Marc und Marten um die Welt

Reisezeit: August 2013 - August 2014  |  von Marten Seifert

Bangkok

Samstag 31. Mai 2014
Der Bus nach Bangkok geht leider erst um 16 Uhr, aber wir durften etwas später auschecken und gönnen uns dann noch eine Stunde Thaimassage im Salon eine Etage tiefer. Die vermutlich schönste Beschreibung für die nächsten 60 Minuten ist vitalisierend, denn mit Entspannung hat das Ganze nicht viel zu tun. So wie die beiden Damen da auf uns rum laufen, ihre Knie und Ellenbogen in uns reindrücken und sich selbst und uns dabei verrenken, erinnert das alles eher an eine Mischung aus Kampfsport und Kamasutra.
Entsprechend groß ist das Gelächter von Marc und seiner Masseurin als, ihre Kollegin sich in meine Kniekehlen kniet, mir unter die Arme greift, nach hinten oben zieht und wir dann beide übereinander zusammenbrechen, weil sie mich nicht mehr halten kann. Trotzdem muss ich sagen, nachdem alle Gelenke geknackt haben, Marc hat sich vielleicht eine Sehne im Oberschenkel angerissen, fühlt man sich doch sehr fit und aktiv. Beim nächsten Mal gibt es aber vermutlich doch wieder die etwas teurere Ölmassage. Es macht auch überhaupt keinen Sinn, dass diese unfassbar kraftaufwendige Massagevariante mit unter 6€ für eine Stunde die billigste ist.
Ab 16Uhr stehen wir dann mit all unseren Sachen auf der Straße und warten vergeblich auf unseren Abholservice, während uns der Inder vom Restaurant nebenan ungelogen fünfmal fragt, ob wir nicht was bei ihm essen wollen. Die Ansage, dass wir gleich Bangkok fahren, interessiert ihn nur dahingehend, dass er angeblich in Bangkok geboren ist. Als dann mit einer halben Stunde Verspätung unser Fahrer kommt und wir die Rucksäcke aufsetzen und uns auf den Weg zum Kleinbus machen, bin ich kurz gewillt dem Inder eine zu scheuern, als er es wagt, uns ein sechstes Mal in sein Restaurant einzuladen. Ich meine dem ist doch nicht mehr zu helfen.
Im Kleinbus geht es nach Krabi, zum Hafen von Krabi und als endgültig alle Sitzplatze voll sind, werden wir in an irgendeiner Zwischenstation in zwei andere Kleinbusse aufgeteilt, wobei Marc und ich den älteren erwischen, in dem noch weniger Platz ist und ich meine Beine zu Marc drehen muss, weil sie nicht zwischen meinen und den Vordersitz passen. Nach über anderthalb Stunden Fahrt keimt langsam die Angst auf, so geht das jetzt bis nach Bangkok. Doch gerade als die letzte Hoffnung auf einen größeren Bus im Sterben liegt, wird an einem kleinen Restaurant halt gemacht. Ich darf mich dann noch Weile mit dem Kellner streiten, der meint, uns das Rückgeld schon gegeben zu haben -versuchen kann man es ja- bevor irgendwann gegen acht ein großer Reisebus mit seltsamen hoch aufgebockten Sitzen kommt, die dafür aber schön viel Beinfreiheit bieten. Ab jetzt heißt es, so viel Schlaf wie möglich finden, denn...

Sonntag 1. Juni 2014
...der Bus kommt planmäßig um kurz vor fünf morgens in Bangkok an. Mal im Ernst, wer legt die Ankunft auf so eine menschenunwürdige Zeit? Egal, denn immerhin ist der Ankunftsort perfekt zentral. Wir folgen den anderen aus unserem Bus bis zur gerade mal fünfhundert Meter entfernten Khaosan Road, eine der bekanntesten Touristenpartystraßen in Bangkok, wo die Lichter niemals ausgehen. Theoretisch. Jetzt gerade natürlich schon, weil ja Ausgangssperre herrscht und sich nur noch ein paar Shemaleprostituierte und normale Prostituierte herumtreiben. Immerhin haben wir Glück, gleich ein Hotel zu finden, das uns zu dieser Zeit schon einchecken lässt und nur 8€ pro Nacht kostet, allerdings mit Gemeinschaftsbad und ohne Klimaanlage. Egal, wir sind müde genug, um auch bei dieser Wärme sofort wieder einzuschlafen und erst am späten Vormittag wieder aufzuwachen.
Wir erkunden die nähere Umgebung der Khaosan Road, essen eine Nudelpfanne, kaufen einen Stadtplan und stellen fest, wie perfekt zentral unser Hotel doch gelegen ist. So geht es dann zu Fuß auch gleich weiter am Königspalast vorbei nach Wat Pho. Eine sehr schöne Tempelanlage, die 2€ Eintritt kostet, der aber sogar eine Flasche kaltes Wasser für jeden beinhaltet. Diese Schwüle ist aber auch extrem in Bangkok. Es weht einfach nicht das kleinste Lüftchen in dieser Stadt.

