USA - Kanada 2010

Reisezeit: Juni - August 2010  |  von Uschi Agboka

37./38./39.Tag-Virginia City-Helena, Montana

Wir folgen dem Lewis & Clark Trail, am Salmon River entlang. zum Lost Trail Pass.

Wir folgen dem Lewis & Clark Trail, am Salmon River entlang. zum Lost Trail Pass.

Im Big Hole Valley am gleichnamigen Fluß mit Blick auf die Beaver Head Mountains (3.460 m).

Im Big Hole Valley am gleichnamigen Fluß mit Blick auf die Beaver Head Mountains (3.460 m).

Leider erlauben die Mücken keinen längeren Halt am Big Hole River.

Leider erlauben die Mücken keinen längeren Halt am Big Hole River.

Wir erreichen Butte, Montana, den "reichsten Hügel der Welt".

Wir erreichen Butte, Montana, den "reichsten Hügel der Welt".

Berkeley Pit - eine mit verseuchtem Wasser gefüllte Grube eines ehemaligen Tagebaues, ist weltweit bekannt und wird von vielen Touristen besucht.

Berkeley Pit - eine mit verseuchtem Wasser gefüllte Grube eines ehemaligen Tagebaues, ist weltweit bekannt und wird von vielen Touristen besucht.

In Butte wird Erz im Tagebau gewonnen, wie man hier sehen kann.

In Butte wird Erz im Tagebau gewonnen, wie man hier sehen kann.

Historische Bankgebäude zeugen vom ehemaligen Reichtum  in Butte.

Historische Bankgebäude zeugen vom ehemaligen Reichtum in Butte.

