Über Indien zu den hohen Bergen in Nepal und zurück!

Reisezeit: März - August 2009  |  von Jan Schäfer

Varanasi

Vorwort

Dieses Kapitel ist erst halb fertig, aber ich veroeffentliche es trotzdem schon mal, da ich keine Zeit mehr haben werde, es weiter zu schreiben. In Deutschland werd ich dann die anderen Kapitel schreiben.

Welcome to incredible India

Nach der Grenzueberquerung fand ich mich in einem typischen Local Bus wieder und durch die undichten Schiebefenster tropfte der Regen auf meinen Rucksack, den ich zwischen meine Beine klemmen musste. Die Fahrt ging tiefer in das indische Flachland hinein und schnell setzte die Daemmerung ein. Mein Wasservorrat war leider zu knapp bemessen und ich fieberte dem ersten Stopp in Gorakhpur entgegen. Dort stellte ich dann das naechste Debakel fest. Ich hatte vergessen an der Grenze Geld zu wechseln und mit nepalischen Rupien kann in Indien keiner etwas anfangen. Gluecklicherweise war mein Sitznachbar so nette mir fuer 200 nepalische Rupien 100 Indische zu geben. (der Wechselkurs ist eigentlich 160 NP zu 100 IR) Somit konnte ich mir wenigstens 2 Tueten Chips kaufen, da ich seltsamerweise keinen einzigen Samosastand ausmachen konnte. Auch stellte sich die Kommunikation nun als viel schwieriger heraus. In Nepal kahm ich sogar mit den nicht Englisch sprechenden Leuten klar, doch mein gebrochenes Nepali bringt mir in Indien leider fast nichts. Einige Hoeflichkeitsfloskeln und die Zahlen sind zum Glueck gleich, aber nach etwas fragen oder erzaehlen wer man ist oder macht war nun nicht mehr moeglich.

Mitten in der Nacht machten wir dann an einem Restaurant halt und alle schwaermten aus, um ihre dreckigen PET-Flaschen an einer Pumpe am Strassenrand aufzufuellen. Alle, ausser ich... ich blieb dann lieber durstig.

Da ich der einzige Auslaender im Bus war versuchte ich ein wenig schlaf zu finden, waehrend meine Beine um beide Schultergurte der Rucksaecke gewickelt waren.

Als ich nach 10 Stunden Fahrt hochfuhr und mich etwas schlaftrunken umblickte, machte sich auf einmal Unruhe im Bus breit und die Leute packten alle ihre Sachen. "This is not Varanasi?"fragte ich... "It is!" antwortete mein Nachbar.
Super... Im Touristenbuero wurde mir gesagt ich wuerde Varanasi um 6 Uhr morgens (in einem Touristenbus!) erreichen und nicht um 3.
Somit stand ich mit Sack und pack um 3 Uhr Nachts auf dem duesteren und dreckigen Busbahnhof von der vermutlich aeltesten permanent bewohnten Stadt der Welt. (merke, komme niemals mitten in der Nacht in einer unbekannten indischen Stadt an)

Eigentlich sah mein urspruenglicher Plan so aus, dass ich vom Busbahnhof weg 1 km in die Stadt laufen wollte um von einem nicht englisch sprechenden Rikshahfahrer nicht abgeschleppt zu werden. Doch ich war so fertig von der ungequemen Fahrt, dass ich auf das erste Angebot eines offensichtlichen Schleppers eingegangen bin. "I bring you to Yogi Lodge... cheap and best" Da war ich ja mal gespannt, denn ich wusste dass die Yogi Lodge sehr beliebt bei Backpackern ist, aber ich wusste auch, dass es inzwischen 3 oder 4 Yogi Lodges gibt, die sich ueber das Namensrecht streiten.
Doch in diesem Fall sollte ich Glueck haben, denn als wir den Lodgebesitzer wachgeklingelt hatten, bekam ich ein geraeumiges Zimmer fuer 200 Rupies.

