Ans andere Ende der Welt

Reisezeit: Januar 2009 - Januar 2010  |  von Tobi und Nine

Golden Bay

11.4.09 - Der Weg zur "goldenen Bucht", an der Nordspitze der Südinsel, wäre sehr beschwerlich gewesen, wenn unser fleißiger Bus uns nicht pflichtbewusst über die kurvigen, steilen Straßen zu dieser abgelegenen Gegend gebracht hätte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Strecke irgendjemand öfter als unbedingt notwendig zurücklegt. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum die Einwohner des Städtchen Collingwood, so einiges verpasst zu haben schienen, was in den letzten vierzig Jahren im Rest der Welt passiert ist. Wir haben uns jedenfalls ins Jahr 1968 zurückkatapultiert gefühlt. (Ist Euch aufgefallen, dass ich mich in diesem Bericht sogar für die Vergangenheitsform entschieden habe? Ja! So, in die Vergangenheit katapultiert haben wir uns gefühlt...) Wo war ich? Ach ja: Collingwood. In den 60ern. Bei einem Spaziergang über den Wochenmarkt sahen wir doch sehr schnell ein, dass wir hier nicht hingehören. Alles was recht ist, und ich hab bestimmt nichts gegen Hippies, aber es gibt so einen Punkt, da verwandeln sich Harmonie und Spiritualität und positives Karma schlagartig in eine spontan aufsprudelnde Misanthropie. Und wenn das der Fall ist, dann sucht man sich besser einen Schlafplatz außerhalb einer Hippiesiedlung... Wir beschlossen also Collingwood für die Nacht zu verlassen. Vorher wollten wir aber noch schnell ein Brot kaufen. "Schnell" ist allerdings so eine Sache, in einer Enklave der Leistungsverabscheuung. In dem Laden unserer Wahl war noch eine weitere Person auf Lebensmittelbeschaffung und stand unglücklicherweise vor uns an der Kasse. Mindestens fünf Produkte im Einkaufskorb. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben einen Kassierer sooo langsam Preise in eine Kasse eingeben sehen. Vermutlich habe ich den Sinn der Aktion nicht verstanden. Vielleicht hat er beim Eintippen jeden Apfel und jede Kartoffel gesondert gewertschätzt und den Kräften der Erde für diese Geschenke ausgiebig gedankt. Man weiß es nicht. Ich will auch gar nicht näher drauf eingehen, sonst werde ich jetzt noch ganz kribbelig.

Auf dem Weg zurück in die Gegenwart machen wir einen Abstecher zu den Pupu Springs. (Und der Autor ist nun ebenfalls wieder in der Gegenwartsform angekommen) Ganz im Gegensatz zu dem schmutzigen Namen, der eher den Allerwertesten der Welt vermuten lässt, tritt an den Pupu Springs das reinste Wasser der Erde an die Oberfläche. Was ich persönlich zu bezweifeln wage, da die Neuseeländer Neuseeland als das umweltfreundlichste Land der Erde bezeichnen, gleichzeitig aber leere Batterien im Hausmüll entsorgen, beim Einkauf im Supermarkt gerne schon mal den Motor Ihres Geländewagens laufen lassen, Häuser etwa so gut isoliert sind wie ein offener Schuhkarton und Dosenpfand ebenso unbekannt ist wie Flaschenpfand. Ich möchte Neuseeland da mit Sicherheit nicht kritisieren, aber ich finde es doch immer befremdlich, das Länder oder Firmen oder Personen, die eine bestimmte Eigenschaft besonders hervorheben und an sich selber loben, doch meist die größten Versager auf diesem Gebiet sind. Würden in Deutschland auch nur 4 Millionen anstatt der 82 Millionen Menschen leben, dann hätten wir auch kein Energieproblem. Und die Luft wäre bei uns auch reiner. Entschuldigung. Das musste jetzt mal raus. Trotz allem muss ich gestehen, dass das Wasser der Pupu Springs doch wirklich unglaublich klar ist. So wie in allen neuseeländischen Gewässern. Aber man überzeuge sich selbst auf den nachfolgenden Fotografien:

© Tobi und Nine, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit einem Mitsubishi L300 fahren wir nicht nach Neuseeland aber immerhin für ein Jahr durch Neuseeland. Los gehts in Auckland... und da hört die Planung auch schon auf. Viel Spaß beim "Begleiten"!
Details:
Aufbruch: 28.01.2009
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 28.01.2010
Reiseziele: Neuseeland
Australien
Der Autor
 
Tobi und Nine berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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