Ostfriesland für Fischliebhaber und Nicht-Wassersportler

Reisezeit: September 2023  |  von Herbert S.

Ostfriesland Mitte - (Aurich u.a.)

Aurich

Wir haben einen bestimmten 'Auftrag': Anläßlich eines Stadtbummels in Aachen trafen wir den bekannten Aachener Künstler Albert Sous (Goldschmied und Metall-Bildhauer) in seinem derzeitigen Ausstellungsraum. Im Rahmen eines langen Gesprächs erfuhren wir, dass er in Aurich den sogenannten Sous-Turm errichtet hat, dessen Modell wir vor Ort anschauen können. Wir wollen ihn natürlich auch im Original sehen. (interessanterweise ist er auf dem städtischen Prospekt gar nicht vermerkt)
Der Sousturm wurde zwar von der Stadt Aurich in Auftrag gegeben, aber an ihm scheinen sich die Gister aber immer noch zu scheiden.

Wir navidieren aber zunächst zum Auricher Schloß, um von dort die Stadt zu erkunden.
Ursprünglich gab 1447 in einer Burg einen Wohnsitz der Häuptlingsfamilie Cirksena. Während der Zugehörigkeit zum Königreich Hannover (1815-1866) stellte man allerdings den schlechten Zustand der Burg fest, trug diese komplett ab und erbaute auf den alten Grundmauern das neue, heutige Schloss. Die Bauzeit betrug vier Jahre (1851-1855), wobei der untere Teil des Südflügels mit Turm noch aus dem 15. Jahrhundert stammt.

Das ehemalige Marstallgebäude auf dem Schlossplatz, eines der schönsten Bauwerke der Stadt, wird heute vom Niedersächsischen Landesamt für Bezüge und Versorgung genutzt.

Über die Burgstrasse (Geschäftsstrasse) erreicht man den Marktplatz, der allerdings wegen Bauarbeiten nahe zu unzugänglich ist.

Um dem Marktplatz eine Sehenswürdigkeit zu geben, beauftragte die Stadt Aurich den aus Würselen bei Aachen stammenden Künstler Albert Sous, eine Plastik zu entwerfen. 1990 wurde das Kunstobjekt, ein 25 Meter hoher Turm, der aus mit Plexiglas verkleidetem Stahlrohr besteht, aufgestellt. Die Baumaterialien waren im Wesentlichen Abfälle aus dem Forschungszentrum Jülich. Das Bauwerk war und ist nicht unumstritten. Am Turm selbst ist ein Schild angebracht, das auf die Auseinandersetzungen über den Sous-Turm eingeht. Zitiert wird darauf der Emder Publizist Henri Nannen mit den Worten: "Der Turm in Aurich ist anstößig, und Kunst muss Anstöße geben, also anstößig sein".

Der Turm soll verschiedene Zivilisationsstufen darstellen. Doch häufig bei moderner Kunst, erschließt sich der Sinn des Werkes oder die Absicht des Künstlers nicht auf den ersten Blick. Die Interpretation bleibt dem Betrachter überlassen.

"Auricher Tauchsieder" oder "futuristischer Schrotthaufen".

"Auricher Tauchsieder" oder "futuristischer Schrotthaufen".

Die Markthalle auf dem großen Platz ist an ihren Seitenaußenwänden mit den verschiedenen Handwerksberufen zugeordneten Plastiken versehen.

Neben der Burgstrasse befindet sich der Lambertshof mit 1832 bis 35 neu erbauter Lambertikirche. Innen wäre (wenn nicht wieder geschlossen) der sehenswerte „Ihlower Altar", um 1500 von der Lukas-Gilde in Antwerpen geschnitzt.
Hier befindet sich Aurichs ältester Gebäudekomplex mit Kirchturm und den gegenüber liegenden Häusern (Hansteinsche Haus und der Gaststätte „Ewige Lampe"). Der Glockenturm ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt.

Die evangelisch-lutherische Lamberti-Kirche wurde 1834/35 im klassizistischen Stil als Nachfolgebau einer zweischiffigen Kirche errichtet. Der Kirchbau geht auf Pläne des Architekten und Baumeisters Conrad Bernhard Meyer zurück, der in Aurich weitere Gebäude entworfen und ausgeführt hat.

Bis hierhin reichte früher der Auricher Hafen. Ankommende Schiffe wurden mit einer Glocke (Pingel) begrüßt. Deshalb wurde das Hafenwärterhaus auch „Pingelhus" genannt.

Ostfriesische Landschaft
Das schmucke Neu-Renaissance-Gebäude der Ostfriesischen Landschaft ist ein ehemaliges regionales Ständeparlament, das heute Tradition und Kultur bewahrt und fördert. Nebenan befindet sich die Bibliothek.

Da die Stiftsmühle als höchste zu besichtigende historische Windmühle ebenfalls wegen Renovierrung geschlossen ist, bleibt uns nur eine etwas außerhalb liegende
Sehenswüdigkeit: wieder einmal ein Hünengrab.
Das Grosssteingrab Tannenhausen ist das größte Norddeutschlands. Es handelt sich um eine 5000 Jahre alte Megalith-Grabstätte der Trichterbecherkultur.

Die drei originalen Findlinge , im Volksmund 'Butter, Brot und Käse' genannt, wurden 2014 um sieben weitere mannhohe und fünf Tonnen schwere Steine ergänzt. Als Rekonstruktion mit 12m langer und 3 m breiter Grabkammer gibt sie einen realistischen Eindruck wie sie ausgesehen haben könnte.

© Herbert S., 2023
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach langer Zeit (Corona und 3 abgesagten Urlauben) können wir uns noch einmal aufraffen, ein Stück unerlebtes Deutschland zu entdecken. In der Zeitschrift Landlust hat meine Frau Ulrike eine Ferienwohung entdeckt, die uns reizt. Auf der Hinfahrt sind allerdings in den Niederlanden noch ein paar Besichtigungen eingeplant.
Details:
Aufbruch: 10.09.2023
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 19.09.2023
Reiseziele: Niederlande
Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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