Honeymoon: Backpacking in Kambodscha und Vietnam

Reisezeit: April / Mai 2016  |  von Paula & Andreas Soundso

Ninh Binh

Ninh Binh oder die trockene Halongbucht

Gestern haben wir unseren letzten Tag in Sapa ganz in Ruhe angehen lassen. Wir haben im Ort noch eine Fussmassage bzw. Rückenmassage wahrgenommen (das Angebot in Sapa ist riesig), dann im Hotel noch zu Mittag gegessen und sind dann um 16:00 Uhr mit dem Sapa Express zurück nach Hanoi aufgebrochen. Wir machten drei Kreuze als wir sahen, dass wir einen anderen Fahrer als auf dem Hinweg hatten und der gute Mann hat sich echt bewiesen, ist er doch wirklich gemächlich die Berge runter gefahren. Auf der Autobahn bei strömendem Regen gab es zwar keinen Grund mehr seinen Fahrstil zu loben aber wir sind um 21:00 Uhr heile in Hanoi gelandet. Da dann der letzte Zug nach Ninh Binh schon durch war, hatten wir mit unserem Hotel in Ninh Binh schon vorher einen Pickup Service vereinbart. Das machte uns die Planung der Buszeiten weitaus einfacher, da wir uns nicht nach den Zeiten der Züge richten mussten und am Ende war es auch nur 20$ teurer als mit dem Zug (und 100 mal entspannter). Der Fahrer holte uns zuverlässig ab und fuhr uns relativ flott aber sicher nach Ninh Binh zu unserem Hotel - das Vancouver Hotel. Wir mussten mehrere Mautstellen passieren und das Hotel hat uns dann erzählt, dass man, wenn man besonders schnell zwischen den Mautstellen gefahren ist (die Zeiten zu denen man die Stellen passiert werden stets festgehalten), eine höhere Gebühr/Maut zahlen muss. Man kann sich eine Überschreitung des Tempolimits hier also erkaufen (eigentlich ne super Sache - günstiger als Strafzettel).

Um 23:00 Uhr waren wir in Ninh Binh und das Vancouver Hotel ist spitze. Uns hatte die Tatsache überzeugt, dass das Hotel erst vor 3 Monaten eröffnet wurde und da wir mit den neu eröffneten Hotels hinsichtlich der Sauberkeit und der Bemühungen der Mitarbeiter bisher super gefahren sind, freuten wir uns auf das Hotel und es wurde unseren Erwartungen mehr als gerecht. Das Zimmer ist super - einziger Wehrmutstropfen ist, dass es im 4. Stock ohne Fahrstuhl liegt. Das scheint hier aber nicht unüblich zu sein, denn im U Sapa Hotel waren wir im 3. Stock ohne Fahrstuhl. Das Vancouver Hotel ist klein (ich glaube, 9 Zimmer) aber top!

Nach dem Frühstück haben wir uns Fahrräder geben lassen, um nach Tam Coc und zur Bich Dong Pagode zu fahren. Ninh Binh wird als Stadt selber stets als nicht interessant beschrieben aber die Lage ist optimal, denn Ninh Binh grenzt an weitere Karstfelsen an, vergleichbar mit der Halong Bucht. Der Unterschied jedoch ist, dass die Felsen nicht von Wasser umgeben sind sondern von Reisfeldern. Daher wird Ninh Binh auch als Trockene Halongbucht bezeichnet. Man kann nach Tam Coc oder Trang An (vielleicht 8 km) mit dem Fahrrad (oder Moped oder Auto oder Reisebus) fahren und sich dort in Ruderboote setzen und durch die kleinen Flüsse durch Reisfelder und die Felsen fahren lassen. Wir sind mit den Rädern erst mal an Tam Coc vorbei bis zur Bich Dong Pagode gefahren, die mitten in den Fels gebaut ist. Die Landschaft auf dem Weg dorthin war schon traumhaft, sind wir nicht den direkten Weg sondern den Weg durch die Dörfer und über Reisfelder gefahren. Hier ticken die Uhren noch anders als in Hanoi. Als wir an dem einzigen Kreisverkehr auf unserer Route ankamen, trieb gerade eine Frau eine Herde Büffel durch den Kreisverkehr. Das war echt ein Schauspiel, zumal die Büffel auf dem kleinen Grünstreifen, der die Spuren teilt, meinten, erst mal fressen zu müssen.

