USA 2012 - 1. Teil - Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Uschi Agboka

Von Georgetown nach Greeley

17. Tag - Berthoud Pass/Rocky Mountains N.P./Thompson River Canyon

Freitag, 22. Juni 2012 17. Tag Greeley, Colorado Super 8
Georgetown / Berthoud Pass / Trail Ridge Road - Rocky Mountain NP / Fall River Canyon / Big Thompson River Canyon / Greeley
Gefahrene Meilen: 170 (274 km)

6 Uhr klingelt der Wecker, 6.30 Uhr Frühstück, 7.30 Uhr Abfahrt, zunächst Interstate 70 East, HW 40 West, Richtung Winterpark, Granby. Auf dem Berthoud Pass, 3.483 m. Hier verläuft die Continental Divide - ein Gebirgskamm in Nord- und Zentralamerika, der die Einzugsgebiete jener Flüsse voneinander trennt, die in verschiedene Ozeane fließen. Dabei handelt es sich um den Pazifik (Westen), den Arktischen Ozean (Norden) und den Atlantischen Ozean über den Golf von Mexico (Südosten). Der Ort Winterpark ist ein mondäner Wintersportort, Granby hingegen, 1904 gegründet, ist ein hübscher kleiner Ort, inmitten der Rocky Mountains, zwischen Front Range und den Never Summer Mountains.

Wir folgen nun dem HW 34 East - der Trail Ridge Road. Mitten auf der Straße steht ein Erdmännchen, starr wie eine Statue. Am Lake Granby sehen wir Wildgänse und Rehe. Der Granby Damm (91 m hoch, 262 m lang) staut hier den Colorado River. Dies gehört zum Colorado-Big-Thompson-Projekt. Dies besteht aus mehr als 120 Wasserläufen und 60 Staubecken, welches jährlich 320.000.000 m³ Wasser vom Colorado River auf der Westseite der Kontinental-Scheide speichert, reguliert und zum Big Thompson River auf der Ostseite der Rocky Mountains leitet. Dieses komplizierte Bewässerungssystem, eigentlich gedacht für die Landwirtschaft, liefert auch Wasser für die Städte, Fort Collins, Loveland, Longmont, Boulder und Greeley. 11 Kommunen erhalten Wasser für privaten und industriellen Verbrauch. Außerdem dient es zur Gewinnung von Elektrizität, zur Schaffung neuer Naherholungsgebiete.

Lake Granby, das zweitgrößte Gewässer in Colorado, mit 40 Meilen (65 km) Küstenlänge, bildet ein durchgehendes Gewässer mit Shadow Mountain Reservoir und Grand Lake, dem tiefsten und größten natürlichen See in Colorado. Grand Lake wird von den Ute Indianern Spirit Lake genannt. Weil das Wasser sehr kalt ist, nehmen sie an, dass dort die Seelen der Verstorbenen wohnen und darum meiden sie den See.

Bei dem Örtchen Grand Lake marschiert ein riesiges Moose direkt vor unseren Motorrädern über die Straße. Grand Lake ist eine historische Bergstadt im Herzen der Rocky Mountains und das westliche Tor zum Rocky Mountain National Park, den wir um 9 Uhr erreichen. Es sind 12 Grad!

Der Rocky Mountain NP war früher Gebiet der befeindeten Ute und Arapaho Indianer. Shoshone oder Snake Indianer kamen nur sporadisch in die Rocky Mountains. Die Ute kamen ursprünglich aus der Region des Great Basin, wo sie als Nomaden ausschließlich von der Großwildjagd lebten. Sie betrieben keinen Ackerbau. Die Ute gelangten als einer der ersten Stämme in den Besitz von Pferden, die sie im Handel mit den spanischen Entdeckern eintauschten oder stahlen. Die nun völlig veränderte Mobilität führte zu einer Veränderung der Gesellschaft der Ute. Es gab zu Konflikten mit anderen Stämmen, besonders den Arapaho, Cheyenne und den Dine (Navajo). Sie verbündeten sich mit den Comanchen, um die Apachen in den Südwesten zurück zu drängen. Später wurden sie selbst von den verbündeten Comanchen aus der Prärie in die Berge von Colorado und Utah gedrängt. Die Ute blieben gegenüber den Weißen, besonders gegenüber den Spaniern, meist feindlich gesinnt. Obwohl sie als aggressives Volk galten, standen sie der amerikanischen Regierung freundlich gegenüber und unterstützten diese in den Feldzügen gegen die Comanchen, Apachen und Kiowa. Die Gesellschaftsstruktur der Ute war polygam, Männer konnten mit mehreren Frauen zusammen leben. Ihr Glaube war schamanistisch, die Schamanen nahmen einen hohen Rang im Volk der Ute ein. Mit dem Bären fühlten die Ute sich eng verbunden, der "Bärentanz" war nach dem "Sonnentanz" das wichtigste soziale und religiöse Ritual der Ute. Heute leben noch ca. 10.000 Ute in den Reservationen in Utah und Colorado. Ute bedeutet "Land der Sonne" und stand Pate für den Namen des Bundesstaates Utah.

