La Moselle - Eine Reise auf den Spuren eines Flusses, Teil 2
Das ist das Tagebuch des zweiten Teiles meiner Moselreise von der Quelle bis zur Mündung in mehreren Etappen. Im Unterschied zur ersten Etappe bin ich diesmal nicht gewandert, sondern mit dem Fahrrad von Remiremont zum Dreiländereck Frankreich-Luxemburg-Deutschland gefahren, mit Abstechern entlang des Canal des Vosges und nach Nancy.
30. 9. 2024, von Remiremont nach La Landre
Erste Etappe: von Remiremont über Epinal nach La Landre, Mo.,30.9.2024
Gare Bains-les-Bains. Hier steige ich mit meinem Fahrrad aus dem Zug. Als einziger. Der Bahnhof hat nicht einmal einen asphaltierten Bahnsteig. Der Zug fährt weiter und hier stehe ich also. Im Nichts. 20 Minuten vorher bin ich noch durch den Stoßverkehr in Epinal geradelt. Jetzt sollte ich eigentlich in La Landre sein. Ich habe eine Adresse: "La Landre, Rue de Quennechelles 5, Le Clerjus" Laut meiner Karte muß es gleich hier sein. In einem Tal, so hatte ich auf der Website der Unterkunft gelesen. Ruhig und fern aller Hektik der Städte. Wunderbar! Ich nutze nach wie vor keine Navigation. Meine letzte große Fahrradtour ist lange her und damals hatte ich schon Probleme, meine Unterkünfte zu finden. Tja, irgendwie blöd. Nicht aus vergangenen Fehlern gelernt. Immerhin habe ich einen hervorragenden Radwanderführer: "Mosel-Radweg-Frankreich" von bikeline.
Ich radele hinunter in das, was ich für das beschriebene Tal halte. Ein Hinweisschild "La Landre" hatte ich auch gesehen. Eine Ansammlung weniger, vertreuter Häuser. Ich fahre wieder aus dem Tal heraus. Das war`s schon. Kein Hinweis auf irgendein "Chambre d`hôte". Ich sehe einen Mann, frage ihn. Er spricht etwas Englisch und erklärt mir den Weg. " You see the road over there? Follow that road! After 700 - 800 meters don`t turn left, turn to the right, then you will soon see two houses. This should be the Chambre d`hôte you are looking for." Okay. Inzwischen ist es dunkel. Ich habe die beschriebene Straße gesehen und biege hinein. Es geht bergan. Ich trete in die Pedale. Zwei Häuser. Sonst nichts zu sehen. Aber das sind nicht die Häuser, die der Mann meinte. Vorher hatte ich schon die Nummer meines Gastgebers gewählt. Anrufbeantworter. Aha, mein Handy klingelt. Es ist mein Gastgeber. Ich versuche, ihm meine Situation zu erklären. "Ou êtes-vous?" fragt er. ("Wo sind Sie?"). Wie soll ich es ihm erklären? "La Landre" sage ich. "Gare Bains-les-Bains" weiß ich auch noch. Da bin ich hergekommen und jetzt bin ich wohl auf dem Weg zur Unterkunft, aber sehe nichts. Mein Französisch reicht nicht aus für eine der Situation angemessene Kommunikation. Irgendwann sagt er auf Deutsch: "Ich komme Sie abholen!". Aber wo? Ich fahre zurück, Richtung Bahnhof. Aber wo ist der? Ein Ortsschild: "Le Grand Prês". Das ist diese kleine Häuseransammlung. Ein kleines Schild mit einem Bett sehe ich dann auch. Also da geht`s runter! Der Mann von vorhin sieht mich wieder. "Didn`t find?" fragt er. "I went very far and saw two houses, but no Chambre d`hôte." antworte ich. "I can drive with my car and you can follow me, if you want." schlägt er vor. Ich willige ein. Also folge ich ihm, keuche den Berg nochmal rauf. An den zwei Häusern vorbei. Noch ein gutes Stück in den Wald hinein. Irgendwann hält