USA - Kanada 2010

Reisezeit: Juni - August 2010  |  von Uschi Agboka

7./8. Tag - Gallup - Phoenix, New Mexico

La Ventana Natural Arch - ein natürlicher Sandsteinbogen mit einer Spannweite von 41 m im El Malpais National Monument in der Cebolla Wildernis.

La Ventana Natural Arch - ein natürlicher Sandsteinbogen mit einer Spannweite von 41 m im El Malpais National Monument in der Cebolla Wildernis.

Blühende Kakteen in El Malpais ("schlechtes Land/schlechte Straße") - ein Gebiet von erloschenen Vulkanen und erkalteten Lavafeldern.

Blühende Kakteen in El Malpais ("schlechtes Land/schlechte Straße") - ein Gebiet von erloschenen Vulkanen und erkalteten Lavafeldern.

Inscription Rock - El Morro National Monument

Inscription Rock - El Morro National Monument

Inscription Rock - El Morro NM - Im Laufe der Zeit gravierten hier mehr als 2.000 Reisende ihren Namen und ihre Geschichte in den Sandstein.

Inscription Rock - El Morro NM - Im Laufe der Zeit gravierten hier mehr als 2.000 Reisende ihren Namen und ihre Geschichte in den Sandstein.

Dem natürlichen Wasserbecken an seinem Fuß verdankt El Morro 
(2.274 m), dass seit Jahrhunderten alle Arten von Reisenden hier Rast machten.

Dem natürlichen Wasserbecken an seinem Fuß verdankt El Morro
(2.274 m), dass seit Jahrhunderten alle Arten von Reisenden hier Rast machten.