Wat Pho

Wat Pho

Am Königspalast will man uns dann nicht reinlassen, weil wir keine lange Hose anhaben und offenes Schuhwerk ist auch nicht gestattet. Gibt wohl auch Leute die trotzdem so reingekommen sind, liegt aber eben in der Entscheidungsmacht des Ticketverkäufers. Dafür ist der Typ aber trotzdem super nett und markiert uns ein paar andere Tempel auf unserem Stadtplan, hält einen Tuk-Tuk-Fahrer für uns an, erklärt ihm die Route und handelt einen unfassbar niedrigen Preis für uns aus. Ist das Must-Do der Tuk-Tuk-Fahrt in Bangkok also auch gleich abgehakt. Der erste Tempel ist eben ein typischer buddhistischer Tempel und so geht es dann recht schnell weiter zu einem Juwelier, von dem der Tuk-Tuk-Fahrer Provision bekommt. Nur auf diese Weise kann er uns diese komplette Stadtrundfahrt für gerade mal einen einzigen Euro anbieten. Wir lassen uns also diverse Vitrinen mit goldenen Ringen und Edelsteinen zeigen, heucheln Interesse an irgendwelchen Souvenirartikeln und steigen wieder ins Tuk-Tuk, um uns zu zwei Schneidereien fahren zu lassen, in denen wir unserem Fahrer zuliebe Interesse an maßgeschneiderten Anzügen vortäuschen. Danach geht's zum Wat Benchamabophit, einer schönen Tempelanlage mit standardmäßig vielen Buddhas auf dem Gelände, sowie einigen Mönchsunterkünften.

Wat Benchamabophit

Wat Benchamabophit

Unser Fahrer bringt uns dann noch zu irgendeiner kommerziellen Touristeninfo und einem weiteren Juwelier, bevor es zu letzten Attraktion, einer großen Buddhastatue, geht. Die vor den Batu Caves war allerdings wesentlich beeindruckender. Denn der "Wat Indrawihan" kommt hier zwischen den Tempeln einfach nicht so richtig zur Geltung und ist auch nur deshalb so hoch, weil er einen hohen Schirm über dem Kopf trägt. Zurück zum Tuk-Tuk geht es dann wieder durch die enge stinkende Gasse, wobei man sagen muss, es ist nicht mehr normal, wie es in Thailand zum Teil stinkt. Ich meine Langkawi zum Beispiel hat ja nun fast genau das selbe Klima wie Krabi und es roch auch manchmal nicht so gut, aber so schlimm wie in Thailand sind die Gerüche bis jetzt wirklich noch in keinem anderen Land gewesen. Es hat sich nichts geändert, seit meinem letzten Besuch vor dreizehn Jahren. Selbst in der Khaosan Road, einem absoluten Touristenmagnet, bekommen die es hier nicht gebacken den Gestank zu reduzieren.
Nach dem wir dem Tuk-Tuk-Fahrer dann noch 50ct Trinkgeld auf seinen einen Euro draufgeschlagen haben, geht es zum Duschen zurück ins Hotel und danach gleich wieder raus und in eine Bar. Die Getränke sind hier etwas teuer als in Krabi, aber 2€ für ein großes Bier oder 3€ für einen Cocktail sind ja trotzdem nicht viel.

Montag 2. Juni 2014
Eigentlich beginnt heute die Bewerbungsfrist fürs Studium, blöderweise wissen wir nicht mehr genau den Tag, an dem wir unser Abi bekommen haben, weshalb wir erst auf die Mails unserer Eltern warten müssen und entsprechend alles auf morgen verschoben wird. Ist vielleicht auch besser, denn ob nun vom Alkohol oder der unerträglichen Hitze in unserem Zimmer, wir haben beide ein bisschen Kopfschmerzen. Außerdem wollen wir heute eigentlich ein Visum für Vietnam beantragen, doch der Tuk-Tuk-Fahrer überredet uns, nicht den weiten Weg zur Botschaft zu fahren, sondern setzt uns bei einer Travelagency ab, die knapp 80€ p.P. von uns haben will. Keine Ahnung, wie viel das reine Visum z.B. bei der Botschaft kosten würde, aber 80€ sind zuviel und dieser Typ ist auch noch furchtbar unsympathisch und will uns nicht mehr gehen lassen, weil das doch seiner Meinung gar kein Geld sei, für so ein Visum. Die nächste Agency verlangt dann nur noch 75€ p.P. aber das ist uns immer noch zuviel. Entweder klappt das mit dem Visum auch in Kambodscha, oder wir lassen Vietnam eben einfach weg. Der nächste Haken ist nämlich, dass man das Einreisedatum schon angeben muss und von dem Tag an zählen dann die 28 Tage Aufenthaltsgenehmigung runter, wir haben aber noch gar keine Ahnung, wann wir überhaupt einreisen wollen und würden uns damit unsere gesamte freie Zeiteinteilung beim Reisen kaputt machen. Also geht es zu Fuß nach Hause zurück, zu Subway, das Angebot mit dem Käseschinkensandwich für etwas mehr als einen Euro gibt es nämlich auch hier. Wenigstens ein kleiner Lichtblick an diesem Tag, den wir dann noch mit ein, zwei Flaschen Chang Bier ausklingen lassen.

