Fahrrad-Welt-Reise

Reisezeit: April 2005 - August 2008  |  von Eric Wehrheim

Perú: 01 - Hello Mr. Gringo

Hallo Herr Gringo

Perú, Ollantaytambo, 24.10.2006 bis 19.11.2006

Der Wiedereinstieg nach meinem Unfall in Cochabamba in die Fahrrad-Welt-Reise Tour ist geschafft. Über 450 km haben wir dabei bereits wieder erradelt und gleich noch einen Pass mit über 4300 m Höhe dabei bezwungen.

Nachdem endlich die erwarteten Ersatzteile aus Deutschland für mein Rad in Cochabamba, Bolivien ankamen, hatte ich schnell alles zusammengebaut, bin ein paar Meter damit Probe gefahren und anschließend haben wir all unsere Sachen zum Busbahnhof transportiert und sind mit dem Bus nach La Paz gefahren. In La Paz hatten wir noch eine Nacht Zwischenstop, da es keine Direktverbindung von Cochabamba aus nach Peru gab. Am nächsten Tag ging es dann aber weiter, zuerst nach Copacabana (Bolivien) und anschließend noch ein kurzes Stück bis nach Puno (Perú).

Diese Busfahrten hatten wir aber nicht gemacht, weil wir so gerne Bus in Bolivien gefahren sind. Nein, unser Tourivisum war leider wegen der langen Wartezeit auf die Ersatzteile mittlerweile bereits ein paar Tage abgelaufen und illegal sich in einem fremden Land aufzuhalten war nicht gerade eine angenehme Ausgangssituation, zumindest für uns. Zudem sind Busfahrten, mit der Art und Umfang von Gepäck was wir dabei haben, bestimmt kein Vergnügen. Ich ahnte bereits vor Antritt dieses Reiseabschnittes, dass es Komplikationen gäben könnte und so war es dann auch. Bis La Paz hatte alles noch ganz gut geklappt. In La Paz gab es dann beim Einladen unserer Sachen schon die ersten Diskussionen wegen der vielen Sachen (Übergewichtszuschlages). Als wir dann zur Zwischenstation in Copacabana ankamen, es wurde der Bus gewechselt, welcher bis nach Puno weiterfahren sollte, ließ man uns einfach stehen und wollte ohne uns abfahren. Nach mehrmaligen Nachfragen verwies man uns dann an einem Bus, doch der Busfahrer wollte uns partout nicht mitnehmen. Ein Verweis auf unser Busticket und die beim Ticketkauf ausgemachten Konditionen (von uns sollte laut Ticketverkäufer in La Paz nur einmal ein Zuschlag für das Übergewicht bzw. die Räder für den gesamten Transport bezahlt werden), interessierten den Busfahrer reichlich wenig. Das ganze wurde fast handgreiflich, da ich den Bus am Abfahren hindern wollte, indem ich die Ladeluke offen hielt. Es nach mehreren Wortgefechten bequemte sich ein Gehilfe, welcher zuvor auf dem anderen Bus aus La Paz mit dabei war, uns zu einem anderen Bus zu bringen, welcher uns dann letztendlich in letzter Minute vor Abfahrt noch mitgenommen hat. Leicht gestresst erreichten wir so die Grenze und die Grenzformalitäten, samt Visumsüberziehungsstrafe, waren dann aber zum Glück eine Sache von Minuten. Ein neues Land auf unserer Tour war erreicht und es fehlten nur noch ein paar Kilometer, bis wir in Puno ankamen. Nachdem alles vom Bus ab- und ausgeladen war, montierten wir schnell alles wieder zusammen und die ersten erneuten Meter per Rad konnten so in Puno zurückgelegt werden.

