La Moselle - Eine Reise auf den Spuren eines Flusses, Teil 2

Reisezeit: September / Oktober 2024  |  von Jörg König

9. 10. 2024, Ein Regentag mit Burgbesichtigung

Ein Tag in Manderen, Besuch des Château de Malbrouck, Mi., 9.10.2024

Ein total verregneter Tag, was mich aber nicht stört, da ich meine Tour ja gestern beendet habe und heute wieder ein Ruhetag angesagt ist. Das Château de Malbrouck, auch Burg Meinsberg genannt, nur wenige hundert Meter entfernt etwas oberhalb des Hotels gelegen, steht heute auf meinem Programm.

Château de Malbrouck in Manderen, nahe der französisch-deutschen Grenze

Château de Malbrouck in Manderen, nahe der französisch-deutschen Grenze

Die zwischen 1419 und 1434 errichtete Burg war Sitz von Arnould VI. von Sierck, einem einflussreichen und wohlhabenden Adligen aus einem alten Rittergeschlecht, der 1442 von Kaiser Friedrich II. zum Reichsgrafen ernannt wurde. Sein Sohn Jakob von Sierck wurde 1439 Trierer Erzbischof. 1930 wurde die Burg unter Denkmalschutz gestellt, was aber nicht verhindern konnte, daß sie 1945 von Granaten getroffen und in eine Ruine verwandelt wurde. Zwischen 1975 und 1998 wurde sie vollständig restauriert und ist - bis zu diesem Zeitpunkt- das zweitgrößte Restaurierungsprojekt in ganz Frankreich. Von Weitem sichtbar ist die quadratische Burganlage mit ihren vier Türmen hoch oben auf dem Meinsberg, oberhalb der beiden Dörfer Merschweiller und Manderen.

Innenbereich der vollständig restaurierten Burganlage

Innenbereich der vollständig restaurierten Burganlage

Blick vom Château de Malbrouck auf Manderen

Blick vom Château de Malbrouck auf Manderen

Ich habe immer Schwierigkeiten - trotz aller Faszination - mit solchen feudalen Gebäuden, sind sie doch immer auch Ausdruck von rücksichtsloser Aneignung von Ländereien, Reichtum und Macht, von der Kriegsgeilheit und der Unterdrückung und Verachtung des einfachen Volkes durch ihre herrschaftlichen Besitzer. Die Burg zieht viele Besucher an. Es gibt eine mediale Vorführung, die sich neueren archäologischen Erkenntnissen widmet; vor allem aber dient das Ambiente der Burg wechselnden Ausstellungen. Die derzeitige Ausstellung ist ganz dem Sport, genauer: dem Laufsport gewidmet und heißt: "L`art de courir" (Die Kunst des Laufens).

Trotz des verregneten Wetters kann ich es mir nicht verkneifen, noch ein Stück durch den Wald, über matschige Wege und klumpige, stoppelige Maisfelder zu spazieren. Hier habe ich nochmal die Gelegenheit, den fantastischen Ausblick über das unten gelegene Dorf Merschweiller hinweg ins Moseltal und weit darüber hinaus zu genießen. Ich sehe noch einmal die gigantischen Kühltürme von Cattenom, an denen ich gestern vorbeigefahren bin. Diese monströsen Anlagen überragen die Landschaft; der auströmende Dampf bildet riesige, kilometerlange Wolken. Wieder kommt mir das Bild in den Kopf, wie ich Mitte der 80er als Jugendlicher mit tausenden AKW-Gegnern, die aus der ganzen Region angereist kamen, auf der Baustelle stand. Als Demonstrant hätte ich mich damals wohl nicht bezeichnet. Aber es war ein Anfang. Später war ich auf vielen Demonstrationen und Kundgebungen zu verschiedenen Anlässen. Als politisch denkender Mensch war es mir oft ein Anliegen, mich mit Menschen zu solidarisieren, die die gleichen Anliegen hatten wie ich und mit ihnen auf die Straße -oder je nach Anlass auch auf Baustellen, Flughäfen oder wo auch immer - zu gehen. Ich hielt es fast schon für eine Art moralischer Verpflichtung. Im Laufe der Jahre bin ich aus verschiedenen Gründen immer seltener zu Demos gegangen. Ich halte diese Art von öffentlicher Willensbekundung und von Protest für unverzichtbar, bin aber selbst nicht mehr dabei. Oder vielleicht ja doch und demnächst wieder öfter!

Dinner im Hotel-Restaurant

Die Kommunikation mit meiner Gastgeberin und dem Kellner ist ein Mischmasch aus Französisch, Englisch und Deutsch. Ich bin mehr und mehr begeistert von der französischen Küche. Es geht nicht so sehr um die Menge, sondern vielmehr um Qualität. Egal, was ich bestelle, ob Käseplatte, Fischplatte, Frikadelle oder Lasagne: Es ist immer die Art der Zubereitung, die jedes Gericht köstlich macht. Jedes Mal, wenn ich die Gabel hochnehme und zum Mund führe, denke ich mir: Genau jetzt will ich diesen besonderen Moment genießen, jede Geschmacksnote bewusst wahrnehmen, das Flüchtige dieses Genusses erleben. Dazu Baguette, ein guter Wein oder ein Bier. Ich lasse es mir gut gehen. Klar doch! Ich habe Urlaub UND ich habe in den letzten Tagen ja auch eine ganz schöne Leistung vollbracht.

Morgen werde ich den französischen Teil meiner Moselreise zunächst beenden, aber mit der Option, wiederzukommen. Es gibt noch so viel zu entdecken.

© Jörg König, 2025
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Das ist das Tagebuch des zweiten Teiles meiner Moselreise von der Quelle bis zur Mündung in mehreren Etappen. Im Unterschied zur ersten Etappe bin ich diesmal nicht gewandert, sondern mit dem Fahrrad von Remiremont zum Dreiländereck Frankreich-Luxemburg-Deutschland gefahren, mit Abstechern entlang des Canal des Vosges und nach Nancy.
Details:
Aufbruch: 30.09.2024
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 10.10.2024
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Jörg König berichtet seit 7 Monaten auf umdiewelt.
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