Die Arapaho lebten in historischer Zeit in den Großen Ebenen am Osthang der Rocky Mountains in Colorado und Wyoming. Sie waren eng mit den Cheyenne und den Sioux befreundet. Arapaho Indianer waren Reiter, Jäger, Krieger. Sie hielten sich jeden aus den Kriegen mit den USA heraus. 1865 wurden sie Opfer des Sand Creek Massakers, als Colonel Chivington das Lager von Cheyenne und Arapaho auslöschte, das eigentlich unter dem Schutz der Regierung stand. Die Überlebenden flohen nach Wyoming und baten die Shoshone um Land. In der Schlacht am Little Bighorn River kämpften sie 1876, zusammen mit Lakota und Cheyenne, gegen die 7. US-Kavallerie unter George A. Custer. Auch für die Arapaho ist der "Sonnentanz" ein wichtiges Ritual. Heute leben ca. 6.000 Arapaho in Wyoming und ca. 11.000 in Oklahoma.

Wir befinden uns auf der Trail Ridge Road, der höchsten durchgehend asphaltierten Autostraße in den USA. Sie durchquert den Rocky Mountain NP von Grand Lake bis Estes Park, über den Milner Pass, 3.279 m und erreicht ihre max. Höhe von 3.713 m nahe dem Fall River Pass, 3.595 m und dem Iceberg Pass, 3.604 m. Die Straße ist im Winter geschlossen und oft noch im Frühjahr oder Frühsommer, dies ist abhängig von der Schneedecke. In der Nähe des Milner Passes stehen einige Hirschkühe am Straßenrand und beäugen uns misstrauisch. In diesem Jahr sehen wir den Poudre Lake ohne Eis. Hier verläuft die Continental Divide. Jeder Regentropfen westlich der kontinentalen Wasserscheide fließt über den Colorado River in den Pazifik, jeder Tropfen östlich fließt über den Poudre Creek, Platte River, Missouri und Mississippi in den Golf von Mexico und somit in den Atlantik. Bei Medicine Bow Curve sehen wir eine riesige Elk-Herde auf der Wiese, so viele haben wir noch nie auf einmal gesehen. Kurz vor dem höchsten Punkt der Straße, 3.713 m, wandern 4 junge Wapiti-Hirsche (Elks) über die Straße und ziehen dann gemächlich von hinnen. Auch in den Wiesen ist wieder eine große Anzahl von Elks zu beobachten. Toll, diese mächtigen Tiere. In diesem Jahr ist der Park grün, es blühen viele Wildblumen.

Gegen 12 Uhr erreichen wir das Fall River Visitor Center, 2. 511 m, wo wir Pause machen. Auch hier gibt es viele Infos über die im Park lebenden Tiere und Pflanzen. Und natürlich darf ein Shop nicht fehlen. Und ganz raffiniert, wenn man zur Toilette will, muss man durch den ganzen Shop laufen. So wird doch der eine oder andere animiert, etwas zu kaufen. Auch wir können nicht widerstehen. Die Fahrt geht weiter über Sheep Meadows, einer Wiese, auf der sich die Bighorn Schafe des nahen Gebirges notwendige Mineralien holen. Man darf dort nur sehr langsam fahren. Bei der Ausfahrt am Fall River Center vermeidet man die nervige Durchfahrt durch Estes Park. Der Fall River Canyon ist wildromantisch mit schönen Holzhäusern, blühenden Gärten am Flussufer. Am Estes Lake vorbei geht es in den wild zerklüfteten Big Thompson River Canyon, der vom Big Thompson River beherrscht wird. Auch in diesem Jahr führt er sehr viel Wasser. Der Big Thompson River ist ein ca. 127 km langer Nebenfluss des South Platte River.

