Andalusien - Mai 2012

Reisezeit: Mai 2012  |  von Andreas Schneidenbach

¡Tapas y mas!


Andalusien - Reisetipp #11:

Auch in Andalusien ist es hilfreich systematisch vorzugehen!

Jaah, Leute, ich hab´s nicht vergessen. Heute gibt´s endlich die ersehnten Tellerbilder!

Zuerst aber, und da müsst ihr durch, noch ein wenig Sevillanisches Touristengrundprogramm. (Die Extended-Version muss auf Grund der anhaltend unmenschlichen Temperaturen leider ausfallen.)

Wir starten unseren Rundgang vor unserer Haustür im Barrio Santa Cruz und wenden uns nach rechts. Einmal noch ums Eck und wir stehen vor der größten und bekanntesten Sehenswürdigkeit Sevillas, vor der Kathedrale mit ihrem mächtigem Turm, der weltberühmten Giralda!

In die Kathedrale dürfen wir nicht (oder nur ein kleines Stück) weil gerade eine Messe abgehalten wird.
Trotzdem ist der eingeschränkte Eindruck bereits gewaltig!

Den Alcácar gleich neben der Kathedrale lassen wir aus, weil so viele Leute an der Kasse stehen. Jetzt erst lese ich im Reiseführer dass der Alcácar alle anderen Gebäude Sevillas in den Schatten stellt. Shit!

Dafür gibt es rundherum jede Menge Souvenirstände für die unzähligen Touristen. Jeder denkbare Tand mit Andalusienbezug wird versucht unters Volk zu bringen.

Nun ist es ein Stück zu gehen bis zu unserem nächsten Ziel, zur Plaza de España. Der Weg führt vorbei an einem Blütenmeer bis zum Parque de Maria Luisa.

Die legen... (warte, warte, gleich kommts) ...dären Jacarandas!

Die legen... (warte, warte, gleich kommts) ...dären Jacarandas!

Dann sind wir auch schon ganz gleich da, am eleganten Halbkreis des Plaza de España, angelegt zur Ibero-Amerikanischen Ausstellung anno 1929.
Als Sehenswürdigkeit in Sevilla gar nicht so hoch im Kurs (weil vielleicht zu jung), für mich dennoch eine der schönsten Anlagen der Stadt.

Nachher gehen wir ein Stück durch den Park, durch das lateinamerikanische Konsulatsviertel (das ich jetzt einfach mal so nenne) und dann am Guadalquivir entlang Richtung Altstadt.
Bald kommen wir zum Torre del Oro, zum Goldturm.
Es ist 11:30 und es hat 37°C...

Blöde Botanik, verstellt die Sicht...

Blöde Botanik, verstellt die Sicht...

An der Real Maestranza, der Stätte des gestrigen Blutvergießens, machen wir noch kurz Halt bevor wir Richtung Innenstadt abbiegen, am Stadion werden bereits wieder die Kämpfe der nächsten Woche beworben.

Die Calle Sierpes ist die hiesige Einkaufsmeile mit allem was das Damenherz Höherschlagen lässt - ich für meine Person sehe zu dass ich das so schnell wie möglich hinter mich bringe!
Schon davor aber wirbt eine großartige Fassade für eine Vernissage eines Fotografen.

Genug Kultur?

Wie wär´s damit:

Es ist wahrlich ein Skandal!
Das große Bier gibt es für 1€, sofern man so schlau ist sich einen der 100 Montadidos (kleine belegte Brötchen) dazuzubestellen. Gestern haben wir das direkt ausprobiert und es ist wahrlich unmenschlich...

Oder nein - lass uns anders anfangen.

In unserem Reiseführer heißt es dass zu einem Sevillabesuch eine Tapastour unabdingbar dazugehört. Für uns war es am Montag soweit, nach unserem kulturellen Sevilla-Mindestprogramm legten wir los.

Und zwar hatten wir uns für die Gegend um die Plaza Alfalfa entschieden, beginnend an unserem Apartment an der Santa Maria de Blanca.

Für das Ganze entwickelten wir ein ausgefeiltes Punktesystem, das sowohl den Geschmack wie auch den Preis berücksichtigte.
Um euch die Sache einfacher zu machen berichte ich jetzt nicht chronologisch sondern im Countdownsystem.

Eins vorweg: Die 10 vorgenommenen Tapasbars haben wir nicht geschafft, 9x haben wir zugeschlagen. Weil wir in einer Bar 2x waren, besteht die Wertung folgedessen aus den Plätzen 1-8.

Platz 8
14 von 30 Punkten
Ø 2,30€ pro Tapa
Nuestro Tapas Bodegata la Mina

Kalte Atmosphäre und hier war es wohl wo ich diesen komischen Fischeiergrieß schon wieder unversehens bestellt habe. Noch dazu mit Tomatensalat, für mich eine tödliche Kombination... Dazu lieblos angerichteter Schinken und hingefetzte Oliven.

