USA 2012 - 1. Teil - Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Uschi Agboka

Von Trinidad nach Santa Fe

3. Tag Cimarron /Palisades Sill / Angel Fire /Las Trampas / Taos

Freitag, 8. Juni 2012 3. Tag Santa Fe, New Mexico Days Inn
Trinidad / Cimarron, Palisades Sill / Angel Fire Vietnam Veterans Memorial State Park / Las Trampas / Rio Grande River Gorge Bridge / Taos / Santa Fe
Gefahrene Meilen: 229 ( 369 km)

Bevor wir gestern Abend zurück ins Hotel gefahren sind, mussten wir dringend tanken: 5 Gallonen (20 Liter) passten in den Tank, d. h., wir fuhren mit dem letzten Tropfen!
Aufstehen heute 6.30 Uhr, Frühstück 7.30 Uhr. Das Frühstück ist gut, es gibt sogar warme Eier. Um 8 Uhr verlassen wir Trinidad und passieren um 8.15 Uhr die Grenze nach New Mexico. Wir folgen dem Santa Fe Trail. Dieser Trail ist seit 1987 als National Historic Trail ausgewiesen. In Colorado und New Mexico sind Highways unter dem Namen Santa Fe Trail als National Scenic Byway ausgeschildert. Die knapp 900 Meilen (1.450 km) lange Route verband im 19. Jh. die besiedelten Regionen am Missouri River durch Prairien und Wüsten mit den damals mexikanischen Gebieten im heutigen Südwesten der USA. Die größte Bedeutung hatte der Santa Fe Trail nicht kommerziell, sondern in seiner kulturellen und politischen Funktion. Er war die erste und lange Zeit wichtigste Verbindung zwischen den alten spanischen Territorien mit den jungen, britisch geprägten Vereinigten Staaten.
Wir fahren heute wieder über den Raton-Pass, 2.388 m. Über den Pass verläuft die Interstate 25 von Denver, Colorado, nach Santa Fe, New Mexico. Seit 1960 ist der Pass als National Historic Landmark ausgewiesen. Um 9.15 Uhr erreichen wir Cimarron, "where the Rocky meets the plains". Der Ort wurde 1844 gegründet, 1857 Heimat von Lucien B. Maxwell und Hauptquartier der Maxwell Landgesellschaft, welche im Besitz von 2.000.000 acres Land (1 Acre = 4.047 m²) war. In diesem Jahr hat das Visitor Center geöffnet und ich kann mir gleich einige Informationen dort holen. In den Feldern sehen wir viele Pronghorn-Antilopen und ein riesiges Reh liegt tot am Straßenrand. Die Plains sind sehr grün, es gibt viel Wasser in diesem Jahr. Nachdem es bei Abfahrt sehr wolkig war, ist es nun schön geworden. Wir durchqueren den Cimarron Canyon, es duftet herrlich nach Pinien. Große Schmetterlinge umflattern uns. Zunächst erreichen wir "Palisades Sill", spektakuläre Klippen, geschaffen vom Cimarron River vor mehr als 40. Mio. Jahren, als sich die südlichen Rocky Mountains falteten und auf 8.000 feet (2.438 m) hoben. Die Fahrt durch den Canyon ist ein Traum. Wir machen einen Halt am malerisch gelegenen Eagle Nest Lake. In der Luft sehen wir einen majestätischen Adler schweben. Sieht toll aus. Der Wheeler Peak, 4.011 m, ist schneebedeckt. Er ist der höchste Berg in New Mexico und nach George Montague Wheeler benannt, einem amerikanischen Offizier und Entdecker. Wheeler Peak ist Teil der Sangre de Cristo Mountains, dem südlichen Gebirge der Rocky Mountains.

Auf unserer Weiterfahrt machen wir einen Halt in Angel Fire, HW 64, am Vietnam Veterans Memorial State Park, dem ersten und einzigen State Park in den USA, der ausschließlich den Vietnam Veteranen gewidmet ist. In den 1960er Jahren planten Doc Victor Westphall und seine Frau Jeanne, die 800 Acre große Val Verde Ranch in ein Resort umzuwandeln. Am 22. Mai 1968 wurde ihr Sohn, David, in Con Thien mit anderen 15 Marines getötet. Jeanne schlug vor, eine Kapelle zu bauen, um die Toten zu ehren. Doc machte die meisten Arbeiten selbst. Bis die Kapelle 1971 fertig gestellt war, hatte Doc den größten Teil des Landes verkauft, um den Bau zu finanzieren. Und ihm und seiner Frau ist es zu verdanken, dass hier eine Stätte des Friedens geschaffen wurde, die die Geschichte des Vietnamkrieges aufzeigt, erklärt und sich kritisch damit auseinandersetzt. Uns hat dieser Ort sehr bewegt.

