USA 2012 - 1. Teil - Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Uschi Agboka

Von Tropic nach Torrey

11. Tag - Bryce Canyon N.P. / HW 12 / Grand Staircase Escalante N. M.

Samstag, 16. Juni 2012 11. Tag Torrey, Utah Howard Johnson
Tropic / Bryce Canyon National Park / HW 12 / Grand Staircase Escalante NM / Escalante / Boulder / Torrey
Gefahrene Meilen: 160 (258 km)

6 Uhr Aufstehen und 7 Uhr Frühstück bei Clarke's. Es gibt 2 Buttermilch-Pfannkuchen umsonst/Person und 30 % Nachlass auf das Frühstück. Ich mag keine Pfannkuchen, schon gar nicht mit Buttermilch und so sind die Augen der Schwaben größer als ihr Magen. Rolf schafft es nicht, seine 2, meine 2 Pfannkuchen und dazu noch meine Bratkartoffeln zu verputzen. Und auch Monika und Josef schaffen ihr Frühstück nicht, so machen wir es wie die Amis, Doggy bag.

Um 8 Uhr fahren wir zum Tanken und dann geht es zum Bryce Canyon National Park, der seit Jahren zu meinen Favoriten in den USA zählt. Zwei junge Rehe stehen direkt an der Straße. Heute Morgen sind es 20 Grad und das kommt uns nach den 40 Grad-Tagen fast kühl vor. Und es geht ein starker Wind, den ich nach der brütenden Hitze der letzten Tage als sehr angenehm empfinde. Ich muss gestehen, dass ich bei mehr als 40 Grad nicht so aufnahmefähig bin wie sonst.

Um 8.45 Uhr machen sich Rolf, Josef und Monika auf den Navajo-Trail. Die Luft und die Sicht heute Morgen herrlich, klar, frisch, kein Dunst wie im letzten Jahr. Während die anderen sich auf der Wanderung befinden, habe ich es mir am Canyon-Rand auf einer Bank gemütlich gemacht mit all den Lederjacken und Helmen. Es sind noch keine Besucher da, es herrscht eine wunderbare Ruhe und ich kann den Canyon geniessen, dabei beobachte ich ein Goldmantel-Ziesel, welches auf der Suche nach Futter ist. Mal schauen, ob es sich fotografieren lässt. Eine Familie aus Indiana mit zwei jungen asiatischen adoptierten Kindern kommt hinzu und sie erzählen von sich, ihrer Reise durch USA und so vergeht die Wartezeit im Nu. Kurz nach 10 Uhr sind alle von der Wanderung zurück und wir fahren einige Aussichtspunkte am Rim entlang. Wie gesagt, der Bryce gehört zu unseren Lieblingsorten im Westen der USA. Ich geniesse die herrlichen Aussichten in den Canyon, die frische Luft und den Wind.

Der Bryce Canyon Nationalpark im Südwesten Utahs dient dem Schutz der farbigen Felspyramiden, den sogenannten Hoodoos, an der Abbruchkante des Paunsaugunt-Plateaus. Dieser Abbruch verläuft nicht linear. Stattdessen haben sich nach Osten hin offene, halbkreisförmige Felskessel in das Plateau erodiert, die als "natürliche Amphitheater" umschrieben werden. Das größte dieser Amphitheater ist der fälschlicherweise als Canyon bezeichnete Bryce Canyon. Dieser befindet sich auf 2.400 bis 2.700 m Höhe und ist damit wesentlich höher als der Zion NP oder der Grand Canyon NP. Bryce Canyon wurde nicht durch einen Fluss gebildet und ist damit kein Canyon im eigentlichen Sinne. Die großen Amphitheater mit den bizarren Felsnadeln - Hoodoos bis zu 60 m Höhe - erstrecken sich über eine Länge bis zu 30 km.

Hoodoos sind kopflastige Türmchen / Gesteinssäulen (Felsnadeln), die durch Wind und Wasser geformt wurden, innerhalb der letzten 40 bis 60 Mio. Jahren. Hoodoos können eine Höhe von 1,5 m bis 45 m erreichen, durch ihr "windgeformtes" Profil bekommen sie das Aussehen eines Totempfahles. Thor's Hammer im Bryce Canyon ist ein weltbekannter Hoodoo.

