Fahrrad-Welt-Reise

Reisezeit: April 2005 - August 2008  |  von Eric Wehrheim

Perú: 02 - Hasta pronto

Bis bald

Ollantaytambo wollte uns nicht loslassen. Kaum kamen wir von Machu Picchu zurück und am darauffolgenden Tag sollte es weitergehen, da lag Mun Suk auch schon wieder mit einer heftigen Erkältung danieder. Diesmal wollten auch die Standardheilversuche und -medikamente nicht helfen, so dass wir zu härteren Mitteln greifen mussten und auch das örtliche Krankenhaus aufsuchten. Wir wollten der eingefangenen Erkältung endlich den Garaus machen. Der dort behandelnde Arzt diagnostisierte auch brav eine kräftige Erkältung, doch zusätzlich dazu noch eine Allergie. Er erläuterte uns, dass gerade Ollantaytambo einer der am stärkst belasteten Orte für Allergiker innerhalb Perú ist und für Heuschnupfen und manch andere Allergie scheint Mun Suk sowieso ein Fabel zu haben. Der Arzt übergab uns zum Abschied noch ein Rezeptschein, für ein paar zusätzliche kräftige Medikamente, doch so recht wollten diese auch nicht weiterhelfen. Da kam uns die Hotelbesitzerin zur Hilfe und brachte Mun Suk eine Thermoskanne voll mit Muña-Tee.Bis bald

In der Familienküche

In der Familienküche

Und siehe da, nachdem Mun Suk fast die ganze Thermoskanne gelehrt hatte und danach ordentlich ins schwitzen kam, war sie am darauffolgenden Tag so gut wie neu geboren.

Vier weitere Tage darauf verweilten wir jedoch noch in Ollantaytambo, denn wir wollten sichergehen das die Erkältung endgültig überwunden ist. Zum Glück ging es Mun Suk von Tag zu Tag besser und am 27.11. konnten wir dann unserer Räder wieder satteln. Für den Ausgang aus dem Valle Sagrado hatte ich auf der Straßenkarte eine interessante Route entdeckt, welche durch eine Schlucht, der Eisenbahnlinie folgend, an einem Fluss entlang ging. Es war herrlich, denn auf dieser Strecke gab es so gut wie keinen Verkehr. Zwar war die Strasse nicht geteert, doch es lies sich auch so sehr angenehm darauf fahren.

So macht Radfahren Spaß

So macht Radfahren Spaß

Auch die Steigungen hielten sich in Grenzen, obwohl wir uns hoch auf das Plateau schrauben mussten und dabei rund 500 Höhenmeter überwinden mussten. In Huarocondo, dem nächst erreichbaren Ort auf der Strecke, konnten Mittag machen und uns an der Spezialität des Ortes weiden: im Ofen gebackenes Schwein. Hmmmmhhhhh lecker. Dann hatten wir noch ein paar Kilometer zu fahren, um wieder auf die Panamericana zu kommen und einen Ort zu erreichen, indem wir übernachten konnten. Izucuchaca hieß das Nest, wo es leider nur zwei Hostals zur Auswahl gab, wovon beide auch dem leichten Gewerbe zugetan waren. Schallisolierung ist auch so eines der Fremdwörter auf diesem Kontinent und so ging es dementsprechend geräuschvoll diese Nacht zu.

Wiedereinmal galt es einen hohen Pass (Abra Hullique) zu bezwingen. Die Höhenangabe für diesen Pass schwankte auf unseren Straßenkarten zwischen 3900 und 4300 Meter Höhe. Wau, welch Differenz dachte ich mir, da hat sich wohl einer ziemlich vertan, so dachte ich mir. Als wir dann oben auf dem Pass ankamen, wollte ich es zuerst aber gar nicht wahrhaben. Gerade einmal 3709 Höhenmeter zeigte mein Höhenmesser an und auch die offizielle Angabe auf einem Straßenschild wies nur 3712 Meter aus. So genau können also Straßenbauingenieure messen ). Wir freuten uns aber ehrlich gesagt darüber, brauchten wir doch so an diesem Tage nicht weiter die Berge rauf zu strampeln.