Kathedrale von Puno

Kathedrale von Puno

Cuy (Meerschweinchen) eine leckere peruanischen Landesspezialitäten

Cuy (Meerschweinchen) eine leckere peruanischen Landesspezialitäten

Puno liegt direkt am Titicacasee und ist bekannt wegen der Uros, welche auf schwimmenden Schilfinseln vor der Stadt leben. Nach einem weiteren Tag des Einlebens haben wir uns dann auch auf den Weg dorthin, zu den schwimmenden Inseln gemacht, aber es war fast genau wie in unserem Reiseführer beschrieben wird, ein Peepshow. Fein hergerichtet, Insel neben Insel, wartet man, in speziell für den Reisenden arrangierten Inseln und Hütten, auf den Touristen. Boote über Boote voll mit Touristen (klar, auch mit uns) legen Tag für Tag von Puno ab, um zu den Uros zu gelangen. Das diese eigentlich keine richtigen Uros mehr sind, ursprünglich war es eine eigene Völkergruppe, die jedoch durch die Einwanderung (eigentlich müsste man hier sagen: Einschiffung) von Quechuaindianern unterwandert worden sind und der letzte reinrassige Uro soll angeblich 1953 gestorben sein. Nun gut, es war trotzdem sehr interessant und auf einer schwimmenden Insel zu laufen ist auch ein besonderes Erlebnis.

Die schwimmenden Inseln und Schilfboote der Uros

Die schwimmenden Inseln und Schilfboote der Uros

Uros Frauen beim zubereiten eines Imbisses für die Touristen

Uros Frauen beim zubereiten eines Imbisses für die Touristen

Nach den Uros ging es dann mit dem Boot noch weit hinaus auf den Titicacasee, zu der Insel Taquile. Zum Glück fuhren nicht alle Boote, die zuvor zu den Uros gefahren waren, auf die Insel und durch die Größe der Insel verloren sich zudem die restlichen Touristenströme. Taquile war sehr angenehm und fast ursprünglich zu erleben.

Blick auf den Titicacasee von der Insel Taquile aus

Blick auf den Titicacasee von der Insel Taquile aus

Torbogen, welcher als Abgrenzung der verschiedenen Bezirke auf der Insel (Taquile) dient

Torbogen, welcher als Abgrenzung der verschiedenen Bezirke auf der Insel (Taquile) dient

Es ist interessant wie die Leute hier leben, man kann wohl sagen wie seit ehedem. Auf der Insel gibt es weder Polizei noch sonst irgendwelche stattliche Institutionen. Alles wird von den Leuten vor Ort, es wohnen ca. 2000 Personen auf der Insel, selbst geregelt und das zudem öffentlich. Jeden Sonntag werden vor der Kirche auf dem Dorfplatz Versammlungen abgehalten und wenn es irgendwelche Probleme oder Streitigkeiten gibt, sei es mit dem Nachbarn oder innerhalb der Familie, dann wird dies an diesem Tage öffentlich ausgetragen und debattiert. Und sollte es zu einem sträflichen Vorfall gekommen sein, so wird von dem von der Gemeinschaft gewählten Vorsteher (wohl ähnlich wie ein Bürgermeister) das Strafrecht ausgeübt, indem er dem Delinquenten Schläge mit einem Ledergurt erteilt. Das natürlich dann auch öffentlich auf dem Dorfplatz. Von Unruhe oder sonstigen Streitigkeiten war aber bei unserem Besuch weit und breit nichts zu sehen. Vielmehr machten die Leute auf uns einen sehr gelassenen und ausgeglichenen Eindruck. Die Rückfahrt nach Puno mit dem Boot dauerte 3 Stunden, bei etwas wildem Seegang und z.T. heftigen Sonnenschein, welcher mir gut das Gesicht verbrannte.

Wieder richtig los, per Rad, ging es dann am 28.10.2006 und die ersten Meter forderten dann auch gleich mal vollen Einsatz von uns. Aus der Stadt heraus ging es sofort steil bergauf. Ein kleiner Pass, mit ca. 400 bis 500 Höhenmetern, musste regelrecht bezwungen werden. Es wurde eine gute Quälerei, denn nicht nur das die Luft extrem dünn war, Puno liegt auf einer Höhe von 3800 m, nein, auch die vorbeifahren LKWs und Kleinbusse reicherten das bisschen Atemluft noch gut mit dicken schwarzen Rauchschwaden und Rußpartikeln an. Gut ausgelaugt nach diesem kurzen Aufstieg hielten wir oben an, erholten uns von dem Aufstieg und schauten und genossen ein wenig den Ausblick über die Stadt.

