Über Indien zu den hohen Bergen in Nepal und zurück!

Reisezeit: März - August 2009  |  von Jan Schäfer

Crazy Delhi

Oh Gott, Oh Gott...
Wo soll ich nur anfangen?

Das Wichtige zuerst

Ich lebe noch
Ich wurde nicht ausgeraubt,
nicht beklaut, bin gesund (noch nicht mal Durchfall habe ich bekommen)
ich fuehle mich so frei wie noch nie...
kurz: es ist einfach nur sau geil hier!

Aber ich fange einfach mal am Anfang an:

Die Fahrt nach Frankfurt Flughafen verlief problemlos und London bot ein tolles Panorama vom Flugzeug. Wie ein riesiges brennendes Mandala zeigten sich die monotonen Englischen Reihensiedlungen auch mal von ihrer aesthetischen Seite.

London by night

London by night

Ankunft Heathrow

14.3.09 21:30 Ortszeit
Der Flughafen war wie ausgestorben.
Aber ich merkte schnell, dass aus meinem Vorhaben durchzumachen nichts wird.
Ich ging zum Informationschalter wo mir zwei nette Ladies Hotelzimmer in der Naehe zeigten.
Bed & Breakfast fuer nur 50 Pfund!
Naja das billigste Angebot war von easy Hotel. 25 Pfund pro Nacht und Person klang noch relativ fair.
Nach einem Anruf stellte sich allerdings heraus, dass das billigste Zimmer bei 37 Pfund lag.
Ich war jedoch so geschafft, dass ich es reservierte.

Am Busbahnhof wollten beide Buslinien, auf die ich warten sollte, nicht in meine Richtung fahren.
Toll! Aber wie aus dem nichts stand ploetzlich eine junge Busfahrerin neben mir, die mir erklaerte, sie wuerde mich zum Hotel fahren.
Sie war extra wegen mir losgefahren. So eine Ressourcenverschwendung, denn ich war der Einzige im Bus. Ich hatte ein richtig Schlechtes Gewissen fuer 4 Pfund durch die Gegend kutschiert zu werden.
Von meinem sehr sauber (fast steril) wirkendem Hotelzimmer aus konnte ich immer noch Terminal 5 von Heathrow Airport sehen.

Meine Wohnparzelle im Easyhotel

Meine Wohnparzelle im Easyhotel

Da ich auf einmal wieder unternehmenslustig wurde, schwaermte ich noch mal ins nahe gelegene Pub und genehmigte mir ein einschlaf Honey Ale. Klingt jetzt interessanter als es geschmeckt hat.
Auf dem Weg nachhause fiel mir auf, dass viele Englaender in ihren winzigen Vorgaerten kleine Yukka-aehliche Palmen stehen hatten. Zentralenglang scheint ja sehr mild zu sein. Generell war die Natur fast 1 Monat weiter als bei uns.

Hab trotz Bier die Nacht nicht schlafen koennen. Aufstehen, Duschen (brrr.. war die kalt), Anziehen, zurueck zum Terminal 5.
Wirklich noch mal ne Spur groesser als Frankfurt!

Heathrow mit seiner interessanten Architektur

Heathrow mit seiner interessanten Architektur

Nach einem Snack gings ab in das nur noch 2 groesste Flugzeug der Welt. Der Boeing 747-400.

I am leaving on this jetplane, i know when i be back again...

I am leaving on this jetplane, i know when i be back again...

Das Unterhaltungsprogramm in den Sitz-touchscreens ging von Simpsons ueber Braveheart bis hin zu den obligatorischen Hindi-Bollywood-Streifen.

Neben mir sassen zwei nette Inder, die so viel duty-free Sprit im Handgepaeck hatten, um dem ganzen Flugzeug einen Vollrausch zu bescheren.
Diese genehmigten sich auch schon an Bord einen ordentlichen Jonny Walker Cola. Wie ich auch... Cheers, wie die Inder sagen!
Trotzdem war wieder kein echter Schlaf in Sicht. Bei den Dinnervorschlaegen habe ich nur Chicken verstanden, aber die Bohnen-Reis-Tuetennahrung hatte damit irdendwie nix zu tun. Das ganze Essen an Bord schmekte sehr steril.

Mit 950 Km/h gings in 12.000 m Hoehe in 8 Stunden Flugzeit nach Delhi.

Sonnenuntergang ueber Pakistan oder so...

Sonnenuntergang ueber Pakistan oder so...

Ankunft in incredible India

Durch die Zeitverschiebung, landeten wir um 2:30 indischer Ortszeit. Wirklich die besch...eidenste Zeit um in Delhi anzukommen.
Nachdem mein Rucksack wieder einmal der gefuehlt Letzte auf dem Band war, hatte ich auch leider alle Bekanntschaften vom Flug verloren. Kaum durch den mit Maschienenpistolen bewachten Zoll hindurch, schon hatte ich meinen ersten "Helfer" an der Backe.
Geld gewechselt, Prepaid-Taxi gekauft (350 Rp sind etwa 5,50 Euro) und schon fuerte mich ein netter Herr zu meinem Taxi. Er fuhr direkt mit und fragte mich die Standartfragen ab. Woher, wohin, wieviele Geschwister, Wen wo treffen usw..
Auf unserem Weg durch die stark versmogte Stadt (ca. 200 m Sichtweite) ueberfuhren wir jede rote Ampel und verscheuchten die langsamen LKWs mit penetrannter Lichthupe.

