Neuseeland 2011

Reisezeit: Januar - März 2011  |  von Silke Mahl

47.-54.Tag 19.02-26.02.2011

Um 8 Uhr in der Frueh macht sich der Bus auf den Weg nach Christchurch,dem Ende meines Neuseelandaufenthalts entgegen. Es wird eine lange Busfahrt,ich werd erst gegen Abend dort sein. Das Wetter ist heute auch schlechter, es faengt an zu regnen als ich auf dem Weg zum Bus bin, bepackt wie ein Esel. Erst am Mittag gibt's eine Lunchpause und auch sonst haelt der Bus nicht mehr an. Um 5 Uhr bin ich dann am Ziel,ich kann Spuren des Erdbebens vom letzten September im vorbei fahren sehen. Es sind einige Strassen gesperrt und an vielen Haeusern wird gearbeitet um die Schaeden zu reparieren. Mein Hostel,naja,es ist eigentlich ganz nett,aber mir gefaellts hier icht so gut. Die Leute sind nicht so freundlich, morgen kanns natuerlich schon wieder anders sein. Eine Gruppe Israelis macht Krach fuer Hundert.... .

Mit meinen Ohropax kann ich mich halbwegs ausschlafen und lauf nachdem Fruehstueck in die Stadt zum I-Site um eine Moeglichkeit zu finden wie ich nach Castle Hill kommen kann. Die Dame empfiehlt mir ein auto zu mieten was mich allerdings um die 50 Dollar pro Tag plus die Versicherung kosten wuerde. Letztenendes findet sie einen Bus der von Christchurch nach Greymouth,also von Ost nach West, faehrt. Castle Hill liegt etwa in der Mitte,eine Hochebene wo urploetzlich kleine und grosse Felsbrocken aus dem Boden schiessen,angeblich das beste Bouldergebiet (Bouldern = klettern ohne Sicherung auf Absprunghoehe)der Welt. Dort in der Naehe gibt's einen kleinen Campingplatz wo mich der Bus absetzt. Dann geh ich nocj die Kletterhalle suchen,doch bevor ich dann tatsaechlich noch zum Bouldern komme muss ich nocj was einkaufen denn ich hab nichts mehr zu essen.

Die Kletterhalle ist gar nicht so schlecht,allerdings finde ich sie etwas klein dafuer das die groesste auf der Suedinsel ist. Egal,ich kann endlich wieder klettern und bin nicht ueberrascht als ich bereits nach 40 Minuten nicht mehr kann. Heute abend ist die Atmosphaere etwas schoener im Hostel,in geselliger Runde koch ich mein Aendessen.

Zu einer schrecklichen Zeit,naemlich um 7.15 Uhr, verlaesst mein Bus Christchurch. Ich muss 30 Minuten bis in die City laufen, d.h. mein Wecker klingelt sehr frueh. Ich schaff es genau auf den Punkt den Bus zu erreichen und etwa 1,5 Stunden spaeter kann ich inmitten einer kargen steppenartigen Ebene die einsamen Felsen von Castle Hill sehen. Der Bus braust daran vorbei auf die Berge zu.Immer weiter lass ich die Felsen hinter mir und ich hab schon Angst das der Fahrer mich vergessen hat als er dann doch noch anhaelt. Der Campingplatz ist ein Platz an einem kleinen Bach mit Unterstand und Plumpsklo. Einige Jungs und ein Maedel sitzen im Unterstand und fruehstuecken. Ich geh einfach hin und erfahre das sie auch zun bouldern hier sind und ich bekomme einen Platz im Van angeboten,denn Castle Hill liegt 15 km weit weg. Ich bin maechtig erleichtert weil ich hier nicht alleine in der Pampa hocke und ich auch noch mit anderen bouldern kann. Es gibt hier weder Handy empfang noch Internet. Gegen mittag komm ich in den Genuss meines ersten Felsens und plumpse ernuechtert immer wieder zu Boden. Der Fels ist total Glatt und ich finde unmoeglich Halt. Das Maedel scheint etwa auf meinem Level zu sein und wir suchen uns etwas einfacheres und tatsaechlich, wir koennen die ein oder andere Route loesen. Es macht Spass mit ihr an einem Problem zu arbeiten um dann erfolgreich zu sein und zum naechsten zu gehen. Nachdem wir unsere Finger geschunden haben fahren wir nach zum Cave Stream, ein kleiner Fluss der in einer Hoehle verschwindet um an einer anderen Stelle wieder ans Tageslicht zu kommen. In diese Hoehle kann man einsteigen und dem Fluss unterirdisch folgen. 600 Meter ist die Hoehle lang und mit Stirnlampen bewaffnet laufen wir ins kalte Wasser was fast Huefthoch ist und verschwinden im Dunkel. Die Hoehle wird immer schmaeler und man kann einige Meter in den ausgehoehlten Fels nach oben schauen. An einer Stelle bleiben wir stehen und machen die Lampen aus und ich kann absolut nichts mehr sehen,absolute Dunkelheit. Ich kann nur das rauschen des Wassers hoeren. Das Wasser ist zwar kalt aber nicht Eisig. Das ist eine tolle Sache in einer Hoehle durchs Wasser laufen zu koennen.