Treffen auf 4000 m Höhe mit Blick auf den Titicacasee

Treffen auf 4000 m Höhe mit Blick auf den Titicacasee

Danach ging es zum Glück den Rest der Strecke bergab bzw. flach weiter bis Juliaca.

Landhäuser in der Hochebene zwischen Puno und Juliaca

Landhäuser in der Hochebene zwischen Puno und Juliaca

Nach Juliaca, einen kleinen quirligen Ort, nahm der Verkehr auf der Strecke glücklicherweise ab und es wurde richtig angenehm über die Hochebene dahinzugleiten.

Wettrennen zwischen Fahrrad-LKW (links) und Heavy loaded Dreirad (rechts)

Wettrennen zwischen Fahrrad-LKW (links) und Heavy loaded Dreirad (rechts)

Open Air Müllplatz – am Ortsausgang von Juliaca

Open Air Müllplatz – am Ortsausgang von Juliaca

Dahingleiten über die Hochebene – auf dem Weg nach Pucara

Dahingleiten über die Hochebene – auf dem Weg nach Pucara

Wettermäßig sind wir zwar leider, durch unsere verspätete Ausreise aus Bolivien, nunmehr gut in der Regenzeit unterwegs, doch bisher konnten wir immer, vor dem einsetzen des ersten Regenschauers am Nachmittag, unser Tagesziel erreichen. Nach Juliaca kamen wir in Pucara an. Fast wollte uns das Wetter nicht ans Ziel kommen lassen, denn etwa einen Kilometer zuvor setze ein orkanartiger Wind, natürlich Gegenwind, ein und die ersten Regentropfen fielen. Ein kleiner Hügel kurz vor dem Ort forderte daher vollen Einsatz von uns. Man muss sagen, dass der Hügel unter normalen Umständen keiner Erwähnung bedürfte, doch unter diesen Windbedingungen erforderte dieser bedeutungslose Anstieg volle Leistung. Für mich ist daher das Schwierigste beim Radfahren nicht der Berganstieg sondern vielmehr das Fahren bei "starkem" Gegenwind. Gegenwind wirkt sich zudem, bei mir zumindest, auch frustrierend aus, da dieser zum einen flache Passagen in Steilpassagen wandelt und sogar Abfahrten, zu einem kräftezehrenden Akt werden lassen kann.

Kirche in Pucara

Kirche in Pucara

Die Preinkaruinen von Pucara

Die Preinkaruinen von Pucara

Se vende esta casa (Haus zu verkaufen).
Wer will da nicht zugreifen?

Se vende esta casa (Haus zu verkaufen).
Wer will da nicht zugreifen?

Nach einem heftigen Gewitter in der Nacht war zum Glück am darauffolgenden Tag der Wind abgeflacht, so dass die Weiterfahrt nach Ayaviri problemlos verlief. Auf der Strecke haben wir auch noch zwei andere Radreisende, Javier und Leandro, aus Argentinien getroffen und für zwei Tage sind wir auf der weiteren Strecke zusammen geradelt.

Reiseradlertreffen

Reiseradlertreffen

Wir machten dann in Santa Rosa, einem wirklich kleinem Nest, Zwischenstopp und die beiden fuhren weiter. Wir wollten an diesen Tag aber nicht so viel fahren, denn im nächsten Abschnitt galt es, einen Pass mit über 4300 m Höhe zu bewältigen. Voller Respekt vor der bevorstehen Tagesetappe und dem Pass, sind wir am darauffolgenden Tag extra früh aufgestanden, um 05:30 Uhr. Um 06:30 Uhr waren wir dann bereits auf der Piste (bestimmt ein neuer "Frühaufstehrekord" - zumindest für uns), doch der erwartete anstrengende Aufstieg erwies sich als halb so schwer, da sich das Steigungsverhältnis gut im Zaum hielt.