Big Hole Battlefield NHP/Butte/Virginia City/Hebgen Lake Earthquake VC

Montag, 19. Juli 2010 37. Tag Virginia City, Montana, USA

Wie so häufig, stehen wir um 7 Uhr auf. Beim Laden des Motorrades wird Rolf von einem Heer von Mücken überfallen. Das Frühstück in diesem Hotel ist hervorragend: Eier, Speck, Bratkartoffeln mit Paprika und Zwiebeln, alles wird vor unseren Augen frisch zubereitet. Dazu Toast, Marmelade, Saft und Kaffee. Kosten des Frühstücks: 3,50 Dollar/Person. Um 9 Uhr verlassen wir Salmon, entlang des Salmon Rivers, auf dem Nez Perce bzw. Lewis and Clark Trail. Auf der einen Seite der Straße fließt der wilde Fluss, auf der anderen Seite befinden sich hohe Felsen, z. B. Tower Rock und Red Rock. Leider kommen wir zu spät, um einer schönen Schlange das Leben zu retten. Ehe Rolf wenden kann, wird sie von einem Truck überfahren. Bei der Überquerung des Lost Trail Passes, 2.132 m, wird es merklich kühler. Der Pass in den Bitterroot Mountains liegt an der Grenze zu Montana. Hier machen wir einen kurzen Stopp im Big Hole Battlefield National Historic Park. Chief Joseph, Häuptling der Nez Perce, holte die von der US-Kavallerie gefangenen Pferde des Stammes zurück. Dabei lieferten sich die Nez Perce am 9. und 10. August 1877 mit der Armee ein Gefecht, während ihrer Flucht nach Kanada. Es war der größte und brutalste Kampf während des 5-monatigen Konflikts, bekannt als der Nez Perce Krieg. Auf unserer Weiterfahrt sehen wir die schneebedeckten Beaver Head Mountains (3.460 m) und weiter die Pioneer Mountains (3.400 m). Die Mücken verhindern, dass wir einen längeren Stopp am Big Hole River einlegen. Die Hochebene hat weite sumpfige Weiden bzw. große Flächen Sagebrush, versetzt mit violetten Blumen, sieht toll aus. So erreichen wir Butte, Montana. Die Stadt wurde Ende des 19. Jh. als Bergbausiedlung gegründet und erlebte zeitweilig eine rasante Entwicklung. Nach dem 1. Weltkrieg wuchs der Ort noch schneller und wurde aufgrund seiner reichen Gold- und Silbervorkommen als reichster Hügel der Welt bezeichnet. Vom Reichtum ist nicht viel geblieben. Butte lebt heute vornehmlich vom Tourismus. Die gut erhaltenen Minengebäude ermöglichen das. Berkeley Pit, eine mit verseuchtem Wasser gefüllte Grube eines ehemaligen Tagebaus, ist weltweit bekannt. Dumas-Brothel, ein original erhaltenes Bordell aus der Gründerzeit, ist heute ein Museum. Wir wollen Debbie Domnitz besuchen. Sie war eine Freundin von Indian Jeff, der vor kurzem starb. Aber leider ist sie an der uns bekannten Adresse nicht auffindbar. So machen wir eine kleine Stadtrundfahrt, bevor wir Richtung Virginia City, Montana, fahren, wo wir Red, unseren Freund, besuchen wollen. Doch zunächst stoppen wir in Sheridan, an Indian Jeffs Haus. Wir schellen und welche Freude, wir treffen Debbie dort an. Sie lebt in diesem Haus, welches ihr Indian Jeff hinterlassen hat. Es tut gut, mir ihr über den gemeinsamen Freund zu reden. Wir haben sehr viel Respekt und Bewunderung für Jeff gehabt, den ein schwerer Unfall zu einem Dasein im Rollstuhl verdammte, ohne Finger und Daumen, der trotzdem nicht aufgab und sein Leben 15 Jahre weiter lebte, auch wenn das mehr Hölle als Himmel war. Indian Jeff war zeit seines Lebens ein begnadeter Motorrad-Mechaniker und einer der besten Restauratoren für antike und Vintage Motorräder. Jeff fuhr sein erstes Motorrad in 1963. Seitdem hat er mehr als über 100 klassische Motorräder besessen. Er arbeitete und überarbeitete an mehr als 300 alten Maschinen, darunter Flying Merkels, Hendersons, Indians und Harley Davidsons. Jeff baute nicht nur die alten Motorräder um, er ließ auch den Traum der alten Pioniere zu neuem Leben erwachen. Er war einer der Größten und hat den Platz in der Hall of Frame in Sturgis mehr als verdient. Wir werden die Begegnungen mit ihm nie vergessen. Weiter geht es nach Virginia City, wo wir um 17 Uhr, nach 248 Meilen = 400 km ankommen. Red erwartet uns bereits. Es ist wie "nach Hause kommen". Wir laden ab, beziehen unsere Suite und sitzen dann auf der Terrasse, hoch auf dem Berg, über der Stadt, mit einem unglaublich schönen Blick in die Landschaft. Es gibt viel zu erzählen, wir reden und reden. Erst nach 20 Uhr fahren wir vom Berg in die Stadt, zum Pizza essen. In Reds Stammkneipe trinken wir einzigartigen Tequila und Whisky. Rolf passt da. Er mag diese Getränke nicht. Wir treffen Rosy, genannt "Waggon Burner" und verabreden uns für morgen zum gemeinsamen Abendessen. Ich werde für alle kochen. Red hat eine phantastische moderne Küche in seinem Haus. Wieder geht ein schöner Tag zu Ende.

