2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien

Reisezeit: Mai - August 2023  |  von Michael Bünte

Wir starten in Hamburg und reisen mit einem Toyota HZJ78 über Italien, Kroatien, Montenegro nach Albanien. Dieses ist der Bericht unserer zwölfwöchigen Reise.

Anreise

Wieder auf Achse im Toyota HZJ78

Wieder auf Achse im Toyota HZJ78

0.0-00 Prolog

Wir sind wieder auf Achse, fahren mit unserem Land Cruiser HZJ78 über die Autobahnen in Richtung Süden, nachdem wir in Hamburg monatelang fieberhaft geackert haben, die Umbauten und Verbesserungen an unserem Fahrzeug rechtzeitig fertig zu bekommen. Beide sind wir noch völlig aufgedreht und versuchen, von der Hektik der letzten Wochen Abstand zu nehmen. Doch es braucht eine Zeit, bis wir wieder in unseren Reisemodus und die erforderliche Gelassenheit eintauchen können.

ein letzter Blick in Richtung Zugspitze

ein letzter Blick in Richtung Zugspitze

0.0-01 durch Österreich

Ein letzter Blick in Garmisch-Partenkirchen in Richtung wolkenverhangener Zugspitze und Deutschland liegt hinter uns. Österreich durchfahren wir auf Landstraßen und kommen ohne Vignette über den Brenner, immer die fantastischen Brückenkonstruktionen der parallel verlaufenden österreichischen Autobahn im Blick.

Brückenkonstruktionen der Brennerautobahn

Brückenkonstruktionen der Brennerautobahn

Übernachtungsplatz am Kloster Neustift

Übernachtungsplatz am Kloster Neustift

gemütlich eingerichtet im Geländewagen

gemütlich eingerichtet im Geländewagen

der Schnee liegt im Mai noch auf den Berggipfeln

der Schnee liegt im Mai noch auf den Berggipfeln

0.0-02 aufgepasst an der Slowenischen Grenze

Jetzt sind wir in der Po-Ebene südlich der Alpen, sind durch die Dolomiten gefahren und haben Toblach, Cortina d'Ampezzo, Longarone, Vittorio (Veneto) und Pordenone passiert.
Die italienische Autobahn soll uns bis nach Monfalcone und Triest bringen. Die Alpenkette, die auf unserer linken Seite am Horizont an uns vorbei zu gleiten zu scheint, hängt immer noch voller schwerer Regenwolken. Das ist das Wetter, das uns während der gesamten Alpendurchquerung begleitet hat. Na immerhin sind wir auf den Pässen nicht in Schneegestöber geraten.
Wir rollen über eine schier grenzenlose Ebene des flachen Landes. Hier spüren wir sie endlich, die südliche Sonne am azurblauen Himmel, die unsere Gemüter nach den kalten Tagen in den Bergen aufheitert. Und schließlich erreichen wir die Grenze von Slowenien.
Jetzt heißt es: "Aufpassen"

Um auf einer Slowenische Autobahn oder Kraftfahrstraße zu fahren, benötigt man eine Vignette, die man ein paar Tage vor der Verwendung nur On-line anfordern kann. Missachtung wird hart bestraft.
Kommt man aus Italien hinter Triest an der Küste auf die Grenze zu darf man ohne Vignette auf keinen Fall auf die slowenische Autobahn geraten. Sogar die Tankstelle, 20 Meter hinter dem Grenzschild, zählt als mautpflichtig. Es ist schon vorgekommen, dass Polizeibeamte schon auf dieser Tankstelle kontrollieren, um die Strafe anzuwenden, wenn die Autofahrer keine Vignette vorweisen können.

Die Slowenen haben scheinbar alles daran getan, um zu vermeiden, dass man die letzte Ausfahrt vor dem Beginn der Autobahn erkennt. Diese führt eigentlich auf den Parkplatz eines Duty Free Shops. Abgetrennt durch rot-weiße Markierungen ist die Einfahrt so eng gehalten, dass man sie schnell übersehen kann. Kein Schild warnt uns "Ausfahrt, ab hier beginnt die mautpflichtige Straße!", oder dergleichen. Wir haben diese Ausfahrt, weil uns liebe Menschen vorgewarnt hatten, nicht übersehen, sind aber erst einmal auf dem Parkplatz des DutyFreeShops gelandet, von dem wir dann, nach innerer Sortierung, auf den richtigen Weg abbiegen konnten. Diese Vignettenfalle der Slowenen ist uns erspart geblieben, und mittlerweile liegen die 50 Kilometer, die wir durch Slowenien fahren müssen, auch schon hinter uns.

letzte Ausfahrt vor der slowenischen Autobahn

letzte Ausfahrt vor der slowenischen Autobahn

0.0-03 durch Kroatien

Zügig geht es auf der kroatischen Autobahn im Landesinneren, also hinter dem für Kroatien so typischen gewaltigen Bergmassif entlang. So ersparen wir uns die vielen Kurven der Küstenstraße. Erst bei Makarska verlassen wir diese gut ausgebaute und recht leere Verbindungsstraße zwischen Nord- und Südkroatien. 16 Euro Autobahngebühr empfinden wir für eine derart lange Strecke als relativ günstig, wenn wir bedenken, wie schnell wir jetzt vorangekommen sind, ohne Kreisverkehre, Ampeln und Stau in den kleinen Orten, die an der Küstenstraße liegen.

Jetzt fahren wir von der Autobahn ab und es geht endlich ans Meer. Wir fahren im 90-Grad Winkel direkt auf das über tausend Meter hohe Bergmassif zu und werden von einer der beiden Tunnelröhren verschluckt. Sechs Kilometer geht es geradeaus und leicht bergab durch den Felsen hindurch. Dann sind wir wieder im Licht. Aus dem grauen, wolkenbehangenen Himmel ist ein strahlendes Blau geworden, als hätte jemand einen Theatervorhang aufgezogen. Noch befinden wir uns hoch über der Küste. Die Temperaturanzeige auf dem Infoschild zeigt 17,5 °C.
"Ganz schön kalt da draußen".
Dann rauschen wir in weitläufig geschwungenen Serpentinen dem Meer entgegen. Alle zwei Kilometer steigt die Außentemperatur um 2 Grad an, bis wir unten an der Küstenstraße angenehme 24 °C erreicht haben. Auf einen Schlag ist für uns Sommer geworden.
In Makarska machen wir erst einmal Halt, genehmigen uns einen Kaffee und schlendern auf altbekannten Wegen durch die Stadt. Jetzt im Mai ist noch nicht die Saison angebrochen, obwohl bereits einige große Luxusjachten im Hafenbecken zu sehen sind. Schwere Wolkenberge kommen aus dem Landesinneren zu uns herüber.

Makarska

Makarska

die ersten Yachten im Hafen

die ersten Yachten im Hafen

Weiter geht es gen Süden. Jetzt auf der Küstenstraße bemerken wir den Unterschied zwischen der entspannenden Autobahn und der kurvigen Fahrt durch die Orte an der Küste.
Spät am Abend kommen wir nach dem Dunkelwerden in Ploče an. Die letzte Fähre nach Trpanj, unserem nächsten Ziel auf der Halbinsel Pelješac, ist schon weg. Also müssen wir uns jetzt schnell noch einen Platz für die Nacht suchen. Über Park4Night wurde uns einer angeboten; neben einem stillgelegten Bahnhof, den wir genauso schnell wieder verlassen, wie wir ihn gefunden hatten, nachdem der zweite Güterzug fünf Meter an uns vorbei gefahren ist.
Hier kommen stündlich die Züge aus dem Hafen an dem "so ruhig" beschriebenen, Bahnhofsgebäude vorbei.
Also doch zu der zweiten Wahl, dem Lidl-Parkplatz etwas außerhalb des Ortes?
Hier erwartet uns das nächste Drama. Bei unserer Ankunft auf dem hell erleuchteten Parkplatz erkennen wir sofort, dass dort halbstündlich LKW angefahren kommen, die den Supermarkt in der Nacht mit frischer Ware beliefern. Kein Platz, an dem man in der Nacht gerne stehen mag.
"Wo sollen wir jetzt hin?" Wir sind ratlos.

100 Meter weiter unsere Rettung. Ein kleiner Parkplatz in einem Industriegebiet in der Nähe ist unsere Rettung.

wir stehen in einer Wildblumenwiese aus Klatschmohn und Königskerzen

wir stehen in einer Wildblumenwiese aus Klatschmohn und Königskerzen

Hier können wir die Nacht ohne Lärm von draußen verbringen. Keinen stört es, dass wir dort mit aufgeklappten Zeltdach stehen. Die Baumaschinen in der Nähe werden erst morgen früh wieder ihre Arbeit fortführen. Wir stehen in einer Wildblumenwiese aus Klatschmohn und Königskerzen. Das ist der richtige Platz für uns für diese Nacht. Morgen werden wir die Fähre nach Trpanj nehmen, und dann werden wir schon bald in Montenegro sein.

auf der Fähre nach Pelješac

auf der Fähre nach Pelješac

Ankunft in Trpanj

Ankunft in Trpanj

Die Fahrt an der kroatischen Küste entlang verlief ohne Zwischenfälle. Wir kommen eben nur sehr viel langsamer voran, als über die schnelle Straße im Landesinneren. Aber dafür bekommen wir jetzt endlich die kroatische Küste mit ihren wahnsinnig schönen Ausblicken zu sehen.

Inselwelt vor der kroatischen Küste

Inselwelt vor der kroatischen Küste

Pause vor dem Abgrund

Pause vor dem Abgrund

versteckte Kirche zwischen Zypressen

versteckte Kirche zwischen Zypressen

Dubrovnik

Dubrovnik

Ein Engel im Cappuccino

Ein Engel im Cappuccino

0.0-04 Montenegro

Wir lassen Kroatien hinter uns. Montenegro empfängt uns mit wilden Karstgebirgen, die direkt am Meer beginnen und sich ins Landesinnere immer höher aufzutürmen scheinen. Die gut ausgebaute Straße verläuft in Serpentinen um die Felsnasen herum, hängt sich manchmal weit über das Meer heraus oder durchstößt Felsvorsprünge mit einem Tunnel. Uns raubt es den Atem, wie man in einer solchen Landschaft überhaupt eine Straße konzipieren konnte.

Seit einiger Zeit bemerke ich einen dunkelgrünen Geländewagen hinter uns. Es ist ein Land Rover Defender, also ein "Landy" mit seinem typischen Aussehen und dem Reserverad vorne auf der Kühlerhaube. Er überholt uns, wir winken uns zu, dann steht er wieder an einer Straßenkreuzung, wir sind wieder vorbei. Und so geht das Spielchen viele Kilometer lang.

