Israelrundreise 2009

Reisezeit: September 2009  |  von Eduard Macheiner

Cäsarea, Drusendorf und Haifa

Über Herzliyya, vorbei am antiken Tel Arshaf weiter durch Netanya erreichten wir nach ca. 1 Stunde Hefar Quesari (Cäsarea). Ca. 40° schlugen uns entgegen, als wir am Südtor des zum Nationalpark ernannten Ausgrabungsgeländes, in der Nähe des Römischen Theaters, aus dem Bus stiegen. Die Wanderung durch die antiken Ausgrabungen war dann entsprechend anstrengend. Michal geizte auch nicht mit einem Sammelsurium an Daten und Fakten. In einem Kino konnten wir uns dann während eines Animationsfilmes über das antike Cäsarea etwas abkühlen.

Römisches Theater in Cäsarea

Römisches Theater in Cäsarea

Säulengang in Cäsarea

Säulengang in Cäsarea

Hafengelände von Cäsarea

Hafengelände von Cäsarea

Die erste Ansiedlung geht auf die Phönizier zurück, die im 4. Jh. v. Chr. hier einen Hafen anlegten. Herodes I. begann im Jahr 22 v. Chr. mit dem Bau einer großen Stadt, die er zu Ehren von Kaiser Augustus Cäsarea taufte. Mit Augustustempel, Theater, Hippodrom und fortschrittlicher Wasserversorgung war sie eine wichtige Hafenstadt, in der Juden und Nichtjuden wohnten.
Nachdem Judäa römische Provinz wurde, residierten die Prokuratoren in Cäsarea, darunter Pontius Pilatus (26 - 36 n. Chr.) und Felix (52 - 60 n. Chr.), der den Apostel Paulus hier zwei Jahre gefangen hielt. Wohl noch unter Pilatus taufte Petrus den Centurio Cornelius, was großes Aufsehen erregte. Auseinandersetzungen zwischen der jüdischen und der griechischen Bevölkerung führten im Jahr 66 zum Ausbruch des jüdischen Aufstandes. Vespasian, der vier Jahre später den Aufstand niederschlug, wurde 69 in Cäsarea zum Kaiser ausgerufen und erhob die Stadt zur römischen Kolonie. Nach dem Scheitern des zweiten jüdischen Aufstandes gegen Rom wurde dessen geistiger Führer, Ben Akiba, 135 in Cäsarea zu Tode gefoltert.
Noch im 1. Jh. gründete der Apostel Philippus eine christliche Gemeinde und ab Ende des 2. Jh.s war Cäsarea Bischofssitz. Die Kreuzfahrer kamen 1101, doch erst 1254 wurde Cäsarea vom franz. König Ludwig IX. neu befestigt. Bereits 21 Jahre später eroberte der Mameluckensultan Baibars die Stadt, deren Hafen nun vollends versandete. Die Türken siedelten Ende des 19. Jh.s auf dem Gebiet der Kreuzfahrerstadt moslemische Flüchtlinge aus Bosnien an. Erneute Besiedlung setzte 1940 mit der Gründung des Kibbuz Sedot Yam ein. Die archäologische Erforschung des Gebietes ist bis heute noch nicht abgeschlossen.

Das Ausgrabungsgelände
Das römische Theater, eine der Hauptattraktionen, bot Platz für rund 4000 Besucher. Von den Sitzreihen über Orchestra und Bühnenhausreste blickt man aufs Meer hinaus. Dem unter Herodes entstandenen Bau wurde nach Entfernung der Bühnenwand an die halbrunde Orchestra ein zweites Halbrund angefügt, sodass eine amphitheaterartige elliptische Form entstand. Im 4. Jh. verwandelte man den Bereich der Orchestra in ein großes Bassin, in das sogar Schiffe hineinfahren konnten. Heute wird das restaurierte Theater wieder für Veranstaltungen genutzt. Bei den Mauerresten auf der Landzunge westlich des römischen Theaters handelt es sich vermutlich um den Palast des Herodes.
Vom Palast führt ein Uferweg nordwärts zur Kreuzfahrerstadt. Bereits ausgegraben wurde eine U-förmige, insgesamt 10.000 Plätze fassende Arena für Pferderennen und andere Veranstaltungen, die man zur Zeit von Herodes als Amphitheater bezeichnete. Östlich der Arena haben die Archäologen ein rechtwinkeliges byzantinisches Straßensystem freigelegt. Bisher ausgegraben wurden vor allem Lagerhäuser mit hohen Gewölben. Einer dieser Gewölberäume wurde später in ein Mithras-Heiligtum umgewandelt - das einzige bislang bekannte in Israel.
Nun kommt man zum Südeingang der Kreuzfahrerstadt. Bereits unter arabischer Herrschaft wurde hier im 9. Jh. eine Stadt errichtet, die Ludwig IX. bis 1254 durch mit Bastionen verstärkte Mauern und einen tiefen Graben befestigen ließ.
Innerhalb der Festung wendet man sich nach rechts und steigt auf das von Herodes angelegte Plateau, das ehemalige Forum, das einen guten Überblick über die Stadt gewährt. Zu Ehren von Kaiser Augustus ließ er hier einen Tempel bauen, die Byzantiner errichteten eine Kirche auf oktogonalem Grundriss und die Kreuzfahrer die St. Paulus-Kathedrale. Von ihr ist am meisten erhalten: drei halbrunde Apsiden. Neben der Kathedrale sind noch die Reste des Augustustempels zu erkennen.
Von der Anhöhe mit der Kathedrale blickt man hinunter auf die Moschee der bosnischen Siedler und auf Lagerhäuser des alten Hafens. Das heutige Hafenbecken wurde in der Kreuzfahrerzeit angelegt. Der von Herodes angelegte Hafen ist völlig vom Meer überspült. Er bestand aus zwei Hafenbecken, einer Mole und einem 400m langen Wellenbrecher. Auf der ins Meer hinausragenden Landzunge erhob sich einst die Kreuzfahrerzitadelle, auf ihren Resten steht heute ein Restaurant.

Nach dieser eindrucksvollen Führung durch das antike Caesarea fuhren wir zu den Überresten des Aquädukt's aus herodianischer Zeit.

Aquädukt von Cäsarea

Aquädukt von Cäsarea

Im Anschluß an die 'Fotosession' wurden wir alle schon vom Hunger geplagt. Deshalb ging die Fahrt raschest weiter in das Karmelgebirge, ins Dorf 'Dalyat el Karmil', wo wir bei Verwandten unseres Buschauffeurs echte drusische, fleischlose Spezialitäten kredenzt bekamen. Michal erklärte uns die verschiedenen Zutaten und Gemüsearten, die in diesem herrlich mundenden Mahl verarbeitet bzw. verkocht wurden.

Michal erklärt die drusischen Spezialitäten

Michal erklärt die drusischen Spezialitäten

Dazu wurden verschiedene Limonaden (kein Alkohol) gereicht und wir durften auch in das Innere des Hauses. Verwundert waren wir dabei über zwei !! vorhandene Wohnzimmer. Die Hausherrin klärte uns darüber auf, dass das schöner ausgestattete Zimmer für die Hausinsassen ist und in das zweite, etwas spartaninischer eingerichtet, Besucher gebeten werden.

Die etwa 70.000 arabisch sprechenden Drusen leben vor allem im Karmelgebirge und in Galiläa. Da ihr Glaube - im Islam wurzelnd, aber u.a. Mohammed als Propheten und den Koran als Offenbarung ablehnend - nur eine Heirat untereinander erlaubt, bilden sie eine homogene, abgeschlossen lebende Gruppe. Theoretisch besitzen die Drusen, die bereits seit den 1920er-Jahren mit der jüdischen Bevölkerung zusammenarbeiten, seit 1948 israelische Staatsbürgerrechte, doch auch sie lebten bis 1962 unter israelischer Militäradministration, obwohl sie keinerlei separatistische oder nationalistische Ambitionen haben und dem jüdischen Staat gegenüber loyal eingestellt sind. Sie gehören zu den ärmsten Bevölkerungsgruppen, ihr Ausbildungsniveau ist sehr schlecht. Der Armeedienst ist für sie aufgrund einer Entscheidung ihrer Führer obligatorisch. Mit der Annexion der syrischen Golanhöhen sind auch die dort ansässigen Drusen zur drusischen Gemeinschaft in Israel hinzugekommen. Viele haben es jedoch abgelehnt, die israelische Staatsbürgerschaft anzunehmen, hoffen stattdessen auf eine Rückgabe des Golan an Syrien.

Als Begründer der Religionsgemeinschaft gelten die beiden schiitischen Gelehrten Hamza ibn-Ali und Mohammed al-Darazi. Von Letzterem leitet sich die Bezeichnung Drusen ab. Sie entwickelten die theologische Lehre der Drusen, worin Kalif al-Hakim Bi-Amr Allah (985-1021) als Inkarnation Gottes gilt.

Kalif al-Hakim war der Herrscher der ägyptischen Fatimiden, einer schiitischen Dynastie, die nach Fatima, der jüngsten Tochter des Propheten Mohammed, benannt war. Die Fatimiden zählen zu den Ismailiten, ein Zweig der Schiiten, und betrachteten Ismael, einen Sohn des sechsten Imam, als ihren Erlöser. Der Tod des Kalifen im Jahr 1021 wird von seinen Anhängern als Übergang in einen Zustand der Verborgenheit verstanden, aus dem er nach 1000 Jahren wieder zurückkehren werde, um die Herrschaft über die Welt anzutreten.
Die Drusen glauben an Reinkarnation und an weitere parallele Welten. Die Umstände der Geburt eines Menschen, seine Eltern und der Geburtshintergrund, sind vorbestimmt, und von Gott oder einem höheren Wesen allein entschieden. Entsprechend sind Missionierung oder Konvertierung nicht erlaubt. Diese werden als Verweigerung des Gotteswillens angesehen, bzw. als Fall einer niederen Intelligenz - des Menschen -, die versucht, eine höhere Intelligenz - Gott - zu belehren. In Worten der Drusen; "Ein Umhüllter darf den Umhüllenden nicht belehren. Das kann nur Gott entscheiden". Es besteht ein Grund dafür, weshalb Gott die Menschen in die verschiedenen Religionen so verteilte. Dieser Grund ist nicht etwas, mit dem sich der Mensch beschäftigen sollte. Der Mensch soll sich mit der Reinigung seiner Seele beschäftigen, um eine höhere Daseinsebene zu erzielen. Auf dem Weg zu diesem Ziel und durch viele Reinkarnationen, kann der Mensch viele Rollen bekommen und verschiedene Situationen erleben. Deswegen ist es eine grundlegende Sache für Drusen, andere Religionen zu akzeptieren, wie sie sind, da sie in der nicht vom Menschen zu beachtenden Struktur eine ähnliche Rolle innehaben.

Die Mission und Konvertierung Andersgläubiger wird von den Drusen nicht betrieben, auch freiwillig kann man nicht zum Drusentum übertreten. Außenstehende wurden nur zu Zeiten der Gründung der Religion aufgenommen. Heute ist nur Druse, wer Kind drusischer Eltern ist. Die Lehre der Drusen lässt nur eine genau feststehende Zahl ihrer Mitglieder in allen Welten zu. Das heißt, zu jeder Zeit ihres Daseins existieren nie weniger oder mehr Mitglieder.
Ob man Al-Hakim als Gründer der Drusen betrachten kann, ist eine Diskussion, die wohl nie abschließend geklärt werden kann; allerdings nimmt ein Teil der etablierten Forschung an, dass Al-Hakim vielleicht Sympathie für diese Gruppe und ihre Ideen hegte, er allerdings nicht als deren Mitglied oder gar Initiator gesehen werden kann.
Die Drusen glauben, dass sie immer unter verschiedenen Namen seit Millionen von Jahren existierten. Al-Hakim zählt als die letzte Manifestation Gottes in einer langen Reihe zuvor.
Lehre
Obwohl der Glaube der Drusen stark von der ismailitischen Tradition geprägt ist, sind die Unterschiede so groß (z. B. Beimischung des Platonismus und Neuplatonismus, Seelenwanderung), dass man von einer eigenständigen Religion und nicht von einer Richtung des Islams sprechen muss. Die Drusen haben eine allegorische Interpretation des Korans mit einer eigenen Doktrin.
Die Lehre von der Seelenwanderung widerspricht ebenfalls den Prinzipien des Islam. Demnach wandert die Seele eines Menschen mit dessen Tod sofort in einen neugeborenen Menschen (jedoch nicht in Tiere oder andere Wesen). Auf dem Weg von Mensch zu Mensch strebt die Seele nach Perfektion und geht nach Erreichen dieser eine Einheit mit al-Hakim ein.

In diesen Lehren liegt die in Ägypten einsetzende islamische Verfolgung der Drusen begründet, aufgrund derer sie sich in die entlegenen Gebirgsgegenden des Libanon (Chouf, Metn) zurückzogen. Dort gab es zeitweise politische Allianzen mit den dort lebenden maronitischen Christen, die jedoch seit dem Osmanischen Reich und erneut seit dem libanesischen Bürgerkrieg einer offenen Feindschaft wichen.
Die Gläubigen werden in "Unwissende" (dschuhhâl, sg. dschâhil) und Eingeweihte ('Uqqal) (sg. 'âqil, "Verständiger") unterteilt. Letztere, sowohl Männer als auch Frauen, sind Hüter und Bewahrer der Religion und ihrer Geheimnisse, die den Unwissenden nicht bekannt sind. Sowohl diese Struktur, als auch eine Abschottung gegenüber Außenstehenden aufgrund von Verfolgungen bedingen, dass die Praktiken und Einzelheiten der Religion der Drusen nicht außerhalb der Gemeinschaft bekannt sind. Das Drusentum kann daher als Geheimreligion betrachtet werden.
Erkennbar sind die Eingeweihten (auch als die "Religiösen" bezeichnet) daran, dass sie stets eine weiße Kopfbedeckung mit schwarzen Gewändern tragen. In Drusengebieten gibt es normalerweise keine Moscheen; die meisten Frauen tragen kein Kopftuch.
Drusen in Israel
Drusen in Israel verhalten sich als israelische Staatsbürger gegenüber der israelischen Regierung loyal und leisten in der israelischen Armee ihren Militärdienst. Tatsächlich wurden die Drusen 1957 in Israel als eigenständige Religionsgemeinschaft anerkannt. Sie sehen sich als Araber, jedoch (in Israel) nicht als Muslime. Allerdings steigt langsam der Druck von palästinensischer Seite, mit den palästinensischen Muslimen konform zu gehen. Hierzu zählen nicht die Drusen des im Sechstagekrieg 1967 besetzten syrischen Golan. Sie leben in einigen wenigen Dörfern des Nordgolans unterhalb des Hermons, haben aber ihr Land anlässlich der israelischen Eroberung 1967 im Gegensatz zu den Sunniten der Stadt Qunaitra oder der weiter südlich gelegenen, mittlerweile nicht mehr existierenden Dörfer nicht verlassen.

Nach dem gewöhnungsbedürftigen aber schmackhaften und fleischlosen drusischen Essen fuhren wir nach Haifa, wo wir von oberhalb der Bahai-Gärten einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und den Hafen genossen. Der Eingang auf die Aussichtsplattform oberhalb der Gärten wurde von den Angehörigen der Bahai-Sekte streng bewacht und wir wurden auch entsprechend kontrolliert. Die Begehung der Gartenanlage ist Aussenstehden nicht gestattet.

Bahai-Gärten in Haifa

Bahai-Gärten in Haifa

Der Ortsname Haifa wurde zum ersten Mal im 3. Jh. AD genannt. Die für ihren Schiffsbau bekannte Siedlung wurde um 1100 von den Kreuzfahrern erobert, in deren Hand sie fast durchgehend bis 1265 blieb. 1740 erbaute Dahir el-Umar, Herrscher in Galiläa, hier eine neue Siedlung, die heutige Altstadt, und ließ einen Hafen für Getreidetransporte nach Ägypten anlegen.
Zur jüdischen Bevölkerung kamen 1868 deutsche Siedler, nämlich Templer, aus Württemberg. Später wanderten auch Christen aus dem Libanon und Araber zu und die vom Islam abgespaltenen Sekten der Bahai und der Ahmediya wählten Haifa zu ihrem zentralen Sitz.
1918 nahmen die Briten die Stadt ein und verbanden sie durch eine Bahnlinie über Gaza mit Ägypten. Nach der Ausrufung des Staates Israel 1948 gewann Haifa große Bedeutung als Hafen für die Einwanderer und wurde zum wichtigsten Industriestandort des Landes ausgebaut.

Bahai
nennen sich die Mitglieder einer weltweit verbreiteten Religion (auch als Bahaismus oder Bahaitum bekannt), die im 19. Jh. AD von dem aus Persien stammenden Baha'u'llah gestiftet wurde. Sie lehrt einen abrahamitischen Monotheismus eigener Prägung, in dessen Mittelpunkt der Glaube an einen transzendenten Gott , die mystische Einheit der Religionen und der Glaube an die Einheit der Menschheit steht. Die Bahai vertreten eine handlungsorientierte Ethik, die sich einer humanitären Vision des sozialen Fortschritts verpflichtet.
Ein zentraler Grundsatz der Bahai ist, dass Religion nicht der Vernunft und der Wissenschaft widersprechen dürfe. Als wichtigstes Element der Religion bezeichnete Abdu'l Baha die Nächstenliebe. Religion, die zu Zwietracht führt, verfehle ihren Zweck, und es sei besser, ohne sie zu leben. Im Mittelpunkt des Religionsverständnisses der Bahai steht eine dreifache Einheit: die Einheit Gottes, die mystische Einheit der göttlichen Offenbarer und die Einheit der Menschheit.

Theologischer Angelpunkt der Bahai-Lehre ist das heilsgeschichtliche Paradigma der fortschreitenden Offenbarung. Gott offenbart sich der Menschheit nicht einmalig, sondern progressiv und zyklisch wiederkehrend. Da die Menschheit sich ständig fortentwickelt, muss die Religion eine Erneuerung erfahren, um der Situation entsprechend göttliche Führung leisten zu können. Dies geschieht, indem Gott der Menschheit in bestimmten Zeiträumen göttliche Offenbarer (Manifestation Gottes) schickt. Folglich sind die großen Religionen allesamt göttliche Stiftungen, die seine Botschaft in jeweils abgewandelter äußerer Form wiedergeben. Nach dem Glauben der Bahai brachte Baha'u'llah die jüngste dieser göttlichen Offenbarungen, aber nicht die letzte. Nach ihm werden im Abstand von etwa tausend Jahren weitere Offenbarer erwartet. Nach dem Glauben der Bahai wurde Baha'u'llah von allen großen Religionen verheißen und verkörpert den Beginn eines neuen Abschnitts in der Entwicklung der Menschheit, der schließlich in einem weltlichen und geistigen Frieden müden werde. Seine Gebote sollen die Grundlage für eine solche Gesellschaft bilden und dazu führen, das "dem Körper dieser Welt eine lebendige Seele geschenkt wird und dieses zarte Kind, die Menschheit, zur Stufe der Reife gelangt".
Die Bahai-Religion schreibt kaum Riten vor, individueller Gestaltungsfreiraum ist gegeben und Inkulturation wird begrüßt. Adressat fast aller Gebote ist das Individuum, nicht die Gemeinde. Einen unmittelbar erlösenden oder heilsbringenden Charakter haben die Riten nicht. Was zählt, ist die geistige Grundhaltung und nicht die äußere Form. Eine Etablierung kultischer Traditionen jenseits der von Baha'u'llah vorgeschriebenen Riten wird aufgrund der Gefahr der "Verkrustung der Religion" abgelehnt.

Das Haus der Andacht ist die vorgeschriebene Andachtsstätte der Bahai: ein neunseitiger Kuppelbau mit neun Eingängen. Der Tempel soll idealerweise von Gärten und sozialen Einrichtungen umgeben sein. Die Gottesdienste sind reine Andachten ohne Liturgie oder Predigt. Neben den heiligen Schriften des Bab und Baha'u'llahs werden Schriften aus allen Weltreligionen vorgetragen. Als musikalisches Element dienen gesungene Rezitationen und Gebete, Soloimprovisationen sowie Chorgesang. Musikinstrumente sind nicht vorgesehen, da die Häuser der Andacht allein dem Wort Gottes und der menschlichen Stimme vorbehalten sind.
Eine zentrale Bedeutung haben die Fastenzeit und das Gebet, insbesondere die Pflichtgebete, die in drei unterschiedlichen Längen und Formen zur Auswahl stehen. Gefastet wird an 19 Tagen im Jahr (den letzten Monat des Bahai-Kalenders). Fasten bedeutet für die Bahai völlige Enthaltung von Speise und Trank zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Vom Fasten ausgenommen sind Reisende und alle, die aus gesundheitlichen Gründen nicht fasten sollten. Weitere wichtige Gebote Baha'u'llahs sind das tägliche Lesen in den Heiligen Schriften, sowie die tägliche 95malige Rezitation des Größten Namens.
Baha'u'llah verbietet den Bahai im Kitab-i-Aqdas, Dinge zu konsumieren, welche sie ihres Verstandes berauben, es sei denn, es ist medizinisch notwendig. Wie auch beschrieben wird, sind damit auch Glücksspiel, alkoholische Getränke und Drogen gemeint.
Die Heiratszeremonie, welche als Form nur eine einfache Trauformel kennt, ist nur zwischen Frau und Mann möglich und erfordert die Zustimmung aller noch lebenden Elternteile, was vor allem die Einheit innerhalb der Familie stärken soll. Sexuelle Beziehungen außerhalb der Ehe werden abgelehnt.
Die Bahai respektieren die Gesetze ihres jeweiligen Landes, enthalten sich jedoch der Parteipolitik. Engagement in Jugendgruppen, Friedensbewegungen, interreligiösen Initiativen und Umweltschutz-bewegungen und dergleichen außerhalb der Bahai-Gemeinde, sofern parteipolitisch neutral, wird ausdrücklich gefördert.

© Eduard Macheiner, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Tel Aviv, Jaffa, Cäsarea, Haifa, Akko, Golan, Kapernaum, Tabgha und Nazareth nach Jerusalem und Bethlehem
Details:
Aufbruch: 08.09.2009
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 22.09.2009
Reiseziele: Israel
Der Autor
 
Eduard Macheiner berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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