Canada und Alaska

Reisezeit: Mai / Juni 2007  |  von Franzi S.

Tag 5 auf See - es geht wieder südwärts

Freitag, 25. Mai 2007

Unsere beiden Tage sind angebrochen, wo wir nur noch auf dem Schiff sein werden. Die Landgänge sind vorbei.

Als ich zum Fenster hinaus schaue, erblicke ich graue Endlosigkeit. Das Meer ist grau, der Himmel ist grau. Kein Horizont ist zu sehen, und das Meer liegt wie ein ruhiger grauer Teppich vor uns. Meine Fantasie-verliebte Seele erzählt Jürg, dass wir in einer Zeitlosigkeit durch einen endlosen Raum gleiten und irgendwann in einer völlig anderen Zeitrechnung wieder auftauchen werden. "Der letzte Countdown" lässt grüssen... Jürg hat immer viel "Verständnis" für so was...

Wir gehen den Tag gemütlich an, geniessen einen Kaffee auf dem Zimmer. Dann spazieren wir durchs Atrium und Casino zum Seven Seas Restaurant, wo wir uns ein leckeres Frühstück bestellen. Es geht doch nichts über einen Tagesbeginn mit Waffeln, Sahne und vielen Früchten. Jürg mag nicht Süsses zum Frühstück, er entscheidet sich lieber für eine Omelette.

Kunst vor dem Eingang zum Seven Seas Restaurant

Kunst vor dem Eingang zum Seven Seas Restaurant

Um die ganzen Kalorien wieder loszuwerden, schmeissen wir uns in warme Klamotten und laufen wacker ein paar Mal auf dem Promenadendeck ums Schiff. Ich habe meinen Fotoapparat umgehängt und es lohnt sich. Mit Sperberaugen beobachten wir die graue Suppe um uns herum und entdecken unter mehreren Malen Wasserfontänen von auftauchenden Walen. Wow...

Yeah ... ein Wal entschwindet in die Tiefe!

Yeah ... ein Wal entschwindet in die Tiefe!

Die Regenwolken hängen tief

Die Regenwolken hängen tief

Nach fünf Tagen auf dem Schiff ist es doch mal an der Zeit die Einkaufsmöglichkeiten unter die Lupe zu nehmen. Immerhin sind wir da in zollfreien Gewässern, was ja auch überall gross angekündigt wird. Billiges Shopping...

Gegen Mittag begeben wir uns in die Observation Lounge, wo wir es uns an einem der schönen Tische an den grossen Panoramafenster gemütlich machen. Jeder hat was zum Lesen dabei. Zuerst gibt's Kaffee dazu, dann ein Glas Wein zum Apéro. Immer wieder beobachten wir das Meer und hoffen wieder Wale zu sehen. Nun sind wir ja schon drei Mal an der Westküste Kanadas gewesen und haben noch nie Orcas zu Gesicht bekommen, was uns wurmt. Plötzlich zeigt Jürg aufs Meer hinaus und tatsächlich platscht ein grosser dunkler Leib zurück ins Wasser. Jürg behauptet steif und fest, das wäre ein Orca gewesen, der mit offenem Maul aus dem Wasser gesprungen wäre. Er hätte genau die schwarz-weisse Zeichnung erkannt! Ich kann das leider nicht bestätigen, da ich zu spät geguckt habe. Da mich Jürg aber würgen wird, wenn ich hier was gegenteiliges schreibe, bestätige ich hiermit offiziell seine Sichtung eines Orcas!

Nach zwei Stunden fallen mir die Augen zu. Zudem hält ein amerikanischer Motivationstrainer ein Seminar zum Thema Nichtrauchen ab, natürlich mit der USA-eigenen Art zu Show und Übertreibung. Nix für uns...

Also spazieren wir zurück in unser Zimmer, schalten den Kinokanal im TV ein und bekommen nicht mal mit, was läuft, da wir beide kurzerhand einschlafen. Ein Nachmittagsnickerchen ist doch was Feines...

Um halb Fünf weckt mich Jürg. Unbemerkt hat er die Kabine verlassen zu einem weiteren Rundgang. Aber nun ist es auch für mich Zeit wieder aufzustehen. Wir spazieren zur Fotogalerie. Immer wenn man das Schiff verlässt, wartet irgendwo ein komisches Maskottchen vor Ort und man hat keine Chance sich daran vorbei zu schleichen, ohne dass einem der Fotograf links und rechts davon postiert um das obligate "wir-waren-in-wo-auch-immer-gewesen" Foto zu schiessen. Bei über tausend Passagieren ist es schon eine Kunst sein Foto zu finden, auch wenn sie zeitlich schön gestaffelt sind. Aber irgendwann erkennen wir unsere Köpfe. Da wir halt nie zusammen auf einem Foto sind, kaufen wir uns zwei der Bilder und bezahlen selbstverständlich einen horrenden Preis dafür. Darin inbegriffen ist ein ledernes Buch, das als Bilderrahmen dient und das Fräulein hat überhaupt kein Verständnis für uns, dass wir den nicht wollen. Er sei ja im Preis inbegriffen... Haben wir begriffen, wollen wir aber trotzdem nicht!

Um halb sechs haben wir Hunger. Im Seven Seas Restaurant erhalten wir wiederum einen schönen Zweiertisch am Fenster. Man wird am Eingang jeweils gefragt, ob man an einen Tisch mit anderen Passagieren möchte oder nicht. Wir sind fürs "nicht", da wir nicht unbedingt beim Abendessen Kontakt suchen. Da geniessen wir lieber unsere Ruhe.

Zur Vorspeise gibt's tropische Früchte, danach für mich Ravioli gefüllt mit Hummer und ein paar Tigershrimps und für Jürg Reis mit irgendeinem Fleisch. Alles sehr lecker zubereitet! Dazu köpfen wir eine Flasche von unserem Lieblings-Rosé, dem Beringer White Zinfandel. Zum Dessert gibt's "white chocolate mousse", was sich aber mehr als Kuchen herausstellt als Mousse, wie wir es kennen. Aber die Küche ist wirklich Spitze, darin sind wir uns einig.

Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass der Seegang draussen weitaus rauer sein muss als heute Nachmittag. Oder liegt das am Ende am Wein?? Wir reden uns ein es seien die hohen Wellen...

Beim Spaziergang durchs Schiff gelangen wir zur Windjammer-Bar, wo gerade Country Music gespielt wird. Die drei Jungs sind wirklich gut, nur sieht es etwas lustig aus, wenn drei Asiaten "Take me home country road" singen. Cowboys stellen wir uns irgendwie anders vor...

Die Musikgruppe bringt wirklich Stimmung in die Bude! So setzen auch wir uns an die Bar und geniessen den guten Sound. Blöderweise gibt's noch eine tolle Bar-Karte und es kommt wie es kommen muss, ich probiere noch einen speziellen Martini aus mit Kirsche und so, der ganz toll schmeckt und den rauen Seegang erfolgreich verstärkt. Wir müssen in einem Sturmtief sein...

Nun Jürg ist der Mann der Stunde und bringt mit nach Ende des Konzerts erfolgreich wieder in die Kabine. Und um halb Neun schwebe ich bereits selig wieder im Reich der Träume. Es ist wirklich kaum zu glauben, wie viel wir hier auf dem Schiff schlafen, und es tut uns saumäßig gut!

© Franzi S., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Kreuzfahrtschiff gehts von Vancouver aus in den Südwesten Alaskas. Danach geniessen wir mit dem Mietwagen die Wildnis von British Columbia.
Details:
Aufbruch: 17.05.2007
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 13.06.2007
Reiseziele: Kanada
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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