Solo durch Jamaika

Reisezeit: Oktober / November 2007  |  von Stefan O.

Black River, die große Stadt

07. November 2007

Heute will ich endlich mal nach Black River. Bei Pauline hatte ich mich zum Frühstück angemeldet. Als sie von meinem Plan erfährt, ruft sie den Route-Taxifahrer an und teilt ihm mit, dass sie hier noch ein Mitfahrer für ihn hat. Er wird gegen zehn Uhr hier erscheinen, lässt sie mich wissen. Gegen zehn Uhr, das ist nach jamaikanischer Zeitrechnung zehn nach elf.

Delroy lungert auch wieder im Irie herum, natürlich mit dem obligatorischen Spliff in der Fresse. Ich frage ihn, wann er zum letzten Mal in Black River war. "Vor zirka drei Jahren", so die Antwort. Irgendwie habe ich Mitleid mit ihm und frage, ob er mitkommen will. Klar will er. Pauline mahnt ihn an, er solle sich dort benehmen und nicht überall kiffen. Black River sei ein "Business Place" und es mache keinen guten Eindruck, hier völlig zugedröhnt durch die Straßen zu schlürfen.

Blacj, der Fahrer des Route-Taxis, fährt den jamaican Style. Ein Lkw ist im Weg und muss unbedingt überholt werden. "Das passt nicht", denke ich mir noch. - Doch, es passt!

Wir sind zu viert im Taxi, als noch eine Mitfahrerin am Straßenrand wartet, deren Format eher dem jamaikanischen Schönheitsideal hier auf den Dörfern entspricht. Das Auto ist nun voll. Nein, das ist es nicht. Die zwei Mädels aus dem nächsten Dorf passen auch noch hier rein. Wir fahren nun zu siebt in einem gewöhnlichen Nissan Kombi, älteren Baujahres. Dass der Tacho nicht funzt, stört mich wenig, denn ich will eigentlich nicht wirklich wissen, wie schnell wir sind.

Black River, die "große Stadt", ist eher ein größeres Dorf im typisch jamaikanischen Stil. Eine Bank ist schnell gefunden. Dort hole ich mit meiner EC-Karte etwas Kohle ab. Die Sache mit der VISA-Karte habe ich inzwischen abgehakt. Wir gehen noch ans Ufer des Black River, wo sich eine kleine Bar befindet, und genehmigen uns dort ein Red Stripe.

Ziemlich viele Touris hier für so einen kleinen Ort, stelle ich fest. Aber immer noch weit entfernt von den Touristenaufläufen in Negril und Co. Am Ufer des Black River warten Touristenboote auf ihre Gäste. Sie fahren den Black River hinauf, um die berühmten Krokodile zu beobachten. Ich halte es nicht aus, muss erst mal einen dampfen. Delroy besorgt etwas Ganja, dabei stellt er sich ziemlich unbeholfen an. Er will die frisch gebaute Tüte gleich hier an Ort und Stelle abbrennen, doch die Barbesitzerin klärt ihn auf, dass es hier kein wirklich geeigneter Ort dafür sei. Zu viele Touristen und zu viele Bullen würden hier herum lungern. Wir gehen am Ufer ein Stück flussaufwärts. - In einem einfachen aber sauberen Restaurant gehen wir später noch für schmales Geld etwas essen, bevor wir die Heimreise antreten.

Diese erfolgt in einem Toyota-Kleinbus. Nach diversen Runden um den Marktplatz zur Anwerbung weiterer Mitfahrer kann es endlich los gehen. Wo fährt der denn jetzt noch hin? Ah, eine High-School. Vor dem Tor steht ein Schild, das die Zufahrt mit Bussen und Taxen verbietet. Der Fahrer erklärt der Pförtnerin, er hätte hier den Auftrag, ein paar Schüler abzuholen, und er darf passieren. Es steigen vier Schulkinder zu, dann geht's weiter zu einer Kirche. Will der jetzt erst mal beten gehen? Nein, ein Baby wird eingeladen. Der Fahrer drückt es einem der Schulmädchen in die Arme, denn selbst kann er sich natürlich nicht darum kümmern. Dann geht's weiter. Fahrgäste steigen aus, andere ein. Unterwegs wird irgendwann noch das Baby seiner Mutter übergeben und sage und schreibe eine Stunde nach Abfahrt erreichen wir gegen 15 Uhr Treasure Beach.

Irgendetwas habe ich vergessen. Ach ja, die SIM-Karte - Shit! Ich gehe runter an die Strandbar und labere ein wenig mit den Rastas. Für morgen werde ich eingeladen auf einen frischen Grillfisch, denn morgen soll mein letzter Tag hier in Treasure Beach sein. Freitag früh will ich weiter nach Port Antonio. Will ich das wirklich? Die Herzlichkeit mit der man hier aufgenommen wird, kann einem fast Tränen in die Augen treiben, doch ich will noch ein wenig mehr sehen von diesem Land und außerdem wird mir hier zu viel gekifft.

Irgendwann ist es dunkel und die Bar schließt. Ich torkele zusammen mit den Rastas hoch zur Straße und mache mich dann auf den Rückweg zum Irie Rest. Wohl doch ein Rum zu viel?

© Stefan O., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein beruflicher Aufenthalt in Florida brachte mich auf die Idee, meinen diesjährigen Urlaub jenseits des Atlantiks zu verbringen, da ich mit den USA aber nicht viel anfangen kann, suchte ich mir ein Ziel, an dem ich mich mit Sicherheit wohl fühlen würde.
Details:
Aufbruch: 31.10.2007
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 19.11.2007
Reiseziele: Jamaika
Der Autor
 
Stefan O. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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