Das große Amphitheater - Bryce Canyon - ist 5 km breit, 19 km lang und fällt ca. 240 m gegenüber dem Plateau ab. Über die menschliche Besiedlung ist wenig bekannt. Archäologische Funde datieren 10.000 Jahre zurück. Manche Funde werden den Anasazi-Indianern zugeordnet. Rest von landwirtschaftlicher Nutzung und Kulturpflanzen wurden gefunden. Die Paiute, die dort jagten, nannten die Hoodoos "Anka-ku-wass-a-wits" - rot angemalte Gesichter.

1875 wurde Ebenezer Bryce von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) geschickt, um an der Erschließung des Gebietes als Zimmermann mitzuarbeiten. Er baute eine Straße zum Plateau hinauf, um dort Bäume zu fällen und daraus Bretter und Feuerholz zu gewinnen. Er sah das Naturwunder von der praktischen Seite und bezeichnete es als "a hell of a place to loose a cow" - ein Höllenplatz, um eine Kuh zu verlieren. Seine Nachbarn nannten den Canyon nahe seiner Hütte Bryce's Canyon. Mit anderen Siedlern baute Ebenezer Bryce einen Kanal, um der ständigen Überflutungen, gefolgt von Trockenperioden, Herr zu werden. Das Projekt scheiterte. So zog er 1880 weiter nach Arizona.

Das Gestein im Bryce Canyon ist ca. 100 Mio. Jahre jünger als im Zion NP und dieser zeigt Felsen, welche um weitere 100 Mio. Jahre jünger als im Grand Canyon sind. Trotzdem gehören alle drei Gebiete zu der "The Grand Staircase" genannten Formation. Vom Grand Canyon bis zum Bryce Canyon kann man fast 200 Millionen Jahre Erdgeschichte studieren. Die Luft im Bryce Canyon ist so klar und die Gegend aufgrund fehlender Infrastruktur nachts so dunkel, dass man mit bloßem Auge weit über 7.500 Sterne am Himmel erkennen kann. Aufgrund der klaren Luft sind an schönen Tagen Fernsichten bis zu 320 km nach Arizona und sogar New Mexico möglich. Im Park leben bis zu 60 verschiedene Säugetierarten und 170 verschiedene Vogelarten, außerdem 11 Reptilien- (u. a. Great Basin-Klapperschlange, gestreifte Peitschennatter) und 4 Amphibienarten (u. a. Kurzhorn-Krötenechse, Tigersalamander).

Gegen 12 Uhr fahren wir zurück zum Hotel, Gepäck einladen und dann geht es auf den HW 12, Richtung Escalante. Dieser Highway gehört zu den schönsten Straßen in USA. Dunkle Wolken ziehen über uns hinweg und einige Tropfen Regen bekommen wir ab, doch kaum der Rede wert. Die Fahrt bis Escalante ist traumhaft. Wir überqueren einen ersten Pass, 2.317 m hoch und kommen nach Escalante, wo wir in dem Cafe vom letzten Jahr Kaffee trinken, doch inzwischen sauteuer, 2,75 Dollar, Kuchen 5 Dollar! Der kleine Ort hat nur ca. 800 Einwohner. Er ist nach Silvestre Velez de Escalante benannt, einem spanischen Missionar, der als erster Europäer diese Gegend erforschte.

Weiter geht es auf dem HW 12 Richtung Boulder, durch den Calf Creek Canyon und Grand Staircase National Monument, eine sehr schöne Landschaft. Der Calf Creek erhielt seinen Namen durch die frühen Siedler, den Canyon als natürlichen Pferch nutzen, um die Kälber zu ent-wöhnen.

Der HW 12 bietet atemberaubende Ausblicke, bizarre Felsformationen, mit einem grandiosen Farbenspiel des Sandsteines: Rot, Blau, Braun, Weiß, Gelb. Monika und Josef sind begeistert von der Schönheit der Landschaft. Und natürlich wird an vielen View-Points gehalten, um zu fotografieren. Rotes Gras, welches im Wind weht, bunte Wildblumen und Rehe, was wollen wir mehr.