Unser erster 4300 Pass

Unser erster 4300 Pass

Oben am Pass angekommen gab es dann, neben dem Schild mit der Höhenangabe, auch gleich die üblichen Tourisouvenierstände, an welchen den auch gleich ein paar Busse, vollgestopft mit "Standardtouristen", anhielten. Also fuhren wir schnell weite, bzw. rollten weiter, denn jetzt ging es ja gut den Berg runter. Bis Sicuani kamen wir so an diesem Tag, einer Tagesetappe von gut 70 km. Am nächsten Tag, besuchten wir kurz nach Sicuani den Ort Raqchi mit einer großen Inka Tempelanlage (Templo de Viracocha).

Die Ruinen des Viracocha Palastes

Die Ruinen des Viracocha Palastes

Danach so hatte man uns zuvor versichert, sollte es bis Cusco angeblich nur noch bergab gehen. Doch es trat das ein, was zuvor auf der Reise schon so oft eingetreten ist. Diese angeblich Bergabstrecke entpuppte sich mehr als "up and down" (hoch und runter) Strecke, als Bergabstrecke. Zudem bzw. leider mal wieder, herrschte ein kräftiger Gegenwind vor und auch Petrus hatte an diesem Tage kein Einsehen mit uns, denn er schickte uns ein paar heftige Regengüsse entgegen. Auch fanden wir in den Orten zwischendrin auf der Strecke keine Herberge, so dass wir bis nach Urcos weiterfahren mussten. Das bedeutete für diesen Tag eine Strecke von ca. 100 km und zu allen Unglück kamen wir so in die Nacht hinein und kurz vor Urcos musste zudem noch ein ziemlich steiler Aufstieg bewältigt werden. Das die Strecke am nächsten Tag dann nur noch knapp 50 km sein würde, interessierte uns an diesem Tag reichlich wenig. Völlig ermattet ließen wir uns in die Betten fallen.

Nun gut, die restliche Strecke bis nach Cusco, mal abgesehen vor der nicht enden wollenden Stadteinfahrt, natürlich schön als bergauf, war denn auch nicht mehr ganz so schwer. Glücklicherweise fanden wir denn auch ziemlich schnell eine angemessene (preislich und platzmäßig) Unterkunft und die nächsten Tage nutzten wir, um das Herz des ehemaligen Inkareiches besser kennen zu lernen. Sieht man mal von den unzähligen Touristenströmen und den allgegenwärtig vorherrschenden Touristenkommerz ab, so ist diese Stadt schon wirklich beeindruckend. Schade nur, dass von der eigentlichen Inkakultur so gut wie nur Mauerreste und Fundamente, auf welchen die von den Spaniern errichteten Kirchen und Paläste stehen, übriggeblieben sind, doch auch diese Prunkbauten haben eine besondere Ausstrahlung.

Blick auf die Plaza von Cusco

Blick auf die Plaza von Cusco

Der berühmte 12 Winkelstein in Cusco

Der berühmte 12 Winkelstein in Cusco

Strasse im Stadtviertel San Blas in Cusco

Strasse im Stadtviertel San Blas in Cusco

Leckeres und günstiges Essen in einer Markthalle in Cusco

Leckeres und günstiges Essen in einer Markthalle in Cusco

Außerhalb der Stadt gibt es aber zum Glück noch mehrere Inkabauten bzw. die Überreste davon zu bestaunen. Eigentlich wollten wir uns am 09.11. wieder auf Tour begeben, doch an diesem Tag war weit und breit nicht an eine Abfahrt zu denken, denn Mun Suk lag vollkommen flach. Am Abend zuvor muss sie wohl ein nicht so gutes Abendessen abbekommen haben, denn noch in der gleichen Nacht landete alles gleich wieder nach draußen. Auch muss wohl auch noch ein grippaler Infekt mit im Spiel gewesen sein, denn sie hatte an diesem Tag extrem hohes Fieber (40°C.) und erkältungsmäßige Begleiterscheinungen. Drei Tage lag Mun Suk so danieder und nur durch den Einsatz von Antibiotika kam sie wieder alsbald auf die Beine.

