Jakobsweg 2011 - Teil I - Camino del Norte - Teil II - Camino Primitivo

Reisezeit: März / April 2011  |  von Uschi Agboka

Camino del Norte - Zenarruzza-Meakaur-Bilbao

18./19. März 2011 - 6. und 7. Tag - Zenarruzza - Meakaur - Bilbao

Freitag, 18. März 2011 6. Tag Zenarruza - Meakaur - 24 km

Wie immer, bin ich um 7 Uhr aufgestanden. Das Wetter sah besser aus, kein Regen, nur ein bisschen bewölkt. Nach dem Klosterfrühstück - Kaffee, Milch und trockenes Brot - marschierten wir um 8.30 Uhr los. Da der Camno-Führer matschige, schlammige Wege beschrieb, entschlossen wir uns, die Landstraße zu nehmen. Der Rother-Führer hat sehr gute Karten, so war es kein Problem, den Weg zu finden. Schon um 11.45 Uhr traf ich in Gernika-Lumo ein, ein trauriger Ort für die spanisch-deutsche Geschichte.

Während des Spanischen Bürgerkrieges legte die deutsche Legion Condor am 26. April 1937 die damals 6.000 Einwohner - und eine unbekannte Zahl an Kriegsflüchtlingen - zählende Stadt in Trümmer. Man nimmt an, dass mind. 2.000 Menschen umkamen. Pablo Picasso schuf für die Pariser Weltausstellung das Gemälde "Guernica", um international auf das Massaker aufmerksam zu machen. Warum Gernika, seit Jahrhunderten die Heilige Stadt der Basken, zerstört wurde, darüber spekuliert man bis heute. Das einstige Symbol für Tod und Zerstörung nennt sich heute Ciudad de la Paz - Stadt des Friedens.

Da es noch früh am Tag war, besichtigen wir den sehenswürdigen Ort, u. a. die Casa de Juntas (Baskenparlament), wo ehemals politische Angelegenheiten besprochen und Gesetze erlassen wurden. Unter dem "Arbol de Gernika" (Symbol für die Freiheit) leistet noch heute der baskische Ministerpräsident seinen Amtseid. Der Baum ist sehr klein, 2004 neu gepflanzt, nachdem der alte von 1860 gestorben war. Nach der ausgiebigen Stadtbesichtigung ging es um 14 Uhr weiter auf dem Camino zur privaten Herberge in Meakaur, wo wir um 16 Uhr eintrafen. Uns traf bald der Schlag, als der Hospitalero erklärte, die Herberge sei voll, eine Gruppe Jugendlicher sei eingetroffen, die auf einem Wochenendausflug seien. Diese Herberge ist nicht zu empfehlen. Ein Pilger erzählte uns, dass er um 19 Uhr dort ankam und 60 Euro für die Übernachten zahlen sollte, weil er nicht reserviert hatte! Unglaublich. Freundlicherweise rief der Hospitalero jedoch im nächsten Ort ein Hotel an, wo wir für 70 Euro ein Doppelzimmer bekommen konnten. Nach einer halbstündigen Wanderung erreichten wir das schöne Hotel Katxi (Telefon 94 627 07 40) und genossen den Luxus eines sehr sauberen Zimmers. Ich konnte meine Wäsche waschen und ausgiebige Körperpflege betreiben. Nach ein paar Tapas in einer Bar, ging es um 19.30 Uhr ins Hotel zurück, wo ich nach etwas Fernsehen gegen 21 Uhr ins Bett ging.

Samstag, 19. März 2011 7. Tag Meakaur - Bilbao - 26 km

Da wir weder im Hotel noch in einer Bar in Meakaur frühstücken konnten, ging es sofort auf den Camino. Es sah nach einem herrlichen Tag aus. Schon nach 2 km war Norbert nicht mehr hinter mir. Erst nach 11 km kam eine Bar in Larrabetzu. Da es hier nur Tapas gab und die mir zum Frühstück nicht schmecken, trank ich nur einen Kaffee mit Milch und setzte nach 10 Min. meinen Weg fort bis nach Lezama, wo ich dann zu einem Cafe con Leche ein warmes Croissant genoss (2,30 Euro). Das Wetter war herrlich. Zum ersten Mal musste ich meine Sonnencreme benutzen. Vorbei an der Humillladero del Santo Cristo, einer typischen Wegkapelle am zwischen Bilbao und Gernika verlaufenden Camino Real (Königlicher Weg), auf den 355 m hohen Naherholungsberg von Bilbao. Von dort oben hatte ich einen herrlichen Blick auf Bilbao und die Umgebung. Hier habe ich meine Mittagspause gemacht. Anzumerken ist, dass die Höhenunterschiede zwar nicht gravierend waren, die Wege jedoch z. T. extrem steil verlaufen und damit schon eine körperliche Herausforderung darstellen. Auf der Strecke nach Bilbao hinein gab es kaum noch gelbe Pilgerpfeile, sondern nur in den Boden eingelassene Kacheln. Und ab der Stadtmitte gab es weder das eine noch das andere. Zum Glück hatte ich die Karten im Rother-Führer und so konnte ich die private Herberge Akelarre ohne Probleme fin-den. Kurz waschen und dann machte ich mich auf, das Guggenheim-Museum zu besichtigen. Norbert hatte mich von unterwegs angerufen und mitgeteilt, dass er ab Larrabetzu mit dem Bus fahre, um genügend Zeit für die Stadtbesichtigung zu haben.

Dieses Museum ist ein "Muss"! Die Außenarchitektur ist überwältigend. Der spektakuläre und preisgekrönte Bau von dem kanadisch-amerikanischen Designer Frank O. Gehry ist mit 1 Mio. Besucher/Jahr die größte Attraktion Bilbaos. Der Bau besteht aus Glas, Titan und Kalkstein. Mit einer Ausstellungsfläche von 11.000 m² zeigt das Museum eine Dauerausstellung sowie div. externe Wanderausstellungen. Das Museum ist eines der 7 Guggenheim Museen der amerikanischen Solomon R. Guggenheim Foundation. Im Museum bekam ich einen Audioführer in deutscher Sprache, so dass ich allen Erklärungen gut folgen konnte.

Gegen 20 Uhr war ich zurück in der Herberge und konnte dort mal wieder das Internet nutzen. Gegen 21 Uhr legte ich mich schlafen. Norbert war noch in der Stadt unterwegs.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichungen meines Mannes Rolf, von Irun nach Santiago de Compostela, 699 km, 13. März bis 15. April 2011.
Details:
Aufbruch: 13.03.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 15.04.2011
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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