Fachwerk und Romanik im Nordharz

Reisezeit: April / Mai 2019  |  von Herbert S.

Strasse der Romanik: Kloster Ilsenburg (SdR)

Der Turm des Klosters Ilsenburg ist eigentümlich, die Anlage rechteckig. Nachdem wir den Eintritt gelöhnt haben, können wir ganz allein alle Gebäude durchforsten.

Eingebettet in eine wunderschöne Parklandschaft, liegt am Ausgang des Ilsetales das einstige Benediktinerkloster Ilsenburg. Es wurde zwischen 1003 und 1018 eingerichtet und galt in den ersten Jahrhunderten seines Bestehens als sehr wohlhabend und einflußreich. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts entwickelte sich das von den Halberstädter Bischöfen gestiftete Kloster zu einem wichtigen geistigen Zentrum. Nachweislich gaben seine Äbte damals ihr Wissen in einer Klosterschule weiter, und auch die Anfänge einer Bibliothek sind für diese Zeit belegt.
Überregionale Bedeutung erlangle das Kloster vor allem als Ausgangspunkt einer Reformbewegung, die auf eine Neuordnung des Zusammenlebens in der Mönchsgemeinschaft innerhalb ihres Ordens hinwirkte.
Von der 1087 geweihten Kirche sind die mächtigen Säulen des Südschiffes und Teile des Westwerkes noch vorhanden. Sie lassen die Monumentalität des damals sehr gewaltigen Sakralhaus erahnen. Als eine Besonderheit gelten die Fragmente des Fubbodens aus Gipsestrich, der im 12. Jahrhundert entstand.
Auch die Klausur ist nicht mehr vollständig erhalten. Einige Gebäudeteile mußten in den vergangenen Jahrhunderten wegen Baufälligkeit abgerissen werden.

Dennoch stellen die Reste der Kloslerkirche und der Klausur ein einzigartiges baugeschichtliches Kulturdenkmal der Romanik dar. Das aufwendig restaurierte Refektorium, der kleine Remter, der Brudersaal und der Kapitelsaal aus dem 12. Jahrhundert sind von bemerkenswert schlichler Schönheit. Sie gehören zu den ältesten erhaltenen Innenräumen des Harz.es.
Mehr als 500 Jahre bestand das Kloster. Erst nach der Reformation löste es sich auf und die Anlage ging in den Besitz der Grafen zu Stolberg über. Ein Jahrhundert später residierten ihre Nachkommen in den inzwischen erneuerten Gebäuden an der Westseite des früheren Wirtschaftshofes und machten den kleinen Ort Ilsenburg für fast siebzig Jahre zum Regierungssitz der Grafschaft Wernigerode. Noch heute zeugt die kostbare barocke Innenausstattung der Kirche mit dem kunstvoll geschnitzten Hochaltar vom Glanz der gräflichen Hofhaltung.

(Flyer)

Brüdersaal

Brüdersaal

Gartensaal

Gartensaal

Blick auf die Fundamente der Marienkapelle

Blick auf die Fundamente der Marienkapelle

Im oberen Stockwerk über dem Kapitelsaal ist eine Ausstellung zur Strasse der Romanik – eine Arbeit auf einer riesigen Landkarte – hier sind jeweils Modelle der Klöster montiert und beschriftet. Leider kann man die pdf-Datei, die interaktiv zu bedienen ist, nicht bekommen.

Text siehe unten

Text siehe unten

Das Modell der „Straße der Romanik"
im Rahmen einer Maßnahme mit 15 Langzeitarbeitslosen entstand unter fach-und sachkundiger Betreuung in den Werkstätten der Oskar Kämmer Schule Wernigerode das vor Ihnen stehende Modell.
Durch den Europäischen Sozialfonds und durch die Kommunale Beschäftigungsagentur des Landkreises Harz erfolgte die Finanzierung.
Die Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung begann am 01. Juli 2008 mit der Verteilung der Aufgabenbereiche, den Überlegungen zu den ersten Entwürfen und einer ersten Wissensvermittlung zum Thema Romanik. Die Modellanlage wurde am 31. Dezember 2011 fertiggestellt.
Zwei Teilbereiche mussten bearbeitet werden: Die Einzelmodelle auf einer Landkarte und das Informationstableau, welches in einer übersichtlichen Gliederung einen ersten Eindruck vom jeweiligen Bauwerk in Wort und Bild vermittelt.
Zur Vorbereitung der Realisierung wurden alle 80 Bauwerke aufgesucht.
Dort wurden in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen Informationen zusammengetragen, viele Fotos aufgenommen und auch die Gebäude äußerlich vermessen.
Ergänzende Angaben waren in einer Reihe von Fachbüchern, in Archiven und auch im Internet zu finden.
Für den Bau der einzelnen Modelle wurden exakte Zeichnungen angefertigt, die dann in aufwändiger Handarbeit in die filigranen Bauteile umgesetzt wurden. Eine an die tatsächlichen Gegebenheiten angelehnte Farbgebung komplettierte die kleinen Bauwerke
Entstanden sind Modelle, die trotz oder auch gerade wegen der starken Reduzierung der Detailvielfalt, trotz ihrer Kleinheit (Maßstab 1:500) und wegen der exakten Einhaltung der Größenverhältnisse einen hohen Wiedererkennungswert haben.
Sie stehen jetzt auf einer Landkarte von Sachsen-Anhalt im Maßstab von 1:50.000 an den entsprechenden Orten und sind, wie am Originalstandort, nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet.
Ein Informationstableau bietet dem Besucher per Bildschirm eine Fülle von interessanten Details zu den einzelnen Bauwerken, deren Geschichte und der heutigen Nutzung.
Es bleiben aber auch viele Fragen offen, zu deren Beantwortung man auf jeden Fall die „Straße der Romanik" bereisen sollte.

Da die Kirche St. Peter und Peter z.Zt. eine neue Orgel erhält ist der Innenraum eine teilweise abgesperrte Baustelle. Trotzdem ist manches zu sehen.

1862 erhielt der Architekt Carl Frühling (1839-1912) von Graf Otto zu Stoiberg-Wernigcrode (1837-1895) den Auftrag, den Schloßflügel an der Nordwestecke oberhalb der Ilse für seinen Onkel Graf Botho < 1805-1881) als Alterssitz auszubauen. Am Bothobau, am Torhaus und am nordöstlich gelegenen Marstall nahm Frühling die Romanik der alten Klausur wieder auf und verlieh damit dem Ensemble aus Schloß- und Klostergebäuden einen ganz besonderen Charakter.

© Herbert S., 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Hexen umflogen und von Literaten beschrieben, vom Bergbau ernährt und von Naturenthusiasten geschätzt - das ist der Harz, die bewaldete Mittelgebirgsinsel im Herzen Deutschlands. Aber nicht nur Naturliebhaber kommen auf ihre Kosten, denn der Harz ist eines der burgenreichsten Gebiete Deutschlands und beheimatet zahlreiche schmucke Fachwerkstädte, Schlösser und Klöster.
Details:
Aufbruch: 24.04.2019
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 06.05.2019
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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