Nach fünf Tagen war Mun Suk dann aber kräftemäßig wieder soweit regeneriert, so dass wir wieder weiterfahren konnten. Aus der Stadt heraus musste sie zwar bis auf die Anhöhe von Sacsayhuaman schieben,

Blick auf die Ruinenanlage Sacsayhuaman bei Cusco

Blick auf die Ruinenanlage Sacsayhuaman bei Cusco

denn es ging bis hierhin allersteilst bergauf, doch dafür ging es danach bis Pisac nur noch bergab, hinab in das Valle Sagrado (das heilige Tal der Inkas). Nach Tagen des Regens in Cusco schien nun endlich wieder die Sonne und das Fahren hinab und hinein in das Valle Sagrado gestaltete sich so zu einem Hochgenuss.

Blick in das Valle Sagrado (Heilige Tal)

Blick in das Valle Sagrado (Heilige Tal)

Auch Koreaner leisten Entwicklungshilfe, Keramikschule bei Corau

Auch Koreaner leisten Entwicklungshilfe, Keramikschule bei Corau

In Pisac wollten wir dann regulär die Ruinenanlagen besuchen und hatten uns bereits zu dem beschwerlichen Aufstieg zu Fuß auf den Weg gemacht. Doch kurz nach dem Ortsausgang gab es eine Einlassstelle und hier sollte für den Eintritt dann 40 Sol (etwa 10 Euro) pro Person bezahlt werden. Wir hätten zwar zuvor in Cusco für 70 Sol ein Rundumticket kaufen können, hiermit hätten wir die meisten Stätten besuchen können, doch da wir keine ausgeprägten Museumsbesucher sind, hatten wir diesbezüglich auf den Kauf dieses Tickets verzichtet. Ihr werdet euch zwar bestimmt fragen warum 10 Euro uns zuviel sind, doch dazu muss man sagen, dass an fast allen Stellen hier ein solcher Eintritt verlangt wird (ganz besonders hervorzuheben dabei Machu Picchu und Peru Rail, doch dazu mehr später) und das 40 Sol für peruanische Verhältnisse extrem, aber wirklich extrem viel Geld für ein Eintrittsticket sind. Wir haben dann auch dem netten man an der Einlassstelle dankend abgesagt, obwohl er uns sogar für die Hälfte hätte reingelassen. Stattdessen, so sagten wir uns, schauen wir uns die nähere Gegend lieber ein wenig genauer an. So gingen wir den Hang zurück hinab und schlugen dann rechts ein, um ein wenig auf einem anderen Bergabschnitt ein wenig nach oben zu gehen. Ohne es bewusst gewollt oder beabsichtigt zu haben kamen wir so aber wieder auf die Terrassen- und Ruinenanlage wieder zurück, doch diesmal um ein weites weiter oben, nach der Einlassstelle. Nun gut, so besichtigten wir halt als Schwarzfahrer bzw. -geher die Pisacruinen.

Die Terrassen von Pisac

Die Terrassen von Pisac

Ruinenanlage oben auf dem Berg von Pisac

Ruinenanlage oben auf dem Berg von Pisac

Weiter ging es nun, als leichte bergab bzw. flach weiter, dem Urubambafluss (auch Vilcanotafluss genannt) folgend, dem Valle Sagrado Tal entlang. In Urubamba kamen wir bereits zur Mittagszeit an und nach kurzer Suche fanden wir ein nettes Lokal mit Andenspezialitäten Büffet. Ich schlug mir hier gut die Wampe voll, ohne Rücksicht auf die Weiterfahrt. Dementsprechend schwerfällig viel mir dann auch der Rest der Tagestour bis Ollantaytambo.