Da ich mich im Internet mit meinem guten Freund Roman im Peace House Hotel verabredet hatte, zeigte ich dem Taxifahrer nur die Adresse und hoffte. (um es vorweg zu nehmen, ich habe zwei mal versucht per Taxi dort hin zu gelangen und war bisher noch nie dort!)
Auf dem Weg zu meinem "Hotel" zeigte mir mein selbsternannter Guide die Strassensperren, die es seit den Anschlaegen auf das Taj Mahal Hotel jetzt ueberall geben soll. Deswegen war der Weg zu meinem Hotel natuerlich auch nicht frei. Mir war schon klar, was jetzt kommen wuerde, aber Wissen schuetzt vor Strafe nicht.
Somit ging es erst mal zu einem "offiziellen" Touristcenter. Der arme Mann (es war vier Uhr Sonntag nacht) sah so aus als haette er genauso wenig Lust auf das, was jetzt kommen wuerde, wie ich.
Dennoch begann er mit seinem Verhoer. Woher, Wohin... etc. Mir war sofort klar, der will mir ne komplette Indienrundreise andrehen, denn Delhi sei gerade ein schlechtes Pflaster zum Bleiben (teuer, unsicher, usw.). Jetzt muss ich beim Schreiben darueber lachen, aber in der Situation war mir gar nicht danach. Um der Situation zu entgehen, starrte ich erst mal lange ins leere und versicherte ihm ich wuerde morgen wiederkommen, um mir sein Angebot nochmal anzuhoeren. Promis, Promis! Das hat bisher immer funktioniert!

Da eine Uebernachtung auf der Stasse dann doch ein bisschen zu riskant war, lies ich eben zu dem very good Hotel fahren. (aber mein Guide war ehrlich, dass ich fuer unter 10 Euro nichts mehr bekommen wuerde)
Tja dass Zimmer war ja auch nicht schlecht, genauso wie der Preis. 40 Dollars! Und ich musste fast 20 Minuten von 69 Dollars runterhandeln. Aber fuer indische Verhaeltnisse mega Wucher!
Immerhin eine echte Dusche und einen HD-Plasmafernseher (ich werde ihn nie benutzen).

Wofuer hat man einen HD-Plasmafernseher, wenn der Bildempfang hier ueberall super mies ist und selbst normales PAL dagegen besser aussieht? Die Inder werden es wissen.

Wofuer hat man einen HD-Plasmafernseher, wenn der Bildempfang hier ueberall super mies ist und selbst normales PAL dagegen besser aussieht? Die Inder werden es wissen.

sogar mit richtigem WC und funktionierender Dusche. Ich hatte schlimmeres erwartet!

sogar mit richtigem WC und funktionierender Dusche. Ich hatte schlimmeres erwartet!

Somit ist mir zu beginn genau das passiert, was ich immer vermeiden wollte, naemlich nach der hohen indischen Kunst abgeschleppt zu werden. Aber fuer die erste Nacht war es mir egal und ich reg mich auch echt nicht mehr darueber auf. Der Hotelmanager freut sich vermutlich nen Ast ueber das schoene Geld. Ich goenns ihm wirklich!

Auch diese Nacht kein Schlaf in Reichweite, denn um halb sechs begannen die Voegel zu aechtzen, danach kommen die Torett-Inder (Ooiyeeah!) und dann ab 7 kommt das GEHUPE!
Das Gehupe muss man hier eher als Sonar-Navigationssystem des Chaos verstehen. Funktioniert aber toll. Alle wissen wo sie, und ihre Strassennachbarn sind. Inder sind wiklich tolle Autofahrer!

Also bin ich um halb zehn aufgestanden und wollte auschecken. Doch der Hotelchef zeigte mir auf dem Taschenrechner nur die Zahl 450. Nein, heute nicht mehr, dachte ich mir. Dies wird der Tag des Nein-Sagens!
Also wieder 15 Minuten diskutieren, dass mir versichert wurde, keine Tax mehr bezahlen zu muessen. Nach besagter viertel Stunde schalteten sich herumstehende Inder ein und auf einmal war alles in Ordnung und ich konnte mich sogar noch mit einem Laecheln verabschieden. 1:1 Ausgleich!
Kaum aus dem Hotel heraus schon den naechsten Helfer an der Backe. Doch die meissten konnte ich an diesem Tag mit 3-maligen: "No, thank you. Please leave me alone", abwimmeln.
Doch ein Taxifahrer war so pennetrannt (er stieg sogar aus seinem Taxi aus und lief 200 m neben mir her) dass ich ihn dann doch engagierte mich zu dem Peace Hotel zu fahren, wo ich um 12:00 mit Roman verabredet war. Irgendwann hielten wir an. Vor einem offiziellen Touristenbuero! Das gibt es nicht. Selbst: "I wont pay you anything" hat nichts gebracht.
Im Office wieder die selbe Leier. Verhoer und Reisevorschlag. Ich konnte nicht mehr. Zu diesem Zeitpunkt stand es mir bis hier! Aber nun sollte alles besser werden.