Dienstag, 20. Juli 2010 38. Tag Virginia City, Montana, USA

Red ist früh auf und weckt uns um 7 Uhr zum Kaffee trinken. An-schließend machen wir mit ihm einen Spaziergang durch die Wildnis, da, wo früher die Goldsucher die Gegend umgegraben haben. Er selbst gräbt dort auch hin und wieder und hat einige interessante Schätze gefunden, die in seinem großen Haus herumliegen oder stehen. Sein Haus ist schon fast ein Museum. McGill, Reds Hündin, nimmt ein Bad in einem kleinen See. Dann fährt uns Red mit seinem Truck auf die gegenüberliegende Seite der Stadt, ebenfalls auf einem Berg liegend. Zunächst zum Friedhof und Boothill, wo man 5 Banditen, darunter den eigenen Sheriff, hängte. Diese Banditen beraubten die Miner, die mit ihrem Gold die Stadt verließen. Red zeigt uns die interessantesten Punkte der Stadt. Dann geht es zurück nach Hause, wo ich für uns alle Frühstück mache. Die Küche ist einfach ein Traum. Nach dem Frühstück verlassen wir Red, der weiter an seinem Haus und Garten werkelt. Wir besichtigen einige alte Häuser und Museen. In einem der vielen kleinen hübschen Läden erstehen wir einige Sachen für Zuhause. Die Museen haben freien Eintritt und hier erfahren wir viel über die alten Zeiten der Stadt. In einem Laden, bekannt für seine "handmade" icecream, genehmigen wir uns ein Eis, welches zwar teuer, aber nicht besonders lecker ist. Um 14 Uhr kraxeln wir den Berg hoch, zu Reds Haus. Es ist herrlich, dort auf der Veranda zu sitzen und das Treiben in der Stadt zu beobachten. Red weiß genau, wer was tut und wohin geht etc. Er hat ein Fernglas und ist bestens informiert, über alles! Später leistet uns auch Rosy Gesellschaft. Für heute ist er mit seiner Arbeit fertig. Er hat ein Haus, unterhalb von Reds Haus. Rosy ist als Barmann, Kurier, Zäu-nemacher, Privat-Detektiv, Auto-Lieferer, Schmuckhersteller (Indianer-Schmuck), Veranstalter für Motorrad-Reisen und Gartenpfleger, kurz: Mädchen für alles, tätig. Dabei verdient er nicht schlecht, da er sehr verlässlich bzw. zuverlässig ist. In der Kneipe, in der viele Spielautomaten und Geldautomaten stehen, kümmert er sich um deren Leerung bzw. Füllung, bringt das Geld zur Bank, macht die Abrechnung etc. Der Besitzer, der in einer anderen Stadt lebt, vertraut ihm allein das an. Rosy ist kein Kind von Traurigkeit, aber ein herzensguter Mensch, der sich auch um alte und allein lebende Menschen kümmert. Wir mögen ihn sehr. Ich lasse die Männer bei Männergesprächen auf der Veranda, decke schon mal den Tisch, bereite die Salatsauce und den Salat vor. Alle Zutaten sind aus Reds Garten, frisch gepflückt. Auch die Pellkartoffeln können schon gekocht werden. Später werden sie in Scheiben geschnitten, mit vielen Kräutern und Knoblauch gewürzt, in Olivenöl gebraten. Die Lieferung der Forellen - frisch gefangen im nahen Fluss - verspätet sich 1 ½ Stunden, so sind wir alle sehr hungrig. Die Forellen, in Weißwein und Olivenöl, gewürzt mit Kräutern, kommen in den Ofen und nach ca. 30 Minuten können wir ein fürstliches Mahl genießen. Red und Rosy wollen mich als Köchin engagieren. Alles, obwohl reichlich da, wird restlos verputzt. Immer ein gutes Zeichen für die Köchin. Die Forellen waren ein Hochgenuss, wenn auch sauteuer! Ich war richtig erschrocken, als Red pro Forelle 8 Dollar zahlte. Lange sitzen wir zusammen und quatschen. Es war ein schöner Tag und Abend. Ich bin etwas beschwipst, doch Rolf bringt mich heil in unsere Suite. Wir hatten gute Weine zum Essen und als Absacker hervorragen-den Brandy aus Reds unerschöpflichem Vorrat.

