Town Of 1770

Reisezeit: August 2005 - August 2006  |  von Melanie Krauss

Agnes Water - Town of 1770

Wie kann man es jemandem erklaeren, wo der Reiz liegt, mehrere Tage in einem kleinen Dorf zu verbringen, wo das Leben nach 20 Uhr still steht, wo bis vor ein paar Jahren noch keine befestigte Strasse hinfuehrte und wo es wahrscheinlich mehr Kaenguruhs als Einwohner gibt?
Die Meinungen uber Agnes Water bzw. Town of 1770 (zwei kleine Doerfer, die quasi in einem Atemzug genannt werden) gehen auseinander: Entweder, man findet es sterbenslangweilig und ist froh, wieder zu gehen - oder man findet hier ein kleines Paradies auf Erden, wo der Abschied schwer faellt. Ich gehoere zur letzteren Sorte und habe mein Herz an dieses Fleckchen Erde verloren.

Einer der paradiesischen Strände von 1770

Einer der paradiesischen Strände von 1770

Die Tatsache, dass ich in dem bisher besten Hostel gelandet bin und nette Leute getroffen habe, spielt sicherlich eine grosse Rolle. Sobald man hier eintritt, springt die lockere Atmosphaere auf einen ueber und jeglicher Alltag ist weit weg. Es ist bemerkenswert sauber - noch nie habe ich ein Hostel erlebt, wo soviel geputzt wird. Man merkt, dass die zwei Besitzer - zwei Surfer- wirklich um ihre Gaeste bemueht sind. Alle sind freundlich und Misstrauen ist hier fremd - hier kann man wirklich getrost die Zimmertueren offen lassen - geklaut wird hier nicht.
Im Hof tanzen lustige Windspiele, alles ist farbenfroh bemalt, Leute sitzen bei einem Plausch an den Tischen, aus den Haengematten ragt hoechstens ein Fuss, so dass das Ganze eher an einen Cocoon erinnert - und abends sitzt man beim Lagerfeuer zusammen.

Nichts kann diese entspannte Idylle stoeren - jeder ist freundlich und gluecklich.
Hier treffe ich auch einige andere Backpacker, die ich irgendwo an der Ostkueste schon einmal getroffen habe - von manchen habe ich mich schon 5 mal verabschiedet und immer wieder haben wir uns an einem anderen Ort wiedergetroffen. Auch hier in Australien kann die Welt klein sein .

Das Dorf liegt am Meer und besitzt mehrere schoene Straende, manche ganz versteckt in einer kleinen Bucht. Eine Nacht am Strand unter freiem Himmel gehoert zu den Highlights meines Aufenthaltes dort.
Ausserdem habe ich meine Leidenschaft fuer's Scooterfahren entdeckt. Ein Suedafrikaner, der gegenueber vom Hostel wohnt, bietet Touren an, die wahrhaft ein Erlebnis sind. Nach einer kurzen Einweisung in die Fahrtechnik (supereasy) fahren wir etwa 3 Stunden gemuetlich durch die Gegend - unser Guide weiss, wo sich die Kaenguruhs aufhalten und so sehen wir auf unserer Tour unzaehlige davon, oft im Hintergarten eines Hauses! Schoen, sich die warme Luft um die Nase wehen zu lassen und die Gegend zu geniessen. Am Meer stoppen wir und geniessen bei leckeren Potato Wedges den Sonnenuntergang.

Die Tour gefaellt mir so gut, dass ich sie 2 Tage spaeter gleich nochmal mache - immerhin bekommen die Leute, die schon mal dabei waren, einen absoluten Spottpreis, da wir nur das Benzin zahlen muessen. Beim zweiten Mal fraegt mich Rod, der Guide (und der IMMER mit einem Bandana, also einem Piratentuch, heraumlaeuft), ob ich ein schnelleres Gefaehrt will - anscheinend hat er gemerkt, dass ich sichtlich Spass hatte an der letzten Fahrt . Klar, die Gelegenheit, Easy Rider zu spielen, lasse ich mir nicht entgehen!

Mel als Easy Rider

Mel als Easy Rider

Unsere "Scooteroo-Tour"

Unsere "Scooteroo-Tour"

Känguruhs am Straßenrand

Känguruhs am Straßenrand

Lady Musgrave Island

Ein Tagesausflug bringt mich auf die Insel Lady Musgrave Island, eine kleine, unbewohnte Insel unweit von Agnes Water. Mit einem Speed-Katamaran geht es morgens auf die Insel. Der Wellengang ist ziemlich gewaltig, da es die letzten Tage sehr windig war. Die Insel ist sehr klein, in einer halben Stunde hat man sie umrundet. Das Charakteristische dieser Insel sind die vielen Voegel, die einen unglaublichen Laerm machen und im Innern der Insel einen intensiven Duft verbreiten. Manch einer bestaunt hier den weissen Sand, aber wir werden aufgeklaert, dass es sich hier - mit Verlaub - lediglich um Vogeldreck handelt. Die Chance, dass dieser ploetzlich auf einem landet, waehrend man durch den Wald geht, ist ziemlich hoch. Der Rekord liegt anscheinend bei fast 30 Leuten (hochgerechnet auf ca. 30 min. ist das schon ganz schoen ordentlich ).
Wir bekommen Zeit zum Schnorcheln, um die Korallenriffe und die Fische zu bestaunen. Dann geht es wieder zurueck. Wer glaubte, die Hinfahrt war unruhig, wird nun eines besseren belehrt - die Rueckfahrt geht an die Grenze von vielen Passagieren. Das Meer ist sehr unruhig, meterhohe Wellen schlagen uns entgegen und man fuehlt sich eher wie in einer Achterbahn als auf einem Boot. Die ersten 10 Minuten ist das auch noch lustig, aber man stelle sich eine 2-stuendige Achterbahnfahrt vor... Die Crew ist damit beschaeftigt, die netten kleinen Tuetchen, die es auch im Flugzeug gibt, einzusammeln - und manch Passagier ist schlichtweg fertig mit den Nerven, als wir endlich ankommen. Aber wir haben es geschafft!!!

Nach 4 Tagen geht meine Zeit hier zu Ende und es faellt mir schwer, zu gehen. An dieses kleine Paradies (wie lange noch?) werde ich mich immer mit einem Laecheln erinnern...

Südseeparadies in Australien - Lady Musgrave Island

Südseeparadies in Australien - Lady Musgrave Island

© Melanie Krauss, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
"Der Sinn des Reisens besteht darin, die Meinung mit der Wirklichkeit auszugleichen, und anstatt zu denken, wie die Dinge sein könnten, sie zu sehen, wie sie sind." (Samuel Johnson)
Details:
Aufbruch: 15.08.2005
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: August 2006
Reiseziele: Thailand
Australien
Town Of 1770
Der Autor
 
Melanie Krauss berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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