Jakobsweg 2011 - Teil I - Camino del Norte - Teil II - Camino Primitivo

Reisezeit: März / April 2011  |  von Uschi Agboka

Camino del Norte - San Vicente - Oviedo

29./30. März 2011 - 17./18. Tag - San Vicente de la Barquera - Oviedo

Dienstag, 29. März 2011 17. Tag
San Vicente de la Barquera - Poo de Llanes - 33 km

Da ich meinen Fuß noch schonen muss, fuhr ich ca. 12 km mit dem Bus bis nach Unquera. Der Tag sah gut aus, die Sonne schien und so marschierte ich Richtung Colombres.

Auch hier finden sich viele Häuser der "Indianos". Im 19./20. Jh. versuchten viele Nordspanier (mehr als 300.000) der Armut zu entfliehen und suchten ihr Glück in Lateinamerika. Sie erwarben große Vermögen als Grundbesitzer (Tabak und Textilien) oder Banker. Reich geworden kehrten sie nach Spanien zurück und wurden zu Wohltätern in ihren Heimatgemeinden. Mit ihrem Vermögen finanzierten sie gemeinnützige Projekte wie Schulen, Stra-ßen und Krankenhäuser. Ihre staatlichen Villen - Casonas de Indianos -in bunten Farben prägen durch ihren ganz eigenen Baustil das Bild der Stadt Colombres.

Wegen der Autobahn musste ich 3 km an der viel befahrenen Nationalstraße entlang laufen, was nicht schön ist. Ab La Buelna, wo ich in der Bar 2 alkoholfreie Bier trank, wird der Weg bis Llanes wieder zum schönen Küstenweg. Es gibt herrliche Ausblick auf die Steilküste und Sandbuchten. Hier macht es Freude, zu laufen. Gott sei Dank blieb es trocken, obwohl zwischendurch dunkle Wolken aufzogen.

In Llanes gibt es auch viele Canonas de Indianos zu bestaunen und es finden sich auch zahlreiche Jugendstilgebäude. Seit den 40er-Jahren ist die kleine Küstenstadt Schauplatz zahlreicher Filme und TV-Serien.

Da die Jugendherberge 25 Euro für die Übernachtung verlangte, eine andere geschlossen war, wanderte ich weiter bis zur privaten Herberge in Poo de Llanes. Diese Herberge ist sehr zu empfehlen, Übernachtungskosten 10 Euro. Der Besitzer ist sehr freundlich. Ich habe, um sicher zu gehen, dass noch ein Bett frei ist, in der Touristen-Info in Llanes dort anrufen lassen, um mir ein Bett zu reservieren. In der Herberge traf ich wieder auf das junge Berliner Pärchen. Wir tauschten unsere bisherigen Erfahrungen aus. Nach einer Vesper auf der schönen, überdachten Gartenterrasse (es fing wieder an zu regnen), ging ich um 21.30 Uhr schlafen.

Mittwoch, 30. März 2011 18. Tag Poo de Llanes - Ribadesella - Oviedo - 30 km

Nachdem es in der Nacht wie verrückt gegossen hatte, schwante mir nichts Gutes. Beim Aufstehen regnete es immer noch. Doch um 8 Uhr lief ich los, es hatte aufgehört zu regnen. Zunächst ging es in eine Bar, die häufig in Asturien "Sidreria" genannt werden - wegen des herben Apfelweines, der dort ausgeschenkt wird. Traditionell wird der Sidra aus extrem großer Höhe eingeschenkt, der Becher wird jedoch nur bis zu einer Höhe von ca. 2 cm gefüllt.

Asturien, mit einer Fläche von 10.604 km², war schon vor 200.000 Jahren von den Neandertalern besiedelt. Nach der Eiszeit vor ca. 9.000 Jahren tauchten die Asturier auf, die sich später mit den Kelten mischten und den Römern das Leben schwer machten. Die Romanisierung erfolgt nur zäh und nicht wirklich durchgreifend. Nach dem Untergang Roms gründeten die Westgoten zahlreiche christliche Königsreiche. Zu Beginn der arabischen Invasion wurde 718 ein westgotischer Heerführer zum ersten asturischen König gekrönt. Sein Sieg 722 über die Mauren galt als Beginn der christlichen Rückeroberung der arabischen Gebiete. 200 Jahre später ging Asturien im Königreich Leon auf. Doch permanente Aufstände gegen die Machthaber führten 1388 zur Errichtung des Fürstentums von Asturien. Bis heute trägt der erstgeborene Sohn oder Tochter des Königs den Titel "Fürst von Asturien". Damit wird der besonderen Rolle Asturiens zur Rückgewinnung der arabisch besetzten Gebiete gedacht. Der Aufstand der Minenarbeiter im Oktober 1934, wurde niedergeschlagen und galt als Test für den Staatsstreich Francos zwei Jahre später. Soziale Konflikte führten in den 50er Jahren zu ersten Gründung einer Arbeitergewerkschaft in Spanien. Heute sind die großen Naturschätze Asturiens wichtig, fast ein Drittel des Landes steht unter Naturschutz.

Der Wetterbericht in der Bar sagte gutes Wetter voraus, so konnte ich weiter wandern, an der schönen Küste entlang, mit herrlichen Ausblick. Es ging kaum Wind, was ich sehr angenehm empfand. Die Strecke bis Naves ist einmalig schön. Ich wanderte auf dem Europa-Wanderweg, der hier teilweise mit dem Jakobsweg identisch ist. Der Weg führte mich auf einen rd. 100 m hohen Berg mit einem schönen Rundblick. In Naves nahm ich Abschied von der Küste, der Camino führt nun über kleine Dörfer durch das Landesinnere bis nach Ribadesella, wo ich den Feve-Zug nach Oviedo nahm. Es waren 2 Std. Fahrt im Bummelzug, Kosten 6,30 Euro. In Deutschland kann man dafür gerade mal 15 km fahren.

Oviedo, die Hauptstadt Asturiens ist eine große Stadt mit vielen, auch sehr teuren Geschäften. Vom Bahnhof führte mich der Weg direkt zur spätgotischen Kathedrale, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Besonders der goldene Altar hat es mir angetan. Ich mache einen Besichtigungsrundgang durch die Stadt, in der sich wunderschöne Jugendstilhäuser, Renaissance-Paläste und herrliche Plätze finden. Fernando Alonso, Formel I Weltmeister 2005 und 2006, ist ein berühmter Sohn der Stadt.

Später in der Herberge muss ich mir das kleine Zimmer mit 2 Spaniern teilen, die ich schon in Santander getroffen habe. Nach dem Duschen bin ich zurück in die Stadt gelaufen, wo ich in einer kleinen Einheimischen-Kneipe Merluzzo (Kabeljau) in einer leckeren Sauce gegessen habe (Kosten 5 Euro). Später sah ich eine Weile dem Treiben der Menschen zu und ging erst gegen 21.30 Uhr schlafen. Inzwischen sind auch die Temperaturen gestiegen, wir haben ca. 20 Grad.

Hier endet der Camino del Norte, mein Weg heißt nun Camino Primitivo.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichungen meines Mannes Rolf, von Irun nach Santiago de Compostela, 699 km, 13. März bis 15. April 2011.
Details:
Aufbruch: 13.03.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 15.04.2011
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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