La Moselle - Eine Reise auf den Spuren eines Flusses, Teil 2

Reisezeit: September / Oktober 2024  |  von Jörg König

5. 10. 2024, von Nancy nach Toul

4. Etappe: Radtour von Nancy nach Toul, Sa., 5.10.24

Als ich am Morgen die Vorhänge meines Hotelzimmers zurückziehe und das erste Tageslicht und die frühe Morgenluft hereinlasse, sehe ich strahlend blauen Himmel. Es ist recht kalt, vielleicht 5 Grad Celsius.

Hier durch Nancy fließt die Meurthe. Da ich ja eine Moselreise mache, will ich heute wieder da hin fahren, wo ich vorgestern die Moselle verlassen habe und an der weiten Schleife entlang radeln, die zunächst nach Toul führt, wo die Mosel ihren westlichsten Punkt erreicht, bevor sie wieder in östliche Richtung fließt. Bei Custines, einige Kilometer hinter Nancy, nimmt sie die Meurthe auf, bevor sie weiter in nördliche Richtung fließt. Die Strecke entlang der Moselschleife ist 55 Kilometer lang. Da ich aber erst aus Nancy rausfahren muß, um an die Mosel zu kommen und am Ende wieder nach Nancy rein -weil ich ja noch eine Nacht dort gebucht habe-, wäre es eine echte Mammuttour, die ich mir nicht zumuten möchte. Ich muß mir eingestehen, daß ich die Entfernung bei meiner Planung falsch eingeschätzt habe. Es soll ja auch genügend Zeit sein, die alte Bischofsstadt Toul mit ihrer mächtigen Kathedrale ein wenig zu besichtigen. Also beschließe ich, nur bis Toul zu radeln und von da mit dem Zug die restliche Strecke über Liverdun nach Nancy zu fahren.

Ich möchte nicht nochmal den ganzen Weg nach Nancy und am Marne-Rhin-Kanal und am Canal de Jonction entlang fahren, bis ich die Mosel wieder erreiche, sondern nehme mir vor, einen etwas kürzeren Weg zu fahren: Von Laxou über Houdemont nach Ludres und dann runter zum Moselradweg. Das heißt aber auch ein mega- langes Stück entlang stark befahrener Straßen und auf Radwegen neben der Autobahn fahren zu müssen, bis ich erstmal am eigentlichen Startpunkt bin. Aber was soll`s, als ich an der Mosel ankomme, wird es dann richtig schön. Es geht über Messein am Canal des Vosges entlang nach Neuves-Maisons.

Hier in Neuves-Maisons wurde 1979 die letzte Schleuse der Mosel errichtet. Seitdem ist die Mosel auf der 394 Kilometer langen Strecke von hier bis Koblenz auch für große Schiffe befahrbar. Die Kanalisierung der Mosel zwischen Metz und Koblenz wurde bereits 1964 abgeschlossen.

Das Stahlwerk in Neuves-Maisons ist noch in Betrieb. Hier ein Blick auf den Hafen.

Das Stahlwerk in Neuves-Maisons ist noch in Betrieb. Hier ein Blick auf den Hafen.

Von Neuves Maisons nach Toul

In Neuves Maisons ist auch das nördliche Ende des Canal des Vosges. Entlang des Radweges wechseln sich schöne Seen mit Industrieanlagen ab. Ich mache einen Stop am Hafen des großen Stahlwerkes, beobachte eine Zeit lang den riesigen Kran, der Metallschrott aufnimmt und auf einer Halde ablagert. Fahrende Schiffe sehe ich heute nicht. Ein Stück weiter verpasse ich eine Abzweigung. Statt auf der linken Moselseite auf dem Radweg zu fahren, radele ich auf einem Schotterweg über den Damm zwischen Kanal und Fluss, bis irgendwann Ende ist. Nur noch holprige, unbefestigte Wege, die wahrscheinlich auch irgendwo enden. Ich beschließe, mein Rad über eine schöne, unberührt wirkende Wiesen- und Waldlandschaft zu schieben, um eine geeignete Stelle zu finden, an der ich Mittagsrast machen kann. Und die finde ich bald. Es ist sogar eine super Badestelle. Hier kommt wohl auch niemand her, also Klamotten aus und dann: ja, tatsächlich nehme ich mein erstes Bad überhaupt in der Moselle. Nach dem erfrischenden Bad ist es herrlich, das Wasser, den Wind und die Sonne, die nur ab und zu von Wolken bedeckt wird, auf und die Erde, auf der ich liege, unter meinem Körper zu spüren, dabei das glucksende Wasser zu hören und die Wasserläufer auf dem seichten Uferwasser zu beobachten.