Grand Staircase Escalante National Monument, 1996 von Bill Clinton ernannt, gegen den Widerstand der Farmer und Rancher. Das Monument ist mit 7.689 km² das derzeit größte seiner Art im Kernland der USA. Es liegt im Süden Utahs in einer der einsamsten Gegenden der USA und ist umgeben von den Nationalparks Bryce Canyon und Capitol Reef, der Glen Canyon National Recreation Area und dem Lake Powell sowie dem Dixie National Forest. Das Grand Staircase-Escalante National Monument beinhaltet eine beeindruckende Vielfalt an spektakulären Naturwundern zwischen Wüste und Hochgebirge. Es ist eine felsige Landschaft aus vielfarbigen Bergen, Abhängen, Ebenen und Tälern - das ist das Grand Staircase-Escalante N.M. Das Monument ist geologisch im Wesentlichen dreigeteilt. Von Westen kommend trifft man zuerst auf das Gebiet der "Grand Staircase", eine Region mehrerer gigantischer aufeinander aufbauender Ebenen, die zusammen die nach Norden aufsteigende "Große Treppe" bilden. Die Grand Staircase wird durchschnitten durch den Paria River, der zusammen mit seinen Zuflüssen die Landschaft vielfach durchtrennt und dabei eine Vielzahl geologischer Schönheiten ausbildet.

Weiter nach Osten schließt sich an die Grand Staircase das Kaiparowits Plateau an, die trockenste und unwirtlichste Region des Monuments. Die Grenzlinie zwischen diesen beiden Teilen des Monuments wird durch einen Teil der markanten Formation des Cockscomb (Hahnenkamm) gebildet, eine beeindruckende Gebirgsfaltung, die sich von Nord nach Süd durch Utah zieht. Im Osten schließt sich an das Kaiparowits Plateau die Gegend der Escalante Canyons an, eine trotz der extremen Trockenheit durch die Kraft des (wenigen) Wassers über Millionen Jahre geformte Landschaft, die einige der schönsten Canyons weltweit enthält. Grand Staircase bezeichnet das Gesamtsystem der Schichttafellandschaft des Colorado-Plateaus: Basis der monumentalen Treppe, die von 730 m bis über 3.000 m erreicht, ist die Talsohle des Grand Canyon, Fortsetzung im Zion National Park, Bryce Canyon. Für Geologen ist das ein Paradies.

Am Ortsschild von Boulder machen wir einen Fotostopp. Boulder, ca. 200 Enwohner. Der Highway 12 wurde 1938 gebaut. Bis dahin mussten die Güter und die Post auf dem Rücken von Mulis und Packpferden über die Hell's Backbone Road (61 km Schotterstraße) oder den Boulder Mail Trail, beides beschwerliche und gefährliche Routen, nach Boulder geschafft werden. Im Winter war das oft aufgrund der Schneemengen nicht möglich und Boulder war total von der Außenwelt abgeschottet. Boulder war wohl die letzte Stadt in den USA, die mit Mulis versorgt wurde. Die erste Telefonleitung in Boulder gab es 1910, aber der elektrische Strom kam erst 1947.

Es geht weiter, über einen 2.926 m hohen Pass. Das erste Mal in vielen Jahren, das es hier oben nicht saukalt ist, sondern richtig warm. Um 16 Uhr, nach 8 Stunden, sind wir an unserem Hotel in Torrey, es liegt kurz vor dem Capitol Reef National Park. Wir können draußen sitzen und haben einen herrlichen Blick auf die traumhafte Landschaft mit den bunten Bergen. Die Temperatur heute ist angenehm, 29 Grad. Wir sind alle froh darüber.

Da wir Stühle zum draußen sitzen haben und die drei heute Morgen zu viel zum Frühstück hatten, fahren wir nach Torrey zum General Store, den wir von früher her kennen. Dort kaufen wir alles Mögliche für ein Picknick ein. Für Rolf gibt es ital. Salami, Baguette und Pico di Gallo (Tomaten, Zwiebeln, Chili und Petersilie), für mich geräucherte Forelle und Schafskäse aus der Region, dazu Bier. Monika und Josef haben Kartoffel- und Nudelsalat, Brot, Joghurt, dazu Cola und Saft. Alles lecker und gut. Wir erleben einen herrlichen Sonnenuntergang und sehen einen tollen Regenbogen. Nach 21 Uhr verziehen wir uns ins Zimmer, schauen noch ein wenig Fernsehen und gehen dann schlafen, denn Morgen wird der Wecker um 5.45 Uhr schellen.

Torrey, ca. 180 Einwohner, auf 2.000 m Höhe, wurde 1880 von mormonischen Siedlern gegründet und nach Jay L. Torrey, einem Abgeordneten im Wyoming-Territorium benannt, nachdem hier eine Poststation geschaffen wurde.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch über die Motorradtour durch 11 Staaten des Süd- und Nordwestens der USA vom 6. Juni bis 9. Juli 2012 - zurückgelegte Meilen 7.930 (12.767 km) – Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer – www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 06.06.2012
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 09.07.2012
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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