Winter(p)aus(en)zeit

Reisezeit: Oktober 2008 - März 2009  |  von Nicole F.

Sulawesi

Nach Bali zog es uns nach Sulawesi. Wir haben noch 6 Tage bis das Visa auslaeuft. Der Office of Immigration in Bali wollte uns keine Verlaengerung geben. Die meinten, fliegt doch irgendwo hin und zurueck, dann kriegt ihr wieder 30 Tage. Nett.

Fluege nach Irian Jaya oder Papua NG haben wir auch nicht gekriegt. Die Wartelisten haben nichts gebracht. Niemand ist abgesprungen und ein Flug wurde mangels Passagiere gecancelt. So wie es aussieht, wird das nichts mit Irian Jaya und Papua NG. Aus der Traum. Es sei denn wir kriegen von den Philippinen noch eine Chance. Ich bin im Moment ziemlich gernervt. Nach Papua zu kommen, hatte ich mir einfacher vorgestellt. Aber man kann nicht alles haben und wir haben so viel nicht gesehen in Indonesien. Wir kennen nichts von Kalimantan, den Bunaken, Irian Jaya, die Malukken und in Sulawesi haben wir nur eine Woche usw. Wir muessen also zurueck nach Indonesien. Nur nicht bei dieser Reise.

Sulawesi. Wir kamen in Makkasar an, blieben einen Tag und nahmen den Nachtbus (10h) gaehn..... nach Rantepao ins Tana Toraja. Makkasar hat nicht viel zu bieten.. Es gibt das Fort Rotterdam, den Hafen und einen Markt aber es fiel uns schwer einen ganzen Tag rum zubringen.

In Tana Toraja dagegen koennte ich Wochen verbringen. Es ist wunderschoen gruen. Ueberall malerische Reisfelder. Berge. Trekking ist fantastisch. Die Menschen wieder sehr freundlich und hilfsbereit. Wir wurden zu einer Totenzeremonie eingeladen. Olaaaa hier wurde es ziemlich kompliziert. Ich versuchs mal euch zu erklaeren.

Wenn jemand stirbt (in unserem Sinne) ist er eigentlich nur krank und bleibt im Haus der Familie. Er/sie kriegt Essen und Trinken und dank neuster Technik Formalin, dass er/sie nicht stinkt. Die Beerdigung bzw. der Tot kommt erst wenn die Familie genug gespart hat fuer die Totenfeier und wenn alle Familienmitglieder aus komplett Indonesien es organisieren koennen an der Zeremonie teilzunehmen. Und das kann Jahre!!!!!! dauern.

Und die Zeremonie kostet ein Vermoegen. Es muss mindestens ein Wasserbueffel geopfert werden. Einer kostet 20 Mio Rupia und wenn er schwarz-weiss ist und blaue Augen hat sogar 100 Mio Rup. Alle Gaeste muessen bewirtet werden, wobei hier das ganze Dorf mithilft und kraeftig Kuchen backt. Vorher wird der Festplatz gebaut mit verschiedenen Logen und Empfangshallen.

Die Feier selbst dauert 5 Tage und hat um die 500 Gaeste und mehr. Es reisen ganze Doerfer an. z.B. Wenn eine Tochter des Verstorbenen ins Dorf des Ehemannes gezogen ist, ist das ganze Dorf eingeladen. Natuerlich kommt keiner ohne Geschenk. Und das fuehrt dazu, dass hunderte von Schweinen ebenfalls geopfert werden. Manche bringen sogar Bueffel.

Wenn man ankommt, kriegt jeder Mann eine Zigarette zur Begruessung und jede Frau Bettelnuesse. Was nicht grad lecker ist aber man will ja nicht unhoeflich sein. Unser Gastgeschenk waren uebrigens eine Stange Zigaretten, die dankend angenommen wurde. Wir wurde staendig in eine andere Lodge eingeladen. Wurden ausgefragt und mit Tee und Kuchen bewirtet. Ich hab seit Monaten keinen Kuchen mehr gegessen - mmmhhhh.

Am ersten Tag wird der Leichnam auf den Festplatz gebracht und auf ein Dach gestellt, dass er/sie alles ueberblicken kann. Die ersten Gaeste reisen an. Am zweiten Tag reisen weitere an und es werden die ersten Schweine geschlachtet. Am dritten die Bueffel, am vierten ist das grosse Fressen und am fuenften wir der Leichnam in die Hoehle gebracht. Das wars. Ach ja, der Staat verdient selbstverstaendlich auch. Pro geschlachteten Schwein 50.000 Rp und fuer einen Bueffel 100.000 Rp an Steuern.

Die Schweinchen kommen an....

Die Schweinchen kommen an....

Die Enkel der Verstorbenen und die Kuchenladies....

Die Enkel der Verstorbenen und die Kuchenladies....

Der Superbueffel - 100 Mio Rupie.

Der Superbueffel - 100 Mio Rupie.

warten auf den Tod

warten auf den Tod

da oben drin liegt Omi

da oben drin liegt Omi

Der Trauerzug...