Die Bich Dong Pagode hat mitten in den Berg gebaut eine spektakuläre Lage und um die einzelnen Ebenen zu erreichen passiert man noch eine Tropfsteinhöhle, in der offenbar einige Fledermäuse leben. Was uns hier besonders gut gefällt ist, wie einfach gehalten und naturbelassen alles noch ist. Die Stufen, die auf den Karstfelsen führen, in dem die Pagode gebaut sind, sind zwar verstärkt worden, aber dennoch keinesfalls gleichmässig und perfekt restauriert. Auch wenn dies den Auf- und Abstieg stark erschwert, so hat es doch auch einen gewissen Flair.

Wir hatten für unsere Räder keine Schlösser aber es gibt überall Fahrradparkplätze - also Frauen, die für 1$ auf beide Räder aufpassen. Als wir gerade unsere Räder holen wollten, entdeckte Andreas hinter unserem Fahrradparkplatz noch einen Weg, der hoch auf einen der Karstfelsen führte. Den nahmen wir spontan dann auch noch um zu gucken, wo der Weg weiter hin führt. Das war die beste Idee des Tages, wurde es doch für uns zu einem unvergesslichen Erlebnis. Auf dem höchsten Punkt der Treppe angekommen sahen wir, dass dahinter umschlossen von Karstfelden eine ganz grüne Landschaft mit Palmen, einem See, vielen, vielen wilden Pflanzen, einem Boot und einem Haus war. Es flogen irre viele Schmetterlinge umher, die wir noch nie gesehen haben. Es hatte ein bisschen was vom Paradies. Wir gingen die Treppe runter auf das Haus zu und der Bewohner kam raus. Er winkte uns mit einer Taschenlampe, dass wir ihm folgen mögen und führte uns durch wild gewachsenes Grünzeug um den See zu einem der riesigen Karstfelsen. So langsam dämmerte uns, was er mit uns vor hatte. Er führte uns zu einem Loch im Felsen, das mit einer behelfsmässigen Tür mit Vorhängeschloss gesichert war und deutete uns, dass wir ihm folgen sollten (er sprach kein Wort Englisch). Wir waren mit ihm völlig alleine in dieser skurrilen Welt hinter dem Felsen und so richtig wohl war uns nicht, mit dem Fremden in diesen wirklich stockdunklen Fels zu klettern. Aber irgendwie waren wir auch neugierig. Und plötzlich beleuchtete er mit der Taschenlampe die Höhle und wir waren in der skurrilsten und tollsten Tropfsteinhöhle, die wir je gesehen haben. Wir gingen immer tiefer und tiefer hinein und in keinem anderen Land hätten wir einem fremden Mann in eine stockedunkle Höhle gefolgt, aus der wir ohne Licht nie wieder raus gefunden hätten (und zu der er zudem noch den Schlüssel hat). Aber Vietnam kommt uns irgendwie sehr, sehr sicher vor und es war ein witziges Erlebnis (nachdem wir den ersten Angstmoment überstanden hatten). Er macht das bestimmt regelmässig mit Touristen und verdient sich durch die Trinkgelder seinen Lebensunterhalt. Aber als wir dort waren war weit und breit niemand anderes da, was es für uns Angsthasen unheimlich machte. Er erzählte durchgängig auf Vietnamesisch zu den Stalagtiten und irgendwas anderem - wir verstanden kein Wort und sind sicher, dass er das wusste. Aber er erzählte unbeirrt weiter. Es war toll aber es war auch wirklich toll wieder draussen zu sein und durch das kleine Paradies zurück zu unseren Rädern zu laufen. Wir haben die ganze Zeit keine Menschenseele getroffen und fragen uns echt, wo die ganzen Touristen stecken, über die andere Reisende haufenweise berichtet haben.

