegen, grüßte uns und begleitete uns ohne weitere Worte zum Strand. Dort setzte er sich auf einen Baum und blieb sitzen.
Es kamen den ganzen Tag Jamaikaner vorbei. Einige setzten sich zu uns und unterhielten sich mit uns, wie Marley der uns von seinem Aufenthalt in Deutschland erzählte oder ein junger Rasta, der einen Sohn in Deutschland hat aber nicht zurück darf. Andere wollten uns Souvenirs verkaufen und Mart kaufte (nach langem Gespräch) eine kleine jamaikanische Trommel.
Der junge Mann mit dem Fahrrad, er hieß "Sunshine", saß immer noch auf dem Baum, bis er uns nach einiger Zeit anbot uns nach Nine Miles zu fahren, den Geburtsort von Bob Marley. "Dort steigt am kommenden Freitag ein Fest, da ja Bob Marley am 06. Februar geboren war." Wir sagten, dass wir uns das Ganze überlegen würden und er gab uns seine Telefonnummer. Dann war er weg.

© Matthias Wieland, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Jamaika...no Problem! Backpacking - Tour rund um die Insel!
Details:
Aufbruch: 04.02.2005
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 25.02.2005
Reiseziele: Jamaika
Der Autor
 
Matthias Wieland berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.