Solo durch Jamaika

Reisezeit: Oktober / November 2007  |  von Stefan O.

Waschtag

12. November 2007

Habe die Nacht ziemlich schlecht gepennt. Die Moskitos machen mir zu schaffen und ich gleiche inzwischen einem Streuselkuchen, außerdem habe ich mir von den ganzen Regentänzen hier einen üblen Schnupfen eingefangen. Bei den Browns gehe ich für die nächste Nacht bezahlen, denn heute fahre ich bestimmt nicht mehr weiter. Bei dieser Gelegenheit frage ich Ms. Brown nach etwas Waschpulver, denn ich brauche unbedingt ein paar saubere T-Shirts. Ich könne auch ihre Waschmaschine benutzen, bietet sie mir an. Leider habe sie keinen Trockner und bei diesem Wetter sei das Trocknen an der Luft unmöglich. Das glaube ich ihr aufs Wort und selbiges gilt natürlich auch für meine Klamotten von gestern und vorgestern, die einfach nicht trocken werden wollen. Es gäbe aber in Port Antonio einen Waschsalon, fügt Ms. Brown hinzu, die hätten auch einen Trockner. Sie organisiert mir einen Fahrer.

Wenn ich denn schon mal im Waschsalon bin, kann ich ja eigentlich auch gleich alles waschen, also stopfe ich meine Dreckwäsche in drei Plastiktüten. Der Fahrer kommt und bringt mich in die Wäscherei. Unterwegs höre ich auf Irie-FM, dass die Straße nach Kingston unpassierbar ist. Ich glaube ich habe ein Déjà-vu.

Ich will dem Fahrer 100 J$ für seine Bemühungen geben, doch zu meinem Erstaunen lehnt der ab. Er sei ein Freund der Browns und das ginge schon in Ordnung. Es passiert mir hier zum ersten Mal, dass jemand nicht nur nichts will, sondern sogar etwas ablehnt.

In der Wäscherei beanspruche ich gleich drei Maschinen. Das Personal hier ist freundlich und hilfsbereit. Während die Maschinen laufen, genehmige ich mir an der benachbarten Bar ein Red Stripe, als mich plötzlich der Hunger packt. Das Essen sieht hier sehr gut aus und ich beschließe den Verzehr eines leckeren Jerk Chickens mit Reis.

Etwa zwei Stunden später ist meine Wäsche sauber und trocken. Draußen ist es leider weniger trocken und ich muss noch einige Minuten hier verweilen, bevor ich zu Fuß zurück ins Gästehaus sprinte. Unterwegs hole ich mir noch ein paar Red Stripe aus dem Supermarkt raus.

Während ich mir diese so auf der Terrasse der Brown's Cache Villa zu Gemüte führen will, steht plötzlich Noel vor dem Zaun. Er behauptet, er sei Keyboarder in einer Reggae-Band. "Roots only", versteht sich, "no bullshit". Da Noel eine gewisse Ähnlichkeit hat mit Père Noël, glaube ich ihm das und denke, es gibt Geschenke. Er will mir zwei CDs verkaufen und natürlich Ganja. Da ich eh gerade nichts mehr habe, stimme ich dem Deal zu und gebe ihm 1.000 J$ mit auf dem Weg. Tatsächlich kommt er sogar einige Zeit später wieder, mit dem Gras und einer CD. Die zweite würde gerade gebrannt werden, klärt er mich auf und haut wieder ab, nachdem er ein Red Stripe von mir geschlaucht hat. Das ist dann so das Letzte, was ich von ihm sehe. Wer ihn zufällig mal trifft, möge mal einen schönen Gruß von mir ausrichten.

(Père) Noël

(Père) Noël

Ich jedenfalls gehe erst mal wieder rein, mache es mir im Wohnzimmer bequem. Nachdem ich etwas gegessen habe, dampfe ich noch einen, lese ein wenig und kübele noch das eine oder andere Red Stripe weg. Später stelle ich fest, dass ich mich ganz schön breit gemacht habe, hier im Wohnzimmer. Eigentlich ist es ja ein Gemeinschaftsraum. Die Gemeinschaft besteht allerdings im Moment ausschließlich aus mir. Trotzdem räume ich mal ein wenig auf.

© Stefan O., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein beruflicher Aufenthalt in Florida brachte mich auf die Idee, meinen diesjährigen Urlaub jenseits des Atlantiks zu verbringen, da ich mit den USA aber nicht viel anfangen kann, suchte ich mir ein Ziel, an dem ich mich mit Sicherheit wohl fühlen würde.
Details:
Aufbruch: 31.10.2007
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 19.11.2007
Reiseziele: Jamaika
Der Autor
 
Stefan O. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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