Danach sind wir querfeldein noch ein wenig durch Reisfelder und Dörfer gefahren, bevor es zurück nach Tam Coc ging. Dort wollten wir eigentlich eines der Ruderboote besteigen, hatten jedoch das Gefühl, die ganze Strecke bereits mit den Rädern abgefahren zu sein und mit den Booten nicht viel mehr sehen zu können. Somit haben wir uns dagegen entschieden und lieber im Schatten eine Eispause eingelegt, bevor wir zurück Richtung Hotel gefahren sind. Die Rückfahrt wurde extrem lang, denn wir haben uns völlig verfahren und sind durch Reisfelder, in Dörfer die nur einen kleinen schmalen Sandweg als Strasse haben und querfeldein durch die Wallachhei geradelt. Wir brauchten locker 2 Stunden zurück, was bei der Hitze zu lang war. Aber die Tour war grossartig und wir sind nicht nur von der wunderschönen Landschaft angetan, sondern ganz besonders von den Einwohnern Ninh Binhs. Die Menschen hier sind so freundlich, wie wir es noch nirgendwo auf unserer Reise erlebt hatten. Auch hier scheinen wir wieder aufzufallen ausserhalb des TouristenHotSpots Tam Coc. Die Erwachsenen und Kinder haben gewunken und gerufen, wenn wir mit unseren Rädern an ihren Häusern vorbei gefahren sind. Eine solche Fremdenfreundlichkeit und auch Hilfsbereitschaft hätten wir in einem Land, das durch die westliche Welt so viel Leid erfahren hat, nie erwartet.

Wieder im Hotel angekommen waren wir so begeistert von Ninh Binh, dass wir spontan unseren Aufenthalt um eine Nacht verlängert haben. Eigentlich würden wir morgen um 8:45 Uhr den Zug nach Hue nehmen aber wir nehmen den Zug einfach übermorgen und leihen uns morgen 2 Motorroller, um noch mehr von der Umgebung zu sehen. Eigentlich ist es nicht unbedingt ratsam, den ersten Motorroller seines Lebens ausgerechnet in Vietnam (wo es keine Strassenregeln zu geben scheint) zu fahren, aber Ninh Binh ist wirklich beschaulich und der Verkehr human. Also sind wir guter Dinge und freuen uns riesig, noch eine zusätzliche Nacht hier zu haben. Die Stadt ist süss, die Menschen sehr herzlich, das Hotel ein Juwel und wir haben ein top Restaurant gefunden für das beste Abendessen, das wir an der Strasse je hatten.

Karstfelsen zwischen den Reisfeldern

Karstfelsen zwischen den Reisfeldern

Teile der Bich Dong Pagode mitten im Fels

Teile der Bich Dong Pagode mitten im Fels

Auf dem Weg zum Eingang der Höhle

Auf dem Weg zum Eingang der Höhle

Eingang der Höhle

Eingang der Höhle

Reisfeld vorne, Karstfelsen am Horizont

Reisfeld vorne, Karstfelsen am Horizont

© Paula & Andreas Soundso, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir werden unsere Hochzeitsreise nach Kambodscha und Vietnam machen und diese Länder mit dem Rucksack bereisen. Wir haben viele Unterkünfte bereits im Vorfeld reserviert und die Flüge im Vorfeld gebucht. Alles andere lassen wir auf uns zukommen. Unsere Route umfasst nach jetzigem Stand folgende Stationen: Phnom Penh, Siem Reap, Hanoi, Halong Bay, Sapa, Ninh Binh, Hue, Da Nang, Hoi An, Ho Chi Minh City
Details:
Aufbruch: 30.04.2016
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 28.05.2016
Reiseziele: Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
Paula & Andreas Soundso berichtet seit 8 Jahren auf umdiewelt.