Ostfriesland für Fischliebhaber und Nicht-Wassersportler

Reisezeit: September 2023  |  von Herbert S.

Hünengrab-Center in Borger: Urzeitpark

Im Urzeitpark (4) soll die Geschichte von 150.000 Jahren Vergangenheit des Hondsrug Gebietes in wahrer Größe veranschaulicht werden.
Entlang eines Pfades kann man Objekte in wahrer Größe, wie z.B. eine Rentierjägerhütte, eine Moorbrücke, einen Tempel (gefunden im Moor), Bauernhäuser aus der Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit inklusiv Acker sehen.

Die Neandertaler erreichten Europa vor 300.000 Jahren. Die nördlichen Niederlande lagen am Rand ihres Lebensraums.
Neandertaler hatten keinen festen Wohnort. Sie lebten nomadisch und schlugen ihr Lager dort auf, wo sie gerade übernachten mussten. In den Niederlanden deutet nichts darauf hin, dass sie Hütten gebaut hätten. Die charakteristischen Fundstücke der Neandertaler sind die Faustkeile. In den Nieder landen wurden davon etwa hundert Stück gefunden.

Nachbau einer Hütte aus dem Zeitalter der Rentierjäger. Sie lebten während der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren in unserer Landschaft und folgten den Rentier-Herden. Die Rentierjäger liefern uns die ersten Hinweise auf das Bauen von Hütten oder Zelten. Wie diese Bauwerke genau ausgesehen haben, ist allerdings nicht bekannt.
Mithilfe der spärlich verfügbaren Informationen versucht man, sich ein Bild von diesen Hütten zu machen. Wahrscheinlich wurde zunächst eine Basis
aus Büschen oder kleinen Bäumen gebaut, die dann mit Häuten, Blättern oder anderem pflanzlichen Material bedeckt wurde. Die Hütten hatten einen Durchmesser von mehreren Metern. Steine wurden möglicherweise dazu verwendet, das Bauwerk an den Rändern zu verstärken oder Häute am Boden zu fixieren.

Rekonstruktion einer Hütte, wie sie in der Mittelsteinzeit vor etwai 12.500 - 6000 Jahren von Menschen bewohnt wurde. Man wohnte damals nicht an einem festen Ort, sondern zog von Hütte zu Hütte.
Nachdem das Klima wärmer geworden war, entwickelten sich die nördlichen Niederlande von einer Tundra zu einem Waldgebiet. Dieses wurde von diversen Tieren wie Wisenten, Elchen, und Auerochsen bevölkert. Der Mensch lebte von der! Jagd auf diese verschiedenen Wildarten und dem Sammeln von essbaren Pflanzen. Das Sammeln von Nahrung war im Vergleich zur Altsteinzeit eine wichtige Nahrungsquelle geworden.

Auf einem kleinen Hügel liegen Gesteinstücke von Phonolith, oder Klangstein (phone - Klang, lithos - Stein). Diese Steine erzeugen einen schönen Klang wenn man ihn antippt. Aber das muss nicht unbedingt ein schöner Klang sein. Phonolith kann einen musikalischen Klang erzeugen, der zum Musizieren verwendet werden kann. Wenn man mehrere Steine zusammensetzt, die sich im Klang unterscheiden, erhält man ein Musikinstrument. Ein solches Instrument wird Lithophon genannt. Es gibt eine auf der Spitze des Hügels. Lithophone gab es schon in vorgeschichtlicher Zeit an verschiedenen Orten der Welt. In den Niederlanden wurden sie nicht gefunden.

Vor 5200 bis 5000 Jahren wurden in Drenthe nach Schätzungen ungefähr 100 Hünengräber errichtet, von denen noch 54 Stück erhalten sind. Was wir jetzt noch in der Landschaft sehen, sind die Überreste von dem, was früher einmal Hügel war, in dem sich ein Bauwerk aus großen Findlingen befand.

Außer den Hünengräbern wurden auch andere Gräber errichtet, sogenannte Grabhügel: prähistorische Hügel, in denen Menschen begraben wurden. In den Niederlanden sind mehr 3.000 Grabhügel bekannt! Manche befinden sich allein in der Landschaft, manchmal liegen sie in Gruppen zusammen oder sind Teil eines Grab- oder Urnenfelds. Die Verstorbenen wurden in einer tiefen Kuhle, Kiste oder Urne beigesetzt. Bei Letzterem handelt es sich um Überreste von Kremationen. Grabhügel variieen in ihren Abmessungen und Materialien pro Gebiet und Periode. Ein hoher Status und Reichtum der Verstorbenen bedeutet einen anderen Grabtypus - größer und mit mehr Grabbeilagen. Nach dem Aufwerfen des Hügels wurde der Grabhügel zum Begraben anderer Verstorbener in späteren Perioden verwendet. Der Grabhügel hier hat einen doppelten Pfostenkreis, wie er auch an anderen Orten gefunden wurde!

