Andalusien - Mai 2012

Andalusien - Reisetipp #13:

Man muss die Feste feiern wie sie fallen!

Leider, liebe Freunde, dauern 2 Wochen nicht länger und deshalb neigt sich nun auch diese kleine andalusische Exkursion seinem Ende zu.

Nicht aber ohne vorher noch auf Sanlúcars heilige Dreifaltigkeit näher einzugehen:

Wohlan!

Also, ein Besuch des Sherry-Dreieckes respektive Sanlúcar de Barramedas wäre nicht komplett, hätte man nicht eine der Bodegas besichtigt, da wo der legendäre Manzanilla hergestellt wird.

Es gibt eine Handvoll größerer und kleinerer dieser Bodegas hier, nur wenige kann man ohne Voranmeldung besichtigen.
Eine davon ist die älteste und gleichzeitig die kleinste: die Bodega La Cigarrera

Nur 4 Mitarbeiter sind in diesem Familienbetrieb mitten in der Stadt beschäftigt, nur 75000 Flaschen Manzanilla werden jährlich zum Verkauf produziert, dazu noch einige andere Sherrys wie der Amontillado oder der Oloroso.

Die Herstellung des Sherrys ist eine hohe Kunst, eine Wissenschaft für sich.
Da muss die Bodega in der richtigen Himmelsrichtung stehen damit die feuchte Meeresbrise durch die Lagerhallen wehen kann.

Da wird durch das sogenannte Solera-Verfahren in ausgeklügelter Art und Weise eine "Durchwanderung" des zum Verkauf bestimmten Sherrys von jung zu immer älter und damit fertiger erzielt.

Alle Fässer sind nämlich zu jeweils einem Drittel mit Luft (logischerweise ganz oben), zu einem Drittel mit dem "werdendem" Produkt in der Mitte und zu einem Drittel mit der sogenannten, immer im gleichen Fass verbleibenden "Mutter" ganz unten gefüllt.
Zwischen Luft und Wein befindet sich eine besondere Schicht, der Flor. Diese spezielle Hefeschicht verhindert dass der Wein oxidiert und gibt dem Sherry sein besonderes Aroma.

Im Flor und dessen Eigenheiten in Sanlúcar liegt auch einer der Hauptunterschiede des Manzanillas zum gewöhnlichen Fino, ein Geheimnis dessen Lüftung mir allerdings von Nieves, unserer kundigen Manzanilla-Erklärerin von La Cigarrera, nicht gestattet wurde!

Jedenfalls, das obere Sherrydrittel wird durch ständiges, langsames Umfüllen von einem zum anderen Fass verschnitten, sodass es für Sherrys keine besseren oder schlechteren Jahrgänge gibt.

Dabei wandert der Sherry von der obersten Fassreihe langsam bis zur untersten, zur Solera. Mindestens 3 dieser Fass-Stockwerke gibt es, manchmal sind es mehr.
Natürlich wandert der Sherry nicht alleine, das muss schon von jemandem gemacht werden...

Hier bei La Cigarrera hat jeder Tropfen der in den Handel gelangt mindestens 500 Fässer von innen gesehen, so zumindest hat es die ehrenwerte Nieves uns hoch und heilig geschworen!

Ausschließlich von dieser untersten Reihe aus wird am Ende, sofern der Kellermeister alles richtig gemacht hat, der Manzanilla nach ca. 5 Jahren abgefüllt und verkauft!

Genau so und nicht anders wird Manzanilla hergestellt.
Alles klar?

Wenn nicht, Wikipedia hilft auch hier.

Grau ist alle Theorie werte Leser, deshalb muss das Gelernte nun auch in der Praxis angewandt werden!

Der Manzanilla soll angeblich ein hervorragender Begleiter zu Fisch und Meeresfrüchten sein, behaupten jedoch kann man viel.
Viel schlauer ist es da diese Behauptung am eigenen Körper auf Richtigkeit zu überprüfen, zum Beispiel mit leckeren Langostinos, einer hiesigen Spezialität.

Wir müssen aber das Testergebnis noch absichern, in diesem Fall mit Tortilla de Camarones:

Und zur Sicherheit noch mit Cazón en Adobo (mariniertem Hai)

Was wäre diese Studie aber wert, würde man nicht den Manzanilla einmal gegen das gute alte Birl austauschen um so einen Vergleichswert zu bekommen.

So kosteten wir uns im Dienst der Wissenschaft durch Sanlúcar, einfach um eine wertige und bestätigte Aussage zum Thema "Manzanilla & Meeresgetier" zu bekommen.

Und hier, zum Abschluss noch das Ekelessen schlechthin: Die Navajas (links)!
Diese schleimigen Scheißerchen schlagen das Fischeiergriesdingsbums um Längen!

Fazit: Manzanilla passt gut zu Fisch & Co. man kann ihn aber auch einfach nur so trinken!

Wie ich bereits erwähnt habe gibt es noch einen anderen Grund warum wie gerade hier, in Sanlúcar de Barrameda, Station machen.

Die Fería de Manzanilla!

Es ist hier DAS Ereignis des Jahres, der Ort befindet sich im Ausnahmezustand und alles ist auf den Beinen. Es ist ein andalusisches Fest im besten Sinn des Wortes. Bunt, schrill, laut und voller Lebensfreude!

Logisch dass wir hier die eine oder andere Caseta besucht haben, es macht einfach Spaß den Andalusiern beim Feiern zuzusehen!

Laufsteg und Heiratsmarkt, unwahrscheinlich viele schöne Menschen präsentieren sich hier auf der Fería. (Um ehrlich zu sein: Ich kann nur von den Frauen sprechen. Auf die Männer hab ich nicht geachtet.)

Mit diesen Bildern möchte ich mich gleichzeitig von euch verabschieden, vielen Dank fürs Mitlesen und für die Gästebuchschreiber ein noch viel fetteres ¡Muchas Gracías!

Was bleibt noch zu sagen?

Dass Andalusien einfach nur zum Verlieben ist! Ich mag das Land und die Leute, mit jedem Besuch mehr und mehr.

Und dass ich meinen beiden Mädels aufs allerherzlichste danke für ihre Geduld und ihren Enthusiasmus (manchmal auch für ihre Leidensfähigkeit).
Schön wars!

" Jemanden glücklich zu machen ist vielleicht die bescheidenste Art der Annäherung an das Glück."

Antonio Gala, spanischer Schriftsteller