Honeymoon: Backpacking in Kambodscha und Vietnam

Reisezeit: April / Mai 2016  |  von Paula & Andreas Soundso

Von Ninh Binh nach Hue

Mit dem Wiedervereinigubgsexpress 11 Stunden von Ninh Binh nach Hue

Heute klingelte mal wieder um 6:15 Uhr der Wecker, damit wir vor unserer Abfahrt noch in Ruhe frühstücken konnten. Das Frühstück im Vancouver Hotel ist grossartig, ist es doch a la carte und damit superfrisch. Dann gab es den herzlichsten Abschied, den wir in einem Hotel je erlebt haben (mit Umarmung und Bitte um Verbindung über Facebook, weil Tommy uns im Falle, dass er eine Frau findet, zu seiner Hochzeit einladen oder notfalls zumindest ein Foto vom Brautpaar schicken möchte ). Am Bahnhof angekommen wussten wir, warum Tommy uns die Sorge nehmen wollte, das richtige Gleis zu finden - es gibt nur eins. Der Weg von der Wartehalle zum Gleis war mit einem Snackstand verstellt, was den wenigen Wartenden bedeutete, dass sie noch nicht aufs Gleis dürfen. Man stelle sich das System mal auf einem deutschen Bahnhof vor. Hier klappt es super. Am Gleis gab es tatsächlich einen Wagenstandanzeiger und wir warteten passend auf Wagong 7. Das System scheint nicht ganz zuverlässig, mussten wir trotzdem bis ganz nach vorne laufen, wo Wagong 1 hätte sein sollen (das ist ausnahmsweise mal genau wie in Deutschland). Hat ja alles geklappt und wir haben unsere Plätze gefunden.

Im Zug in Vietnam gibt es 4 Klassen: die Hard Seater (harte Holzbänke, keine Klimaanlage), die Soft Seater (ähnlich wie im Flugzeug und mit Klimaanlage), die Hard Sleeper (etwas unbequemer Schlafplatz im 6er Schlafabteil) und der Soft Sleeper (etwas weniger unbequemer Schlafplatz im 4er Schlafwagen).    Wir wollten erst für die 11 Stunden Fahrt den Soft Sleeper nehmen, jedoch haben wir vorher Reiseberichte gelesen, in denen sich Reisende dieses 4er Abteil statt mit 2 weiteren Personen glatt mit einer ganzen vietnamesischen Familie teilen mussten - im Sitzen passt ne Menge Menschen auf so ein Bett im Schlafabteil. Als wir im Bahnhof warteten fuhr so ein Soft Sleeper Wagong an uns vorbei und wir machten 3 Kreuze, dass wir die Variante nicht gewählt haben. Manche Abteile sahen ganz gut aus und andere machten den Anschein als würde jemand mit seinem gesamten Hausstand umziehen. Das ist wie Russisch Roulette - reine Glückssache. Wir hatten weiterhin überlegt, ggf. einen Hard Seater zu wählen und damit mal ganz nah am normalen Leben und am Puls Vietnams zu reisen (zumal es die absolute Low Budget Variante ist). Aber Reiseberichte, in denen Reisende ihre Käfige voller Hühner und anderem Federvieh mit in das Hard Seater Abteil nahmen sowie die fehlende Klimaanlage und die extrem lange Fahrt liessen uns letzten Endes davon Abstand nehmen und zwei Sitzplätze im Soft Seater buchen. Es war ein extrem lebhaftes Abteil und wir hatten den Eindruck, als würde hier eine Familienfeier steigen. Aber es ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Und seit wir den Soft Seater kennen sind wir uns einig: keinesfalls möchten wir 11 Stunden lang in der Holzklasse (Hard Seater) reisen.

Das Reiseverhalten ist hier ein wenig "entspannter" als wir es kennen, macht es sich doch jeder so weit gemütlich wie irgend möglich. Als ich an meine Kopflehne gelehnt vor mich hin döste spürte ich plötzlich von hinten etwas an meinem Ohr und meiner Wange. Es waren die Füsse der Frau, die sich auf den beiden Sitzen hinter mir lang hinlegte und nun noch einen Platz für ihre Füsse brauchte. Obwohl sie sah, dass ich mich hierüber wunderte liess sie ihre Füsse wo sie waren und ich konnte mir eine neue Sitzposition suchen. Ich hatte in Reiseführern gelesen, dass man in Vietnam bloss nicht mit Füssen auf etwas deuten sollte und es unhöflich ist, anderen Menschen seine Fusssohlen darzubieten. Fremden Menschen seine Quanten ins Gesicht zu halten scheint aber offenbar ok zu sein.

Schön war es auch, als sich auf der gegenüberliegenden Gangseite ein älterer Mann im Schlafanzug hinsetzte und mit einer Pinzette anfing, unerwünschte Haare aus seinem Gesicht zu entfernen. Eine Zugfahrt ist hier scheinbar für manche ein Ort, um sich Zeit für Körperpflege zu nehmen.

Andreas wurde dann noch 4 mal von dem Mann hinter ihm feucht in den Nacken genossen und dann waren wir endlich, endlich in Hue. 11 Stunden können extrem lang sein aber wir fanden es trotz allem angenehmer als zu fliegen. Und interessant war es allemal. Wir haben wieder einige Fälle von "Andere Länder, andere Sitten" kennen gelernt.

Hue gefällt uns auf den ersten Blick gut und unser Hotel (Cherish Hotel Hue) ist völlig in Ordnung. Für den verdammt niedrigen Preis, den wir hier zahlen (keine 30€ pro Nacht pro Zimmer) haben wir ein riesiges, sauberes Zimmer mit Balkon und Laptop (wofür auch immer man einen Laptop braucht, wenn man in ein Hotel eincheckt - wenn man ihn bräuchte, würde man ihn doch mitbringen). Hue hat von den touristischen Städten Vietnams angeblich die günstigsten Hotelpreise, was uns wundert bei dieser netten Stadt. Manchmal lässt sich das nicht so recht erklären. Nach einem super Abendessen in einem kleinen Restaurant in einer Seitenstrasse nahe dem Hotel sind wir wieder mal froh, den Rat des Lonely Planet befolgt zu haben: in Vietnam kommt es nicht darauf an, ob das Restaurant besonders gut aussieht, sondern selbst sehr unattraktiv wirkende Restaurants sollte man wählen, sofern sie von Einheimischen gut besucht sind. Und das stimmt wirklich. Wir haben noch in keinem Restaurant gegessen, das nach unserem Empfinden Flair hat. Aber die Einheimischen wissen, wo es das beste Essen gibt und diese Läden sind voll. Mit dieser Auswahlmethode sind wir bisher sehr gut gefahren.

Morgen ist unser einziger voller Tag in Hue und wir freuen uns auf die Kaiserzitadelle, ist Hue doch die alte Kaiserstadt.

© Paula & Andreas Soundso, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir werden unsere Hochzeitsreise nach Kambodscha und Vietnam machen und diese Länder mit dem Rucksack bereisen. Wir haben viele Unterkünfte bereits im Vorfeld reserviert und die Flüge im Vorfeld gebucht. Alles andere lassen wir auf uns zukommen. Unsere Route umfasst nach jetzigem Stand folgende Stationen: Phnom Penh, Siem Reap, Hanoi, Halong Bay, Sapa, Ninh Binh, Hue, Da Nang, Hoi An, Ho Chi Minh City
Details:
Aufbruch: 30.04.2016
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 28.05.2016
Reiseziele: Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
Paula & Andreas Soundso berichtet seit 8 Jahren auf umdiewelt.