Nach der letzten Eiszeit entstanden in den Niederlanden zahlreiche Moore. Während der Urbarmachung - viel später - fand man Gebrauchsgegenstände, Rohstoffe und Moorleichen, aber auch Infrastruktur.
Bereits ab derJungsteinzeit baute man lange Holzwege durch das Moor, um das gefährliche Gebiet zu durchqueren. Auffallend sind jedoch auch Wege, die nirgendwo hinführen und als Wege zu Opferplätzen interpretiert werden können.
Die frühesten Moorpfade wurden aus Baumstämmen errichtet.
Möglicherweise dienten sie auch als Handelsrouten.

In einem Moorgebiet in der Nähe von Emmen bei Barger-Osterveld wurden die Überreste eines 2x2m großen Holztempels gefunden. Er stammt aus der mittleren Bronzezeit und ist einmalig in den Niederlanden.
Die Überreste umfassen ein Fundament aus Eichenholzbretterm mit 8 Pfählen, das von einem Steinkreis umgeben ist.
Oben auf den Pfählen lagen Querbalkon mit hornförmigen Enden. Das Ganze ist von Steinen umgeben. In der Mitte befinden sich vier Baumstämme, auf denen wahrscheinlich ein Brett lag, um Opfer dazubringen. Die hornförmigen Enden könnten darauf hinweisen, das Rinder eine besodnere Rolle in der Bronzezeit spielten, auch bei Ritualen.

der kleine Tempel von Barger-Osterfeld

der kleine Tempel von Barger-Osterfeld

Nach den Hünengräben werden die Toten in Grabhügeln aus Erdeund Torf begraben! DerGrabhügel ist der Nachfolger des Hünengrabes.
Wir kennen Grabhügel aus de Jungsteinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit. Es sind viele verschledene Grabhügel bekannt, mit oder ohne Graben, Pfahlkreis, Findlingen und Totenhäuschen.
Der Grabhügel hier ist eine Rekonstruktion des Grabes des sogenannten Häuptlings von Drouwen aus der frühen Bronzezeit. Das Grab besteht aus einem Hügel mit einem umgebenden Graben und einem Totenhäuschen darauf. Der Häuptling von Drouwen muss eine wichtige Person seiner Zeit gewesen sein. Dies schließen Archäologen aus den umfangreichen Grabbeigaben, die dem Häuptling mit ins Jenseits gegeben wurden. Das älteste Schwert der Niederlande stammt aus diesem Grab.

Einzelgrabkultur (2900-2500 v. Chr.)
Nach den Hünengräbern werden die Toten in der Jungsteinzeit in Grabhügeln aus Erde und Torf begraben. Zu Zeiten der Einzelgrabkultur wurde eine rechteckige Grube ausgehoben, auf die der Erdhügel aufgeworfen wurde.
Skelettrste wurden selten gefunden, doch manchmal war eine Leichensilhouette erkennbar. Dadurch weiß man, dass die Toten mit angezogenen Knien auf der Seite lagen.

Das letzte Hünengrab, welches in den Niederlanden ausgegraben wurde ist das Hünengrab mit der Kennzeichnuiig D26, auf dem Drouwefeld. Im Jahr 1968 wurde das Hünengrab, unter der Leitung vom Archäologen Jan Albert Bakker, genauestens unter die Lupe genommen. Während der Ausgrabung wurden viele Tonscherben, Werkzeuge aus Feuerstein, Pfeilspitzen und Bernsteinperlen gefunden. Die Töpfereien würden aufwändig restauriert und befinden sich im Museum des Centrums.

D26 - Ausgrabung 1968 -

D26 - Ausgrabung 1968 -

© Herbert S., 2023
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach langer Zeit (Corona und 3 abgesagten Urlauben) können wir uns noch einmal aufraffen, ein Stück unerlebtes Deutschland zu entdecken. In der Zeitschrift Landlust hat meine Frau Ulrike eine Ferienwohung entdeckt, die uns reizt. Auf der Hinfahrt sind allerdings in den Niederlanden noch ein paar Besichtigungen eingeplant.
Details:
Aufbruch: 10.09.2023
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 19.09.2023
Reiseziele: Niederlande
Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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