Lange Aufstiege

Lange Aufstiege

Lange Aufstiege

Lange Aufstiege

Nach überschreiten der Passhöhe ging es dann rasant bergab, der Ort Limatambo folgte und tags darauf Curahuasi. Sind schon lustige Ortsnamen, nicht? In Curahuasi quartierten wir uns für ein paar Tage ein, denn wir wollten einen Ausflug, per pedes, nach Choquequirau unternehmen. Bei Choquequirau handelt es sich um eine alte Inkastädte, ähnlich Machu Picchu. Sie ist sogar größer als diese, jedoch mit weniger Gebäuden und auch erst zu ca. 20 bis 30 % freigelegt. Um Choquequirau zu erreichen machten wir uns zuerst per Auto erst auf den Weg nach Cachora. Hier mieteten wir uns ein Maultier für den Transport unseres Gepäcks und heuerten den dazugehörigen Maultierführer mit an. Ich wollte zwar gerne ohne zusätzliche Begleitung losziehen, doch das ließen die Vermieter des Maultieres nicht zu.

Start nach Choquequirau mit Maultier und Treiber

Start nach Choquequirau mit Maultier und Treiber

Ehrlich gesagt war das auch gut so, denn es war schon eine ausgeklügelte Bepackung des Maultiers, die verhinderte, dass unsere Sachen abhanden kamen oder beschädigt wurden.

Vier Tage für diesen Treckingtrip lagen vor uns. Hätten wir zuvor gewusst, was da auf uns zukommt, wer weis ob wir es wirklich angegangen wären. So trotteten wir jedoch am 1.12.2007 von Cachora erst einmal gemütlich, aber im strammen Schritt, wohlgemutet los. Die ersten Kilometer waren auch easy, es ging ja "nur" bergab.

Auf dem Weg nach Choquequirau

Auf dem Weg nach Choquequirau

Auf dem Weg nach Choquequirau

Auf dem Weg nach Choquequirau

Etwa 2900 Meter hoch liegt Cachora und für den ersten Tag ging unsere Tour fast bis zum Apurimac Fluss, auf 1800 M Höhe, hinunter. Wie gesagt, die ersten Meter waren leicht, doch ab der Hälfte des Weges dann ging es dann steil und über größere Vorsprünge bzw. Stufen weit hinunter. Jeder Schritt bergab war ein kontinuierliches abfedern und abfangen der eigenen Masse. Da ich davon einiges vorzuweisen habe, bedeutete dies auch eine erhebliche Arbeit für meine Kniegelenke. Nach über 8 Stunden des Laufens fingen diese so auch ordentlich zu Schmerzen an. Wieder einmal wurde so deutlich, dass man als Radfahrer, oder vice versa, auch Wanderer, nicht unbedingt die gleiche Muskulatur in Anspruch nimmt. Ermattet vielen wir so die erste Nacht in unserem Zelt schnell in den Schlaf.

Abendstimmung

Abendstimmung

Am zweiten Tag ging es dann noch ein paar Meter bergab zum Fluss, um dann sich auf der anderen Seite des Flusses, steil nach oben zu schrauben.

Brücke über den Apurimac

Brücke über den Apurimac

Von 1800 Metern galt es bis auf knapp über 3000 Meter zu kommen. Die ersten Meter bergab zum Fluss schmerzten die Knie ganz ordentlich. Ich behalf mich hier mit einem Trick in dem ich einfach rückwärts bergab lief. Das sah zwar ziemlich ulkig aus, aber zum einen waren wir die Einzigsten auf der Strecke und zum anderen war es mir ehrlich gesagt egal. Meine Knie jedenfalls dankten es mir und schmerzten weniger. Bergauf auf der anderen Seite war es zum Glück dann für die Knie wieder o.k., dafür wurde es aber zu einer Plackerei, in der Hitze steil bergauf zu wandern. Mit letzter Kraft erreichten wir, kurz vorm einsetzen der Dämmerung, den Campingplatz, in der Nähe von Choquequirau.