El Malpais NM - El Morro NM - Painted Desert - Phoenix

Samstag, 19. Juni 2010 7. Tag Gallup, New Mexico

Der Wecker schellt um 6 Uhr. Da wir hier kein Frühstück bekommen, lassen wir es langsam angehen. Wir trinken einen Kaffee auf der Veranda in der Sonne. Und ich erblicke das Highlight des Tages: Ein Marder / Nerz läuft mit seiner Beute (eine Maus) direkt vor meinen Füßen zu seinem Heim. Und weil es so schön ist, gleich noch einmal. Er hat wohl die ganze Mäusefamilie ausgelöscht und bringt sie nun nach Hause, vielleicht zu seinen Kindern. Während Rolf das Motorrad packt, halte ich ein Schwätzchen mit der Managerin. Sie ist sehr freundlich und hat uns dieses Jahr wieder einen guten Preis gemacht für das schöne Zimmer. Um 7.30 Uhr starten wir. Es wird ein herrlicher Tag werden. Zunächst geht es bis Alpine, dann Richtung Luna, Reserve. Um 8.10 Uhr verlassen wir Arizona und kommen nach New Mexico. Bei Apache Creek biegen wir ab nach Quemado. Ein herrlicher Pinienduft liegt in der Luft. Die Straße gehört uns ganz allein. Hin und wieder sehen wir einen Adler majestätisch am Himmel seine Kreise ziehen. Rehe am Straßenrand beobachten uns. Quemado - "unincorporated community" - ist eine Region, welche nicht Teil einer Gemeinde ist. Eine solche, nicht rechtsfähige Gemeinschaft wird in der Regel nicht besteuert. In einer urigen Dorfkneipe frühstücken wir. Ein uralter Mann kommt herein, mit Pistole und jeder Menge Munition. Wir können den Blick nicht von ihm wenden. Hier befinden wir uns wirklich im "wilden Westen", auf dem Old West Trail. Unser Frühstück mit gutem Kaffee ist reichlich, sehr lecker und preiswert. Nach einem Plausch mit der Inhaberin geht es weiter durch die Wildnis bis zum El Malpais National Monument. Dies ist ein Gebiet mit erloschenen Vulkanen und erkalteten Lavafeldern. El Malpais - schlechtes Land oder schlechte Straße - weist auf das durch zerklüftete Lavaströme entstandene Landschaftsbild des Parkes hin. Der einzige Pfad durch das Lavafeld ist der ca. 11 km lange Zuni-Acoma-Trail, ein alter Indianerpfad, der die Pueblos der Zuni und Acoma miteinander verband. Wie ich Rolf kenne, wäre er da gerne durchgelaufen, aber dazu reicht die Zeit nicht. Der Highway 117 windet sich an den Straßenverengungen (Narrows) um eine etwa 150 m hohe Sandsteinklippe, deren Steilhänge die Lava fast erreicht hätte. Unmittelbar vor den Narrows liegt der "La Ventana (das Fenster) Natural Arch", ein durch Witterung entstandener Sandsteinbogen mit einer Spannweite von 41 Metern. La Ventana ist der zweitgrößte natürliche Bogen New Mexicos und eine der schönsten Attraktionen der Cebolla Wilderness. In der Rangerstation, vom Highway 117 aus zu erreichen, findet man viele Informationen. Dort ist auch der Aussichtspunkt Sandstone Bluffs, der den besten Ausblick auf die Lavafelder und das gegenüber verlaufende Zuni-Gebirge bietet. Wir fahren weiter durch die Wildnis, was wir sehr lieben. Nur hin und wieder mal ein Haus, ein Dorfcafe, wo wir halten und Interessantes von den Einheimischen erfahren. In solchen Orten halten außer uns kaum Touristen. Unsere Fahrt führt uns weiter durch Grants, auf der historischen Route 66, Richtung El Morro National Monument. Wir kommen am Bandera Volcano und an der Bandera Crater Ice Cave vorbei. Dort gibt es ewiges Eis, denn in der Höhle herrschen immer minus 1 Grad. Der Höhlenboden ist mit einer ständigen Eisschicht von 6 cm bedeckt. Draußen auf der Straße, die wir befahren, ist es heiß, 35 Grad im Schatten. Für uns auf dem Motorrad in den Lederklamotten heißer. Am Visitor Center des El Morro NM parken wir im Schatten und Rolf macht sich auf einen Rundweg. Ich passe, mir ist das zu warm mit den Ledersachen so weit zu laufen. So setze ich mich, nach einem kurzen Rundgang, in den Schatten und schreibe, nachdem ich mich im Visitor Center schlau gemacht und alles studiert habe. Für die Menschen, die gen Westen zogen, war EL Morro eine gigantische Fels-formation (2.274 m) in der sonst sehr flachen Wüstenlandschaft. "Morro", war im Spanischen ein markanter Felsen, der als Orientierungspunkt diente. Dies und das natürliche Wasserbecken an seinem Fuß verdankt EL Morro, dass seit Jahrhunderten alle Arten von Reisenden in seinem Schatten Rast machten. Um Zeugnis von ihrer Anwesenheit zu geben, gravierten im Laufe der Zeit mehr als 2.000 Reisende ihre Namen, das Datum oder ihre Geschichten in den Sandstein des "Inscription Rock". Vor ca. 2.000 Jahren lebten hier Indianer, die sesshaft waren (Pueblo-Indianer). Die Zuni-Indianer, direkte Nachfahren der Anasazi, nennen den Pool mit Wasser zu Fuße des Berges "Atsinna", "place of writing on the rock". Auf der ebenen Oberfläche des Inscription Rock liegt das zu einem kleinen Teil freigelegte Pueblo Atsinna, dessen Siedlungsgeschichte um 400 begann. Um 1250 wurden kleinere Siedlungen auf dem Felsen angelegt. Atsinna bestand aus mehr als 500 Räumen um einen zentralen großen Hof. Nur über Leitern konnte man in das Pueblo gelangen. Bei Ausgrabungen wurde eine Wasserversorgung festgestellt, die sich aus natürlichen Fels-vertiefungen und künstlichen Rückhaltebecken speiste. Nach 1300 wurde die Siedlung Atsinna aufgegeben und die Bewohner zogen zu ihren früheren Siedlungen in der Nähe von Zuni. Ich bin von den Geschichten dieser historischen Orte immer sehr angetan. Erst nach 45 Minuten kommt Rolf zurück. Da er kein Wasser dabei hatte, trinkt er erst mal seinen Tee gegen den Durst bei der Hitze. Unsere Tour führt uns weiter durch die herrliche Landschaft mit Bergen aus Sandstein bis nach Gallup. Gegen 18 Uhr checken wir im Econo Lodge ein, nach 316 Meilen = 509 km. Heute war ein langer heißer, aber sehr schöner Tag. Da wir heute Morgen in dem urigen Cafe in Quemado fürstlich gefrühstückt haben, haben wir heute Abend kaum Hunger. Es gibt Salami, Fisch, Brot, dazu alkoholfreies Bier. Bei der Hitze hat man eh mehr Durst als Hunger. Am Visitor Center in El Malpais hat mir ein Ami, mit dem wir ein Schwätzchen gehalten haben, ein Zitronensoda geschenkt und ich selbst habe noch zwei große Flaschen Saft an der Tankstelle erstanden, denn das heiß gewordene Wasser, was wir mit haben, mag ich nicht und der Tee ist auch nicht das Wahre bei der Hitze. Rolf macht das weniger aus. Er ist hart im Nehmen. Wir sind müde und gehen früh schlafen. Morgen wollen wir zeitig losfahren. Es geht nach Phoenix.