Der Trauerzug...

Wir hatten eine nette Unterhaltung in einer Loge und der Alte Herr hatte einen Bueffel geschenkt. Er fragte, ob wir morgen noch da waeren und als wir verneinten, sprach er mit dem Familienoberhaupt und arrangierte, dass sein Bueffel jetzt geopfert wird. Nett. Nicht noetig aber wenn er das moechte.... Naja, es hat lang gedauert bis er endlich tot war, der Arme. Danach verzogen wir uns und machten uns auf zu den Begraebnishoehlen.

Spezialitaet in Sulawesi. Fleisch mit Zwiebeln in Bambus gestopft und ins Feuer gelegt. Mit Chicken schmeckt das richtig gut. Die Schwarte von dem Schweinchen hier, moechte ich nicht essen...

Spezialitaet in Sulawesi. Fleisch mit Zwiebeln in Bambus gestopft und ins Feuer gelegt. Mit Chicken schmeckt das richtig gut. Die Schwarte von dem Schweinchen hier, moechte ich nicht essen...

Die Toten werden nicht in der Erde begraben. Das ist Platz-verschwendung, die Reisfelder sind wichtiger. Es werden also in die Felsen Hoehlen geschlagen. Pro Loch eine Familie. Uebrigens dauert es sechs Monate eines dieser Loecher in den Fels zu schlagen, Lohn fuer die Arbeit ist ein Bueffel. Es gibt kein Geld.

Wenn man zur hoeheren Klasse zaehlt und bei der Zeremonie mehr als 24 Bueffel opfert, darf man die Hoehle mit einer Tau Tau-einer Puppe schmuecken. Das ganze sieht ziemlich skurill aus.

Die Begraebnishoehlen mit den TauTau

Die Begraebnishoehlen mit den TauTau

Von aussen riesig, innen gibts nur 3 kleine Zimmer. Elternschlafzimmer, eins fuer Kinder (immer 5-8) und eins fuer Gaeste oder Tote.

Von aussen riesig, innen gibts nur 3 kleine Zimmer. Elternschlafzimmer, eins fuer Kinder (immer 5-8) und eins fuer Gaeste oder Tote.

Das sind keine Wohnhaeuser sondern Speicher fuer Reis.

Das sind keine Wohnhaeuser sondern Speicher fuer Reis.

Der Babybaum. Hier werden die Babys beerdigt, die sterben bevor sie Zaehne haben. Der Baum liefert Muttermilch und mit ihm waechst auch der Geist des Kindes und mit der Zeit wachsen auch die Loecher zu. Baum und Geist sind eins.

Der Babybaum. Hier werden die Babys beerdigt, die sterben bevor sie Zaehne haben. Der Baum liefert Muttermilch und mit ihm waechst auch der Geist des Kindes und mit der Zeit wachsen auch die Loecher zu. Baum und Geist sind eins.

Begraebnishoehlen

Begraebnishoehlen

Das Gruen Sulawesis

Das Gruen Sulawesis

Alles Reisspeicher

Alles Reisspeicher

Eine Tau Tau - wenn der zu Lebzeiten auch so aussah, uhhhhh.

Eine Tau Tau - wenn der zu Lebzeiten auch so aussah, uhhhhh.

Unsere Zeit in Indonesien ist zu Ende und das ist wirklich schade. Unsere Highlights sind eindeutig Mt. Bromo u Kelimutu und Banda Aceh mit Pulau Weh. Auf die Insel wuerde ich jederzeit wieder fahren und mich riesig drauf freuen.

Indonesien ist gross, sehr vielfaeltig und wir hatten wirklich viele schoene Erlebnisse. Auch wenn es einiges gab, was uns ab und an die Laune vermiest hat, ich hab es sehr genossen. Allerdings gibt es einige Dinge, die ich bis heute nicht verstehe. An die Welt da draussen ein paar Fragen.

Warum lassen sich die Maenner so unendlich lange Fingernaegel wachsen (waeeeee) und lackieren sie teilweise? Warum ist es ein Gluecksfall wenn man heisses Essen serviert bekommt. Und warum laufen so viele Frauen in ihren Pyjamas rum? Warum laesst man die Autos immer mit laufendem Motor stehen, selbst wenn man auf eine Runde Poolbillard in eine Bar geht? Warum sind so viele schoene Orte voll mit Muell und keinen interessiert es??? Und warum haben Katzen keine Schwaenze?

An euch viele Gruesse
Philippinen....ich komme

© Nicole F., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wer braucht schon Herbst und Winter? Dann doch lieber warmer Sommerregen in Südostasien. 6 Monate in Thailand, Malaysia, Indonesien, Papua Neuguinea, Philippinen, Vietnam oder was immer sich unterwegs ergibt!
Details:
Aufbruch: 04.10.2008
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 29.03.2009
Reiseziele: Thailand
Malaysia
Indonesien
Vietnam
Laos
Kambodscha
Der Autor
 
Nicole F. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.