Eigentlich dachte ich mir an diesem Abend, dass die Inkas schon einen ordentlichen Schlag weggehabt haben müssen, an solch einer so unzugänglichen Stelle, so eine riesige Anlage bauen zu lassen. Vielleicht waren es aber ja auch Sadisten, wer weis. Viel mehr Zeit blieb mir aber nicht mehr die Gedanken weiterzuspinnen, denn der Sandmann hatte große Eile. Am darauffolgenden Morgen standen wir beizeiten auf, um Choquequirau dem ihm gebührenden Besuch abzustatten und wir hatten diese Anlage, ehrlich gesagt, für uns alleine. Sowieso kommen hierher nicht allzu viele Besucher, mal abgesehen von den Monaten Juli und August. Es war eine ahnheimliche, wenn nicht sogar spirituelle Stimmung, den der Ort lag teilweise noch in Wolken und später zogen vom Fluss bergauf immer wieder Wolken hoch.

Mystische Eindrücke

Mystische Eindrücke

Blick auf den Hauptplatz in Choquequirau

Blick auf den Hauptplatz in Choquequirau

Blick auf Choquequirau

Blick auf Choquequirau

Blumen in Choquequirau

Blumen in Choquequirau

Wir konnten uns in der Anlage frei bewegen, doch beschränkten wir uns freiwillig auf den leicht zu erschließenden Teil, denn wir hatten keine allzu große Lust, ein paar Hundert Höhenmeter hinab und wieder hinauf zu steigen, denn an diesem Tage lag für uns sowieso wieder der Abstieg zum Fluss bevor. Es waren aber auch nur ein paar Terrassenfelder und ein paar kleiner Gebäude, die wir so ausließen.

Gegen Mittag dann machten wir uns aber schon wieder auf den Rückweg. Schnell bauten wir unser Zelt ab und es ging mal wieder und das dann auch ziemlich brutal, bis zum Fluß bergab. Wieder lief ich rückwärts, um meine Knie zu schonen. In Santa Rosa einem kleinen Zwischenstop auf dem Weg gab es zur Entschädigung eine gute Chicha (hier hergestellt aus vergorenem Zuckerrohrsaft) zu trinken, von der ich mir auch gleich zwei Karaffen voll genehmigte.

Zuckerrohrpresse

Zuckerrohrpresse

Dies munterte mich ein bisschen auf und half nebenbei, den Flüssigkeitshaushalt meines Körpers wieder aufzupäppeln. Doch der Aufmunterungseffekt war nur von kurzer Dauer, den wir mussten uns weiter und weiter bergab bringen und kaum hatten wir das am späten Nachmittag geschafft, so waren auf der anderen Seite noch gut 300 Höhenmeter wieder nach oben bis zum Campingplatz zu gehen. Dort angekommen waren wir wirklich groggy und ausgelaugt. Die Knie schmerzten ordentlich bei mir und beide hatten wir einen wunderschönen Muskelkater. So arrangierten wir für den letzten Tag noch schnell zwei weitere Transporttiere, ein Pferd für Mun Suk und ein Maultier für mich, um zurück nach Cachora zu kommen.

Unsere Gehilfen

Unsere Gehilfen

Diese beiden standen uns zwar nur für die halbe Tagesetappe zur Verfügung, doch dies war ja der Teil, wo es am steilsten bergauf ging, so dass die armen Lastentiere für uns doch eine große Hilfe waren. Als wir dann am gleichen Tag am späten Nachmittag wieder in Curahuasi ankamen, humpelten wir schnell in unser Zimmer und verließen den Ort die darauffolgenden 3 Tage nicht mehr. Unser Muskelkater war so groß, dass er uns kein vorzeitigeres Weiterziehen erlaubte.

