Neuseeland

Reisezeit: September 2009 - Juni 2010  |  von Caroline Gustke

Hastings II, Hostelleben & Saisonarbeit

Samstag, 7.November '09. Mal wieder ein neuer Blogeintrag. Wir erleben hier zwar einige tolle Sachen, aber nicht mehr alle auf einen so geringen Zeitraum verteilt...

The Sleeping Giant Backpackers  (mit Hyunmi und Yeonjin auf der Veranda)

The Sleeping Giant Backpackers (mit Hyunmi und Yeonjin auf der Veranda)

Die letzten zwei Wochen haben wir also auf der Nektarinenplantage bei Johnny Appleseed gearbeitet - eine schrecklich eintönige und anstrengende Arbeit, bei gutem Wetter bis zu 8 ½ Stunden am Tag. Dieser Job ist natürlich wetterabhängig und so haben wir auch mal früher Feierabend oder die Arbeit fällt ganz aus. Wir haben uns auch schon um 6.oo Uhr aus den Bett geschält, um dann beim Frühstück zu erfahren, dass wir doch nicht arbeiten müssen. Na gut, also wieder ins Bett. Ich war kaum eingeschlafen, da wurde ich schon wieder wach gerüttelt: Arbeit ab 1o.oo Uhr, "da der Wind nun alles trocken gepustet hat". Tja, so kann's gehen. Nachdem wir den einen Tag in der Sonne gebrutzelt hatten, schlug das Wetter für einen Moment um und es fing plötzlich an zu Hageln, was dazu führte, dass die Arbeit am darauffolgenden Tag ausfiel...
Die letzte Woche war es aber sehr sonnig. Das Gras im Schatten zwischen den tausend Baumreihen läd zum Ausruhen ein, statt dessen denkt man aber oft an Sklaven, die für einen Hungerlohn in sengender Hitze eine niemals endende Arbeit ausführen müssen.

Wenn man nach der Arbeit für ein paar Stunden nicht mehr dran denkt, dann später im Bett aber die Augen zu macht, sieht man wieder die mit unzähligen Früchten beladenen Äste vor sich, das ist schrecklich...

Aber genug von der Arbeit. Das Leben im Hostel ist ganz schön. Letztes Wochenende haben wir zu Halloween mit allen ein großes Barbecue veranstaltet, das war super!! Und an dem Tag sind alle irgendwie einen Schritt weiter aufeinander zugekommen, sodass man nun viel freundschaftlicher miteinander umgeht. Das BBQ ging von mittags bis spät in die Nacht. Es war großartig. Wir haben uns vollgefressen, draußen gesessen und viel erzählt, viel gelacht, über Gott und die Welt diskutiert... - unter anderem so habe ich mir das Backpackerleben immer vorgestellt. J Um Mitternacht sind wir dann noch mit einigen anderem aus dem Hostel in einen Pub/ eine Disco - was auch immer - gegangen, wo die meisten Leute für Halloween verkleidet aufgetaucht waren, was sehr schön mitanzusehen war.
Das war mal ein besonderer Tag, an dem wir nicht zum Fernsehngucken verdammt waren.

Hostelleben:

Unser Sonntags-Mega-Frühstück.

Unser Sonntags-Mega-Frühstück.

Caro und unsere französische Zimmermitbewohnerin Chloe im Supermarkt

Caro und unsere französische Zimmermitbewohnerin Chloe im Supermarkt

Spieleabend mit Ronan, Francisco, Francois (ich, Caro)

Spieleabend mit Ronan, Francisco, Francois (ich, Caro)

Sun & ich

Sun & ich

Das Leben in unserem Chaos. Äußerst luxuriös und kreativ gestaltet: hinter mir (links) sieht man meine "Schubladen" (für den ganzen Krimskrams, den ich so besitze)

Das Leben in unserem Chaos. Äußerst luxuriös und kreativ gestaltet: hinter mir (links) sieht man meine "Schubladen" (für den ganzen Krimskrams, den ich so besitze)

Ein netter Spaziergang durch Hastings auf der Suche nach einem Klavier...

Ein netter Spaziergang durch Hastings auf der Suche nach einem Klavier...