Nach 5 Stunden Schlaf lernte ich Manuel beim Fruehstuecken kennen. Der nette Deutsche gab mir eine erste Einweisung in diese krasse Stadt. Nach wenigen Minuten Geplauder, gesellten sich die beiden Kanadierinnen (aus dem Franzoesisch sprechenden Teil in Montreal, Quebec) Marie Eve und Virginia zu uns. Marie Eve war fuer 1 Jahr in Deutschland und sprach somit fliessend Deutsch mit zuckersuessem Akzent.

Ich entschloss mich den beiden lustigen Maedels anzuschliessen und wir begannen meinen ersten Erkundungsgang durch Varanasi.
Als wir das ohrenbetaeubende Hupkonzert der Haupstrasse hinter uns gelassen hatten (da wurde mir erst wieder bewusst wie gesittet und "ruhig" doch Nepal im Vergleich zu Inien ist)
tauchten wir in die eng verwinkelten Gaesschen der Altstadt ein. Dies war mal wieder Indien pur und an jeder Ecke riecht es endweder unheimlich lecker und interessant oder es stinkt erbaermlich. Die Hauser, die sich haeufig in einem Zustand wie nach einem Weltkrieg befinden, scheinen aus jeder Epoche zwischen 1000 v. Chr und heute zu stammen und an jeder Ecke gibt es farbbeschmierte Schreine und Tempel fuer die unzaehligen Gottheiten.

Die Altstadt mit den Ghats im Vordergrund

Die Altstadt mit den Ghats im Vordergrund

Entdecke die Enge

Entdecke die Enge

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Entdecke den Ueberfluss..

Entdecke den Ueberfluss..

Als wir die Ghats (Rituelle Badestellen) der Stadt erreichten und das Gangesufer hinutergingen, entschlossen wir uns eine Bootstour zu machen. Und nach 10 Minuten Verhandeltn fanden wir einen scheinbar fairen Bootsman, der uns fuer 50 Rupies pro Stunde und Person auf die andere Uferseite brachte. Waehrend er uns mit seinem Padel durch das Chaos an Booten vor den Ghats manoevrierte, sah man schon die ersten toten Tiere im Wasser. Ein verwester Hund trieb nur eine Armlaenge neben unserem Boot und auch der Rest des Wassers war ueber und ueber mit Essensresten und sonstigem Muell gespraenkelt.

Als wir auf der anderen Flusseite ankamen, mussten wir wohl oder uebel einen Fuss in dieses Gewaesser setzen, doch da ich zu dem Zeitpunkt keine offenen Wunden an den Fuessen hatte, kamen mir keine Bedenken am Gangesufer entlang zu gehen.

"Eine Seefahrt die ist lustig..."

"Eine Seefahrt die ist lustig..."

"Very hard work!"

"Very hard work!"

Kingfischer! (verm. white breast KF)

Kingfischer! (verm. white breast KF)

Da macht das Baden doch noch richtig Laune!

Da macht das Baden doch noch richtig Laune!

(ich pack mal die Oldschool Kiste aus) Ja Ja... in Schwarzweiss sieht sogar Muell aesthetisch aus

(ich pack mal die Oldschool Kiste aus) Ja Ja... in Schwarzweiss sieht sogar Muell aesthetisch aus

Doch was wir an diesem Muellverpesteten Stand vorfanden uebertraf unsere schlimmsten Befuerchtungen. Eigentlich wuerde hier jetzt eine dicke Ekelwarnung herausgeben, doch ich werde das Foto aus Respekt vor der abgebildeten Person nicht im Internet veroeffentlichen. Es wuerde die Stadt mit dem Ganges im Hintergrund und eine halbverwesente Frauenleiche (das konnte man noch gerade so erkennen) im Fordergrund zeigen.
Doch als wir uns von diesem Schreckensbildnis entfernten fuehlte ich seltsamerweise fast nichts. Kein Entsetzen, kein Mitgefuehl, kein Ekel... Man stumpft hier so was von ab, dass dich selbst die kalte Fratze des Todes nicht mehr schocken kann.