Am 8.12.2007, der Muskelkater war einigermaßen überstanden, ging es weiter Richtung Abancay. Uns stand ein schön hoher Pass bevor und schon kurz nach Curahuasi schraubte sich die Strasse unaufhörsam in die Höhe. Es war leicht bewölkt und in der Höhe war die Strasse noch in Wolken gehüllt. In der Ferne rumorte es kräftig im Gebälk, doch Petrus hatte wohl ein sehen mit uns und er belies das Gewitter an einer gegenüberliegenden Bergkette. Durch die Wolken war es zum Glück nicht so warm, doch ins schwitzen kamen wir auch so. Die Bergaufstrecke wollte und wollte kein Ende nehmen. Am Nachmittag dann endlich hatten wir die Passhöhe mit 4100 Metern dann endlich erreicht. Gut 1315 Meter Höhendifferenz hatten wir damit überwunden, was für uns ein neuer Steigungsrekord bedeutete. Doch alles was wir mühsam erarbeitet hatten wurde auch anschließend gleich wieder zunichte gemacht, denn nach Abancay ging es sogleich bergab hinunter. Tausende von Kurven forderten allerhöchste Konzentration und die Fahrradbremsen kamen dabei auch gut ins glühen.

Man hatte uns vor Abancay gewarnt, denn die Tage zuvor gab es dort Unruhen und es soll sogar zwei Todesfälle dort gegeben haben. Wie wir erfahren hatten, waren die Unruhen wegen politischer Unzufriedenheiten entstanden und das südamerikanische Temperament, gerade bei den Andenbewohnern, kann, wenn es erst einmal in Wallung geraten ist, dann nur noch schwer unter Kontrolle gehalten werden. Es soll heftigste Kämpfe zwischen den Einwohnern und der Polizei gegeben haben und Touristen, welche nach Gringos (Nordamerikaner) aussehen, sollen auch nicht gerade willkommen gewesen. Unser Muskelkater zuvor in Curahuasi hatte uns somit indirekt einen großen Gefallen getan, denn als wir in Abancay eintrafen war alles wieder beruhigt und die Leute waren nett und friedlich wie gewohnt.

Nach Abancay ging es dann noch mal ein gutes Stück bergab, bis zu einem Fluss von dem es dann anschließend, dem Fluss folgend, wieder sachte bergauf ging.

Am Fluss entlang

Am Fluss entlang

Plötzlich, ohne Vorwarnung, fing mein Rücken zu jucken an. Na gut mag man sagen, dass passiert einem ja schon mal öfters, doch dieses Mal war es wirklich etwas besonderes. Sofort hielt ich, eine Vollbremsung hinlegend, an und versuchte mir mit wilden Kratzaktionen Linderung zu verschaffen. Doch anstatt zu helfen wurde der Juckreiz nur noch größer. Vehement nahm dieser Zustand auch noch zu und auch Mun Suk's zu Hilfe eilen brachte mir keine Linderung. Ich wurde fast Wahnsinnig, denn es war, als bohrten sich tausender kleiner Nadeln durch die Haut. Erst als Mun Suk mit einem in kaltem Wasser getränktem Tuch ankam und mir den Rücken damit abwusch, trat endlich nach einigen Minuten etwas Linderung ein. Ehrlich gesagt so eine Jucktirade hatte ich noch nie und ich bin auch nicht sehr scharf darauf, nochmals so etwas zu bekommen. Es ist mir bis heute ein Rätsel wodurch das Ganze ausgelöst worden ist. Einzig und allein ein sehr kleiner Sonnenbrand, wirklich kaum bemerkenswert, zwei Tage zuvor, kann als einziger Schuldiger dafür herhalten. Doch Sonnenbrände hatte ich schon so manche, nur so eine Juckfolter bisher noch nie. Folter

Nachdem diese Marter überstanden war, erreichten wir am frühen Nachmittag einen kleinen Ort Namens Circa. Da wir noch nichts ordentliches zu Mittag gegessen hatten, lockte uns ein Schild neben einer Einfahrt zu einem schönen, mit viel Grün bewachsenen Grundstück.