...fündig geworden

...fündig geworden

Ich habe im letzten Bericht ja, glaube ich, schon geschrieben, dass mir die Musik hier so fehlt. In einer spontanen Aktion habe ich mir also eine spottbillige, aber ganz gute Gitarre gekauft. - Ich weiß, ich sollte sparen und tragen muss ich sie auch... Aber das ist es mir doch Wert. Ich meine es ist immer schön, eine Gitarre zu Hand zu haben und ich liebe doch diese Momente, in denen alle zusammen Musik machen. Außerdem lerne ich in den noch verbleibenden acht Monaten sicher einiges dazu. So. Gerechtfertigt.
Ich hab den Kauf auch noch keine Minute bereut. Natürlich haben sich viele wirklich über meine neuste Errungenschaft gefreut und ich musste sie auch schon an den einen oder anderen ausleihen. - Man muss den Leuten nur die Möglichkeit geben!
Am Freitagabend war mal wieder ein besonderer Abend: Caro, Francois aus Frankreich, Francisco aus Chile und ich haben zusammen gesungen. Stundenlang haben wir im Aufenthaltsraum Lieder geschmettert, eins nach dem anderen, das war so toll!!!! Natürlich gibt es auch ein paar Idioten hier. Joe, der eigentlich nicht Joe heißt, den Caro und ich nur so nennen, da er aus Australien kommt, und dessen Haare das einzig sympathische an ihm sind, hat erstmal doof grinsend den Fernseher lauter gestellt. Das gibt's doch nicht... Solchen Leuten würde man doch am liebsten... naja. Wir haben uns nicht stören lassen und sind einfach auch lauter geworden.
Ach, wie schön das war!

Ansonsten versucht man sich oft mal an der ein oder anderen Sprache, die hier im Hostel so verwendet wird. So wissen wir jetzt z.B., was auf koreanisch "Gute Nacht" und "Danke" heißt...
Immer wieder stößt man auf verwandte Wörter, das ist sehr interessant und es ist immer lustig, wenn man versucht, gewisse Sprachen auszusprechen oder irgendetwas davon zu behalten...

Dienstag, 10.November.

Meine Gitarre findet jeden Tag Verwendung, die Investition hat sich auf jeden Fall gelohnt. Samstagabende sind hier immer schön, da finden draußen kleine Partys statt und es ist besonders gute Stimmung. Tomo (aus Japan) hat eine Bassgitarre und so haben wir zusammen musiziert oder es jedenfalls versucht. Dann kam Francois noch dazu und wir haben sooo viele Lieder gesungen. Mal stieß der eine zu uns, mal der andere, um eine Weile mitzumachen - fantastisch!! So muss das sein.

Argentinien - Germany - Schweden - Frankreich - Chile

Argentinien - Germany - Schweden - Frankreich - Chile

Germany - Frankreich - Schweden - Germany - Korea - Finnland - Germany - Frankreich

Germany - Frankreich - Schweden - Germany - Korea - Finnland - Germany - Frankreich

Francisco, Francois, ich & Caro

Francisco, Francois, ich & Caro

ich mit Chloe, Tomás und Francois

ich mit Chloe, Tomás und Francois

Um Mitternacht ging der größte Teil des Hostels wieder in den Pub. Wir mussten allerdings erst noch unsere Singsession beenden, anschließend wurden spontan Pfannkuchen gebacken und um 2.ooam bin ich dann doch noch alleine los zu den anderen in den Pub. Man muss das Wochenende nutzen, die Tage sind sowieso immer zu kurz, vor allem wenn man um 5.oo pm müde von der Arbeit kommt und noch nicht geduscht und gegessen hat. Etwa eine Stunde später ging es mit all den Leuten vom Hostel wieder nach Hause. Da einige noch einen "leichten Appetit" verspürten, begann Sun, meine koreanische Zimmergenossin, die mal eine wunderbare Großmutter werden wird , um 3.oo Uhr morgens für etwa 10 Leute koreanische Pfannkuchen zu backen (mit Kohl und Möhren drin + scharfer Soße)... Ja, wir haben viel Spaß hier uns sind eigentlich immer satt.

Koreanische Pfannkuchen - ein Teller und zehn Gabeln...

Koreanische Pfannkuchen - ein Teller und zehn Gabeln...

