Norwegenreise für reife Erstlinge zum Kennenlernen

Reisezeit: Juni / Juli 2007  |  von Marion S.

15.06.2007 Beitostölen - Videseter, 264 km

Das wurde der Tag unserer Reise, aber das wussten wir natürlich an diesem Morgen noch nicht. Nach einem interessanten Frühstück in unserem Hotel mit Berghüttenatmosphäre, einem reichhaltigen Buffet, internationalen Gästen und Bergwanderern starten wir weiter Richtung Norden auf der Rv 51. Noch ein kurzes Stück bergan und uns eröffnete sich eine wunderschöne karge Felslandschaft mit Schneemulden, Seen, erhabenen Berggipfeln, einem klaren Licht und immer wieder unglaublichen Ausblicken. Jeder Parkplatz lockte uns zum Anhalten, Schauen, Fotografieren. Wir sind regelrecht euphorisch ob dieser landschaftlichen Schönheit. Und nach jeder Biegung, jedem Hügel wiederholte sich das faszinierende Schauspiel erneut. Höhepunkte ohne Ende.
Wir legen kurz Rast ein am Samenlager unterhalb des Bitihorns, begutachten den Bygdin und das noch in Restauration befindliche Boot.

Bitihorn am Gjende

Bitihorn am Gjende

Oben auf dem Paß treffen wir eine Rentierherde die uns genauso erstaunt beglotzte wie wir sie. Irgendwo an der Straße plötzlich eine Aussichtsplattform mit Blick auf die fantastische Bergwelt, am Gjende. Dort wieder ein trockengelegtes Boot in der Schneelandschaft, ein malerischer Zeltplatz voller Tipis und etwas weiter glasklare Seen, in denen sich die Berge und der Himmel spiegeln. Da die Boote noch nicht fahren hält sich der touristische Zustrom in Grenzen und wir stehen oft alleine und völlig ungestört an den schönsten Plätzen. Ein Gefühl von innerer Freiheit und Klarheit, Bedeutungslosigkeit und Geborgenheit und von unglaublichem Beschenkt-werden bemächtigt sich unser. Das Glückserleben in dieser Bergwelt ist vollkommen. Es fehlen die Worte dafür.

Einer der vielen Bergseen

Einer der vielen Bergseen

Einige Kilometer weiter soll sich die Sjoda-Klamm "Ridderspranget" befinden. Wir finden problemlos hin und bestaunen die sprudelnden Wassermassen.
Nach einer kurvenreichen Fahrt runter zum Vaagaavatn geht es auf der E15 Richtung Lom. Erstmals spüren wir auch den Druck der norwegischen LKW-Fahrer, die einem immer etwas über der erlaubten Geschwindigkeit im Nacken hängen. In Lom machen wir eine Stunde Pause, sehen uns die Stadt an und nehmen Kaffee und Kuchen sehr lecker direkt neben der Bövra.