Am 31. Juli 1976 wurde der Big Thompson Canyon von einer Flutwelle des Big Thompson Rivers getroffen, die durch ein Gewitter in der Nähe verursacht wurde. Während dieses Gewitters fielen innerhalb von 4 Stunden bis zu 300 Millimeter Regen. Gegen 21 Uhr stieg der Wasserspie-gel im Fluss auf eine Höhe von über 6 Metern an, das Wasser strömte mit einer Geschwindigkeit von etwa 6 Meter pro Sekunde talwärts. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Fluss eine Abflussmenge von bis zu 1.000 m³ pro Sekunde, viermal mehr als bisher jemals aufgezeichnet wurde. Insgesamt wurden durch die Flutwelle 143 Menschen getötet, fünf von ihnen wurden niemals gefunden, 400 Autos und 418 Häuser wurden zerstört. Des Weiteren wurde der parallel zum Fluss verlaufende U.S. Highway 34 in weiten Teilen durch die Flut und Geröllmassen zerstört. Im an diesem Tag ebenso zerstörten Viestenz-Smith Park sind heute noch die Ruinen des Wasserkraftwerkes und der Generatoren zu sehen. In dem Kraftwerk wurde seit 1925 bis zu der Flut elektrischer Strom am Ufer des Big Thompson River produziert. Der Park wurde inzwischen wieder aufgebaut, das Kraftwerk nicht.

Wenn wir heute durch den Canyon fahren, kann man sich die o. g. Zerstörungen durch den Fluss kaum vorstellen. Der Anfang des wildromantischen Canyon bei Estes Park ist durch z. T. hässliche Häuser total verhunzt. Erst nach und nach sieht man die Schönheit des Canyon. Natürlich müssen wir fotografieren, obwohl man im Canyon kaum halten kann, der HW 34 ist hier eng und sehr kurvig. Vor Loveland kommen wir am "Devil's backbone" vorbei, das ist ein schöner Gebirgsrücken, der ein tolles Wandergebiet ist. Der Rocky Mountain NP gehört übrigens auch mit zu den schönsten Wandergebieten im Westen der USA.

In Loveland ist wie immer viel Verkehr und wir müssen immer an roten Ampeln halten, ätzend bei inzwischen 32 Grad. Gegen 13.30 Uhr erreichen wir unser Super 8 Motel in Greeley, nach ca. 6 Stunden. Wir laden ab und sortieren, was wir in USA lassen bis zum nächsten Jahr. Dann schnell umziehen und mit dem Motorrad zum Harley-Dealer, das Motorrad braucht Ölwechsel und Service. Es werden noch einige Dinge eingekauft, mit den Mitarbeitern geplaudert, besonders mit Donna.

Ich bin fasziniert von einem weißen Custum-Bike, Herstellungskosten 35.000 Dollar plus Umbauten 25.000 Dollar, 60.000 Dollar und das für ein Motorrad mit dem man keine langen Strecken fahren kann, sondern nur mal zum Kaffee trinken! Gegen 17 Uhr wandern wir zum Texas Road House, Abschiedsessen für Monika und Josef, sie fliegen morgen zurück nach Deutschland. Rolf und ich werden uns dann auf den Lewis & Clark Trail begeben, 1. Station Hastings, Nebraska. Die Steaks im Texas Road House sind einsame Spitze, sehr gute Qualität. Nach dem Essen marschieren Rolf, Josef und Monika noch zum WalMart, Flip Flops kaufen. Ich laufe zum Hotel zurück, schreiben, Füße hochlegen und relaxen. Die letzten 16 Tage waren wir fast täglich 10-12 Stunden bei großer Hitze unterwegs, das schlaucht ganz schön.
Insgesamt sind wir auf diesem ersten Teil der Tour in den US-Bundesstaaten Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada und Utah ca. 3.954 Meilen = 6.366 km gefahren.

Liebe Freunde,
Recherchiert wurde vor Ort, Zuhause ergänzt durch Info-Material und durch das Internet (Wikipedia - Zeitungen etc.).

Bilder zu dem Bericht findet man unter www.umdiewelt.de oder auch auf meiner Facebook-Chronik, Uschi Agboka.

Viel Vergnügen beim Lesen! Uschi Agboka

Bilder zu dem Bericht findet man unter www.harley-rolf.de oder auch auf meiner Facebook-Chronik, Uschi Agboka.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch über die Motorradtour durch 11 Staaten des Süd- und Nordwestens der USA vom 6. Juni bis 9. Juli 2012 - zurückgelegte Meilen 7.930 (12.767 km) – Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer – www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 06.06.2012
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 09.07.2012
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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