Als wir nach anderthalb Stunden wieder auf der anderen Flusseite waren, forderte unser Bootsmann natuerlich mehr als die 225 Rupies die ihm laut Adam Riese zustehen. "Very hard work" Als wenn das so ueberaschend gewesen waere. Er wollte nun 300, doch wir blieben hard und haben ihm 230 in die Tasche gesteckt und sind schnell weg, denn Bezahlsituationen sind immer unangenehm, wenn der Empfaenger die Anfangsabmachung scheinbar vergessen hat.

Am Abend leisteten wir der Puja (eine Zeremonie zu Ehren der Goettin des Ganges) am Hauptghat gesellschaft. Waehrend man auf den warmen Steinstufen sitzend auf den Beginn des Spektakels wartet muss man etwa 100 erklaeren, warum man gerade kein Goetterbild fuer 100 Rupies von den Strassenverkaeufern kaufen moechte.

Um sieben geginnt die Puja und unter Getrommel und Gesang vollfuehren 5 ausgesuchte junge Brahmanen (hoechste Kaste) allerlei Rituale mit brennenden Kelchen und Kersenstaendern.

Get a taste of India...

Get a taste of India...

...sitting, waiting, wishing...

...sitting, waiting, wishing...

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. Die Athmospaere ist wirklich traumhaft, doch ich kann nur empfehlen auf ein Boot fuer die Zeremnoie zu gehen. Fuer 15 Rupies hat man eine wesentlich bessere Sicht und man ist vor den Bettlern und Strassenverkaeufern sicher. Wir entzuendeten einige Kerzen, die in kleinen Blattschiffchen standen und entliessen sie in starke Gangesstroemung.

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Den Abend verbrachten wir auf dem Dach unserer Lodge und der nette Japaner Ah Ju (unsicher) hatte nicht nur eine kleine Trommel sowie ein zusammenbaubares Didgeridoo aus Abflussrohren dabei, sondern auch noch eine sehr gut klingende Gitarre. Nachdem ich in Nepal 4 Monate nur (gelinde ausgedrueckt) weniger gute Gitarren unter den Fingerkuppen hatte, war es eine wahre Freude endlich wieder ne richtige Klamfe zu schruppen. Wir hatten einen wunderbaren abend und Ah Ju sang uns ein beeindruckend schoens japanisches Poplied vor, dass er ueber den Abend verteilt 3 Mal singen musste.

Am naechsten Tag checkten Marie Eve, Virginia und ich aus, da wir im Shanti Guest House nahe den Ghats einchecken wollten. Leider waren die vorher vereinbarten Raeume schon wieder vergeben (wir waren zu spaet dran) und somit blieben nur 2 fensterlose winzige Raeume mit Knastathmosphaere und ein 500 Rupie teuerer Raum mit air condition (eine richtige Klimaanlage) uebrig. Nach langen hin und her entschieden wir uns fuer den Luxusraum. Als wir dieses Raeumchen betraten, war es als wuerde man in einen Kuehlschrank einsteigen. Ich hatte noch nie einen Raum mit air condition und dann stellt man erst mal fest wie unglaublich heiss Indien im Hochsommer doch ist. Im Zimmer konnte man ohne zu schwitzen herumhaengen und wenn man dann wieder einen Fuss vor die Tuer setzt, fuehlt man sich, als wuerde man gerade einen riesigen Saunaraum betreten.

Wir genossen oft viele Stunden diesen Luxus und wir waren schon am ueberlegen, ob wir Eintritt fuer unser Zimmer verlangen sollten, damit sich Neuankoemmlige erst mal abkuehlen koennen. Oft lag ich nur auf meinem Bett und lauschte den klangvollen Unterhaltungen der beiden Maedchen. Was fuer eine schoene Sprache Franzoesisch doch ist. Ich hab auch hin und wieder versucht mit ihnen auf Franzoesiche zu reden, doch dabei fiel mir zum ersten Mal auf, wie schlecht es doch leider in den letzten 6 Jahren nach der Schule geworden ist. Zudem hat mich Marie Eve fast gezwungen mit ihr Deutsch zu reden, damit sie ihres wieder auffrischen kann.