Kurz hinter Neuves Maisons endet der Canal des Vosges. Ich bin vom Radweg abgekommen und radele auf dem Damm zwischen Fluss und Kanal.

Kurz hinter Neuves Maisons endet der Canal des Vosges. Ich bin vom Radweg abgekommen und radele auf dem Damm zwischen Fluss und Kanal.

Dafür finde ich diesen herrlichen Rastplatz und nutze die Gelegenheit für mein erstes Bad in der Mosel.

Dafür finde ich diesen herrlichen Rastplatz und nutze die Gelegenheit für mein erstes Bad in der Mosel.

Lebensraum der Wasserläufer: Das seichte Uferwasser. Während ich entspannt hier rumliege, schaue ich ihnen zu.

Lebensraum der Wasserläufer: Das seichte Uferwasser. Während ich entspannt hier rumliege, schaue ich ihnen zu.

Nach der Pause geht es, erfrischt und ausgeruht, weiter auf dem Radweg, den ich schnell wiederfinde, durch das Moseltal. Die Landschaft kommt mir hier -als gebürtiger Moselaner- schon ziemlich vertraut vor. Kleinere Dörfer, Wiesen, Weiden und Wald. Bei Maron werden Radfahrer umgeleitet. Sie müssen auf der gegenüberliegenden Moselseite auf der Straße einen langen Anstieg bewältigen- bis ganz nach oben-, bevor sie in Villey-le-Sec wieder runter zur Mosel fahren können. Dann sind es noch 8 Kilometer nach Toul. Als ich dort ankomme, ist es bereits später Nachmittag. Ich will den Regionalzug um 18 Uhr nehmen, darum habe ich nur noch Zeit, um die beeindruckende gotische Kathedrale zu besuchen, die zwischen 1221 und 1496 erbaut wurde. Die monumentale Orgel auf der Empore finde ich bemerkenswert. Später lese ich, daß sie über 70 Register und unglaubliche 4896 Pfeifen verfügt!

Die Westfassade der Kathedrale Saint-Etienne in Toul. Ein beeindruckendes Beispiel für den spätgotischen Flamboyantstil ( flamboyant = flammend).

Die Westfassade der Kathedrale Saint-Etienne in Toul. Ein beeindruckendes Beispiel für den spätgotischen Flamboyantstil ( flamboyant = flammend).

Mit Zug zurück nach Nancy

Anschließend radele ich noch ein wenig durch die engen Gassen und Straßen im Zentrum, bevor ich den Zug nach Nancy nehme. Das mittelalterliche Städtchen Liverdun, das ich mir gerne noch angeschaut hätte, sehe ich nur vom Zug aus. Ich möchte zu einem späteren Zeitpunkt nochmal hierherkommen.

Gasse im Zentrum von Toul

Gasse im Zentrum von Toul

Am Bahnhof in Nancy angekommen, fahre ich zum letzten Mal den langen Weg durch den dichten Verkehr hinauf nach Laxou. Im Hotel-Restaurant gönne ich mir heute ein köstliches Drei-Gänge-Menü.

© Jörg König, 2025
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Das ist das Tagebuch des zweiten Teiles meiner Moselreise von der Quelle bis zur Mündung in mehreren Etappen. Im Unterschied zur ersten Etappe bin ich diesmal nicht gewandert, sondern mit dem Fahrrad von Remiremont zum Dreiländereck Frankreich-Luxemburg-Deutschland gefahren, mit Abstechern entlang des Canal des Vosges und nach Nancy.
Details:
Aufbruch: 30.09.2024
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 10.10.2024
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Jörg König berichtet seit 7 Monaten auf umdiewelt.
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