Rastplatz in Circa

Rastplatz in Circa

Dieser Ort war so etwas wie ein Wochenendausflugsplatz für die Städter aus Abancay. Es gab im Freien ein paar Tische und in einem kleinen Haus war die Küche untergebracht. Wir ließen uns beide frische Forellen servieren und genossen dabei ein kühles Bier (einen Weiswein gab es leider nicht). Weil uns der Ort so gut gefiel fragten wir flugs nach, ob wir unser Zelt auf dem Grundstück aufschlagen dürfen. Die Besitzer hatten nichts einzuwenden und so freuten wir uns schon, endlich mal wieder eine Nacht in unserem Zelt zu verbringen. Eigentlich war fast alles perfekt, doch dann konnten wir fast die ganze Nacht kein Auge zu bekommen, denn alle Hunde aus dem Dorf führten in dieser Nacht eine lange und lautstarke Unterhaltung untereinander. Gut gerädert krochen wir aus den Schlafsäcken, frühstückten schnell und machten uns wieder auf den Weg. Ein langes Etappenstück von rund 110 km bis nach Chalhuanca stand uns bevor. Die Steigung war einigermaßen erträglich, doch die Hitze, welche rasch zunahm, lies uns gut ermatten. Am Nachmittag fing dann Mun Suk an rumzunörgeln, sie hatte keine Lust mehr weiterzufahren. Da sahen wir, noch etwa 20 km von Chalhuanca entfernt, eine neue Touristenhotelanlage am Wegesrand stehen, welche sich aber z.Z. noch im Bau befand. Da die Anlage aber sehr interessant aussah, es waren verschiedene Häuser, alle aus Adobe (getrocknete Lehmziegel) errichtet, hielten wir kurz an, um ein besseren Blick darauf werfen zu können. Da kam Mun Suk's Retter, Adriano, ein Peruaner italienischer Abstammung, aus dem offen stehenden Tor uns entgegen, fragte uns kurz was wir denn hier mit den Rädern so machen und lud uns ein, auf dem Grundstück zu campen. Letztendlich konnten wir dann jedoch im bereits fertig gestellten Restaurant sogar unser Zelt aufschlagen, da es dort geschützter war und der Betrieb dort noch nicht aufgenommen war. Adriano fuhr zwar dann bald weiter, doch mit Pepe, dem Chefkoch, welcher auch ein Peruaner mit italienischer Abstammung ist, plauderten wir noch ein wenig am Abend, hauptsächlich über gutes Essen.

Unser Gastgeber Adriano (links) und Chefkoch Pepe (Mitte)

Unser Gastgeber Adriano (links) und Chefkoch Pepe (Mitte)