nochmal Wat Pho

nochmal Wat Pho

Wat Arun

Wat Arun

Dienstag 3. Juni 2014
Heute bewerben wir uns also bei allen möglichen Unis, die mich vermutlich eh ablehnen, weil jeder Depp BWL studieren will und damit den NC so hoch treibt, dass Leute wie ich, die das Ganze wirklich interessiert, keinen Studienplatz kriegen. Naja, abwarten. Ansonsten ist mit diesem Tag dann auch wirklich nichts mehr anzufangen, denn nach über fünf Stunden habe ich 7 verschiedene Accounts für 6 verschiedene Unis anlegen müssen, die einem mit Absicht Steine, Fehlermeldungen und Systemabstürze in den Weg legen, um einen vollkommen gaga im Kopf zu machen. Bei Marc sind es nur zwei Unis und da wir die Kniffe und Tücken inzwischen schon kennen, geht es zumindest ein bisschen schneller bei ihm. Da kann man dann auch nur noch zu Subway und den Abend mit einem Cocktail in der Bar vor unserer Haustür ausklingen lassen. Die Lage von unserem Hotel ist wie gesagt wirklich genial und direkt neben den beiden größten und vollsten Bars der Straße. Und da die laute Musik wegen der Ausgangssperre eh um kurz nach zwölf stoppt, ist Lärm auch kein Problem. Ansonsten ist es wirklich eine Sache für sich, abends durch die Khaosan Road zu laufen. Dass einem die Leute maßgeschneiderte Anzüge, Souvenirs und Essen, wie Skorpione und irgendwelche Insekten, verkaufen wollen, ist ja noch die eine Sache und selbst die in Thailand verbreiteten Ping Pong Shows sind ja noch irgendwie human, aber beim Monkeyblowjob, wo die Frauen einem Affen einen... das ist schon echt ne Nummer zu krank und abartig. Dank Ausgangssperre wird es dann ab zwölf immer leerer, bis schließlich nur noch Frauen und Shemales auf der Straße sind, die für Geld mit einem schlafen wollen. Willkommen in Bangkok by night.

trotz Putsch nicht abgebaut: Das Demokratie Denkmal

trotz Putsch nicht abgebaut: Das Demokratie Denkmal

Mittwoch 4. Juni 2014
Unser Glück für Feiertage ist inzwischen ja fast schon legendär und so stehen wir auch heute wieder vor zwei verschlossenen Tempeln, die wir uns eigentlich als Ausflugsziel gesetzt hatten, bis uns ein netter Thai erzählt, dass wir eben wegen dem Feiertag morgen wiederkommen müssen. Morgen fliegen wir zwar schon nach Myanmar, aber wir kommen ja zum Glück immer wieder mal nach Bangkok, um dann hoffentlich auch auf den Tempel des Goldenen Berges zu können.
Über ein paar schmutzige Seitengassen geht es also am Demokratiedenkmal (was für eine Farce zu Zeiten des Putsches) vorbei wieder zurück zum Hotel. Diese Hitze ist wirklich wieder so unerträglich, wie die Sonne uns selbst auf den wenigen hundert Metern einfach nur erbarmungslos niederbrennt. Heute finden wir dann auch heraus, dass uns ein Zimmer mit Klimaanlage gerade mal 2€ mehr pro Nacht gekostet hätte, oh man sind wir dämlich. Und natürlich schlafen wir heute Nacht, wo morgenfrüh schon um fünf der Wecker klingelt, besonders schlecht ein.

© Marten Seifert, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein ganzes Jahr haben wir uns Zeit genommen, um von Berlin aus über NY, Südamerika, Australien und Ozeanien und Südostasien um die Welt zu fliegen, bevor es wieder in die Heimat zurückgeht.
Details:
Aufbruch: 27.08.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 26.08.2014
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Peru
Bolivien
Chile
Ecuador
Kolumbien
Panama
Costa Rica
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
Singapur
Indonesien
Malaysia
Thailand
Myanmar
Kambodscha
Deutschland
Der Autor
 
Marten Seifert berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.