Solo durch Jamaika

Reisezeit: Oktober / November 2007  |  von Stefan O.

Regen im Regenwald

10. November 2007

Ich wache relativ früh auf, Moskitos plagen mich. Nach dem Duschen will ich in den Supermarkt, etwas zum Frühstücken holen. Unterwegs treffe ich Reeboo wieder. Er will wissen, wie ich mich entschieden habe. Ich frage ihn, wann es am günstigsten wäre. "Am besten jetzt gleich", antwortet er. Das Wetter sei ideal und für den Nachmittag sei mal wieder Regen angekündigt. Ich willige ein, vorher muss ich aber noch meine Einkäufe tätigen. Er begleitet mich zum Supermarkt. Dann will ich noch eine SIM-Karte kaufen. In dem fetten, klimatisierten Digicel-Laden sind die SIM-Karten jedoch derzeit ausgegangen, die nächste Lieferung käme erst am Dienstag. Ich werde in einen anderen, kleineren Handy-Laden verwiesen. Dort allerdings das gleiche Spiel. In einem Elektrofachhandel werde ich dann schließlich fündig.

Ich bringe noch meinen Einkauf nach Hause und frühstücke etwas, bevor ich mit Reeboo los ziehe. Wir fahren zunächst in einem illegalen Route-Taxi an den Rio Grande, wo sein Floß liegt. Hier werden die Dinger auch gebaut und ich habe die Gelegenheit, beim Bau eines solchen Floßes zuzusehen. Das Floß ist hier übliches Transportmittel, um die Früchte von den Plantagen abzutransportieren, hauptsächlich Bananen und Kokosnüsse. Nebenbei verdienen sich die Floßer noch ein paar Dollar mit den wenigen Touristen hier.

Während Reeboo sein Floß startklar macht, besorge ich noch etwas Ganja und zwei Red Stripe für unterwegs. Praktischerweise wird einem beides hier direkt an der Werft angeboten. Kurz nach der Abfahrt treffen wir auf die "Swimming Bar", ein Floß, an dem man kühle Getränke kaufen kann. Ich ordere vier weitere Red Stripe, schließlich soll auch meinen Kapitän nicht verdursten.

Der Regenwald am Rio Grande

Der Regenwald am Rio Grande

Kapitän Reeboo

Kapitän Reeboo

Reeboo steuert das Floß flussabwärts, langsam verlassen wir die Zivilisation. Es ist traumhaft hier. Der Regenwald ist so dicht, dass man nicht mal einen Meter hinein schauen kann. Reeboo zeigt mir diverse Bäume und Früchte, wie zum Beispiel das populäre Ackee. Wir fahren vorbei an Kokosnuss- und Bananenplantagen. Unterwegs sehe ich ein an einem Felsen verunfalltes Floß. Ob das bei Nacht passiert sei, frage ich Reeboo. "Nein", antwortet er, "am helllichten Tage." - "Es gibt hier einen ersten, einen zweiten und einen dritten Kapitän", fügt er grinsend hinzu.

So lässt es sich aushalten

So lässt es sich aushalten

Ein paar Kilometer später zeigt er mir einen kleinen Strand. Hier feiern sie im Dezember und Januar ihre Partys. Es wird gegrillt, getrunken und gekifft. Bei Vollmond sei es hier so hell, dass man ohne Taschenlampe ein Buch lesen könne, klärt er mich auf, als es plötzlich zu tröpfeln anfängt. Reeboo steuert das Floß unter einen Felsen. Dort harren wir aus, bis der Schauer vorüber ist. Dann geht's weiter, doch kurz darauf fängt es schon wieder an zu schiffen. Langsam wird mir klar, warum der Regenwald eigentlich Regenwald heißt. Wir haben keine Chance zu entkommen. Meinen Fotoapparat bringe ich in der Plastiktüte in Sicherheit, in der vorher das Bier drin war, bevor ich selbst klitschnass werde. Reeboo steuert eine Anlegestelle in der Nähe der Atlantik-Mündung an. In einer Hütte, in der sich einige Farmer aufhalten, warten wir dann auf Besserung. Derweil ziehe ich mein T-Shirt aus, wringe es aus und hänge es zum trocknen in der Hütte auf.

Warten auf besseres Wetter

Warten auf besseres Wetter

Etwa eine halbe Stunde später lässt der Regen etwas nach. Wir machen uns auf den Weg zur Hauptstraße und warten auf ein Route-Taxi. Von dessen Fahrer bekomme ich dann ein Stück Pappe, das ich mir unter den Hintern legen soll. Meine Klamotten kann man inzwischen allesamt auswringen.

Zurück im Gästehaus muss ich erst mal duschen. Bisher habe ich sie zwar nicht vermisst, aber eine schöne warme Dusche wäre jetzt genau das Richtige. Die gibt's hier aber nicht. Also dusche ich wie gewohnt kalt und ziehe mir ein paar frische und trockene Klamotten an.

Dann mache ich mich auf in den Roof Club. Hier ist allerdings überhaupt noch nichts los und so beschließe ich, nach dem Kauf einiger Flaschen Red Stripe wieder zurück ins Gästehaus zu laufen, um später noch einmal los zu ziehen. Ich baue mir eine fette Tüte und penne kurz darauf auf der Couch ein. Als ich wieder wach werde, habe ich irgendwie keinen Bock mehr, das Haus noch zu verlassen.

© Stefan O., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein beruflicher Aufenthalt in Florida brachte mich auf die Idee, meinen diesjährigen Urlaub jenseits des Atlantiks zu verbringen, da ich mit den USA aber nicht viel anfangen kann, suchte ich mir ein Ziel, an dem ich mich mit Sicherheit wohl fühlen würde.
Details:
Aufbruch: 31.10.2007
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 19.11.2007
Reiseziele: Jamaika
Der Autor
 
Stefan O. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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