Kirche in Lom

Kirche in Lom

Die Kirche bestaunen wir nur von außen, plündern die Touristinformation, erkennen Motorradfahrer von unserer Kiel-Oslo-Fähre wieder und, da wir gut in der Zeit liegen, trotz der vielen Stops, entschließen wir uns zu einem Abstecher auf die Rv 55 (alte Sognefjellstrasse) und von dort zur Juvasshytta auf den höchsten befahrbaren Punkt Norwegens auf 1840 Meter. Das bedeutet 60 km mehr Fahrt heute, eine Mautstrasse und ein wirkliches Fahrabendteuer. Das Böverdalen mit seinen Weiden, Wasserfällen und Holzhäusern lässt sich zunächst gut an. In Galdesand geht es auf die angebliche Mautstrasse, zunächst ohne Maut, dafür auch ohne festen Straßenbelag und immer enger werdend mit aktiver Bautätigkeit serpentinenartig hinauf. Wir passieren die wunderbar gelegene Leirvassbu nach etlichen Kilometern und schon über der Baumgrenze dann die Mautstelle, zunächst ein fast unlösbares Rätsel.
Nach einigem Probieren schaffen wir es doch die Durchfahrt für 85 NOK (etwas über 10 Euro) zu erkaufen. Weiter geht es auf einer unglaublichen Strasse durch enge Kurven, starke Steigungen, über steiniges Gelände, an Schneefeldern vorbei, oft dicht am Abgrund immer höher hinauf. Mir stockt der Atem, ich bemühe ständig alle Göttinnen um Beistand für diese Fahrt. Und ständig kommen uns Autos entgegen - meist Schweden - wobei immer einer anhalten muss bzw. hier und da auch zurück fahren muss um aneinander vorbei zu kommen. Vor Anspannung können wir die Aussicht kaum genießen. Erst auf der Rückfahrt drücke ich unablässig den Fotoauslöser. Oben dann die Juvasshytta und unmittelbar daneben ist der Skibetrieb voll im Gange. Wir steigen kurz aus, es ist hier doch recht kalt (nur 3°C), aber die Sonne strahlt, der Himmel ist tiefblau, der Blick unendlich weit über die Schneeberge und trotz aller Anspannung fühlen wir uns überwältigt. Dann geht es auf die Rückfahrt, wir hängen uns an eine Gruppe Schweden, die aber ziemlich rasant fahren.

Talfahrt von der Juvasshytta

Talfahrt von der Juvasshytta

Mit einer Mischung aus Faszination, Bedauern und Erleichterung schrauben wir uns nach unten. Ich habe das Gefühl, Matzi macht die anforderungsvolle Fahrerei Freude. Die Ausblicke bei diesem Wetter sind unglaublich. Nach etwas mehr als zwei Stunden sind wir wieder in Lom.
Weiter geht es auf der E 15 Richtung Grotli, wobei wir kurz am wunderschönen Campingplatz am Dönfoss anhalten. Geschickt wurde in den Gebirgsbach ein Badeplatz gebaut.

Badeplatz am Gebirgsbach

Badeplatz am Gebirgsbach

Danach steigt die gut ausgebaute Strasse beständig an bis wir in Grotli (900 m) auf die Rv 258 - die alte Strynfjellstrasse abbiegen - das wird heute unser dritter Besichtigungshöhepunkt. Wieder fahren wir auf enger Strasse durch immer höher werdende Schneewände, bewundern die karg schöne Landschaft, genießen Licht und Sonne in dieser fast unwirklichen Landschaft und nutzen fast jede Haltebox zum Aussteigen und Fotografieren. Immer wieder begegnen wir dabei einem finnischen Auto, welches wir schon vor Lom getroffen haben.

Schneewände auf der Strynfjellstrasse

Schneewände auf der Strynfjellstrasse

Dann sehen wir viele Autos am engen Strassenrand geparkt, auf dem Schneegletscher viele Skispuren, hier ist das Sommerskizentrum von Stryn. Und plötzlich geht die Strasse über viele Windungen hinunter nach Videseter mit immer neuen Blicken in das Tal und auf Wasserfälle.
Das hoch über dem Tal thronende Hotel ist unser heutiges Quartier - Zimmer geht, der Blick ins Tal begeistert uns den ganzen Abend. Noch ein kurzer Abstecher zum nahegelegenen Wasserfall und dann ein richtiges norwegisches Hotelabendessen mit Lachs.

© Marion S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere erste Norwegenreise führte uns im Sommer 2007 für drei Wochen in das Gebiet zwischen Alesund und dem Hardangerfjord. Wir haben uns unsere Autoroute zusammengebaut um viel von Norwegen zu sehen, uns dabei nicht zu überfordern, finanziell in unseren Möglichkeiten zu bleiben und Freude an diesem Urlaub zu haben. Bei hochsommerlichem Wetter ging es endlich los.
Details:
Aufbruch: 13.06.2007
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 02.07.2007
Reiseziele: Norwegen
Der Autor
 
Marion S. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.