er. " Yes, this is a Chambre d'hôte. There`s nothing else here!" versichert er mir, nachdem ich etwas ungläubig gefragt habe, ob es das wirklich ist. Erfreut gehe ich zur Tür eines der beiden Gebäude. Drinnen brennt Licht. Keine Klingel. Keiner geht an`s Telefon. Niemand zu sehen. Nur eine Katze streunt herum. Stille. Die Tür ist nicht abgeschlossen. Ich gehe hinein. Es sieht nach einem Ferien-Apartment aus. "Bonsoir!" Keine Antwort. Ein Fernseher läuft. Ich gehe wieder hinaus. Es ist 21 Uhr. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu warten. Bald sehe ich Scheinwerferlicht. Ein Auto kommt und biegt ein. Mein Gastgeber. Er sagt, er ist überall rumgekurvt, hat mich nirgendwo gesehen. Dennoch freundlicher Empfang. Die Gastgeberin kommt unmittelbar danach. "Bonsoir, monsieur!" "Bonsoir!" antworte ich erleichtert.. Sie zeigt mir mein Appartement. Hier bleibe ich bis übermorgen. Hilfsbereitschaft. Man ist einfach auf sie angewiesen, wenn man zu Fuß oder mit dem Fahrrad alleine in einer fremden Gegend unterwegs ist. Egal ob Stadt oder irgendwo draußen auf dem Land.
Mit Fahrrad von Remiremont nach Epinal
Am Nachmittag war ich mit dem Zug nach Remiremont gefahren, des kleinen Städtchens am Rande der Vogesen, in dem ich ein Jahr zuvor meine Wanderung in und oberhalb des oberen Moseltals beendet hatte. Den Abschnitt von der Quelle am Col de Bussang bis hierher kannte ich also bereits. Damals bin ich noch mit dem Bus bei schlechtem Wetter von Remiremont nach Epinal gefahren. Den lothringischen Teil der Moselle zwischen den Vogesen und dem Dreiländereck Frankreich- Luxemburg- Deutschland werde ich nicht als Ganzes erwandern, sondern mit dem Fahrrad zurücklegen. Dabei möchte ich mir insbesondere Nancy, Toul, Metz und die Grenzregion etwas ausgiebiger anschauen.
Als erstes wollte ich die ca. 30 Kilometer lange Strecke von Remiremont nach Epinal mit dem Fahrrad fahren, dann von Epinal aus den Zug bis zum Bahnhof "Bains-les-Bains" nehmen, in dessen Nähe, in La Landre, ich eine Unterkunft gebucht habe. Dort wollte ich einen Tag bleiben und anschließend die in meinem Radwanderführer als lohnender Abstecher empfohlene 60 Kilometer lange Strecke am Canal des Vosges zurück nach Epinal radeln. Das obere Moseltal von Remiremont über Eloyses und Archettes nach Epinal ist einfach zu schön, als daß man es einfach so "links liegen lassen" konnte, so dachte ich mir und so ist es dann auch, obwohl der Radweg durchweg an der Straße verläuft. Hinter Eloyses stelle ich das Fahrrad an der Straße ab und gehe zum Moselufer. Hier mäandert der noch junge Fluss ganz ungehindert, fließt mit schneller Strömung hier und da um Kiesbänke, kleine Inselchen und einzelne Bäume herum. Ein Baby ist er nicht mehr, sondern schon ein Heranwachsender. In Le Thillot hat er bereits den Ruisseau de Ménil aufgenommen und sich bei Saint-Etienne-les-Remiremont mit der 48 Kilometer langen Moselotte vereinigt. Ein kurzes Stück weiter, in Jarmenil, mündet die 50 Kilometer lange Vologne in die Moselle.
Es ist herbstlich. Die Temperatur ist angenehm. Ab und zu nieselt es, aber immer nur kurz. Die Wettervorhersage ließ nichts Gutes erwarten. Wieder einmal habe ich Glück.
Aufbruch: | 30.09.2024 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 10.10.2024 |