Abenteuerliche Hängebrücken

Abenteuerliche Hängebrücken

Dort war erst mal für die weiteren Tage Schluss mit Radfahren, denn von hier geht es eigentlich nur noch per Bahn (Peru Rail) oder zu Fuß, auf dem Inkapfad, nach Machu Picchu weiter. Beides ist aber eigentlich keine Alternative, da man für beides kräftig zur Kasse gebeten wird. Mit Peru Rail (wurde privatisiert und ist nun eine Chilenische Gesellschaft) z.B. kostet die günstigste Fahrt hin und zurück von Ollantaytambo aus 44,00 $ US. Eine Trekkingtour auf dem Inkapfad soll (wir haben diese Zahl zwar nur gehört, kann aber trotzdem gut stimmen) etwa gut 240 $ US veranschlagen. Hinzu kommt dann aber noch der Eintritt für Machu Picchu, welcher nochmals mit knapp 40,00 $ US zu Buche schlägt. Die Abzockerei, sie ist es wirklich im wahrsten Sinne des Wortes, war uns dann doch zu viel und wir entschieden uns für eine zwar etwas beschwersicherere, dafür aber etwas kostengünstigerere Variante. So fuhren wir von Ollantaytambo mit dem Bus erst mal bis Quillabamba (eigentlich hätten wir bereits in Santa Maria aussteigen können, doch da unsere Bus erst sehr spät abgefahren ist und an diesem Tag kein Weiterkommen von Santa Maria aus möglich gewesen wäre, sind wir bis Quillabamba weitergefahren), um am darauffolgenden Tag, von Quillabamba wieder ein Stück zurück zu fahren bis Santa Maria. Von dort aus ging es in einem Kleinbus weiter, den Urubambafluss hinauf bis Santa Teresa.

Vor der Weiterfahrt muss erst mal ein kleiner Erdrutsch beseitigt werden

Vor der Weiterfahrt muss erst mal ein kleiner Erdrutsch beseitigt werden

Blick auf das alte Dorf Santa Teresa (S.T. wurde vor ca. 5 Jahre durch den Fluss zerstört. Das neue Dorf wurde oben auf einer höheren Anhöhe neu errichtet, in Hütten- und Wellblecharchitektur)

Blick auf das alte Dorf Santa Teresa (S.T. wurde vor ca. 5 Jahre durch den Fluss zerstört. Das neue Dorf wurde oben auf einer höheren Anhöhe neu errichtet, in Hütten- und Wellblecharchitektur)

Hier machten wir eine Nacht nochmals Zwischenstopp und genossen am Spätnachmittag dort die warmem Thermalquellen vor Ort. Am nächsten Tag durften wir dann Morgens erst mal abenteuermäßig den Fluss überqueren in einem "Oralla" (einem Karren, welcher an einem gespannten Stahlseil hängt und durch Muskelkraft fortbewegt wird).

Interessante und abenteuerliche Flussüberquerung

Interessante und abenteuerliche Flussüberquerung

Danach ging es noch ein Stück des Weges in einem LKW weiter, bis zur sogenannten Hydroelectrica. Von dort aus konnten wir dann auf der Schienenstrecke aus bis nach Aguas Calientes (Ort bei Machu Picchu) laufen.

Auf dem Weg nach Aguas Calientes

Auf dem Weg nach Aguas Calientes

Transportmäßig beliefen sich so unsere Kosten auf 24,50 Sol pro Person, was etwa 6 Euro sind. Zurück nach Ollantaytambo wollten wir dann eigentlich auch auf den Schienen laufen, doch dazu mehr später.

Aguas Calientes selbst ist ein reiner und künstlicher Touristenort. Nichts hier hat etwas mit einer ursprünglichen Bebauung gemeinsam. Es gibt fast nur Hotel- und Restaurantbauten und an allen Ecken werden fleißig weitere Hütten zusammen gezimmert.