Platz 7
14 von 30 Punkten
Ø 2,00€ pro Tapa
Bar Manolo

OK. Hier hin haben wir uns verlaufen, weil so viele Leute hier auf der Strasse vor der Bar getrunken haben. Die einzigen beiden Tapas auf der Karte haben wir bestellt... Also, hier lieber nur ein Birl bestellen.

Platz 6
16 von 30 Punkten
Ø 3,50€ pro Tapa
Los Caracoles

Hier ist der Name Programm, es gibt die Caracoles, nämlich die kleinen Schneckchen, in Unmengen als Spezialität. Die gibt es übrigens nicht nur hier sondern in fast allen Tapas Bars ab Sevilla südwärts!

Also, ich fand die eigentlich recht gut. Ich hab die Schnecken aber auch nur gekostet, die sind als Snack ganz gut zu gebrauchen. Dazu noch ein leckeres Spiesschen. Wenn man´s halt übertreiben muss...

Wie ein Maschinengewehrfeuer, wie die Kirschen von Nachbars Baum wurden die kleinen Kriechtierchen im Akkord verputzt. Nur um hernach über Bauchschmerzen und Übelkeit zu klagen...

Platz 5
18 von 30 Punkten
Ø 2,30€ pro Tapa
Bar el Rincon

War jetzt weder gut noch schlecht. Wir haben aber auch nichts Außergewöhnliches bestellt, es gibt Tapas-Standardauswahl. Gleich neben Los Caracoles.

Platz 4
20 von 30 Punkten
Ø 2,50€ pro Tapa
Gran Tino

Direkt an der Plaza Alfalfa. Die erste in unserer Versuchsreihe und eine Überraschung, weil das Lokal eher unscheinbar ist. Nette Bedienung, gute Tapas in reichlicher Auswahl zum günstigen Preis. Noch dazu konnten wir hier ein Stierkampfplakat abstauben!

Platz 3
21 von 30 Punkten
Ø 3,60€ pro Tapa
Carmela

Am Platz direkt vor unserem Apartment, eine positive Überraschung weil es im absoluten Touristenterrain angesiedelt ist. Hier gibt es außer einer superfreundlichen Bedienung in legerer Atmosphäre noch leckere Spezialitäten wie zum Beispiel die dicke kalte Gemüsesuppe Salmorejo in chicer Aufmachung (im Bild). Perfekt um draussenzusitzen und das bunte Treiben auf der Touristenmeile zu beobachten.

Platz 2
23 von 30 Punkten
Ø 3,30€ pro Tapa
Bar Europa

Liebevoll angerichtete Tapa-Schmankerl (wie hier die herrlichen Rippchen in Rotweinsoße geschmort) in antikem Ambiente, portugiesisch anmutend wegen der schönen Azulejos. Leider wenig Publikum als wir dort waren.

Und jetzt unsere unbestrittene Nummer 1, bei zwei Besuchen bestätigt:

Platz 1
28 von 30 Punkten (beim 2. Mal nochmal 25 Punkte!)
Ø 2,00€ pro Tapa
La Bodega

Hier fühlt man sich sofort wohl, man wird freundlich und schnell bedient, egal ob um acht Uhr wenn wenig Betrieb ist, oder um elf Uhr wenn die Hütte voll ist. Die Kellner freuen sich wenn man ihre Tapas lobt und geben das Lob auch sofort in die winzige Küche weiter.

Und was aus dieser Küche kommt erreicht unserer Ansicht nach beinahe Sterneniveau. Überaus raffinierte Tapas, viele unverzichtbare Klassiker, dazu wie es scheint Eigenkreationen des Hauses, lassen unsere Zungen schnalzen.

Dass für die Gustostückerl dabei im Schnitt nur 2€ verlangt werden ist dabei nur ein angenehmer Nebeneffekt, wir hätten auch gerne das Doppelte bezahlt.

So, jetzt haben wir unsere Wänste in den Dienst einer guten Sache gestellt, nämlich dass ihr endlich ein paar Tellerbilder zu sehen bekommt.

Genug?

Für heute jedenfalls passt nichts mehr rein. Es ist zwölf Uhr, das Thermometer zeigt jetzt angenehme 32°.

Zeit ins Bett zu gehen...


"Das Glück fällt dem zu, der es am wenigsten erwartet."

Federico Garcia Lorca, (1898 - 1936), andalusischer Schriftsteller

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Flamenco, Fiestas und Tausendundeine Nacht im Okzident
Details:
Aufbruch: 05.05.2012
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 18.05.2012
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Andreas Schneidenbach berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.