Die Strassen vor unserem neuen Guest House waren die krassesten die ich bisher gesehen habe. Alle halbe Stunde laeuft ein Trupp Bestatter laut singend durch die engen Gassen waehrend sie eine tuchumhuellte Leiche zu den Ghats tragen.

Wenn man sich nur 100 Schritte von unserer Lodge entfernte, befand man sich schon mitten in den burning Ghats, wo fast non Stop leichen auf riesigen Scheiterhaufen verbrand werden. (Auch hier ist das Fotographieren verboten)

Abends leisteten wir den Kindern an den Ghats gesellschaft, die kleine Papierdrachen in den stetigen Wind ueber der Stadt aufsteigen lassen. Hin und wieder wehte wieder ein Hauch von Krematoriumsluft in unsere Lichtung und der nette Finne Miko zeigte uns wie man einen einschnurigen Drachen lenkt. (Immer wenn er zufaellig in die gewuenschte Richtung zeigt, muss man stark ziehen und bewegt ihn somit in die Selbige) Die Abendstimmung an den Ghats war sehr erholsam und abseits der Hauptghats kann man noch etwas von dem urspruenglichen Flair der Stadt erhaschen.

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Die spaeteren Abende verbrachten wir in dem riesigen Rooftop-Restaurant wo man umsonst Billard spielen und sich leckeres Veg. Manchurian bestellen konnte. Dabei lernte man so schnell neue Leute und potenzielle Reisegefaehrten kennen. Meist kreisten die Gespraechsthemen ueber andere Laender, die seltsamen Gebraeuche dort und was man dorf fuer ekelhafte Krankheiten sich geholt hat. Das ist eingentlich das beste an diesen Reisen. Man trifft unwarscheinlich interessante Menschen und obwohl ich nur in 2 Laendern war, glaub ich nun schon fast die halbe Welt zu kennen. (Naja ich hab halt schon tausend Stories ueber dies und das geheort)

Ansonsten waren wir oft ziemlich faul und doesten in der drueckenden Mittagshitze in unserem Kuehlschrank vor uns hin. Ich mag solche Tage manchmal sehr und ich kann mich noch an so viele Situationen erinnern, in denen ich mich vor Lachen mit den Maedels fast weggeworfen haette. Die Canadier sind wirklich ein umgaengliches, praktisches und ausgesprochen humorvolles Voelgchen.

Als die Maedchen mal wieder an einem Fusskettchen (Ankles) Stand kleben geblieben sind, zeigte uns der Verkaeufer einen Trick wie man die echten Schmucksteine von den unechten unterscheiden kann. Er machte das Licht in seinem Hinterkaemmerchen, in dem wir alle auf weichen Teppichen hockten, aus und rieb die Stein fest aneinander. Das Aufblitzen von kleinen Funken sei ein Beweis fuer die Echtheit. Ich kenne dieses Tribulumineszenz genannte Phaenomen aus der Cemie nur von organischen Ketonen und somit kann ich kein Urteil uber die Aussagekraft dieses Beweises machen. Aber beeindruckend war es trotzdem. Als der Verkaeufer dann spitz bekommen hat, dass ich mich dafuer interessiere, sollten die kleinen unscheinbaren Steinchen auf einmal 100 Rupies pro Stueck kosten. Dann muss ich sie eben wo anders kaufen...

© Jan Schäfer, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fotospielplatz der Welt, ich komme! 3 Wochen Indien dann 3 Wochen Nepal anschließend 3 Monate arbeiten in einem Kinderdorf (Pokhara). Dabei hoffe ich auf viele interessante Orte, Personen und Situationen zu treffen.
Details:
Aufbruch: 14.03.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 29.08.2009
Reiseziele: Indien
Nepal
Chitwan Nationalpark
Der Autor
 
Jan Schäfer berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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