Aguas Calientes – Touristenburgenarchitektur

Aguas Calientes – Touristenburgenarchitektur

Das zuvor beschriebene Preisniveau setzt sich so bei allen Dingen dort vor Ort weiter fort. Ohne Scham wird hier voll zugelangt, warum auch nicht, man hat ja so gut wie ein Monopol. Erwähnenswert ist auch die Busfahrt hin und zurück nach Machu Picchu, welche für etwa 10 Minuten Fahrzeit pro Strecke 6 $ US, also 12 $ US hin und zurück kostet. Noch so ein Monopol. Man hatte uns jedoch in Ollantaytambo zuvor auf eine Variante verwiesen, mit welchen man die Fahrt- und Eintrittskosten hätte wegfallen lassen können. So sagte man uns, dass, wenn man vor 5 Uhr morgens nach Machu Picchu hochläuft, man frei in die Anlage kann, da es um diese Uhrzeit dort noch keine Kontrollen und Aufpasser gibt. Wir hatten uns daher dies auf unseren Ablaufszettel eingetragen, doch Mun Suk spielte mal wieder gesundheitlich nicht mit. Ihre zuvor in Cusco eingefangene Infektionen muss wohl noch nicht 100% auskuriert gewesen sein, denn nach dem Abschnitt bis Aguas Calientes schwächelte sie wieder und hatte leichte Erkältungserscheinungen. So war denn die Lust auf ein illegales Eintreten nach Machu Picchu gegen null gesunken, denn die Anstrengungen, früh morgens um etwa 3 Uhr aufstehen und zwei Stunden den Berg hinauflaufen, gegen null gesunken. Also nahmen wir brav am 18.11. um 05:30 Uhr wie andere Touristen auch den teuren Bus hinauf und löhnten jeder die 40 $ US Eintritt. Einen Vorteil hatte das Ganze jedoch, wir kamen so nicht entkräftet oben an und konnten so auch den Aufstieg auf den Wayna Picchu (Berg neben Machu Picchu) in Angriff nehmen.

Blick auf Machu Picchu (im Hintergrund ist der Wayna Picchu zu sehen)

Blick auf Machu Picchu (im Hintergrund ist der Wayna Picchu zu sehen)

Blick auf den Wayna Picchu durch einen Torbogen

Blick auf den Wayna Picchu durch einen Torbogen

Mit dem Wetter hatten wir an diesem Tage auch, zumindest bis zur Mittagszeit, einigermaßen Glück und auch die Touristenströme hielten sich an diesem Tage wohl noch gut in Grenzen. Tags zuvor, so sagten uns ein paar andere Touristen, war die Anlage wohl gut überschwemmt mit Touristen und in der Hochsaison so um Juni bis August, sei vor lauter Touristen kein Machu Picchu mehr zu sehen.

Touristenhordeneinfall in Machu Picchu (doch das sind wirklich noch wenige)

Touristenhordeneinfall in Machu Picchu (doch das sind wirklich noch wenige)

Nun gut, wir waren eine der ersten Touristen an diesem Tage, die die Anlage betraten und so sind wir, fotografiermäßig, gut auf unsere Kosten gekommen. Auch der Aufstieg auf den Wayna Picchu, obwohl extrem anstrengend und z.T. gut gefährlich, hat sich auch gelohnt, denn von dort oben hat man einen herrlichen Überblick über die Anlage von Machu Picchu.

Frühaufsteher dürfen rauf. Wer auf den Wayna Picchu will, 400 insgesamt dürfen pro Tag aufsteigen, muss sich zuvor am Kontrollpunkt, kurz vor dem Aufstieg, eintragen

Frühaufsteher dürfen rauf. Wer auf den Wayna Picchu will, 400 insgesamt dürfen pro Tag aufsteigen, muss sich zuvor am Kontrollpunkt, kurz vor dem Aufstieg, eintragen

