Jakobsweg 2011 - Teil I - Camino del Norte - Teil II - Camino Primitivo

Reisezeit: März / April 2011  |  von Uschi Agboka

Camino Primitivo - Friol - Sobrado - Pedrouzo

10./11. April 2011 - 29./30. Tag - Friol - Sobrado - Pedrouzo

Sonntag, 10. April 2011 29. Tag
Friol - Sobrado dos Monxes - 26 km

Nachdem der Camino gestern auf Asphaltstraßen verlief, ist der Weg heute wieder schöner, durch Wälder, Wiesen und kleine vergessene Dörfer. Beim Aufbruch um 8 Uhr war es noch bewölkt, doch der Wetterbericht sagte schönes Wetter voraus. Die ersten Kilometer des Weges bis Xia, wo ich mir den Wehrturm von außen anschaute, verliefen wieder auf Straßen. Danach führt der Camino durch herrliche Wiesen, Wälder und kleine Orte Richtung Sabrado dos Monxes. Obwohl Sonntag war, kamen auf der gesamten Strecke von 10 km max. 10 Autos an mir vorbei. Erst nach 20 km erreichte ich die erste Bar, wo ich mir ein alkoholfreies Bier genehmigte. Ab Meson kam die Sonne zum Vorschein, so dass ich eine Stunde an einer besonders schönen Stelle Siesta machte. Bis zum Ziel waren es noch 6 km. Am 4,5 m tiefen schönen Lagoa de Sobrado, den die Mönche um 1500 als Bewässerungsreservoir angelegt haben, vorbei erreichte ich gegen 17 Uhr die Herberge. Nach Duschen und Sockenwaschen schaute ich mir das wunderschöne Kloster "Monasterio de Santa Maria de Sobrado" an, welches 952 als erstes spanisches Kloster als Familienkloster für Nonnen und Mönche gegründet wurde. Was für ein grandioser Bau die Klosterkirche ist. Viele Verzierungen und Medaillons schmücken das Gebäude, welches vollkommen aus Granit gebaut wurde. Dies ist ein Bau für die Ewigkeit. Später wollte ich im Ort einige Tapas essen, was leider unmöglich war, so bestand mein Abendessen aus Zwieback, Tee und Erdnüssen. Gegen 21.30 Uhr ging ich schlafen, damit ging der schöne Tag zu Ende.

Mit der Entsendung von Mönchen aus Clairvaux (Frankreich) durch den Hl. Bernhard begann 1142 das Klosterleben nach den Regeln des Zisterzienser Ordens. In den folgenden 2 Jahrhunderten wurde das Kloster zum geistigen und wirtschaftlichen Zentrum der Gegend. Die ältesten Teile des Klosterkomplexes sind die Küche (13. Jh.), der Kapitelsaal (1215) sowie die Capilla de Magdalena (1230), einziger Überrest der alten Klosterkirche beim Kreuzgang. Im 15. Jh. wurde das Kloster der Kongregation von Kastilien angegliedert und man begann mit einem Wiederaufbau. Die neue monumentale Klosterkirche wurde 1708 geweiht. Die Iglesia de la Asuncion mit ihrer üppig verzierten Fassade und den markanten Türmen gilt als eines der schönsten Beispiele des galicischen Barocks. Im 19. Jh. verließen die Mönche das Kloster aufgrund der Verstaatlichung der Kirchengüter, die Gebäude wurden von einer Privatperson aufgekauft. Doch um 1955 entstand eine neue Mönchsgemeinde, seit 1966 leben wieder Zisterzienser im Klosterkomplex. Leider habe ich in der Klosterherberge eine schlechte Erfahrung gemacht. In der Nacht hat mich irgendein Ungeziefer - Wanzen oder Flöhe - geplagt. Zwar habe ich meine ganzen Sachen untersucht, aber nichts gefunden.

Montag, 11. April 2011 30. Tag
Sobrado dos Monxes - Pedrouzo - 37 km

Heute wird es die längste Etappe des Camino Primitivo werden, deshalb stand ich um kurz vor 7 auf und war um 7.45 Uhr in der einzigen offenen Bar, um meinen Milchkaffee zu trinken. Leider gab es keine Croissants. So machte ich mich auf den Weg. Die ersten 12 km des Camino führen hier durch Wald und Wiesen, Richtung Boimorto. Hier konnte ich auch mal wieder einkaufen und meine Vorräte auffüllen. Danach führt der Weg auf einsamen Landstraßen Richtung A Brea. Obwohl alles Asphalt, ist es doch eine schöne Strecke mit Wald, Wiesen, Bauernhöfen und kleinen Dörfern. Eine idyllische Gegend wie aus dem Bilderbuch. Bald trifft der Camino Primitivo auf den Camino Frances und schon ist es aus mit der Ruhe. Die Nationalstraße verläuft parallel mit dem Camino. So versuchte ich, möglichst schnell nach Pedrouzo in die Herberge zu gelangen. Dort traf ich Luigi und die Spanier wieder. Die Wiedersehensfreude war groß. Sie hatten nicht damit gerechnet, mich nochmals zu treffen. Enrico, der Italiener aus der Lombardei, hat mir das Versprechen abgenommen, heute mit den Spaniern zusammen Pasta zu essen, die er selbst macht. Da es Plastikteller gab, habe ich zugesagt, obwohl ich schon etwas Brot und Schinken gegessen hatte. Die Pasta al dente und die Sauce waren super. So klang der schöne Tag aus und ich ging um 22 Uhr ins Bett. Ich habe festgestellt, dass ich keine neuen Stiche mehr hatte.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichungen meines Mannes Rolf, von Irun nach Santiago de Compostela, 699 km, 13. März bis 15. April 2011.
Details:
Aufbruch: 13.03.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 15.04.2011
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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