Eine nette Frauenstimme sagte auf einmal: "Endschuldigung!" Deutsch! Ich war noch nie so froh meine Sprache gehoert zu haben. Und an dem Gesichtsausdruck der jungen Dame zu urteilen, ging es ihr genauso.
Die 25 jaehrige Linguistik-Studentin Tanja kommt aus Wien und wir beschlossen zunaechst zusammen weiterzuziehen. Und schon haben die Schlepper viel weniger zu melden.
Ueber Handy konnte ich sogar Roman erreichen und ihm die Adresse dieses Office zukommen lassen. Und es war wirklich das richtige offizielle Touristenbuero!
Doch Roman kahm nur in unsere Naehe, doch wie will man jemandem in Indien eine Strasse beschreiben, wenn alle keine Namensschilder bestizen. Dreck und Muell und kaputte Haeuser sind keine aussreichende Beschreibung. Aber wie durch eine Wunder fanden wir uns und von nun an wurde Indien richtig cool.

Nach einer kurzen Staerkung (Pommes und Reis) suchten wir uns ein schoenes Hotel am Main Bazaar.

Dieses schoene Touristenviertel bietet alles, was man sich von Indien erwarten kann. Muell, Gestank, Kuehe, Hunde, Katzen, Bettler, Verkehrschaos, Gehupe, viele bunte Laeden mit tollen Stoffen, Teehauser, Handylaeden und und und. Super interessant!
Und dann gingen Roman und ich Abends richtig ESSEN! Nach 2 Tagen Corny Muesliriegel und Schokolade endlich mal was richiges.
Auf der Dachterasse eines etwas gehobenerem Hotels genossen wir die hohe indische Kueche.

Also: Vorspeise Papadam (scharf wuerziges Erbsenbrot), toll und regt den Appetit gut an.
Hauptgericht Cheese Garlic Nan (Knoblauch-Kaese-Brot) auch gut aber nicht so lecker wie
Manjurian (Fritierter Blumenkohl mit einer deftig leckeren Zwiebelsauce) Super lecker und man glaubt gar nicht, dass es rein vegetarisch ist.

Und dann (es ist eigentlich gemein es zu erzaehlen, denn wenn ihr wissen wuerdet wie lecker das war, wuerdet ihr mich hauen, dass ich es euch erzaehle, ihr es aber nicht essen konntet )
haltet euch fest:
Nachspeise Fried Bananas with Honey und dazu Chocolate Pancake mit Vanilleeis. (Im suessen Teigmantel fritierte Bananenstuecke mit Vanilleis)
Das bringt die Geschmacksknospen fast zur Explosion! Ich musste staendig daran denken wie lecker dieses Essen ist!
Zum Abschluss gab es noch die Samen von der Pflanze aus der ,glaube ich, Lakritze hergestellt wird. Gut fuer die Verdauung!
Also es war wirklich das beste Essen dass ich bisher in meinem Leben gegessen habe. Kann natuerlich auch am Klima liegen.
Alles zusammen fuer nur 900 Rp (also etwa 15 Euro fuer 2 Personen), fuer Indien richtig teuer sogar aber immer noch fuer die Qualitaet spottbillig!

Jam Jam Jam... Fried Bananas mit Vanilleeis

Jam Jam Jam... Fried Bananas mit Vanilleeis

Main Bazaar by night

Main Bazaar by night

Zum Abschluss haben Roman und ich den Abend auf unserer Dachterasse mit einigen Kingfisher Beer (nicht uebel!) ausklingen lassen. Aber Schlaf war wieder nicht angesagt, aber ich komme mit diesem mehrstuendigen Power-Napping auch gut klar.

Fazit:
Auch wenn ich mir Muehe gegeben habe, moeglichst viel hier wiederzugeben, ist es wirklich nur ein Bruchteil von den Erlebnissen, die an diesem Tag auf mich eingeflossen sind.
Ich fuehle mich hier wirklich super! Es ist besser als ich es mir ertraeumt habe! Ich bin fast so weit zu sagen, ich liebe Indien, aber mal gucken was der heutige Tag bringt. Wir werden naemlich die Sehenswuerdigkeiten der Stadt (Red Fort, groesste Moschee Indiens usw.)
Also macht euch keine Sorgen, bis die Tage!
Namaste euer Jan

Nachtstimmung von unserer Dachterasse

Nachtstimmung von unserer Dachterasse

© Jan Schäfer, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fotospielplatz der Welt, ich komme! 3 Wochen Indien dann 3 Wochen Nepal anschließend 3 Monate arbeiten in einem Kinderdorf (Pokhara). Dabei hoffe ich auf viele interessante Orte, Personen und Situationen zu treffen.
Details:
Aufbruch: 14.03.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 29.08.2009
Reiseziele: Indien
Nepal
Chitwan Nationalpark
Der Autor
 
Jan Schäfer berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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