Stairway to heaven – Aufstieg auf den Wayna Picchu

Stairway to heaven – Aufstieg auf den Wayna Picchu

Blick vom Wayna Picchu auf Machu Picchu

Blick vom Wayna Picchu auf Machu Picchu

Nachdem wir den Abstieg vom Wayna Picchu hinter uns hatten, setzte zwar etwas Regen ein, doch auch mit der Ruhe war es vorbei, denn nun mussten wir uns gegen den Strom der anderen Touristen und Besucherschulklassen zurückkämpfen. Das entspannte Betrachten bzw. ruhige fotografieren der Anlage war damit vorbei. Aber was soll's, in den Genuss kommt man sowieso nur allerseltenst und davon hatten wir z.T. zumindest am Anfang unseres Besuches etwas.

Weil jedoch der Besuch von Machu Picchu bzw. der Auf- und Abstieg auf den Wayna Picchu doch ziemlich anstrengend war, hat sich Mun Suk Erkältung dadurch noch etwas verschlechtert. Kaum im Hotel angekommen hat sie sich daher gleich ins Bett gelegt und an ein Zurücklaufen, am nächsten Tag, nach Ollantaytambo war daher nicht mehr zu denken. Wohl oder Übel, denn an einen lange und anstrengende Busfahrt war daher auch nicht zu denken, mussten wir daher mit der Bahn fahren.

Peru Rail - der Anblick täuscht. Denn obwohl die Züge alt und nicht besonders komfortabel ausgestattet sind, ist dies eine der teuersten Bahnstrecken der Erde

Peru Rail - der Anblick täuscht. Denn obwohl die Züge alt und nicht besonders komfortabel ausgestattet sind, ist dies eine der teuersten Bahnstrecken der Erde

Natürlich gab es auch nicht mehr die etwas günstigeren Backpackertickets und so mussten wir für die kurze Strecke bis nach Ollantaytambo, es sind gerade einmal 1 Stunde und 20 Minuten Fahrzeit und etwa nur 45 km, jeder 35,75 $ US bezahlen. Gespart haben wir also so bei unserer Tour kostenmäßig gegenüber einer Bahnfahrt hin und zurück von Ollantaytambo so gut wie gar nichts. Ca. 25 Cent US bei den Bahnkosten und 6 $ US bei der Busfahrt von bzw. zurück von Machu Picchu, denn den Rückweg bin ich gelaufen. Aber landschaftlich reizvoller war unsere Tour allemal. Nun sitzen wir bestimmt noch ein paar Tage in Ollantaytambo fest, denn Mun Suk muss ihre Erkältung, bevor wir wieder auf Tour gehen, endlich ordentlich auskurieren.

Ollantaytambo, Blick auf einen Teil der Ruinenanlage mit dem Viracochahaupt (links)

Ollantaytambo, Blick auf einen Teil der Ruinenanlage mit dem Viracochahaupt (links)

Bunter Wahltrubel. Am 19.11. fanden Regional- und Stadtwahlen statt. In Perú besteht Wahlpflicht unter Strafe. So kommen aus allen Bezirken die Landbevölkerung in die Stadt. Was gewählt wird scheint dabei Nebensache zu sein, Hauptsache es wird ordentlich gefeiert.

Bunter Wahltrubel. Am 19.11. fanden Regional- und Stadtwahlen statt. In Perú besteht Wahlpflicht unter Strafe. So kommen aus allen Bezirken die Landbevölkerung in die Stadt. Was gewählt wird scheint dabei Nebensache zu sein, Hauptsache es wird ordentlich gefeiert.

© Eric Wehrheim, 2005
Du bist hier : Startseite Amerika Peru 01 - Hello Mr. Gringo
Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrradweltreise Teil II. Fortsetzung unserer Fahrradtour Teil I (1998 bis 2000 von Deutschland nach Korea). Teil II unserer Fahrradweltreise findet in Lateinamerika statt.
Details:
Aufbruch: 24.04.2005
Dauer: 3 Jahre
Heimkehr: 14.08.2008
Reiseziele: Weltweit
Südkorea
Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Kolumbien
Kenia
Der Autor
 
Eric Wehrheim berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors