2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien

Reisezeit: Mai - August 2023  |  von Michael Bünte

Abstecher nach Nordmazedonien: Ohrid

Die Piraten der Parkplätze

In Ohrid finden wir schnell den "kostenfreien Parkplatz", den die App Park4Night uns als ruhigen Übernachtungsplatz in fußnaher Entfernung der Altstadt angezeigt hat.
Ein Schild am Parkplatz macht darauf aufmerksam, dass man bei seiner Ankunft eine SMS an eine angegebene Telefonnummer zu senden hätte. Mit dieser SMS würde man die Parkgebühr von 40 Denaren bezahlen. Für weitere Informationen zum Parkscheinerwerb solle man bitte eine dort angegebene Telefonnummer wählen. Es steht auch dort, dass das nur zwischen 7:30 und 3:00 Uhr gelten würde. Wir sind zufrieden, da es jetzt schon 4 Uhr am Nachmittag, also nach der Bezahlzeit ist.

das Hinweisschild für die Parkplatzbenutzung

das Hinweisschild für die Parkplatzbenutzung

Die Überraschung kommt für uns erst nach unserer Rückkehr aus dem Ort. Ein Zettelchen, fein säuberlich in einer Plastiktüte verstaut, klemmt unter unserem Scheibenwischer.
"1000 Denare" für's Falschparken, "800", wenn wir innerhalb der nächsten 24 Stunden bezahlten.
Das sei der Preis für eine Tageskarte. Unsere Parkzeit liefe am folgenden Tag um 16:30 ab.
Wir sind platt.
Wir sind doch eindeutig in der gebührenfreien Zeit dort angekommen. Na, das werden wir morgen mal klären. Ignorieren wäre zu einfach. Wir wollen wissen, wie es hier funktioniert.

ein unscheinbarer Parkplatzpirat bei der Arbeit

ein unscheinbarer Parkplatzpirat bei der Arbeit

Klärung unseres Problems mit dem Strafzettel

Am nächsten Morgen bin ich bei der nahe gelegenen Polizeistation, um die Sache aufzuklären.
Einem etwas korpulenten Beamten, der "a little" englisch spricht, zeige das Foto des Schildes, das vor dem Parkplatz aufgestellt ist und frage ihn, wie er es versteht.
"No, that is not valid. Only in summer time" war seine Antwort.
Ich beharre darauf, wie für ihn dieses Schild zu verstehen ist.
Er sieht es auch so, dass ab 3 Uhr keine Parkgebühr fällig sei.
"Wo kann ich das denn klären?"
Der Polizeibeamte kann mir immerhin noch die Auskunft geben, wo ich das Büro der für die städtischen Parkplätze zuständigen Organisation finden kann. Ich trage mir den Ort ins Navi ein.

Noch vor dem Frühstück ziehen wir los, um diesen Punkt 'vom Tisch' zu kriegen.
Wir finden schnell den angegebenen Ort. Die Schriftzeichen auf unserem Strafzettel entsprechen denen, die über der Tür stehen. Wir werden von einer rundlichen Frau hereingebeten. Sie möchte gleich unseren Zettel sehen und kassieren.

"Moment mal, so schnell geht das jetzt aber nicht"
Geduldig erklären uns die Dame und ein von draußen hereingekommener Mann in fließendem Englisch, was wir falsch gemacht haben.
Die Uhrzeiten 7:30 bis 3:00 bedeuten den ganzen Tag über bis um 3 Uhr des folgenden Tages.
Die Aussage des Polizisten, dass diese Schilder nur im Sommer gelten, ist schlichtweg falsch.
Die Telefonnummer für "futher information" ist dafür da, dass die Agentur jemanden vorbeischickt, der die Parkgebühr in Empfang nimmt.

Parkscheinautomaten seien seit Jahren angefordert worden, bisher aber nicht verfügbar.
Genügend Parkwächter, die auf allen Parkplätzen anzutreffen sind, können von der Stadt nicht zur Verfügung gestellt werden. Die dürftige Information auf dem Hinweisschild tut ihnen leid, aber neue Schilder gibt es noch nicht, sind aber in Arbeit.

Sie selbst seien nur die Ausführenden einer schlecht organisierten Agentur, die offenbar noch nicht begriffen habe, dass die Touristen zu 90% des Wirtschaftsumsatzes machen.
Wir zeigen noch einmal unseren Unmut und bezahlen die 800 Denare.
Die Quittung sollen wir jetzt gleich unter unsere Windschutzscheibe klemmen.
"Sorry, no! I am not willing to go another 2 km to put that paper now at the screen of the car."
Die Dame hinter dem Schreibtisch beschwichtigt mich. Es ginge auch so.
Mit einem etwas säuerlichen Lächeln von Ihr werden wir verabschiedet: "That is Macedonia"

Klärung unseres Problems mit der polizeilichen Registrierung

Bei der Polizeistation in der Nähe unseres Parkplatzes, auf dem wir heute für die Tagesgebühr übernachtet hatten, hatte ich auch gleich nachgefragt, ob man mir das für die Einreise erforderliche Registrierungsformular geben könnte.
Großes Stirnrunzeln. "I don't know".
"Nein, wir sind hier nur die Verkehrspolizei. In der Stadt gibt es ein Büro der Staatspolizei. An die sollten wir uns wenden," erklärt mir der korpulente Beamte in recht gebrochenem Englisch.
Er gibt mir die Adresse, die tatsächlich in der Nähe des Büros der Parkplatzagentur liegt.

Nachdem wir unsere Tagesgebühr für den Parkplatz bezahlt haben sind wir also bei der Station der staatlichen Polizei. Und tatsächlich, hier weiß man von dem Registrierungsformular.
Die Beamten hier sprechen erheblich besser Englisch als die Verkehrspolizisten.
"Yes, you need this document. If you are not registrated by your hotel, you have to bring it in 48 hours from your entry in the country."
OK, dann haben wir ja noch etwas Zeit. Wir sind ja gestern Nachmittag erst angekommen.

"Do you have such a document here in your office?"
"No, we don't have it here. You will find it in a bookstore"
"And where can we find a bookstore?"
"In town are several stores."

Gut, dann gehen wir erst einmal in die Stadt, besorgen uns das Registrierungsformular in einer Buchhandlung und kommen heute Abend noch einmal hierher.

Die Buchhandlung, die wir nach vielem Fragen und einigem Suchen neben der Moschee gefunden haben, entpuppte sich als einfacher Kiosk. Dort waren diese Formulare bekannt und wir konnten für je 5 Denare (= 8 Eurocent) zwei dieser Papiere erstehen, die wir auch schon von unseren Flugreisen kannten.

das für die Einreise nach Mazedonien erforderliche Registrierungsformular

das für die Einreise nach Mazedonien erforderliche Registrierungsformular

Am Abend dann waren wir wieder zurück bei unseren auskunftsfreudigen Polizisten.
Alles, was wir wussten hatten wir säuberlich eingetragen, den Eintrag für unsere Hoteladresse hatten wir offen gelassen. Eine emsige Beamtin, nahm unsere Zettel entgegen, studierte sie dienstbeflissen und fragte uns dann nach unserer Adresse in Mazedonien.
"We don't have any adress here. We are living in our car."
"But you need to have an adress."
Nach mehrerem Hin- und Her verschwand die Beamtin etwas entnervt im Polizeigebäude, kam nach ein paar Minuten wieder zurück, trug dann selbst "Ohrid" als Adresse ein, stempelte und signierte sie und händigte sie uns mit einem etwas süßsaurem Lächeln wieder aus.
"Thank you. Good bye. Have a nice stay in Macedonia".
Nach stundenlanger Suche und einem Einsatz von 2 mal 8 Eurocent hatten wir unser wertvolles Registrierungsformular in der Tasche.

in der Stadt

Die Stadt Ohrid zeigt sich in westeuropäischem Flair, mit langer Strandpromenade, Hotels, Restaurants und Cafés. Im Hafen lauern die Kapitäne der ehemaligen Fischerboote auf Touristen, die sich um die Felsnase herumfahren lassen möchten, um die malerische Kapelle "Sveti Jovan Bogoslov" auf ihrem hervorspringenden Felsen vom Wasser aus betrachten zu können.
Es gibt großzügige Fußgängerzonen mit einem "Bookstore" und einem Spielkasino direkt neben der großen Moschee und viele Geldwechselstuben, die alle zum gleichen Kurs Euroscheine in mazedonische Denare wechseln.

Da wir nun endlich mal eine Internetverbindung brauchen, suchen wir, mit unseren Einkäufen aus einer Bäckerei bestückt, ein Café auf. Hier richten wir uns ein, halten einen Schnack mit dem Cafébesitzer und genießen unser Frühstück mit einem starken, frisch gebauten doppelten Espresso.
Dann geht es treppauf, treppab durch die Altstadt. Es ist angenehm, nicht von jedem Ladenbesitzer herein gebeten zu werden, wie es uns in anderen Ländern häufig widerfahren ist, doch wenn man sich interessiert zeigt und das eine oder andere Stück in die Hand nimmt, ist sofort jemand da, der Hilfe anbietet. Und sei es, dass der freundliche Helfer aus dem Café von gegenüber herangeschossen kommt.
Die Kirche der heiligen Sophia beeindruckt uns wegen ihres Alters, ihrer Größe und den beiden ungewöhnlichen Seitenflügeln am Kopf des Gebäudes. Bis zur Felsnase, auf der die Kapelle "Sveti Jovan Bogoslov" steht, laufen wir durch die feuchtwarme Hitze. Im See unten sehen wir die Ausflugsboote ihre Runden drehen, die Touristen das ganze Ambiente von der Wasserseite aus betrachten lassen.
Alles in allem ist Ohrid eine aufgeräumte, saubere und durchorganisierte Stadt. Nur die Preise sind hier, man kann es sich ja erlauben, oft viel höher, als in den anderen Städten Mazedoniens, die wir bisher kennengelernt haben.

das auf einer vorspringenden Felsinsel liegende Ohrid

das auf einer vorspringenden Felsinsel liegende Ohrid

aufgeräumte und romantische Nebenstraßen der Altstadt

aufgeräumte und romantische Nebenstraßen der Altstadt

manchmal jedoch nagt der Zahn der Zeit an den Gebäuden

manchmal jedoch nagt der Zahn der Zeit an den Gebäuden

die überhängenden Fachwerkhäuser sind typisch für Ohrid

die überhängenden Fachwerkhäuser sind typisch für Ohrid

auch in den Straßenlaternen von Ohrid spiegeln sich die typischen Hausformen wieder

auch in den Straßenlaternen von Ohrid spiegeln sich die typischen Hausformen wieder

Gotteshäuser

vor der großen Moschee im Zentrum von Ohrid

vor der großen Moschee im Zentrum von Ohrid

die Kirche der heiligen Sophia mit zwei gewaltigen Seitenflügeln

die Kirche der heiligen Sophia mit zwei gewaltigen Seitenflügeln

die viel bewunderte Kapelle "Sveti Jovan Bogoslov" auf ihrem Felsen

die viel bewunderte Kapelle "Sveti Jovan Bogoslov" auf ihrem Felsen

ein Gewittersturm kommt heran

am Pier im Hafen warten die Skipper auch bei nahendem Gewitter auf zahlungskräftige Ausflügler

am Pier im Hafen warten die Skipper auch bei nahendem Gewitter auf zahlungskräftige Ausflügler

nach dem Gewitter will dass Wasser aus der Skaterbahn nicht ablaufen

nach dem Gewitter will dass Wasser aus der Skaterbahn nicht ablaufen

bei nächtlicher Beleuchtung

bei nächtlicher Beleuchtung

© Michael Bünte, 2023
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir starten in Hamburg und reisen mit einem Toyota HZJ78 über Italien, Kroatien, Montenegro nach Albanien. Dieses ist der Bericht unserer zwölfwöchigen Reise.
Details:
Aufbruch: 15.05.2023
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 06.08.2023
Reiseziele: Albanien
Der Autor
 
Michael Bünte berichtet seit 26 Monaten auf umdiewelt.
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