Die Fahrt geht weiter über den Palo Flechado Pass (2.715 m) nach Taos. Leider ist der schöne Taos Canyon inzwischen total zersiedelt. Natürlich darf eine Besichtigung der Rio Grande River Gorge Bridge nicht fehlen. Die Brücke, 650 feet (200 m) über dem Rio Grande, ist die fünfthöchste Brücke in den USA. Sie ist Teil des HW 64, eine wichtige Ost-West-Straße. In mehreren Filmen, wie z. B. Natural Born Killer, Wild Hogs und Terminator Salvation spielte sie eine wichtige Rolle. Leider hat sie auch Berühmtheit erlangt durch eine Vielzahl von Selbstmorden. In diesem Jahr wird an der Brücke ein neuer Parkplatz gebaut. Nach vielen Bildern fahren wir weiter nach Taos und machen um 12.30 Halt an der schönen Plaza, mit vielen netten Geschäften und Lädchen, die normale Preise haben und z. T. sehr schöne Dinge verkaufen. Inzwischen ist es richtig heiß geworden. Darum müssen wir uns erst einmal stärken und etwas trinken. Anschließend folgt ein Bummel durch die kleine Stadt und die Geschäfte, in denen ich immer fündig werde. Um 13 Uhr geht es weiter, auf dem Taos Scenic Byway, durch die Sangre de Cristo Mountains. Einige abgemagerte Hasen springen umher. In Las Trampas besichtigen wir eine spanische Mission, die San Jose de Gracia Church, gebaut zwischen 1760 und 1776. Leider ist das Anschauen auch in diesem Jahr nur von Außen möglich. Am Wegesrand sehen wir verschiedene Hoodoos und blühenden Sagebrush. Es ist eine wunderschöne Strecke, teilweise herrlich duftende Pinien, manchmal verbrannte Bäume, die gespenstisch aussehen. Wir kommen durch die Reservation der Picuris, die zu den Pueblo-Indianern gehören. Teilweise sieht es hier sehr gammelig aus, teilweise erblickt man aber auch sehr schöne Villen. Bevor wir Santa Fe erreichen, sehen wir den berühmten Camel Rock, ein Felsen, der wie ein Kamel ausschaut.

Um 17.30 Uhr kommen wir in Sante Fe an, nach 9 ½ Stunden. Das Days Inn ist eine Katastrophe, total vergammelt, im Badezimmer begrüßt uns erst einmal eine tote Kakerlake. Alles ist schmuddelig und ungepflegt. Wir sind entsetzt, das ist man eigentlich bei den Days Inn nicht gewöhnt. Nach dem Duschen geht es um 18.30 Uhr mit dem Bus in die Stadt, Fahrtkosten 4 Dollar für 4 Personen. Wir bekommen Seniorenrabatt! Zunächst suchen wir die San Francisco Bar auf, um zu essen. Rolf und Josef bestellen etwas Mexikanisches, sehr scharf. Monika hat einen mediterranen Salat und ich einen Shrimpssalat, dazu Bier und Wein aus der Region. Alles sehr gut und lecker. Nachdem wir uns gestärkt haben, machen wir uns auf, die historische Altstadt von Santa Fe zu erkunden. Rolf macht den Führer, wir waren ja schon mal da. Die Kathedrale des Hl. Franz von Assisi ist auch in diesem Jahr nur von Außen anzuschauen. Mir gefällt besonders die Bronzestatue der Indianerin Kateri - 1656-1680 - vor der Kathedrale des Hl. Franz von Assisi. Kateri Tekakwitha wurde nach dem Tod ihrer indianischen Eltern von Verwandten erzogen. Sie lehnte mehrfach eine Heirat ab und gelobte Jungfräulichkeit. Als 20-jährige wurde sie von einem Jesuitenpater getauft und schloss sich einer Missionsstation der Jesuiten bei Montréal an. Dort führte sie ein Leben der Buße und des Gebets. Nach Kateris Tod ereigneten sich Wunder und Heilungen. Ihre Gebeine sind im Reservat der Mohawk-Indianer in Caughnawaga / Kahnawake aufbewahrt, sie wird als die "Lilie der Mohawks" verehrt. Kateri wurde 1980 als die erste Indianerin von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

Santa Fe ist die Hauptstadt New Mexicos. Sie liegt auf 2.000 Metern Höhe im nördlichen Teil des Landes, nahe der Sangre de Cristo Range mit ihren über 3.000 m aufragenden Bergen. Bereits im 12. Jh. bestand an der Stelle der heutigen Stadt eine Indianersiedlung. Im 16. Jh. kamen die ersten Spanier. 1610 wurde Santa Fe Sitz des Gouverneurs der Provinz Nuevo Méjico des Vizekönigreiches Neuspanien. Santa Fe ist damit die älteste Hauptstadt in den USA. Die berühmten englischen Pilgerväter mit ihrem Schiff Mayflower betraten erst mehr als zehn Jahre später die Ostküste der heutigen USA. Ab 1820 war Santa Fe das wichtigste Zentrum des Handels mit den Vereinigten Staaten über den Santa Fe Trail. Aufgrund seiner Geschichte hat Santa Fe mehrere historische Gebäude, darunter das älteste öffentliche Gebäude der USA, der Gouverneurspa-last von 1610, und die älteste Kirche der USA, die San-Miguel-Kirche aus dem Jahr 1628. Santa Fe ist heute einer der bedeutendsten Orte der amerikanischen Kunstszene. 200 Galerien befinden sich in der Stadt. Bereits Mitte des 20. Jh. haben die Stadtväter erkannt, wie wichtig die Bewahrung und Verschönerung des Stadtbilds für die Stadt ist. So wurde es zur Pflicht gemacht, dass jeder Neubau im traditionellen Pueblo-Baustil zu errichten ist (Adobe-Bauweise). Erhaltene Gebäude und Anlagen wurden geschützt und restauriert. Das Ergebnis ist ein Stadtbild, das mit keiner anderen Stadt dieser Größe in den USA vergleichbar ist. Die Identifikation der Einwohner mit ihrer Stadt und die große Anziehungskraft auf Künstler und Urlauber beruht maßgeblich auf dieser Stadtplanung.

Nach dem Rundgang machen wir eine Pause in dem schönen Park, schauen dem Treiben der Leute zu und lauschen einer nahen Musikband. Mit dem letzten Bus fahren wir zurück ins Hotel. Es war ein langer Tag heute.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch über die Motorradtour durch 11 Staaten des Süd- und Nordwestens der USA vom 6. Juni bis 9. Juli 2012 - zurückgelegte Meilen 7.930 (12.767 km) – Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer – www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 06.06.2012
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 09.07.2012
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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