Jetzt kommen wir zur Bucht von Kotor. Eine tief in das Land hinein ragende Bucht mit zwei Armen umrahmt vom Karstgebirge. In anderen Ländern heißen diese Landschaftsformen Fjorde. Die Umfahrung dieser Bucht kostet insgesamt etwas 40 Kilometer. Dann sehen wir plötzlich eine kleine Autofähre, die diese Bucht abschneidet, anlegen. Wir sind schon auf dem Fahrstreifen, der zur Fähre führt. Der Land Rover hinter uns. Im letzten Moment weiche ich aus, denn wir wissen ja überhaupt nicht, was uns dieser Spaß kosten würde, fahre auf den nächsten Parkplatz. um zu beratschlagen. Die beiden im Land Rover waren offensichtlich besser informiert und offensichtlich auf die Fähre gefahren.
"Welche Strecke kürzt die Fähre denn nun wirklich ab?", fragt mich Gabi und wälzt bereit die Karte vor sich.
"Weiß ich nicht, aber es ist schon spät, und die 40 Kilometer bedeuten bei diesen Straßen eine Stunde Fahrt." Wir überlegen noch, was tun, als ein dunkelgrüner Defender neben uns parkt.
Wir steigen alle aus.
"Na, folgt Ihr uns überall hin? Auch bis in unsere Garage?", war meine Begrüßung.
"Wir wissen es auch nicht genau, aber wir wollten doch nicht auf der Fähre landen."
Da mischt Gabi sich ein, die von Ihren Karten hochblickt.
"Wieso eigentlich nicht. Wir sparen dadurch eine Menge Zeit, und ohne diese Abkürzung kommen wir erst um 10 Uhr am Abend in Budva an."
"Ok, wir schließen uns Euch an. Ihr wollt nach Budva?"
"Ja, wir kennen diese Stadt, die 1979 von einem Erdbeben zerstört wurde, von damals, und wollen sehen, wie sie wieder auferstanden ist. Außerdem gibt es dort einen netten, familiären Campingplatz in der Nähe der Altstadt in einem Olivenhain."
"Habt Ihr was dagegen, wenn wir uns Euch anschließen?"
"Nee, wir haben nichts gegen Euch. Ihr könnt gerne hinter uns her fahren. Wir haben den Weg in unserem Navi drin."
Also umgedreht und rauf auf die Fähre. Da gab es das nächste Problem.
"We have only one free place. Only one of you."
Dankend lehnen wir ab, drehen wieder und stellen uns in den Fahrstreifen der anderen Fährlinie, den wir vorhin so spontan verlassen hatten.
Wir sehen die nächste Fähre schon anlegen. Diese 10 Minuten warten wir gemeinsam auf die Abfahrt und können uns dabei gegenseitig etwas beschnuppern. Ein Kreuzfahrtschif, die "Azamara Journey" kreuzt unseren Weg über die Bucht von Kotor.

die "Azamara Journey" in der Bucht von Kotor

die "Azamara Journey" in der Bucht von Kotor

Um 9 Uhr Abends kommen wir gemeinsam auf dem zentral in Budva gelegenen Campingplatz an; ein familiärer Betrieb, der sein letztes Grundstück mit vielen alten Olivenbäumen noch nicht dem Bauboom der Großinvestoren überlassen hat. Es ist eine grüne Oase zwischen den Hotelbauten. Wir werden freundlich aufgenommen, die jüngeren Familienmitglieder sprechen englisch und die nach dem Erdbeben von 1979 zerstörte Altstadt von Budva ist von hier aus zu Fuß zu erreichen.
Dieses sollte unsere letzte Etappe sein, bevor wir nach Albanien kommen werden.

im Olivenhain auf dem Camp in Budva

im Olivenhain auf dem Camp in Budva

in der Altstadt vom wieder aufgebauten Buddha

in der Altstadt vom wieder aufgebauten Buddha

neue Wohnungen für die erwarteten Touristen verändern das Stadtbild

neue Wohnungen für die erwarteten Touristen verändern das Stadtbild

kritische Kunst in der Stadt aus alten Dosen und Plastikflaschen gemacht

kritische Kunst in der Stadt aus alten Dosen und Plastikflaschen gemacht

moderne Strandmeile nach europäischem Standard

moderne Strandmeile nach europäischem Standard

Standleben außerhalb der Saison

Standleben außerhalb der Saison

© Michael Bünte, 2023
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 15.05.2023
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 06.08.2023
Reiseziele: Albanien
Der Autor
 
Michael Bünte berichtet seit 26 Monaten auf umdiewelt.
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