Am abend sitzen wir zu 10. in der Huette und erzaehlen ueber Gott und die Welt. Leider faengt es dann allerdings noch an zu regenen.

Es regent die ganze Nacht... . Um 8 Uhr starte ich mit 2 Italienern im Van Richtung Sheffield, ein Vorort von Christchurch. Sie wollen Lebensmittel kaufen gehen. Da ich den Kocher in Ch. gelassen habe weil ich keine Gaskartusche bekommen habe, habe ich nur Brot und Obst fuer die tage dabei und mit den beiden haette ich die Moeglichkeit auf eine warme Mahlzeit und ich kann in der Bibliothek das Internet nutzen. Nach unseren Erledigungen fahren wir wieder zurueck zum Campingplatz, in den Regen. Wie beschliessen heute notgedrungen einen Pausentag einzulegen und vertreiben uns auf der Slack Line, aehnlich einem Spanngurt der zwischen 2 Baeumen oder aehnlichem gespannt wird auf dem Balanciert wird, die Zeit. Am spaeten nachmittag kehren 2 Jungs zurueck die am Morgen nach Christchurch gefahren sind. Sie erzaehlen das heute mittag ein schweres Erdbeben die Stadt erschuettert hat und sie deswegen nicht dort bleiben wollten. Ich bin schockiert von Ihren erzaehlungen. Das Beben sei wohl schwaecher als das vom letzten September gewesen, aber es haette viel mehr Schaden angerichtet da es naeher am Stadtzentrum und nicht so tief unter der Erde war. Ich werde unruhig und farge mich ob mein Hostel in dem ich rund die haelfte meiner Sachen zurueck gelassen habe noch steht.
Der Regen laesst nicht wirklich nach und ich sitze auf dem Campingplatz fest, mein Bus zurueck in die Stadt faehrt erst uebermorgen. Einerseits will ich zurueck nach Christchurch um daheim bescheid zu geben dass es mir gut geht, andererseits aber auch nicht, ich hab Angst was mich dort erwartet.

Die Nacht im Zelt war sehr kalt und es regnet am morgen immer noch. Ich krabbel erst kurz vor Mittag aus dem Zelt und geh in den Unterstand zu den anderen und ueberlege ob ich nicht schon heute versuchen soll nach Christchurch zu trampen. Eine Frau kommt auf den Campingplatz gefahren, sie ist aus Christchurch und wollte nicht mehr dort bleiben und hat ihre Sachen gepackt und bleibt heute hier. Ihr Haus ist nahe der Innenstadt, sie haette eh nicht dort bleiben duerfen, das komplette Stadtzentrum wurde gesperrt, der Eingang der grossen Kirche ist eingestuerzt und es werden Menschen in den Truemmern vermisst. Das Beben ist mitten am Tag passiert und die Kirche bildet den Stadtkern mit einem grossen Platz davor wo der Busbahnhof ist und somit immer voller Menschen ist. Die Schilderungen von Ihr sind schrecklich und ich fuehl mich immer unwohler. Trotzdem beschliesse ich heute nicht nach Christchurch zu trampen, ich bin erst morgen im Hostle eingebucht und ich weiss noch nicht mal ob es das noch gibt. Die Italiener wollen morgen auch in die Stadt zurueck und ich werde mit Ihnen fahren und das Busticket verfallen lassen. Die Slackline macht jetzt auch nicht mehr wirklich Spass und es ist kalt und ungemuetlich in dem Unterstand. Am Abend hoert es dann endlich auf zu regnen und ich mach noch einen Spaziergang um mich auf zu waermen, meine Fuesse sind aus Eis. Ein Auto kommt noch auf den Campingplatz gefahren und er ruft aus dem Auto:"Is there a German Girl called Silke"? Ich springe total erschrocken auf und lauf zu dem Auto. Der Mann sagt er haette eine E-Mail von meinem Bruder bekommen und er sei los gefahren um zu schauen ob ich da bin. Er kaeme aus Castle Hill Village, was 15 km weit weg ist. Ich danke ihm vielmals fuer seine Muehen und bitte ihn meinem Bruder auszurichten dass es mir gut geht und ich mich morgen melden werde wenn ich zurueck fahre.

Die Nacht wird noch kaelter als die gestrige.