Übrigens haben wir gerade so ein "Koch-Projekt". Caro und ich haben uns mit unseren drei Koreanern und Francisco zusammengetan und abwechselnd kocht jeder mal für alle. Da sind schon leckere Sachen bei heraus gekommen!!! Ich werde ganz viele Rezepte sammeln!!

Wie eine große Familie  Kim, Hyunmi, Caro, ich, Sun (und Francisco macht das Foto)

Wie eine große Familie Kim, Hyunmi, Caro, ich, Sun (und Francisco macht das Foto)

Montag hieß es dann wieder arbeiten. Leider kam schließlich der Regen dazwischen und nach vier Stunden konnten wir wieder nach Hause fahren, da wir klitschnass waren. Blöd - auch wenn man sich während der Arbeit die ganze Zeit an einen schöneren Ort wünscht. Es ist wirklich anstrengend und langweilig. Caro hat bereits ein Lied über Nektarinenbäume und unsere Arbeit gedichtet, um ihre Aggressionen zu verarbeiten. So weit haben die uns schon...

Keep smiling!!! Was für ein alberner Moment mitten im Regen, auf jemanden wartend, der uns nach Hause fahren könnte...

Keep smiling!!! Was für ein alberner Moment mitten im Regen, auf jemanden wartend, der uns nach Hause fahren könnte...

Am Dienstag kam dann aber die schlechte Nachricht: Wir haben von heute auf morgen alle unseren Job verloren. Das ist bitter. Einige wollte ein paar Monate dort bleiben und wir brauchen auch das Geld. Der Grund für die Kündigung ist der Hagel, der letzte Woche einen (zu) großen Teil der Früchte beschädigt hat. Auf etwa einem Drittel der Plantagen wird kein Thinning mehr gemacht. Somit gibt es also zu viele Arbeiter und zuerst werden die Backpacker rausgeschmissen, da die Firmen dazu
verpflichtet sind, die neuseeländischen Arbeiter vorzuziehen.
Ursprünglich war unser Plan, noch weitere zwei Wochen bei Johnny Appleseed zu arbeiten und dann runter nach Wellington zu reisen und noch vor Weihnachten auf der Südinsel zu sein. Allerdings haben wir bis jetzt nicht so viel verdient, dass wir wirklich Geld ansparen konnten, es hat nur unsere momentanen Ausgaben gedeckt. Unsere ersten Gedanken waren also erstmal, dass wir viel zu früh losreisen müssten, wieder ganz viel Geld ausgeben würden, dass wir das Hostel und all die netten Leute hier schon in wenigen Tagen verlassen müssten und sich nun sowieso alle in alle Winde verstreuen würden, denn auch die Leute die im Vineyard arbeiten, haben ihren Job verloren. Wir sind also nicht die einzigen mit diesem Problem. Miese Stimmung und Ratlosigkeit.
Es gibt aber noch Jobs hier, wir müssen nur ein paar Tage warten - und wir brauchen einen. Da man normalerweise aber mindestens vier Wochen bleiben muss, damit sich das Einarbeiten lohnt, müssen wir also mindestens bis Mitte Dezember hier bleiben. Was man nicht alles für einen Job tut. Gleichzeitig sind wir aber auch erleichtert. Wir fühlen uns gerade so wohl hier.
Hoffen wir also, dass mit dem neuen Job alles klappt.

Abschlussfoto: Sachan(?), Francisco, Caro, Tomo, ich, Koi,?, Yeongjin/Kim, Hyunmi, ?, Etana (Supervisor), Jean-Marie, ?, Boaz

Abschlussfoto: Sachan(?), Francisco, Caro, Tomo, ich, Koi,?, Yeongjin/Kim, Hyunmi, ?, Etana (Supervisor), Jean-Marie, ?, Boaz

Feierabend...

Feierabend...

© Caroline Gustke, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein langer Flug liegt hinter uns. 26 Stunden habenwir von Frankfurt bis Auckland gebraucht, mit einem 6 stündingen Aufenthalt in Seul, Südkorea... Wir haben den ersten Tag und die erste Nacht hinter uns. Jetzt wird erkundet, organisiert etc.
Details:
Aufbruch: 03.09.2009
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.06.2010
Reiseziele: Südkorea
Neuseeland
Der Autor
 
Caroline Gustke berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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