In den Gesprächen mit Adriano und Pepe konnten wir erfahren, dass die weitere Strecke, kurz nach Chalhuanca, zuerst wieder steil bergauf verläuft und dann, über eine Hochebene auf rund 4300 Metern Höhe, größtenteils durch unbewohntes Land für fast 200 km geht. Da es dort auch angeblich nichts zu sehen geben sollte, beschlossen wir, noch bis Chalhuanca mit dem Rad zu fahren, um dann dort diese Strecke mit einem Bus oder LKW zu überbrücken. Gedacht, gesagt, getan. Ursprünglich wollten wir nur bis Puqio fahren, doch als wir dort am späten Nachmittag ankamen und nur einen trostlosen und staubigen Ort vorfanden, beließen wir unsere Räder auf dem Dach des Busses und fuhren so gleich weiter bis Nazca. Dadurch haben wir zwar versäumt ein paar Vicuñas etwas näher zu sehen, doch die Entscheidung haben wir nicht bereut, denn gleich nach Puqio ging es wieder einen steilen Pass nach oben und die Straßenverhältnisse bis Nazca waren zudem nicht die Allerbesten. In Nazca kamen wir dadurch jedoch mitten in der Nacht um 22:00 Uhr an. Das Bußterminal bzw. der Halteplatz war fast stockfinster und es wimmelte von Leuten dort. Allein durch unsere erhöhte Wachsamkeit kamen wir dadurch schon gut ins schwitzen, wollte wir doch mit allen Sachen das Terminal verlassen. Die notwendigen Handgriffe zum bepacken unserer Räder beherrschen wir fast jedoch schon blind und so ging der Aufbau rasch vonstatten. Von Pepe hatten wir zuvor ein paar Tipps zum Übernachten erhalten und so steuerten wir diese Hotels direkt an. Das Zweite entsprach auch unseren Vorstellungen und so blieb uns eine längere Sucherei in der Nacht erspart.

Den nächsten Tag in Nazca machten wir uns nicht sofort auf den Weg zu den Nazca-Linien, sondern nutzten ihn für die Hausarbeit wie z.B. Wäschewaschen. An diesem Tage trafen wir auch einen anderen Radreisenden, welcher auf dem Weg von Alaska nach Feuerland war. Gary, ein Nordamerikaner, mit sage und schreibe 71 Jahren auf dem Buckel. Woah, alle Achtung. Wir haben Gary noch ein paar gute Empfehlungen für Cusco und Machu Picchu mit auf dem Weg gegeben, doch dann mussten wir uns auch schon wieder von ihm verabschieden, den er wollte die Strecke bis Cusco mit dem Bus überbrücken.

Gary, mit 71 Jahren immer noch munter mit dem Rad unterwegs

Gary, mit 71 Jahren immer noch munter mit dem Rad unterwegs

Am nächsten Tag, am frühen Morgen, machten wir dann den Rundflug über die Nazca Linien mit einer kleinen Viersitzermaschine und es war sehr beeindruckend diese aus Luft zu sehen. Unser Pilot gab sich auch alle Mühe, das auch jeder die Linien gut sehen konnte. Wir flogen in Steilkurven einmal rechts- und anschließend linksherum, um die einzelnen Linienmuster. Dabei konzentrierten wir uns natürlich fleißig aufs Fotografieren, was aber in Verbindung mit den heftigen Flugwechsel nicht gerade gut für den Gleichgewichtssinn war. Mun Suk musste so auch Tribut zahlen und füllte brav ihren Plastikbeutel mit Mageninhalt. Dieser bestand zwar nur aus grünem Wasser, denn sie hatte wohl wissentlich zuvor nichts gefrühstückt, halt nur zuvor etwas getrunken und ein grünes Bonbon gelutscht. Ich blieb zum Glück verschont, musste mich aber gut daraufhin konzentrieren.

Ich mit unserem Piloten Manuel

Ich mit unserem Piloten Manuel

Nazca Linie „Kolibri“

Nazca Linie „Kolibri“

Nazca Linie „Der Astronaut“ (über diese Namensgebung dürfte sich wohl Erich von Däniken freuen)

Nazca Linie „Der Astronaut“ (über diese Namensgebung dürfte sich wohl Erich von Däniken freuen)

Nach Nazca ging es wieder per Rad weiter, zuerst nach Palpa, folgend von Ica und Paracas. Die ganze Strecke über war ausschließlich Wüsste, staubtrocken und sehr heiß.