Ich wache auf und kann die Waerme der Sonne in meinem Zelt spueren, es ist erst 7 Uhr aber ich krabbel aus dem Zelt und lass mir den Ruecken und die Fuesse waermen. Wir warten noch bis kurz vor mittag bevor wir ein letztes mal nach Castle Hill fahren um zu bouldern. Ich waere am liebsten gleich bis Sheffield durchgefahren um daheim bescheid zu geben. Das Bouldern macht mir heute auch nicht wirklich spass, ich in Gedanken ganz wo anders und kann mich nicht recht konzentrieren. Um kurz vor 4 Uhr fahren wir dann weiter und ich sprinte in die Bibliothek und schreibe ein par kurze E-Mails und finde heraus dass mein Hostel noch steht und alles ok dort ist! Himmel bin ich erleichtert!
In Christchurch sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld, ueberall sind Haueser eingestuerzt und es liegt Staub in der Luft. An ettlichen Ecken stehen improvisierte Schilder aus Pappe mit den Aufschriften " Free Food" oder "Free Beds" und ich kann nur erahnen wie viele Menschen hier wohl alles verloren haben. Das Militaer und die Polizei ist praesent, das Statdtzentrum ist abgeriegelt und wir muessen weit aussen herum fahren um in die Naehe des Hostels zu kommen. Letztenendes steige ich aus und lauf die letzten 2 Kilometer. Die Strasse an der ich laufe ist zwar fuer den Verkehr frei aber sie ist an einigen Stellen aufgerissen, Wasser sprudelt aus den Rissen im Asphalt. Ich finde mein Hostel unversehrt, doch nur auf der anderen Strassenseite sind ganze Haeusserreihen eingestuerzt. Die Frau an der Rezeption informiert mich das es zur Zeit kein Wasser aus der Leitung gibt und die Toiletten funktionieren deswegen auch nicht. Sie haben eine improvisierte Toilette im hinteren Garten gebaut, welche einfach eine aufgestellte Palstikplane ist. "Kleine Geschaefte" werden einfach auf dem Rasen verrichtet, "grosse" mussen in eine Plastiktuete gemacht, die dann verschlossen wird und in eine Tonne kommt..... .Ich hab genau wie alle anderen kein Wahl.

Am Abend werden wir noch informiert das wohl einige Strassen weiter Dixiklos aufgestellt worden sind, immerhin keine weiteren Plastiktueten mehr. Die Elektrizietaet sei seit gestern abend schon wieder da und das Internet geht auch. Das Telefonnetz ist allerdings noch tot, im Garten steht eine Tonne mit Wasser darin welches abgekocht werden muss bevor man es trinken kann. Der Supermarkt um die Ecke hat zwar auf ist aber halb leer, es gibt kein Fleisch oder Obst, das Getraenkeregal ist nur zu einem drittel voll.
Ich erlebe an diesem Abend und in der Nacht noch einige Nachbeben, mir laeuft es jedesmal ein kalter Schauer den Ruecken runter.

Juhu! Es gibt wieder fliessend Wasser! Ein Klo mit Wasserspuehlung, was ein Luxus! Der Wasserdruck ist leider noch nicht stark genug um duschen zu koennen und es gibt auch nur kaltes Wasser. Der Wasserkocher erweist sich aber als guter Helfer. Das aufgekochte Wasser schuette ich in einen grossen Topf, in der Dusche fuell ich eine Schuessel mit dem heissen Wasser und misch es mit dem kalten aus der Leitung. Ein super Gefuehl endlich wieder gewaschene Haare!
Ich laufe noch mal los um mich um zu schauen. Das Militaer und die Polizei bewachen die gesperrten Strassen. Die Aufraeumarbeiten haben begonnen, Menschen schaufeln Schlamm und Sand, der durch die gebrochenen Wasserleitungen ueberall nach oben gekommen ist, in Schubkarren, Bagger schaffen Schutthaufen auf LKWs, immerwieder faehrt ein Krankenwagen mit Blaulicht an mir vorbei. Ich treffe eine Frau die das Beben im Stadtzentrum erlebt hat und sie beginnt zu erzaehlen was passiert ist. Ich kann mir nur vorstellen was in ihr vorging. Es werden immer noch Menschen in der eingestuerzten Kirche vermutet. Ihr gehoerte eines der eingestuerzten Haeusser gegenueber meines Hostels. Die Nachbeben werden seltener aber nicht schwaecher.
Heute nachmittag um halb 6 werde ich von einem Transportservice zum Flughafen gebracht, mein Flug geht um 20.30 Uhr nach Tokyo.

© Silke Mahl, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
2 Monate NZ , danach 1 Monate Japan
Details:
Aufbruch: 04.01.2011
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 29.03.2011
Reiseziele: Neuseeland
Der Autor
 
Silke Mahl berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.