Sonntag, 20. Juni 2010 8. Tag Phoenix, Arizona

Da der Wetterbericht große Hitze für heute angesagt hat, sind wir vor 6 Uhr auf. Flott frühstücken, Computer checken und dann geht es auch schon los. Um 8 Uhr passieren wir die Grenze nach Arizona. Unsere Tour geht durch "Painted Desert". Die vielfältigen Farben - vorwiegend Rot- und Gelbtöne, aber auch weiße und dunkle Schichten - veranlassten um 1540 die ersten spanischen Entdecker, das Gebiet als "El Desierto Pintado" zu bezeichnen. "Painted Desert" ist ein Wüstengebiet auf dem Colorado-Plateau. Es liegt auf ca. 1.800 Höhenmetern. Im engeren Sinne gehören zur Painted Desert nur die Badlands, die durch stark verwitterte runde Kuppen aus vielfach geschichtetem Gestein geprägt sind. Der Südteil der Navajo-Indian-Reservation gehört zur Painted Desert ebenso wie der Nordteil des Petrified Forest National Parks. Diesen lassen wir heute links liegen. In den "versteinerten" Wäldern aus verkieseltem Holz haben wir uns schon mal vor Jahren verzaubern lassen. Wieder führt uns der Weg ein Stück auf der historischen Route 66 durch Holbrook. Und weiter geht es über den "Hashknife", die ehemalige Pony Express Strecke. In Heber machen wir im Schatten Rast. Bis jetzt sind wir nur durch Wüste gefahren, kein Haus, kein Baum, kein Mensch, kein Vieh zu sehen. Ab Payson verändert sich die Landschaft. Es wird bergig und überall sind die schönen Saguaro-Kakteen zu sehen. Und es wird schlagartig heiß: 38 Grad im Schatten. In Fountain Hill halten wir, ich muss was zum Trinken kaufen. Gegen 14.30 Uhr erreichen wir Phoenix. Erst fahren wir durch das exclusive Scottsdale, hier scheinen nur reiche Amis zu wohnen. Phantastische Häuser, wunderschöne Gärten und riesige Golfanlagen - Wasserverschwendung ohne Ende. Mal wieder auf Anhieb findet Rolf unser Motel, wir packen aus und relaxen. Es folgen kühle Duschen und dann geht es zu Pete und Ginny, zum Dinner. Wir sind heute 309 Meilen = 497 km gefahren. Pete und Ginny wohnen in einer bewachten Wohnanlage, Talaverde. Die Security-Dame erwartet uns und winkt uns durch die Schranke. Und auch Pete und Ginny warten schon auf uns. Sie haben ein sehr schönes kleines Haus, mit Garten, passend für 2 Personen. Die beiden sind nicht mehr so ganz jung. Pete sammelt giftige Skorpione, die er im Haus oder Garten findet, in einem Terrarium. Gefüttert werden sie von ihm mit Grashüpfern. Die Skorpione leuchten in der Dunkelheit, wenn "Schwarz"-Licht auf sie fällt. Sieht faszinierend aus. Ginny ist allerdings von den "Haustieren", die in der Nähe ihres Autos wohnen, nicht begeistert. Es gibt Salami, Cräcker und Käse zur Vorspeise, dazu Wasser und Wein. Pete grillt draußen auf der Terrasse: Herrliche Steaks, Hühnerbrüste. 2 Sorten Kartoffelsalat, Kohlsalat, Brokkoli und ein erfrischender Früchtesalat runden das fürstliche Dinner ab. Rolf trinkt Wasser, er muss ja fahren. Für uns anderen gibt es einen hervorragenden frischen Weißwein und Pete trinkt einen schweren Rotwein. Wir besichten Haus und Garten und unterhalten uns lange. Pete ist an allem interessiert, ein guter Redner, aber auch Zuhörer. Wir haben viel zu erzählen, ein Jahr haben wir uns nicht gesehen, nur Mails ausgetauscht. Ein Zimmer im Haus ist besonders schön: Pete's Privatreich. Es ist ausgestattet mit kostbarer Indianer-Kunst. Pete sammelt sie, er hat ein Vermögen darin investiert. Bilder werden angeschaut und neue Bilder gemacht. Es ist ein schöner Abend mit den Beiden. Nach 21.30 Uhr fahren wir ins Hotel zurück, immer noch ist es sehr warm.

Natürliches Wasserbecken am Fuße El Morros

Natürliches Wasserbecken am Fuße El Morros

El Morro NM

El Morro NM

Ginny, Uschi und Pete - und natürlich das Maskottchen (Bär) P.J.

Ginny, Uschi und Pete - und natürlich das Maskottchen (Bär) P.J.

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Reise mit dem Motorrad zwei Monate durch den Westen der USA und Kanada - British Columbia und Alberta.
Details:
Aufbruch: 13.06.2010
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 14.08.2010
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Kanada
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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