Durch die Wüste

Durch die Wüste

Wie aus dem Nichts tauchten vor den Orten grüne Oasen auf. Ein Phänomen, wenn man bedenkt, das es hier das ganze Jahr über so gut wie nie regnet. Es handelt sich dabei um unterirdisches Quellwasser, welches von den nicht allzu weiten Berghängen her kommt. Doch auch dort regnet es seltsamerweise ebenso wenig, wie an den zuvor genannten Stellen. Bei Ica hatten wir noch einen Abstecher zu einer richtigen Oase, Huacachina, gemacht. Hier gibt es, eingerahmt von hohen Sanddünen, einen kleinen See mit Palmen und umbaut von zahlreichen Hotels und Restaurants.

Die Oase Huacachina

Die Oase Huacachina

Ach ja, Ica ist zudem auch bekannt für seinen Weintraubenanbau und dem daraus gewonnenen Branntwein, Pisco genannt. Eine traditionellen Piscobrennerei haben wir deswegen auch besucht und durften nebenbei, dort auch ein wenig die unterschiedlichen Piscosorten einmal probieren.

Zu Besuch in einer Piscobrennerei

Zu Besuch in einer Piscobrennerei

Mit dem Rad zu reisen hat aber leider nicht nur Vorteile. Denn wir konnten so leider nichts von dem guten Saft mitnehmen, da unsere Transportkapazitäten diesbezüglich doch ein wenig beschränkt sind.

Weihnachten stand vor der Tür und in Paracas hatten wir einen angenehmen Ort gefunden, wo wir diese Zeit verbringen konnten. Direkt am Meer gelegen, mit zahlreichen Hotels und Restaurants versehen, wo es endlich auch wieder reichlich frische Meeresfrüchte zu essen gab. Von dort aus haben wir einen Bootsausflug zu den Islas Ballestas gemacht, wo wir ein paar Humboltpinguine, viele Seehunde und viele Seemöwen und andere Vögel beobachten konnten.

„El Candelabro“ an der Küste bei Paracas

„El Candelabro“ an der Küste bei Paracas

Seerobben auf den Ballestas Inseln

Seerobben auf den Ballestas Inseln

Die Ballestas Inseln

Die Ballestas Inseln

Die See war ruhig und es war ein sehr schöner Ausflug, sieht man von der geruchlichen Belästigung einmal ab. Denn es hat bei den Inseln dermaßen gestunken, da dort wird eines der teuersten Düngemittel abgebaut wird, Guano (Vogelkot). Ja, auch Schei... kann teuer sein J. Bei Paracas gibt es dann auch noch ein kleines Naturschutzgebiet, welches die Halbinsel um Paracas beinhaltet. Pure Wüste, mit einer wunderschönen Steilküste zum Meer hin. Dieses Naturschutzgebiet haben wir in einer Tagestour, mit dem Rad, erkundet.

Durch die Wüste

Durch die Wüste

An der Küste Paracas vor der „Kathedrale“ (Küstenformation im Hintergrund)

An der Küste Paracas vor der „Kathedrale“ (Küstenformation im Hintergrund)

Herrlich, sich einmal ohne Gepäck mit dem Rad fortzubewegen. Sogar auf dem Sand querfeldein lies es sich gut fahren, da dieser dort, wohl durch die extremen klimatischen Verhältnisse, sich gut verfestigt hat. Hatten wir gedacht, dass uns die Wüste eigentlich schon über ist, so hat es uns hier jedoch ordentlich Spaß gemacht.