Mittwoch, 21. Juli 2010 39. Tag Helena, Montana

Auch heute Morgen mache ich nochmals für uns alle Frühstück, dann heißt es Abschied nehmen. Red schenkt uns drei wundervolle Bilder eines indianischen Freundes, 2 Shirts für Rolf mit "schmutzigen" Sprüchen, die mir besonders gefallen haben und einige seiner Fundstücke. Um 8.45 Uhr ist alles verstaut und es geht weiter, über Ennis - wunderschönes kleines Städtchen - durch das Madison Valley. Wir überqueren einen Pass, es wird kühler. Am Erdbeben Visitor Center halten wir. Dieses Center zeigt eine Unmenge von Informationen über das Erdbeben (Hebgen Lake Earthquake) vom 17.08.1959, welches einen Berg explodieren ließ und für 28 Menschen den Tod bedeutete. Der Erdrutsch ins Tal - 80 Mio. tons Felsen - blockierte das Wasser des Madison Rivers und erschuf den Quake Lake. Der See ist heute 58 m tief und 10 km lang. Er liegt im Gallatin National Forest. Weiter geht es am Hebgen Lake entlang, ein Stück durch den Yellowstone National Park, Richtung Bozeman, am Gallatin River entlang. Eine wunderschöne Straße, leider finden sich hier unzählige Kreuze, die für den Tod von Menschen stehen. Auf unserer Fahrt heute haben wir einmal einen riesigen Hirsch und viele kleinere Rehe gesehen. Ein Weißkopfadler hat sein Nest auf einem Strommast gebaut. Um 10 Uhr machen wir Rast am Fluss, beobachten Rafter und Angler. Nun geht es Richtung Boulder. Wir kommen in eine riesige Baustelle: Kies, Sand, Löcher auf 8 km. Doch wir kommen gut durch, nur sehr schmutzig sind wir mal wieder. Um 15 Uhr erreichen wir Helena, die Hauptstadt Montanas, nach 270 Meilen = 435 km. Es sieht nach Regen aus. Doch wir haben Glück, finden schnell ein Hotel. Rolf läuft noch zu Fuß zum Albertson, einkaufen. In der Zwischen-zeit bade ich und wasche meine Haare. Heute ist fernsehen angesagt und wir gehen früh schlafen.

Wir freuen uns, nach Virginia City, Montana, zu kommen. In der kleinen Stadt - 100 Einwohner - wohnt Red, unser Freund.

Wir freuen uns, nach Virginia City, Montana, zu kommen. In der kleinen Stadt - 100 Einwohner - wohnt Red, unser Freund.

Blick von Reds Haus auf die Mainstreet von Virginia City.

Blick von Reds Haus auf die Mainstreet von Virginia City.

Boothill in Virginia City - hier liegen 5 Verbrecher, unter ihnen der Sheriff, begraben.

Boothill in Virginia City - hier liegen 5 Verbrecher, unter ihnen der Sheriff, begraben.

In der näheren Umgebung haben die Goldgräber die ganze Landschaft umgebuddelt. Red gräbt hier auch manchmal nach "Schätzen". Sein Haus ist fast ein Museum.

In der näheren Umgebung haben die Goldgräber die ganze Landschaft umgebuddelt. Red gräbt hier auch manchmal nach "Schätzen". Sein Haus ist fast ein Museum.

Abend auf der Veranda von Reds Haus in Virginia City.

Abend auf der Veranda von Reds Haus in Virginia City.

Mainstreet in Virginia City.

Mainstreet in Virginia City.

Wilder Park in Virginia City. Die Stadt erwacht nur von Mai bis September zum Leben durch die Touristen. In den anderen Monaten sind die wenigen Einwohner unter sich.

Wilder Park in Virginia City. Die Stadt erwacht nur von Mai bis September zum Leben durch die Touristen. In den anderen Monaten sind die wenigen Einwohner unter sich.

Sonnenuntergang in Virginia City.

Sonnenuntergang in Virginia City.

Nach 2 schönen Tagen müssen wir leider Virginia City und unseren Freund Red verlassen.

Nach 2 schönen Tagen müssen wir leider Virginia City und unseren Freund Red verlassen.

Hebgen Lake - entstanden durch die Explosion eines Berges, verursacht durch ein Erdbeben.

Hebgen Lake - entstanden durch die Explosion eines Berges, verursacht durch ein Erdbeben.

80 Mio. t Felsen blockierten das Wasser des Madison Rivers und erschufen den Quake Lake, heute 58 m tief und 10 km lang.

80 Mio. t Felsen blockierten das Wasser des Madison Rivers und erschufen den Quake Lake, heute 58 m tief und 10 km lang.

Am Gallatin River entlang fahren wir nach Helena, der Hauptstadt Montanas.

Am Gallatin River entlang fahren wir nach Helena, der Hauptstadt Montanas.

© Uschi Agboka, 2010
Du bist hier : Startseite Amerika USA 37./38./39.Tag-Virginia City-Helena, Montana
Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Reise mit dem Motorrad zwei Monate durch den Westen der USA und Kanada - British Columbia und Alberta.
Details:
Aufbruch: 13.06.2010
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 14.08.2010
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Kanada
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors