Canada und Alaska

Reisezeit: Mai / Juni 2007  |  von Franzi S.

Dritter Landausflug in Skagway

Donnerstag, 24. Mai 2007

Der Jet Lag lässt uns langsam aus seinen eisernen Händen. Statt wie gewohnt um vier Uhr erwachen wir erst um sieben Uhr. Da unser gebuchter Ausflug erst am Nachmittag beginnt, können wir den Tag gemütlich angehen.

Ein Blick zum Fenster hinaus zeigt uns, dass wir bereits ankern. Rund herum erblicken wir Berge mit verschneiten Gipfeln und bewölkten Himmel, obwohl uns der Wetterbericht eigentlich Sonne versprochen hat. Von Skagway sehen wir weit und breit nichts. Im TV erkennen wir dann auch warum. Es gibt im TV einen Schiffskanal, der uns immer darüber informiert, wo wir uns gerade befinden. Eine Kamera zeigt uns einen Blick über den Bug hinaus. Und so erkennen wir, dass sich Skagway direkt vor unserem Schiff befindet. Natürlich sind wir nicht alleine hier. Steuerbordseitig ankert bereits die MS Statendam und die Sun und Sea Princess. Das wird wieder einen Menschenauflauf geben...

Die Riesen der Meere überragen alles

Die Riesen der Meere überragen alles

Im Seven Seas Restaurant geniessen wir ein leckeres Frühstück, danach machen wir uns parat für den Landgang. Obwohl die Wolken tief hängen, regnet es nicht. Das ist für Skagway nicht selbstverständlich. Irgendwo haben wir aufgeschnappt, dass Skagway letztes Jahr ganze 10 Tage hatte, wo es nicht nass war. Super! Da scheinen wir heute ja hochsommerliches Wetter geniessen zu dürfen.

Ein 10 minütiger Fussmarsch bringt uns ins Städtchen. Zwei Worte bringen das Thema Skagway auf einen Punkt: Gold Rush! Auf einen Blick erkennen wir die Lebendigkeit des wilden Westens und fühlen uns wie mitten in einem Goldrausch-Freilichtmuseum. Der alte Teil von Skagway steht schliesslich auch unter historischem Schutz und ist bekannt als Klondike Goldrush National Historical Park. An der Hauptstrasse, dem Broadway, reihen sich Originalgebäude aus der Zeit ab 1897, als Skagway die grösste Stadt Alaskas war. Hier und im benachbarten Dyea landeten über 20 000 hoffnungsvolle Goldsucher und begannen auf zwei Routen den mühevollen und gefährlichen Marsch über die Berge zu den Quellseen des Yukon River.

Dieses Denkmal ist den Goldgräbern gewidmet

Dieses Denkmal ist den Goldgräbern gewidmet

Die Goldsucher waren aber nicht die ersten Bewohner, bereits 1887 hatten sich hier Captain William Moore und sein Sohn niedergelassen. Sie transportieren die Post von Juneau zu den Goldfeldern bei Fortymile und Circle City am Yukon. Die Moores waren überzeugt davon, dass es über kurz oder lang zu einem wirklich grossen Goldfund kommen mussten, sie suchten und entwickelten mit der Hilfe von einen Tlingit-Indianer, der später zu den Entdeckern des Goldes am Klondike gehörte, die Route über den White Pass. Sie war zwar länger als der Weg über den Chilkoot Pass, dafür war sie weniger steil und konnte mit Packpferden begangen werden.

Im Juli 1897 landete das erste Schiff mit goldhungrigen "Stampeders", und in wenigen Monaten entstand eine Stadt aus Holzhäusern. Die Moores, die einen Anspruch über 60 Hektar Land hatten registrieren lassen, wurden kurzerhand enteignet. Ebenso die Indianer. Schon ein Jahr später begann der Bau der Eisenbahnstrecke über den White Pass.

Skagway, mit eisfreiem Hafen an der Inside Passage und Eisenbahn, etablierte sich als Warenumschlagplatz und Tor zum Landesinnern. Mit der Depression in den 1930er Jahren wäre beinahe das Aus für Skagway gekommen. Erst der Bau des Alaska Highways brachte während des Zweiten Weltkriegs der Beinahe-Geisterstadt neues Leben. Die Züge der "White Pass & Yukon Route Railroad" beförderten rund um die Uhr Menschen und Material für den Strassenbau nach Whitehorse. In den Nachkriegszeiten diente Skagway den Blei-Zink-Minen des Yukon als Verschiffungshafen. Mittlerweile ist der Tourismus zur Haupteinnahmequelle geworden.

Das ist ein beeindruckender Schneepflug...

Das ist ein beeindruckender Schneepflug...

Heute wohnen ca. 700 Leute in Skagway, welches aus drei Haupt- und 20 Nebenstrassen besteht. Zwischen Ende Mai und September überfluten ca. 5000 bis 6000 Touristen von den Kreuzfahrtschiffen den Ort und machen daraus eine Atmosphäre zwischen Jahrmarkt und Disneyland. Tja, und da stecken wir mitten drin!

Der historische Bahnhof

Der historische Bahnhof

Was sich jetzt ziemlich schräg anhört, entpuppt sich aber als ein erfreuliches Erlebnis. Anders als in Juneau hegt und pflegt man das Städtchen mit viel Liebe. Obwohl natürlich auch hier der Konsum die wichtigste Einnahmequelle ist, sind die kleinen Lädeli mit viel Geschmack eingerichtet und verkaufen schöne Handwerke, natürlich nebst dem üblichen Kitsch. Der Boardwalk ist aus Holz und die gepflegten Häuser inklusive Saloons und kleinen Hotels lassen uns wirklich wie im wilden Westen fühlen. Da stören uns auch die vielen Touris nicht. Das Städtchen hat Charme.

Gleich zu Beginn entdecken wir den historischen Zug der White Pass Company. Viele haben eine Zugreise gebucht und warten gespannt auf die Abfahrt. Laut ertönt das Abfahrtssignal durch Skagway und hohe weisse Dampfwolken zeigen die Startbereitschaft der schönen Eisenbahn.

Eine schöne historische Lok

Eine schöne historische Lok

Wir spazieren die ganze Hauptstrasse hinauf und hinunter. Hier finden wir auch die Heimbringsel für unsere Lieben. Meine Begeisterung gehört einem Silberschmied, der wunderschöne Schmuckstücke anfertigt. Die Verkäuferin ist höchst begeistert, dass wir aus der Schweiz kommen. Ihre Grosseltern waren auch Schweizer. Leider hat sie keine Ahnung mehr, woher sie kamen. Die Wurzeln gehen vergessen. Immerhin bringt uns die gemeinschaftliche Heimat noch 20 % Rabatt beim Kauf ein. Vielen Dank!

Hier lebt der wilde Westen wieder auf

Hier lebt der wilde Westen wieder auf

Natürlich strotzt dieses Städtchen von alten Geschichten. Der Red Onion Saloon hat einen originalgetreu restaurierten Saloon, und sieht wirklich ganz toll aus. Logisch war dieser Ort zur Goldrauschzeit ein Bordell und einer der übelsten Orte. Das älteste Hotel steht ebenfalls noch, das Golden North. Man sagt es gebe hier einen Hausgeist namens "Mary". Die Dame hätte so lange vergeblich im Hotel auf die Rückkehr ihres Verlobten von den Goldfeldern gewartet, bis sie an Tuberkulose verstarb. Seitdem nehme sie in den Nächten gerne männliche Gäste in Augenschein...

Der Saloon wie zu alten Zeiten

Der Saloon wie zu alten Zeiten

Und hier das Golden North Hotel bekannt durch die Geistergeschichte

Und hier das Golden North Hotel bekannt durch die Geistergeschichte

Ein kleines fast unscheinbares Gebäude, Jeff Smith's Parlor, war das Hauptquartier von Skagways berühmtestem Gauner: "Soapy" Smith. Er war ein wortgewandter und trickreicher Gauner, der es verstand, selbst misstrauische und vorsichtige Neuankömmlingen um ihr Geld zu prellen. Es kassierte zum Beispiel für Telegramme, die nie abgeschickt wurden, da Skagway gar keine Telegrammleitung hatte. Er erpresste Schutzgelder und beschäftigte eine Horde von Taschendieben, die logen, stahlen und betrogen. Natürlich endete seine Karriere stilgerecht in einer Schiesserei. Sein Grab befindet sich 2,5 Kilometer außerhalb.

Pelze und Totempoles

Pelze und Totempoles

Wir verlieben uns wirklich ein wenig in das historische Städtchen. Doch plötzlich weht ein kalter Wind durch die Strassen vom Meer her und verursacht mir Kopfschmerzen. So kehren wir gegen Mittag zurück aufs Schiff. Damit wir unseren nachmittäglichen Ausflug gestärkt angehen können, wagen wir uns wieder einmal aufs Schlachtfeld - sprich Buffet! Um halb Zwölf öffnen sich die Pforten und der Kampf beginnt. Wir können uns noch grad einen Zweiertisch krallen. Und wir schaffen es auch noch etwas Teigwarensalat und Früchte aufs Teller zu laden. Man muss nur immer schön aufpassen, ausfahrenden Ellbögen aus dem Weg zu gehen...

Da mein Kopfweh sehr hartnäckig ist, lege ich mich noch eine Weile hin. Jürg studiert derweilen ein wenig das TV Programm. Dann um halb Zwei verlassen wir wieder das Schiff und erkundigen uns beim Ausflugspersonal, wie wir wohl zu unserer Jeeptour kämen. Mit vier andern Schiffspassagieren warten wir in einem kleinen Häuschen bis wir von Dusty abgeholt werden. Mit dem Kleinbus geht's auch noch zur MS Statendam, wo weitere 8 Personen zusteigen. Dann werden wir etwas außerhalb von Skagway auf einen Campingplatz geführt, wo Dusty seinen zutraulichen Hund zulädt. Dann endlich geht's auf einen grossen Parkplatz, wo 6 Jeeps auf Fahrer warten.

Jürg ist im Element - endlich wieder Autofahren!

Jürg ist im Element - endlich wieder Autofahren!

Jede Gruppe erhält einen Jeep, Jürg und ich einen knallroten. Die Jeeps selber sind durch ein Mikrofon miteinander verbunden, so dass Dusty, welcher den Jeep Tross anführt, uns jederzeit Informationen vermitteln kann. Und so geht unsere Tour los: Jürg glücklich, dass er endlich wieder ein Steuerrad in den Fingern und Pedale unter den Füssen hat!

Die legendäre Klondike Route führt uns schon bald steil und passartig in die Höhe. Der Frühling hat noch nicht Einzug gehalten. Der Schnee liegt tief und die Wasserfälle bahnen ihren Weg immer noch durch Schneemauern. Weisse Wolken hängen tief in den Berghängen und geben dem Namen "White Pass" alle Ehre. Dusty klärt uns über Funk darüber auf, dass genau diese tief hängenden Wolken dem Pass seinen Namen geben würden.

Von Meereshöhe aus führt uns die Passstrasse bis auf den 1000 Meter hohen White Pass hinauf. Parallel zum Skagway River verlief damals der berüchtigte White Pass Trail, auf dem die wohlhabenden unter den Goldsuchern mit Packpferden ihre Ausrüstung über die Berge zum Bennet Lake transportierten, um sie dort in Boote für die Weiterreise auf dem Yukon River zu verladen.

Blick den White Pass hinunter

Blick den White Pass hinunter

Dusty erzählt uns bildhaft wie die White Pass Route ganz harmlos als breiter Feldweg begann, sich dann aber an steilen Felswänden entlang nach oben wand. Der Weg war schlammig und schlüpfrig und scharfe Felsrippen lauerten darauf, den Pferden die Hufe zu zerschneiden. Ein falscher Tritt, ein Straucheln eines schlecht bepackten Pferdes konnte den Sturz über die Felsen hinunter ins Flussbett bedeuten.

Über 3000 Pferde, überladen und von den rastlosen Stampeders unbarmherzig vorangetrieben, verendeten 1897 auf der Strecke, bevor sie der Wintereinbruch unpassierbar machte. Die Schlucht, wo man die todgeweihten Tiere darüber hinausjagte, wenn man sie nicht mehr brauchen konnte, nannte man "Dead Horse Gulch", die Tote-Pferde-Schlucht. Ich darf mir das kaum vorstellen, es drückt einem das Herz ab!

Kurz vor der Passhöhe erreichen wir die Grenze zwischen den USA und Canada, wir verlassen Alaska und erreichen den Yukon.

Auf der Passhöhe gibt es einen Halt. Wir befinden uns hier im Niemandsland. Die USA haben wir zwar verlassen, aber den canadischem Zoll noch nicht passiert.

Auf der Passhöhe im Niemandsland

Auf der Passhöhe im Niemandsland

Zu unseren Füssen liegt der Goat Lake, welcher winterlich unter einer dicken Eisschicht steckt. Unterhalb unseres Aussichtspunkt verlaufen die Schienen der Eisenbahn. Ein kalter Wind weht über die Hochebene und der Schnee und die weissen Wolken lassen alles kalt und einsam erscheinen. Doch in östlicher Richtung beginnt sich die Wolkendecke zu zerteilen und erste blaue Himmelsfetzen erscheinen am Horizont.

Der Goat Lake

Der Goat Lake

Am Horizont reissen die Wolken langsam auf

Am Horizont reissen die Wolken langsam auf

Wir passieren den Canadischen Zoll, wo unsere Pässe überprüft werden, dann geht die Fahrt weiter in den Yukon hinein. Unsere Strecke führt uns durch eine alpine Tundralandschaft, die langsam vom langen Winterschlaf erwacht. Das Hochtal ist überzogen von kurz gewachsenen Fichtenbäumen und unter Eisdecken versteckten Seen.

Was wir auch erblicken, bestätigt Dusty über Funk: "It's clearing up!" Und urplötzlich fahren wir unter einem strahlendblauen Himmel, die Sonne scheint und die weissen Wolken bleiben zurück über dem White Pass. Was für ein Wechsel von Alaska in den Yukon. Ich bin völlig entzückt. Nicht nur über den Wetterwechsel, sondern auch über den Wechsel der Landschaft.

Wir sind im Yukon! What a feeling...

Wir sind im Yukon! What a feeling...

Wir befinden uns in der märchenhaften Wildnis des Yukon! Schon im Reiseführer stand, dass die Chancen für diesen Wetterwechsel gut stehen. Denn die trockene warme Luft des Innern lässt die grauen Schleier in einem wild wirbelnden Chaos auflösen und verschwinden. Wahnsinn!

Unser Highway folgt dem Tutshi Lake, welcher von hohen, teilweise immer noch verschneiten Bergen umrahmt wird. Das klare blaue Wasser bildet einen herrlichen Kontrast zu den teilweise rot schimmernden Berghängen. Immer wieder entdecken wir Überreste von Gebäuden und Minen, die an die mehr oder weniger erfolgreiche Suche nach Gold erinnern. Immer wieder gibt es einen Halt an einem erhöhten Aussichtspunkt über den Seen, wo wir die Gegend geniessen und alles filmisch und fotografisch festhalten können.

Die Landschaft ist traumhaft!

Die Landschaft ist traumhaft!

Manche Seen sind gerade am Auftauen, so dass Eisplatten das Bild eines riesigen Eiscocktails vermitteln. Es ist wunderschön und ich schwöre mir, dass wir eines Tages hierhin zurückkehren werden. Nicht mit dem Schiff sondern in einem Motorhome, um diese wilde Landschaft über Wochen geniessen zu können.

Der See, der wie ein Eiscocktail aussieht

Der See, der wie ein Eiscocktail aussieht

Die Fahrt ist schlicht märchenhaft. Ich kann mich an der einsamen Wildnis kaum satt sehen. Ein tiefblauer See löst den nächsten ab und ab und zu macht uns Dusty auf wilde Ziegen aufmerksam, die irgendwo in Berghängen herum klettern.

Nach zwei Stunden Fahrt erreichen mitten im Nowhere den Ort Carcross. Idyllisch liegt das einsame Städtchen an den Ufern des Natassaheenie Rivers. Carcross war ursprünglich ein indianisches Jagdcamp mit dem Namen Caribou Crossing. Nach dem Eisenbahnbau entstand hier ein Umschlagplatz für Passagiere und Fracht auf die Raddampfer, die die Verbindung zu den Orten am Oberlauf des Yukon und zu den Goldvorkommen bei Atlin herstellten. Dummerweise gab es auch in British Columbia und Alaska Orte mit dem gleichen Namen, was zu erheblicher Konfusion bei der Postzustellung führte. Ein Bischoff, der hier eine Mission betrieb, veranlasste dann die Namensänderung in Carcross, wohl weil er nie wusste, in welchem Caribou Crossing denn nun seine Post auf ihn wartete.

Hier gibt es einen weiteren Halt. Es ist herrlich warm und wir haben schönsten Sonnenschein. Ein 360 ° Blick zeigt schnell einmal, dass wir uns wirklich am Ende der Welt befinden! Weitläufige Gebirge umrunden das breite Hochtal und Carcross selber besteht aus einer Hauptstrasse mit einer historischen Eisenbahnstation, einem Hotel und einem stilechten Krämerladen. Aber sonst? Gibt es eigentlich nicht viel, mal abgesehen von ein paar schäbig aussehenden Wohnhäusern auf der andern Seite des Flusses. Wow, wer hier wohnt, muss aber sehr idealistisch eingestellt sein.

Carcross - am Ende der Welt...

Carcross - am Ende der Welt...

Dusty führt uns in den historischen Bahnhof, wo wir äußerst freundlich mit einem kleinen Buffet empfangen werden. Es gibt Crackers mit Lachspastete und Caribou Wurst. Alles schmeckt hervorragend und die Leute geben sich riesig Mühe uns gut zu bewirten. Ich bin höchst beeindruckt!

Jürg und ich spazieren noch ein wenig über die staubige Hauptstrasse und besuchen den altmodischen Krämerladen. Dort erhalten wir leckeren Kaffee und wiederum werden wir aufs freundlichste begrüsst und bedient. Danach begeben wir uns hinunter an den Fluss, wo wir uns noch ein wenig umschauen.

Der Krämerladen mit der netten Bedienung

Der Krämerladen mit der netten Bedienung

Die Zeit scheint uns davonzulaufen. Von unserer 5 stündigen Tour sind bereits 3 ½ Stunden vergangen und Dusty denkt noch nicht daran wieder heimzufahren. Im Gegenteil! Die Fahrt geht weiter in den Yukon hinein zur kleinsten Wüste der Welt. Die Sandfläche zu Füssen des Caribou Mountain wurde von einem prähistorischen Gletschersee geschaffen und beherbergt ein besonderes Biotop. Der vom Bennett Lake heran pfeifende Wind verhindert im Grundsatz die Besiedlung durch Pflanzen, nur kleine Kiefern, Fichten und eine immergrüne Kriechpflanze konnten hier Fuss fassen. Der Rest besteht eben aus Sand.

Die kleinste Wüste der Welt ... im Yukon!

Die kleinste Wüste der Welt ... im Yukon!

Letzter Höhepunkt vor unserer Rückkehr ist ein Halt am farbenfrohen Emerald Lake, den die einheimischen Yukoner auch den Rainbow Lake nennen. Seine grelle, chemieverdächtige Färbung rührt vom hellen Seeboden her, der das einfallende Tageslicht reflektiert. Je tiefer das Wasser des Sees ist, desto mehr verschluckt es dabei den rot-gelben Teil der Lichtwellen. Dort, wo nur wenig Wasser den Grund bedeckt, schimmert er hellgrün durch. Leider steht die Sonne für unseren Ausblick nicht optimal. Doch an den Rändern des Sees erkennen wir die vielfältigen Blau- und Grüntöne. Ein toller Anblick!

Der farbenfrohe Emerald Lake

Der farbenfrohe Emerald Lake

Wir wären jetzt noch 50 Kilometer von Whitehorse entfernt. Doch unser Guide bläst endlich zum Rückzug. Nicht dass ich darauf wirklich scharf bin, denn ich habe mich völlig in die Landschaft verliebt. Aber unser Schiff wird wohl kaum auf uns warten... Und Dusty will uns ja noch das Jeep Feeling auf unbefestigter Strecke bieten. Ich bin ja gespannt wie er das noch unter einen Hut bringen will...

Es geht wieder Richtung Alaska

Es geht wieder Richtung Alaska

Die Fahrt führt uns über die gleiche Strecke zurück, die wir gekommen sind. Doch die Ausblicke sind immer wieder anders, es gibt kaum Worte dies alles zu beschreiben. Die majestätischen Berge, die tiefblauen Seen, die Weite und die Einsamkeit. Es ist einfach wunderschön!

Auch die Rückfahrt ist äusserst reizvoll

Auch die Rückfahrt ist äusserst reizvoll

Unterwegs meldet sich plötzlich Dusty wieder zu Wort. Er würde jetzt in eine Naturstrasse abbiegen um uns noch das Jeep Feeling zu bieten. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass wir schon ziemlich spät dran sind. Es ist halb sechs, das Schiff startet um acht, und wir sind noch nicht mal wieder in Alaska. Na wenn das mal gut geht...

Die Naturstrasse ist vieler Orts schneebedeckt und schlammige Tümpel scheinen undefinierbar tief zu sein. Vor solchen kleinen Seen mahnt uns Dusty jeweils zu warten bis er hindurch ist. Das ganze gefällt mir irgendwie nicht. Und es kommt wie es kommen muss. Dusty bleibt in einer schneebedeckten Mulde stecken! Klasse...

Ganze Gruppe halt! Alle steigen auf dem schmalen Weg aus, bahnen sich einen Weg durchs Gestrüpp um Dusty beim Manövrieren zuzuschauen. Der holt ein Abschleppseil aus dem Auto und bindet dies an den hinteren Jeep. Damit versucht er sein Auto aus dieser Mulde zu ziehen. Klappt nicht! Da unser Jeep irgendwie eine stabilere Aufhängung hat, bittet er alle Jeep Fahrer ihre Wagen um 180 ° zu drehen und Jürg und der Jeep vor uns versuchen auf dem schmalen Weg die Plätze zu tauschen. Es ist ein Chaos!! Und Jürg schüttelt nur den Kopf über solchen Schwachsinn.

Als die Jeeps gedreht haben und Jürg hinter dem stecken gebliebenen Jeep ist, hängt Dusty das Seil an unser Auto und versucht seinen Jeep so herauszuziehen, was ... wieder nicht klappt. Es hat viel zu viel Schnee um wirklich Halt zu bekommen. Und die Zeit rückt und rückt...

Der gute Mann ist am Ende seines Lateins und fragt nach Freiwilligen!

Die "Freiwilligen" schauen sich nur fragend an und Jürg ist definitiv am Ende seiner Geduld. Er bittet Dusty auf die Seite zu treten und ihn ranzulassen. "So was haben wir im Militär des öftern geübt, meint er nur...!" Er steigt in unser Auto und probiert wie Dusty zwei Mal das Auto rauszuziehen. Aber die Räder drehen immer durch. Durch kurzes Vor- und Rückwärtsfahren manövriert er unseren Jeep ein wenig von der Strasse weg ins Gebüsch. Er gibt mir den Auftrag hinter dem Auto nachzuschauen, ob es da irgendwelche Bäume oder Baumstrünke als Hindernisse gäbe. Nein, da gibt es nur Sträucher, die nicht heftig Widerstand leisten sollten. Er schaut mich stechend an und meint, okay: jetzt wird's heftig! Er fährt mit seinem Jeep ein wenig zum stecken gebliebenen Auto, legt den Rückwärtsgang ein, drückt das Gas voll durch und lässt die Bremse los. Unser Jeep macht einen Riesensprung nach hinten ins Gebüsch, das Seil hält und der andere Jeep macht einen Flug raus aus der Mulde. Wow... ich bin beeindruckt. Und nicht nur ich! Dusty atmet sichtbar auf und die andern applaudieren laut los. Grosses Schulterklopfen bei Jürg von den andern und viele "good job guy" belohnen ihn für seine Tat. Er schaut mich nur an und meint trocken: "SO macht man das in der Schweizer Armee..."

Endlich haben wir alle Jeeps gedreht, fahren noch einmal vorsichtig durch diverse Schlammtümpel und erreichen wieder wohlbehalten den Highway. Wow... was für ein 4 x 4 Abenteuer. Und die Zeit rennt und rennt...

Doch ein weiterer Höhepunkt wartet noch auf uns. Plötzlich ruft Dusty durchs Mikrofon, wir sollen sofort runter vom Gas und an den Strassenrand fahren. Warum denn das? Hey wir sind in der Wildnis und wer ist der König der Wildnis? Richtig! Gemütlich spaziert ein grosser Schwarzbär der Strasse entlang, vorbei an unserer Jeep Kolonne. Wir werden ignoriert. Ist ja schliesslich seine Strasse. Wir haben alle Zeit das schöne Tier zu fotografieren und zu filmen. Als er an uns vorbei ist, dreht er sich noch einmal um wie wenn er sich verabschieden möchte. Unsere Begeisterung ist riesig. Was für ein Ende unserer Tour.

Der König der Wildnis - er ignoriert uns...

Der König der Wildnis - er ignoriert uns...

Nun Ende ist vielleicht ein wenig übertrieben. Zeitlich müssten wir bereits auf dem Schiff sein. Doch wir sind noch nicht einmal zurück in den USA. Jetzt aber los! Rasant geht unsere Tour dem Hochtal vom White Pass zu. Die Wolken haben uns wieder und der blaue Himmel verabschiedet sich. Bye Yukon, wir kommen wieder - ganz bestimmt!

Der canadische Zöllner lässt uns problemlos passieren. Bei der Staatsgrenze gibt es noch einen Kurzhalt, damit wir uns gegenseitig vor dem "welcome to Alaska" Staatsschild verewigen können, dann Spurt den White Pass hinunter. Der gefürchtete amerikanische Zöllner lächelt sogar und lässt uns ohne grösseres Aufhebens oder lästige Fragen wieder einreisen. Das ist ja mal ganz was Neues... Es lebe Alaska!

Welcome back to Alaska

Welcome back to Alaska

Geschwindigkeitsbeschränkungen werden nicht mehr eingehalten. Rasant geht die Fahrt in die Tiefe und schon bald erreichen wir Skagway, eine halbe Stunde bevor unsere Schiff ablegen... Auf dem Parkplatz lassen wir unseren Jeep zurück und Dusty führt uns mit dem Bus zurück zum Hafen. Jeder, der den Bus verlässt, dankt Jürg noch einmal für seine Hilfe. Er ist wirklich der Held des Tages. Und auch Dusty dankt ihm noch einmal herzlich. Vermutlich hat ihm Jürg den Job gerettet...

Wir spurten aufs Schiff! Ja! Wir sind noch rechtzeitig an Bord. Was für ein Abenteuer!

Wir sind ziemlich auf den Felgen. Hunger haben wir auch keinen mehr. In voller Kleidermontur lege ich mich aufs Bett und schlafe sofort ein bis mich Jürg irgendeinmal weckt, damit ich mich noch in den Schlafanzug schmeissen kann. Ich bin todmüde... Aber es war ein wundervoller Tag, und ein ereignisreicher...

© Franzi S., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Kreuzfahrtschiff gehts von Vancouver aus in den Südwesten Alaskas. Danach geniessen wir mit dem Mietwagen die Wildnis von British Columbia.
Details:
Aufbruch: 17.05.2007
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 13.06.2007
Reiseziele: Kanada
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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