Lima war nicht mehr weit. Wir merkten das auch an dem Verkehr, der von Tag zu Tag ordentlich zunahm. Und weil es auf der Panamericana an der Küste entlang nur selten einmal eine Kurve gibt, fühlen sich wohl alle als kleine Schuhmachers und versuchen neue Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Geschwindigkeitsbegrenzungen, haben hier bzw. eigentlich überall in Südamerika, nur einen theoretischen Ansatz und die einzigste Begrenzung wird durch die physikalischen Naturgesetze bzw. die Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs vorgegeben. Ehrlich gesagt, es hat keinen Spaß mehr gemacht, auf dieser Strecke zu fahren, ja es wurde sogar z.T. gefährlich. Rücksicht nehmen scheint hier eines der großen Fremdwörter zu sein, mit dem die "normalen" Kfz, Lkw oder Busverkehrsteilnehmer, zumindest ein großer Anteil davon, nichts anzufangen weis. Wir beschlossen daher, in San Vicente de Cañete, ca. 150 km vor Lima, einen Bus bis in die Innenstadt von Lima zu nehmen, die Fahrräder im Gepäck. Am 28.12. kamen wir so in Lima, der Hauptstadt des Landes mit ihren 8 Millionen Einwohnern, an. Ein paar Meter mussten wir uns dann doch noch durch die Stadt quälen, bis wir ein einigermaßen erträgliches Hotel in der Innenstadt ausfindig machen konnten. Zwar wollten wir uns ursprünglich in Miraflores, einem Stadtteil südlich des Zentrum gelegen, einquartieren, doch beide hatten wir an diesem Tage keine allzu großen Lust mehr, uns noch 10 km durch die Stadt zu schlagen zu müssen.

Die Innenstadt, das Zentrum von Lima, ist, mal abgesehen von dem Hauptplatz und vielen Kirchen und ein paar historischen Gebäuden, einen von den Touristen hotelmäßig gemiedener Ort, da das Zentrum ziemlich heruntergekommen ist und es von vielen, auch von den Einheimischen, als unsicher angesehen wird.

Die Plaza mit der Kathedrale in Lima

Die Plaza mit der Kathedrale in Lima

So haben wir denn auch nach zwei Tagen das Quartier gewechselt und sind, auf etwas ruhigeren Strassen dann doch noch nach Miraflores gewechselt. Tags zuvor hatten wir dort den Stadtteil bereits zu Fuß erkundet und eine kleine und angenehme Herberge ausfindig gemacht. Es war schon ein gewaltiger Unterschied, zwischen diesem Stadtteil und dem Zentrum oder bestimmt auch manch anderen Stadtteilen von Lima. Viele Hochhäuser, gerade an der Strandpromenade, sauber und gepflegt, überall Wachpersonal und Polizisten. Nachteil des "Luxus", die Preise sind auch schon fast europäisch.
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SO, NUN IST ERST EINMAL HALBZEIT

Für 6 Monate machen wir nun einen Aussetzer, denn wir werden in dieser Zeit nach Deutschland und Korea reisen. Danach kommen wir wieder nach Perú zurück und setzen unsere Fahrrad-Welt-Reise Tour weiter fort. Unsere Räder und das meiste Reisegepäck haben wir bei KOTRA (Koreanische Handelskammer) in Lima eingebunkert, die uns dafür freundlicherweise einen kleinen Abstellraum zur Verfügung gestellt haben.

Das KOTRA-Team in Lima + wir beide

Das KOTRA-Team in Lima + wir beide

In Deutschland und Korea wartet nun viel Arbeit auf uns. Mun Suk will ihr zweites Reisebuch in Korea herausbringen und ich will unsere Homepage neu überarbeiten, die Reiseberichte ins englische und spanische übersetzen und, und, und. Auch haben wir vor, in Korea zwei oder drei Diavorträge über unsere Reise abzuhalten und, wenn es klappt, eine kleines Radreiseprojekt mit interessierten Koreanern durchzuführen.

Im August geht es dann wieder auf Tour, weiter in Südamerika.

© Eric Wehrheim, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrradweltreise Teil II. Fortsetzung unserer Fahrradtour Teil I (1998 bis 2000 von Deutschland nach Korea). Teil II unserer Fahrradweltreise findet in Lateinamerika statt.
Details:
Aufbruch: 24.04.2005
Dauer: 3 Jahre
Heimkehr: 14.08.2008
Reiseziele: Weltweit
Südkorea
Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Kolumbien
Kenia
Der Autor
 
Eric Wehrheim berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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